Das Licht, das hell sich dünkt

Paul Lacroix- Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne

Das Licht, das hell sich dünkt
und – ohne es zu sein –
des Lichtes Maske nimmt
und borgt sich seinen Schein
und prunkt damit:

Das ist der Herr der Welt,
der Hochmut, der euch reizt
zu tun, was ihm gefällt,
und der mit Lob nicht geizt
und nicht mit Schmeichelworten.

Streckt gierig ihr die Hand
nach eitler Macht nur aus,
um es ihm gleich zu tun,
dann baut ihr nur sein Haus
und könnt darin nicht ruhn.

Der hetzt euch ohne Ruh,
und ihr tragt ihm herzu
der falschen Werte Flittergold,
und wie ihr Lügen sucht,
ist euer Sold
die Lüge nur!
Die lebt so lang davon, dass sie zerstört,
bis sie mit dem Zerstörten untergeht.

Die Wahrheit aber schreitet durch die Lande,
sie ist so schön, dass sie des Schmuckes nicht bedarf
und nicht des Faltenwurfs im Lichtgewande.
Nicht Lob, nicht Tadel spendet sie.
Sie schweigt.

Doch wenn ihr Blick dich trifft,
dann sinkst du in die Knie…
und ohne Worte wird dir Wissen kund,
wenn stumm dich grüßt ihr ernster Mund.

<Ephides>

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

6 Gedanken zu „Das Licht, das hell sich dünkt“

  1. Herzlichen Dank für dieses Gedicht. Ephides Gedichte sind mir immer wieder so eine grosse Stütze, mein Leben lang. Und auch wenn ich dieses wohl schon kannte, so greift es mich frisch und erneut ins Herz 💛

  2. Ein Gedicht von Ephides, das mich wegen meiner eigenen Geschichte berührt; mit dem Unterschied, dass in meiner Geschichte die zerstörende Lüge leider nicht mit dem Zerstörten untergeht, sondern sich triumphierend erhebt…

    (Dass du das Gedicht hier in einen anderen Kontext stellst, weiß ich wohl. Ähnlich wie die Bibel lässt sich diese Gedicht äußerlich wie auch mit einem Innerlichkeitsansatz lesen. Der Untergang der Lüge mit dem Zerstörten erfolgt mit dem Gewissen, das die Schönheit der Wahrheit spiegelt. Nun gibt es leider Menschen, die kein Gewissen haben, keines hatten und nie haben werden. So triumphiert die Lüge im Außen für Viele, und im Gewissenlosen auch im Innern des Lügenden. Diesen Triumph gibt es nicht nur in meiner Geschichte, sondern auch im Klerus. „Das Licht, das hell sich dünkt
    und – ohne es zu sein – des Lichtes Maske nimmt und borgt sich seinen Schein und prunkt damit.“ Das schmerzt wahnsinnig.

    1. Es schmerzt umso mehr, weil viele Menschen immer noch verblendet sind.
      Leider tragen viele ‚Teufel‘ einen Heiligenschein und verstecken sich zwischen den Zeilen der Bibel.
      Die Kirche sinnt nicht nach dem, was göttlich, sondern was menschlich ist.

      Ich freue mich, dass Du Ephides kennst.

Kommentar verfassen