In wechselnden Dingen erhebt sich mein Leben, tief unten, noch atmend, die Ströme der Nacht; begraben vom Alltag, vom endlosen Streben, tief müde geschlafen, die Tage vollbracht. In unergründlichen Tiefen geschwommen, verwurzelt gehört, den unendlichen Klang. Von fernen Welten ein Rufen vernommen, ein Erwachen des Geistes im Körper begann. Ich spürte die Liebe der Heimat mir sagen, dass Leben ein Gipfel ist, den man besteigt, ein endloser Weg, zwischen Hoffen und Wagen, der von Gipfel zu Gipfel in Kreuzwege zweigt. Den geraden Weg mag ein jeder Mensch finden, die Dornen zu räumen, ist Lebenspflicht; zu gehn ohne Angst, zu höheren Gründen, zu Welten aus Liebe, Gottvertrauen und Licht.
Schlagwort: Lyrik
Aussichten
So sitze ich, wie‘s alte Leute machen, mit Ausblick auf die lebensreiche Welt, seh‘ hinter Fensterscheiben das Erwachen, und nachts den Mondaufgang am Sternenzelt. Ich weiß fast jeden Ablauf meiner Tage, das schwere Aufstehn und das Schlafengehn. Es freut mich, wenn ich mich ans Fenster wage und darf das Eichhörnchen da draußen sehn. Das Rotkehlchen knickst auf und nieder, verneigt sich lebensfroh und sorgenfrei. Mein Blick folgt jedem fliegenden Gefieder, und wenn die Amsel singt, ist winterfrei. Noch ein paar Wochen – sie wird wieder singen; das nahe Frühjahr zeigt schon erste Spuren. Werd‘ frische Blümchen in die Erde bringen; der Januar zeigt milde Temperaturen.
Heiliger Seelenschrein
Ich will euch künden, Kinder dieser Welt, was euer ist, was euer Seelenschrein verschlossen hält, bis ihr es wisst, bis ihr das Heiligtum in euch entdeckt, bis ihr gleich mir zum Künder werdet und die Andern weckt. Sie leiden hier, sie leiden euer Leid und wissen’s nicht, denn traumbefangen gehen sie dahin, und ihrer Seele Licht ist leidverhangen. Was sie erschaffen, wandelt sich zu Staub in ihrer Hand. Ihr nur dem Äußern zugewandtes Sein, sie nennen’s Pflicht; daß sie das Heiligtum entweihn, sie wissen’s nicht. Es führt sie kreuz und quer und führt sie weit ihr Wissensdrang; in sich zu gehn jedoch fehlt es an Zeit, denn dieser Gang, der nächste, kürzeste zum wahren Ich, wird erst getan, sieht man die Brücken brechen hinter sich und seinem Wahn. Die Antwort, die das Leben schuldig blieb, hier hört man sie, und Sehnsucht sänftigt sich und Leid und Lieb zur Harmonie. Und Gottes Odem löst, in ihm erwacht, leise und sacht, was ihn gefesselt hielt in banger Nacht, bis es vollbracht. <Ephides>
Wie ein Fließen
Ist, wie ein Fließen rauschender Gedanken, die durch die abendliche Stille strömen, durch Mauern und durch Türen, grenzenlos, in ferne Welten tragend ein Gewand der Nacht. Ganz Geist erfüllt, schwebt in der andachtsvollen Ahnung, der Fluss aus schimmernder Gedankentiefe, der silbrig glänzend fließt durch unsichtbare Zeit. Er windet sich in einem Bett aus Sternenstaub und Licht, nimmt fort des Tages bittere Schwere, entschwindet in die kosmische Unendlichkeit und kehrt zurück mit neuer Zuversicht.
Werte
Ein Ort, der sich in Tälern weitet, in bunte Düfte legt das Land und über Wiesen Zauber breitet, mit Sonnenschein als zartes Band. Ein Meer, das unergründlich tief, trifft Schaum gekrönt das feste Land, das mit dem Sturm die Wellen trieb, an einen ihm bestimmten Strand. Ein Heim, das Zuflucht ist und gut, wie Feuer, wärmend im Kamin. Ein Mensch, der gerne Gutes tut, für Gotteslohn, ohne Gewinn. Ein Leben, wie die ranke Rose, die unermüdlich aufwärts strebt. Nicht, wie die schöne Herbstzeitlose, die giftig auf der Erde steht. Ein Kind, das Liebe und Vertrauen mit auf den Weg ins Leben nimmt, wer darauf lässt sein Dasein bauen, bleibt auch im Alter noch ein Kind. Ein Mensch, der voller Seelennöte den Ruf des Großen Geistes hört, der im Geleit der Himmelsröte ihn voll Vertrauen heimwärts führt. EIN Gott – ruf ihn mit einem Namen, den du im tiefsten Herzen kennst; und auch den andren geb‘ dein „Amen!“, sie sind durch Ihn, wen du auch nennst.
Heilige Momente
Das Glück - vom Licht beseelte Liebe; ein kurzer Augenblick, der unvergessen bleibt. Ein Wort, als wenn’s ein Engel schriebe, es schwebt in Ewigkeit, durch alle Zeit. Ein tiefer Atemzug in der Sekunde, ein Wimpernschlag – vorüber ist der heilige Moment. Er pocht in dir, wie Blut in Endlosrunde, und manchmal spürst du, wie er in dir brennt.
Ausgekehrt
Macht diese Welt von Teufeln leer, schwingt fleißig eure Besen, dass sie bekehrt, vom Falschen her gesäubert, wird genesen. Breitet den lichten Teppich aus, lasst Augenblicke strahlen, damit in diesem Erdenhaus die Liebe wächst an Zahlen. Tanzt einen Reigen mit der Zeit - sie macht schier große Schritte; der edle Geist der Einigkeit erleichtert hohe Tritte. Bereitet Mensch und Tier ein Haus, in wohl willkomm’nem Rahmen, hört im erhabenen Applaus, wie Himmel uns umarmen.
Der Traum vom Christbaum
von Hoffmann von Fallersleben
Ich lag und schlief; da träumte mir ein wunderschöner Traum: Es stand auf unserm Tisch vor mir ein hoher Weihnachtsbaum. Und bunte Lichter ohne Zahl, die brannten ringsumher; die Zweige waren allzumal von goldnen Äpfeln schwer. Und Zuckerpuppen hingen dran; das war mal eine Pracht! Da gab’s, was ich nur wünschen kann und was mir Freude macht. Und als ich nach dem Baume sah und ganz verwundert stand, nach einem Apfel griff ich da, und alles, alles schwand. Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum, und dunkel war’s um mich. Du lieber, schöner Weihnachtsbaum, sag an, wo find‘ ich dich?
Kraft aus Licht
Fast alle Türchen stehen offen, noch vier, dann wird Bescherung sein; die Alten, Armen stehn betroffen vor festlich, schön geschmückten Reihen in Kaufhäusern, die angefüllt, mit Weihnachtsmännern mancher Art, dort lockt, was man mit schnödem Geld, verlegen kauft und rasch bezahlt. Die Kinder stehn kaum noch und staunen, das Christkind ist längst abgeschafft. Nur noch die Kleinsten können glauben, dass es sich selbst verschenkt, zur Nacht. Durch Glaubenskraft geborenes Wesen, Gestalt gewordene Kraft aus Licht, die Welt kann nur durch Dich genesen, wenn Du in unsere Herzen sprichst.
Winterwelt
Natur, berauscht von Licht und Leben, liegt ruhend in den Winterbetten. Der kalte Wind, ein frostig Beben, trägt Flocken auf die kargen Stätten. Frisch trägt die Luft die kühlen Träume bis in die fernsten Weltenecken. Macht aus den Kanten Rüschensäume, legt grünes Land in weiße Decken. Die Bäume strecken kahl die Äste, vom Schnee bedeckt, ein schweres Tragen, begrüßen flatterhafte Gäste; die träumen müd‘ von Frühlingstagen. Die Winterzeit geht in die Stille, hält mit der Welt den Atem an. Wo die Natur, mit neuer Fülle, das nächste Jahr beleben kann.