Heinrich Brey

Kunst- und Kirchenmaler Heinrich Brey
von Dr. Peter Lingens

Heinrich Brey war die zentrale Figur der niederrheinischen Kunst- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Er wurde am 12. Februar 1872 als Sohn eines Anstreichers in Kapellen (bei Geldern) geboren. Nach langer und gründlicher Ausbildung folgte ein künstlerisch und wirtschaftlich äußerst erfolgreiches Leben, das jedoch durch den Zweiten Weltkrieg, den Tod der Söhne und die Zerstörung seines prachtvollen Hauses einen herben Rückschlag erlitt. Heinrich Brey starb am 24. Mai 1960 in bescheidenen Verhältnissen in Geldern.

 Ausbildung

Seine Ausbildung dauerte noch rund 17 Jahre, nachdem er die Volksschule im September 1885 verlassen hatte. Vermutlich schloss sich zunächst eine Lehre als Anstreicher oder Dekorationsmaler an. Ab 1889 lernte er bei Friedrich Stummel in Kevelaer, im Anschluss daran (vermutlich in der 2. Hälfte der 1890er Jahre) war er bei Heinrich Lamers in Kleve, der ebenfalls ein bedeutender Kirchenmaler war.
Diese Jahre verbrachte Brey viel auf Reisen, die vermutlich durch Aufträge bedingt waren. Schon 1897 ist er in München nachweisbar. Teilweise sind wir über seine spätere Reiseroute informiert: Aus Kleve kommend meldete er sich am 12.8.1898 in Kevelaer an. Er zog auf die Antoniusstr. 1, also zu seinem Verwandten Heinrich Holtmann. Er blieb nicht lange. Am 28.11.1898 meldete er sich nach München ab. Am 11.2.1899 meldete er sich erneut in Kevelaer an; er kam aus München und zog auf die Hauptstr. 8. Am 8.6.1899 meldete er sich von der Antoniusstr. 1 ab und ging nach Kapellen.
Ab Oktober 1900 studierte er an der Münchner Akademie der bildenden Künste.
Im Herbst 1902 ließ er sich in Geldern nieder. Hier führte er bis zum Zweiten Weltkrieg ein großes Atelier mit mehreren Mit4arbeitern. Nach dem Krieg ernährte er sich durch das Malen und den Verkauf von Landschaften, Portraits oder Stilleben.

Bedeutung

Seine Bedeutung ist zweifach. Zum einen schuf er in seinem sehr langen Leben eine große Menge an Kunstwerken; diese entstanden darüber hinaus in den unterschiedlichsten Gattungen und Materialien:

Wandmalereien und Kirchenausmalungen
Heiligenbilder und Altargemälde
Polychromien von Altären und Skulpturen
Bemalte Kirchen- und Vereinsfahnen
Entwürfe für kunstgewerbliche Objekte (Goldschmiedearbeiten)
Entwürfe für Paramente und Bodenteppiche
Lebende Bilder (tableaux vivants)
Aquarelle und Ölbilder für private Kunden (Portraits, Landschaften, Stadtansichten, Tierbilder, Stilleben)
Grafiken (Holzschnitt und Linol)
Buchillustrationen für seine Schwester Henriette u.a.
Ehrendiplome und Urkunden
Werbegrafik

Seine besondere Stärke lag im Praxisbezug seiner Arbeit, seiner großen Erfahrung in den künstlerischen Techniken und seiner Fähigkeit, in verschiedensten Kunststilen zu arbeiten – in der Kirchenkunst der Zeit eine unabdingbare Anforderung.

So urteilte der Kölner Erzdiözesanbaumeister Heinrich Renard schon 1907 über Brey, ihm könne auf dem Gebiet der figuralen Wandmalerei „ein durchaus lobendes Zeugnis gegeben werden“, und Brey habe schon „bei der Ausführung vieler Kirchendekorationen mitgewirkt“. Er grenzt den Kunstmaler gegen die „Durchschnittsmaler“ ab, die in den „Kirchen herumpinseln.“

Hier zeigt sich schon der zweite Aspekt von Breys Bedeutung: Er hatte Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten des rheinischen und westfälischen Kunstlebens seiner Zeit. Zu nennen wären beispielsweise:

Johannes van Acken
Henriette Brey
August Dierkes
Heinrich Holtmann
Jakob Holtmann
Wilhelm Holtmann
Heinrich Renard
Josef Renard
Edmund Renard
Friedrich Stummel
Johann Vorfeld
Theodor Wieschebrink
Fritz Witte

Außerdem pflegte er überregionale Kontakte zu Personen des kirchlichen Lebens, der Kunstgeschichte, Kunst-Publizistik und Verwaltung. Alle diese Kontakte konnte er bei der Auftragsakquisition und -ausführung nutzen. Er setzte sie aber auch für seine Kollegen und Freunde ein: Künstlerische Zusammenarbeit und gegenseitige Beteiligung an Aufträgen waren damals die Norm.