Leben ist Geist in allen Geschöpfen; erscheint im Menschen als individuelles Bewusstsein. In ihm ist Er erhöht, um teilhaben zu können an der unendlichen Schöpfung und deren Gestaltung. Dem Menschen verliehen sind viele göttliche Attribute und Fähigkeiten, um die Macht des Geistes und die feineren Kräfte des Lebens zu erkennen.
Monat: Juni 2022
Weisst du wie viel Sterne stehen…
Interpretin: Ester Ofarim
Originaltext (1837) Weißt du, wie viel Sterne stehen An dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wie viel Wolken gehen Weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, Daß ihm auch nicht eines fehlet, An der ganzen großen Zahl. Weißt du, wie viel Mücklein spielen In der hellen Sonnenglut? Wie viel Fischlein auch sich kühlen In der hellen Wasserflut? Gott der Herr rief sie mit Namen, Daß sie all’ ins Leben kamen, Daß sie nun so fröhlich sind. Weißt du, wie viel Kinder frühe Stehn aus ihren Bettlein auf, Daß sie ohne Sorg’ und Mühe Fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen Seine Lust, sein Wohlgefallen, Kennt auch dich und hat dich lieb.
Gott allein hat sie gezählet…
Wolken treiben vor dem Blau des Himmels, erhellen den grauen Horizont, breiten sich aus im ewigen Werden und Vergehen, zeigen die untergehende Sonne im Abendrot. Treiben lautlos zerfließend, in zahllosen Formen, wie Wellen am Strand. Entschwinden, die hehren Luftgestalten mit weißen Gewändern, schweigenden Gesichtern und Tiergestalten. Atmen die Sphäre des Himmels in die Schwere des Lebens, Wolkenwanderer, immer wiederkehrend in neuer Kreation, Leuchtend in vielen Nuancen. Inspiration für Tagträumer.
Vergänglichkeit
Ein stetig‘ Abschiednehmen von der Welt, ganz losgelöst von allem, das man liebte, sein kleines Glück, den Duft der Rosenblüte, es wird ein Traum, sobald der Vorhang fällt. Andenken nur noch einen Augenblick, Rückschau auf eigne Unvollkommenheiten. Entbund’ne Seele, alter Geist in körperlosen Zeiten - ein Mensch, der andren gab, gab von sich selbst ein Stück. Geheimnisvoll bist du, Vergänglichkeit! Der Menschen Bosheit, eitles Tun und Lassen, maskiertes Dasein hinter lügenden Grimassen, schließt du geduldig in die tiefe Ewigkeit. Was Schatten warf, beleuchtest du mit Licht, zeigst auf der Menschen Oberflächlichkeiten und was zum Nutzen für den Nächsten bleibt, das liegt in deinem Schutz für alle Zeiten.
Zogen einst fünf wilde Schwäne
Volks- und Antikriegslied aus Westpreußen, Ostpreußen und dem Memelland.
Interpreten: Zupfgeigenhansel – Erinnerungskultur der Heimatvertriebenen
Zogen einst fünf wilde Schwäne, Schwäne leuchtend weiß und schön. Sing, sing, was geschah? Keiner ward mehr gesehen, ja. Sing, sing, was geschah? Keiner ward mehr gesehn. Wuchsen einst fünf junge Birken Grün und frisch an Bachesrand Sing, sing, was geschah? Keine in Blüten stand, ja. Sing, sing, was geschah? Keine in Blüten stand. Zogen einst fünf junge Burschen Stolz und kühn zum Kampf hinaus. Sing, sing, was geschah? Keiner mehr kehrt nach Haus, ja. Sing, sing, was geschah? Keiner mehr kehrt nach Haus. Wuchsen einst fünf junge Mädchen Schlank und schön am Memelstrand. Sing, sing, was geschah? Keins den Brautkranz wand, ja. Sing, sing, was geschah? Keins den Brautkranz wand.
Tanz bei Vollmond
Die Energie, sie zieht wie ein Magnet an den Gedanken, die im Schlafe wachen, und mancher Traum-Impuls entsteht, wird Unsichtbares sichtbar machen. Da türmen sich gespenstige Gedanken, sie regen an den Geist der Fantasie. Der Mond, er füllt sich hinter Wolkenbanken, zeigt sich im fahlen Schein der Nostalgie. Bald treibt er meinen Schlaf in weite Ferne, doch seine Kraft hält wach und lässt ihn ziehn. Er kehrt zurück, nimmt mich bis an die Sterne - ich kann dem lang Ersehnten nicht entflieh‘n. Und als der Mond schon voll im kühlen Licht, erscheint der Mann im Mond, bittet zum Tanz. Frau Luna zeigt ein lächelndes Gesicht, wirbelt mit uns durch feinen Sternenglanz.
Ausgeflogen
Zwischen groben Ästen hängt ein Vogelnest; ist verwaist und leer, drin ein Schalenrest, und am unteren Stamm sitzt ein Federknäuel, schreit nach der Mama. – Warten wird zum Gräuel. Amselmama schwebt hin und wieder hin, Nest war schon zu klein und zu groß was drin. Aufgeriss‘nes Maul, wenn die Mutter kommt, sie stopft alles rein, was sie kriegen konnt‘. Ihre Brut wird groß, Mehrungsziel ist hin und von vorne los geht der Paarungssinn. Doch mit einem Mal ist kein Singen mehr und das kleine Nest ist verlassen, leer. Die Natur verstummt. Vögel ziehen fort. Dann kommt bald der Herbst; kälter wird’s am Ort. Alle Zeiten ziehn angedacht durchs Jahr, nächster Frühling kommt und das Vogelpaar. Baut sogleich ein Nest, neu, im feinen Licht, singt der Sonn‘ entgegen, die durch Zweige bricht. Fragt nie nach der Dauer ihres kleinen Lebens, folgt im leichten Flug ihrem Sinn des Strebens.
Stern an Stern
Tiefen des Himmels sucht mein Blick, seh‘ Stern an Stern, die Bilder alter Zeit; er gibt dem Staunen frei ein kleines Stück, bleibt bloßen Augen unerkennbar weit. In fernen Räumen wird das Gold der Nacht mit Sonnenstaub und Glanz des Lichts bestückt; ihr Dasein liegt in keines Menschen Macht, gestirnter Himmel, der sich selber schmückt. So groß bist du – ein magisch stiller Ort, treibst ruhig im Wellenspiel der Zeit dahin. Geheimnisvoll gesproch‘nes Schöpfungswort, du bist des Lebens Ende und Beginn.
Energie
wirbelt aus Tiefen in den Himmel hinein, unsichtbar, belebt den Atem der Welt. Tanzt mit wilden Gebärden, wie Herbstwind, der unbändige. Ruhelos treibt er hinauf und hinab wie die Geister, die wandern. Nimmt Altes mit sich, schafft Platz für neues Leben - den Wandel der Zeit!
Abend wird es wieder
Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Interpret: Rudolf Schock
Chorgemeinschaft Siegburg 1862
Studio-Orchester Köln
Dirigent: Fried Walter
Abend wird es wieder über Wald und Feld, säuselt Frieden nieder, und es ruht die Welt. Nur der Bach ergießet sich am Felsen dort, und er braust und fließet immer, immer fort. Und kein Abend bringet Frieden ihm und Ruh', keine Glocke klinget ihm ein Rastlied zu. So in deinem Streben bist, mein Herz, auch du: Gott nur kann dir geben wahre Abendruh'.