Auf den Schwingen zur Ewigkeit
fliegt die Zeit ins Vergessen,
und was Mensch prägte, Freud und Leid,
was jemals er besessen,
ist nur des Körpers flüchtig Ding,
gelöst und frei vom Band der Welt;
woran er wuchs, woran er hing,
wird wieder unberührtes Feld.
Wie Staub ist alles hier auf Erden,
was längst verweht, schlecht oder gut,
bedingt das Blühen und das Werden
der Schöpfung Geist, des Lebens Blut.
Die Engel haben keinen Ruhm,
nur Geisteskraft – die Kraft zu dienen.
Gib uns die Kraft, dass wir posthum
den Staub der Ewigkeit besiegen.
Millionen Gedanken ziehn durch die Zeiten,
wie Flüsse zu neuen Ewigkeiten,
wie welke Seelen aus alten Tagen,
die einst geliebt, gelebt und begraben,
deren Körper nährten den Staub der Erde,
die dort verharren, zum neuen „Es werde!“
Die den ‚Jüngsten Tag‘ als Befreiung erlebten,
der den entrückten Seelen Körper gegeben,
sie wollten voll Hoffnung die Zukunft schauen,
doch hier sind nur Schatten, die Welt im Grauen.
Anheimfallen wird der Endlichkeit,
was Schatten wirft vor dem Licht der Zeit.
In die See, dessen Tiefe Vergängliches birgt,
zieht hinunter, was falsch ist, verdorben und stirbt;
ihr Wellenspiel löscht den Trieb dieser Welt,
dem Eitelkeit und Selbstsucht vorangestellt.
Doch die Tiefen der See-len bleiben bestehen,
denn der Geist in ihnen wird niemals vergehen.
Ein stetig‘ Abschiednehmen von der Welt,
ganz losgelöst von allem, das man liebte,
sein kleines Glück, den Duft der Rosenblüte,
es wird ein Traum, sobald der Vorhang fällt.
Andenken nur noch einen Augenblick,
Rückschau auf eigne Unvollkommenheiten.
Entbund’ne Seele, alter Geist in körperlosen Zeiten -
ein Mensch, der andren gab, gab von sich selbst ein Stück.
Geheimnisvoll bist du, Vergänglichkeit!
Der Menschen Bosheit, eitles Tun und Lassen,
maskiertes Dasein hinter lügenden Grimassen,
schließt du geduldig in die tiefe Ewigkeit.
Was Schatten warf, beleuchtest du mit Licht,
zeigst auf der Menschen Oberflächlichkeiten
und was zum Nutzen für den Nächsten bleibt,
das liegt in deinem Schutz für alle Zeiten.
Treibholz im Meer der Ewigkeit,
gestrandet an den Bergen letzter Sicht,
im Tal der Sonne steht die Zeit,
bevor sie taucht ins rote Licht.
Wolken, sie treiben mit dem Wind,
zeichnen am Himmel Flüchtigkeit,
so wie sein Hauch durch Dünen rinnt,
wenn er über die Wüsten streift.
Die Einsamkeit hat zarte Stimmen,
ihr Klang ist hell und ewiglich,
wie die Choräle will er singen,
bis er am Schall der Welt zerbricht.
Die Sonnenhand zeigt letzte Spuren
des Menschseins kurzer Erdenpflicht,
gekrönte Vielfalt der Kulturen,
die wie Atlantis schnell zerbricht.
Vor einer kleinen Ewigkeit bin ich geboren,
die große öffnet bald ihr Tor.
Mein Bündel „Hoffnung“ hab ich nie verloren,
obwohl ich oft schon stand davor.
Was man im Lebenskampf versäumt,
an Glück im irdischen Gewand,
ist wie im Augenblick erträumt
und leicht zerdrückt in einer Hand.
Die Ansicht Gottes auf die Freude
ist nur Moment von uns zu ihm.
Es zieht sein Licht in hellem Kleide
durch alle Möglichkeiten hin.
Was einst verworfen, wird nie wiederkehren,
doch mahnend bleibt der Augenblick,
er wird uns eines Besseren belehren:
Hinter dem Tor gibt’s kein Zurück.
Aus dem Poesiealbum meiner Mutter: „Lass die Winde stürmen auf der Lebensbahn, ob die Wogen türmen gegen deinen Kahn. Schiffe ruhig weiter, wenn der Mast auch bricht. Gott ist dein Begleiter. Er verlässt dich nicht.“
Monate und Jahre vergehen wie im Flug. Es ist schon ein Kreuz mit der Zeit. Sie belastet den Alltag der Menschen. Allerdings ganz anders als zu Luthers Zeiten. Damals, als die Kirchen noch gut gefüllt waren, maß man dem Kirchenjahr eine große Bedeutung zu. Das tut man noch Jahrhunderte später. Obwohl ich mich von der Kirche entfernt habe, frage ich mich: Welche Bedeutung hat das Kirchenjahr heute noch?
Es beginnt mit dem 1. Advent in der dunklen Jahreszeit, nachdem der depressive November seine Nebel lichtet, wieder durchlässig wird für die Strahlen des Lichterglanzes. Eine Geburt kündigt sich an; etwas ganz Neues von größerer Reinheit soll entstehen. Nur deshalb wird Maria als unberührte Jungfrau und dennoch als Mutter dargestellt. In der Adventszeit beginnt die Zeit der Besinnung. Die Hektik des Alltags soll draußen bleiben. Man besinnt sich auf das was wichtig ist, begegnet Liebe und Einsamkeit mit anderen Gefühlen als sonst.
Im neuen Jahr dann, darf das ‚geborene Kind‘ ganz zur Entfaltung kommen. Es bringt Hoffnung auf einen neuen Frühling, auf Licht und Leben. Es ist die Zeit, in der Unkraut und Weizen noch durcheinander wachsen. Die Zeit der Ernte scheint noch weit. Viele Blüten werden sterben müssen, um anderen das Leben zu ermöglichen. Fastenzeit und Passion – Zeit der Leiden, des Sterbens und der Wiederauferstehung. Mensch und Natur entdecken die göttliche Kraft des Werdens.
Sommer – ermüdender Alltagstrott. Man kommt zurecht, wenn auch langsam unter der Hitze der Alltäglichkeiten.
Erntedankfest – die Speicher sind gut gefüllt für den Winter. Die Felder liegen brach. Bald fegen die Herbstwinde darüber und uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern. Aber es bleibt eine Hoffnung auf einen neuen Frühling, darauf, dass der Tod nur eine Wandlung ist.
Der Ewigkeitssonntag beendet den Jahreskreis und alles beginnt aufs Neue. Wir sind nicht allein auf diesem Weg, der uns nach dem Lebenssinn fragen lässt.
Man sagt: „Planen ist alles!“ – Eine aus der Hektik des Alltags geborene Halbwahrheit. Lebenszeit lässt sich nicht planen. Mein Sohn ist ohne vorheriges Anzeichen gestorben. Die Hektik des Alltags und die Einstellung der Menschen hat seine Lebenszeit verschlungen. Nun muss ich das Gefasstsein üben und frage mich, was wirklich wichtig ist.
Das ‚Christ-Kind‘ wird trotzdem zur Welt kommen, alles Negative über Bord werfen und uns an das Lebenswerte in dieser Welt erinnern. Das sehe ich als Sinn dieses Geburtstages, auch wenn der genaue Zeitpunkt nirgendwo bestätigt ist.
Der christliche Geist trägt das zeitlos Liebevolle in sich und wird unser Herz durch schöne Klänge für angenehme Dinge öffnen und Familien zusammenführen. Er lässt uns nicht vergessen, dass die Liebe zu Gott auch Nächstenliebe heißt. Das schließt auch die Tiere mit ein.
Gelassenheit müssen wir lernen. Sich selbst nicht mehr so wichtig nehmen. Die Zeit zurückdrehen, in der die Kirchturmuhren noch halbstündlich läuteten. Eine Oase finden, in der die Hektik der Zeit draußen bleibt.
Foto: Gisela Seidel
Anmerkung: Diesen Beitrag hatte ich schon 2020 teilweise veröffentlicht. Ich stelle ihn nochmals ein, weil er immer aktuell sein wird.
Hier sei noch einmal erwähnt, dass ich nicht den Bibel forschenden „Zeugen Jehovas“ angehöre, wie es von Seiten eines evangelischen Pfarrers behauptet wird.
Diese Seiten und Beiträge habe ich vor ca. zwei Jahren begonnen zu schreiben. Einige Leser haben mich begleitet, andere haben sich zurückgezogen und das Abo gelöscht, wieder andere sind leider verstorben. Ich möchte an dieser Stelle allen danken und ihnen einen Weg wünschen, der mit Seelenfrieden und Liebe gepflastert ist.
Für mich ist es schwierig, mich in so manche Glaubensansichten hinein zu denken.
Atheisten glauben demnach an nichts. Ein sinnloses Leben, das irgendwann endet und im Nichts verläuft.
Anhänger des Christentums findet man in der katholischen und in der evangelischen Kirche, obwohl deren Glaubensrichtungen völlig auseinander laufen. Ob Heilige Schrift und deren Überlieferungen oder lediglich die Heilige Schrift, vieles ist nicht vergleichbar.
Beide beten „Dein Reich komme…“. Was ist das für ein Reich? So wartet man die Wiederkunft Christi, obwohl Jesus zu Lebzeiten sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Demnach soll Gott die Menschen der Endzeit für die neue Welt auswählen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Zunächst der Schlaf bis zum ‚Jüngsten Tag des Gerichts‘, dann das Erwachen im alten Körper des längst Verstorbenen, das Urteil, die Verdammnis und möglicherweise Vernichtung?
Das stellt nicht den liebevollen, gerechten Gott dar. Da hat Gott eher menschliche Züge, die sich in den Kirchen widerspiegeln.
Wer sündigt, kommt in das Fegefeuer und in die Hölle. Hinzu kam die Erbsünde, die den Gläubigen ein schlechtes Gewissen machen sollte. Die alten Glaubenssätze mussten Platz machen vor neuen theologischen Grundgedanken und den weltlichen, wirtschaftlichen Überlegungen der Priester.
Daran soll ich glauben? Das ist Willkür! Das ist Sünde! Sünde ist immer eine Tat, die bewusst begangen wird, um anderen zu schaden und um sich selbst zu bereichern.
Die größtenteils ungebildete Volksmasse der frühen Zeitalter wurde ohnehin dumm gehalten. Sogar das Lesen der Heiligen Schrift war dem Normalsterblichen des Mittelalters unter Todesstrafe verboten. Die Lehre von der Wiedergeburt passte ganz und gar nicht zur Katholischen Schriftauslegung, denn sie entschärfte deren ‚Druckmittel‘ der Angst machenden ewigen Höllenqualen, der Verdammnis und des Gerichts. Für den Verkauf der Ablasszettel, mit dem der Bau des Vatikans und die Inquisition finanziert worden sind, brauchte man keinen gerechten Gott. Den konnte die Kirche nicht für ihre Zwecke einsetzen. Ein ungerechter, strafender, blutrünstiger und böser Gott wurde erfunden, der seine „Kinder“ tötet und nicht liebt – genau wie im Alten Testament.
Der Klerus führte die Beichte ein und zog dem ohnehin armen Volk den letzten Heller aus der Tasche, mit der Lüge, die Priester könnten im Namen Gottes Sünden vergeben. Welch perfides, teuflisches Unterfangen! Eine Anmaßung, die noch heute praktiziert wird.
Der mittlerweile heiliggesprochene Hieronymus war Werkzeug des Papstes Damasus I., der ihn zu seinem Sekretär machte, der selbstverständlich gehorchen musste, auch wenn es Hieronymus nicht gefiel. Dieser hatte sich in vielen asketischen Jahren zunehmend in theologische Werke vertieft, machte Abschriften, verfasste Briefe und lernte Hebräisch. Im Jahr 379 wurde er zum Priester geweiht und kehrte dann nach Rom zurück. Dort übersetzte er im Auftrag des Papstes die Bibel ins Lateinische. Diese Texte, die sogenannte „Vulgata“, sind immer noch für die Katholische Kirche verbindlich. Bis vor einigen Jahren kamen ungetaufte Kinder in die Hölle; daraus wurde dann Anfang der 50er Jahre die Vorhölle gemacht, was nicht weniger schauderhaft ist.
Viele Menschen, die Anhänger der Kirchen sind, warten auf das ‚Jüngste Gericht‘ und auf ein Weiterleben in ihrem alten Körper in einer neuen Welt. In Luk 17, 20 antwortet Jesus dem Pharisäer auf dessen Frage „Wann kommt das Reich Gottes?“ „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: Da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
Michael Leopold Lucas Willmann (1630-1706)
Wenn man sich beispielsweise das Bild der Bibel „Jakob und die Himmelsleiter“ ansieht, sieht man ein Traumbild, das aufzeigt, dass alle Menschen dazu in der Lage sind, sich Gott zu nähern oder sich weiter von ihm zu entfernen. Die Engel sind demnach hilfreiche Kräfte, die unterstützend zur Seite stehen.
An Reinkarnation wurde im Judentum schon immer geglaubt, wenn auch in anderer Form, als bei Hindus und Buddhisten. Den alten Kirchenvätern war die Tatsache der Wiedergeburt durchaus bekannt. Das aufstrebende Christentum verlor jedoch die alten Glaubenssätze. Bibelstellen, die die Reinkarnation ‚beweisen‘ sollen, sucht man weitestgehend vergebens. Zu sehr hat die Katholische Kirche diese in den Schriften ausradiert, um den armen, gläubigen Menschen ein schlechtes Gewissen vor Gott zu machen.
Hat der Mensch nur ein Leben, für das er am Ende der Zeit Rechenschaft ablegen muss? Wenn es beispielsweise um mich geht, lebe ich garantiert als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Mal. Aber was ist mit Seele und Geist? Beim Tod löst sich die Seele vom Körper; durch ihre Unsterblichkeit ermöglicht sie die individuelle Fortexistenz der Ur-Person. Doch erst der göttliche Geist macht aus der toten Materie eine lebendige. Wiedergeburt liegt demnach ganz und gar in Gottes Hand.
Niemand weiß, was er früher einmal gewesen ist, und ob er einst auf der guten ober der bösen Seite gestanden hat. Jeder von uns war schon mal in einer Situation, in der er sich gefragt hat: „Warum passiert gerade mir das?“
Geschieht das Leben in einem unendlich langen Zeitraum, wie zu einem Kreis geschlossen, ohne Anfang und Ende? Gott existiert in einem zeitlosen Raum. Kann ein Mensch so etwas denken, ohne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…ohne Zeit? Ein schweres Gedankenkonstrukt!
Christus hat uns durch seinen Tod die Türe zum ewigen Leben geöffnet. Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten! In Joh 11, 25 sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Er hat aber auch gesagt, dass Glauben alleine nicht reicht. Der Mensch muss danach leben!
In der Bibel sind die meisten Spuren ausgelöscht, die auf Reinkarnation hinweisen könnten. Doch wenn man genau liest, lassen sich noch einige dieser Stellen finden.
Der Thomasevangelium enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung der Evangelien gezählt. Es ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten. Dennoch möchte ich auf das Kapitel 84 aufmerksam machen:
Jesus sprach: Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr erfreut sein. Aber, wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht sterben, noch sich offenbaren, wie viel werdet ihr dann ertragen?
Hiob 33, 28-30: „Er hat mein Leben bewahrt vor der Grube, und meine Seele schaut mit Lust das Licht.“ Siehe, dies alles tut Gott zweimal oder dreimal mit dem Menschen: Er holt seine Seele zurück aus der Grube, dass er sich freue am Lichte des Lebens.
Ich freue mich am Licht des Lebens…auf den neuen Frühling und auf jeden Strahl der Sonne, die ihre Wärme in alle Welt schickt.
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