Des Nachts ging ich spazieren,
vorbei an Feld und Flur;
im geistigen Flanieren
verliert sich meine Spur.
Hob ab vom harten Boden,
schwebte die Straßen lang,
bis körperschwere Sorgen
entschwanden meinem Gang.
Wie trunken war mein Wandeln,
ganz ohne Schmerz und frei,
so, dass mein Trieb und Handeln
der Weg zur Wahrheit sei.
Unendlich schien mein Sehen,
im schrankenlosen Viel;
so klar war das Verstehen,
als ob‘s vom Himmel fiel.
Ganz leer, doch voller Habe,
die körperlos mein Eigen,
trug meine Geistesgabe
mich hin, im ew’gen Reigen.
Die Endlichkeit des Schwebens
als Lebenstraum begrüßen,
durch tausend neue Leben
das Ziel erkennen müssen.
Schlagwort: Ewigkeit
Zur Ewigkeit
Ewig soll‘n sie währen, diese Leben, ausgegossen aus dem heil’gen Gral, wie ein Tropfen Heiltrank aus dem Lichte, in nicht feststellbarer großer Zahl. Auferblühn zu neuer Kraft und Stärke, voller Lichtgedanken und Ideen, die in guten Taten ihrer Werke, mit dem Siegel „Göttlichkeit“ versehen. Aufgerichtet aus dem Tal der Trauer, als der Trost der Heilung Lehre nahte, im Berühren Christus Traumgewandes, sich die Liebe Gottes offenbarte. Wie ein süßes Lied, ein Kinderlachen – wie das Sehnen nach der Mutterhand, geht ein Streicheln durch die fiebrig‘ Wachen, tröstet sanft die Kranken, die es fand. Lernten, ihre Schmerzen zu verbergen, lächelten in Tränen und in Leid; über sich hinausgewachsen ist die Seele, fort von Dingen hier, zur Ewigkeit.
Schatz der Zeit
Auf den Schwingen zur Ewigkeit fliegt die Zeit ins Vergessen, und was Mensch prägte, Freud und Leid, was jemals er besessen, ist nur des Körpers flüchtig Ding, gelöst und frei vom Band der Welt; woran er wuchs, woran er hing, wird wieder unberührtes Feld. Wie Staub ist alles hier auf Erden, was längst verweht, schlecht oder gut, bedingt das Blühen und das Werden der Schöpfung Geist, des Lebens Blut. Die Engel haben keinen Ruhm, nur Geisteskraft – die Kraft zu dienen. Gib uns die Kraft, dass wir posthum den Staub der Ewigkeit besiegen.
Eitelkeit der Welt
Millionen Gedanken ziehn durch die Zeiten, wie Flüsse zu neuen Ewigkeiten, wie welke Seelen aus alten Tagen, die einst geliebt, gelebt und begraben, deren Körper nährten den Staub der Erde, die dort verharren, zum neuen „Es werde!“ Die den ‚Jüngsten Tag‘ als Befreiung erlebten, der den entrückten Seelen Körper gegeben, sie wollten voll Hoffnung die Zukunft schauen, doch hier sind nur Schatten, die Welt im Grauen. Anheimfallen wird der Endlichkeit, was Schatten wirft vor dem Licht der Zeit. In die See, dessen Tiefe Vergängliches birgt, zieht hinunter, was falsch ist, verdorben und stirbt; ihr Wellenspiel löscht den Trieb dieser Welt, dem Eitelkeit und Selbstsucht vorangestellt. Doch die Tiefen der See-len bleiben bestehen, denn der Geist in ihnen wird niemals vergehen.
Vergänglichkeit
Ein stetig‘ Abschiednehmen von der Welt, ganz losgelöst von allem, das man liebte, sein kleines Glück, den Duft der Rosenblüte, es wird ein Traum, sobald der Vorhang fällt. Andenken nur noch einen Augenblick, Rückschau auf eigne Unvollkommenheiten. Entbund’ne Seele, alter Geist in körperlosen Zeiten - ein Mensch, der andren gab, gab von sich selbst ein Stück. Geheimnisvoll bist du, Vergänglichkeit! Der Menschen Bosheit, eitles Tun und Lassen, maskiertes Dasein hinter lügenden Grimassen, schließt du geduldig in die tiefe Ewigkeit. Was Schatten warf, beleuchtest du mit Licht, zeigst auf der Menschen Oberflächlichkeiten und was zum Nutzen für den Nächsten bleibt, das liegt in deinem Schutz für alle Zeiten.
Treibholz
Treibholz im Meer der Ewigkeit, gestrandet an den Bergen letzter Sicht, im Tal der Sonne steht die Zeit, bevor sie taucht ins rote Licht. Wolken, sie treiben mit dem Wind, zeichnen am Himmel Flüchtigkeit, so wie sein Hauch durch Dünen rinnt, wenn er über die Wüsten streift. Die Einsamkeit hat zarte Stimmen, ihr Klang ist hell und ewiglich, wie die Choräle will er singen, bis er am Schall der Welt zerbricht. Die Sonnenhand zeigt letzte Spuren des Menschseins kurzer Erdenpflicht, gekrönte Vielfalt der Kulturen, die wie Atlantis schnell zerbricht.
Augenblick
Vor einer kleinen Ewigkeit bin ich geboren, die große öffnet bald ihr Tor. Mein Bündel „Hoffnung“ hab ich nie verloren, obwohl ich oft schon stand davor. Was man im Lebenskampf versäumt, an Glück im irdischen Gewand, ist wie im Augenblick erträumt und leicht zerdrückt in einer Hand. Die Ansicht Gottes auf die Freude ist nur Moment von uns zu ihm. Es zieht sein Licht in hellem Kleide durch alle Möglichkeiten hin. Was einst verworfen, wird nie wiederkehren, doch mahnend bleibt der Augenblick, er wird uns eines Besseren belehren: Hinter dem Tor gibt’s kein Zurück.
Zuflucht
Ich seh’ ein fernes Schimmern
am klaren Firmament,
das wie ein Hitze-Flimmern,
mir sehnsuchtsvoll entbrennt,
nach weiten Ozeanen,
nach bergesweißen Gipfeln,
nach langen Promenaden
und grünen Tannenwipfeln.
Nach unbefleckten Ecken,
fern von der Welten Nöte,
will sich die Seele strecken.
Ein Ort, der Zuflucht böte,
von weltlich lauter Plage,
geschützt vom Lärm der Zeit;
wo Gott die dunklen Tage
mit Regenbogen weiht.
Will bunte Brücken bauen,
zu einem Ort – so weit,
und dann verzaubert schauen,
den Platz der Ewigkeit.
Ewigkeitssonntag
Monate und Jahre vergehen wie im Flug. Es ist schon ein Kreuz mit der Zeit.
Sie belastet den Alltag der Menschen. Allerdings ganz anders als zu Luthers Zeiten. Damals, als die Kirchen noch gut gefüllt waren, maß man dem Kirchenjahr eine große Bedeutung zu. Das tut man noch Jahrhunderte später. Obwohl ich mich von der Kirche entfernt habe, frage ich mich: Welche Bedeutung hat das Kirchenjahr heute noch?
Es beginnt mit dem 1. Advent in der dunklen Jahreszeit, nachdem der depressive November seine Nebel lichtet, wieder durchlässig wird für die Strahlen des Lichterglanzes. Eine Geburt kündigt sich an; etwas ganz Neues von größerer Reinheit soll entstehen. Nur deshalb wird Maria als unberührte Jungfrau und dennoch als Mutter dargestellt. In der Adventszeit beginnt die Zeit der Besinnung. Die Hektik des Alltags soll draußen bleiben. Man besinnt sich auf das was wichtig ist, begegnet Liebe und Einsamkeit mit anderen Gefühlen als sonst.
Im neuen Jahr dann, darf das ‚geborene Kind‘ ganz zur Entfaltung kommen. Es bringt Hoffnung auf einen neuen Frühling, auf Licht und Leben. Es ist die Zeit, in der Unkraut und Weizen noch durcheinander wachsen. Die Zeit der Ernte scheint noch weit. Viele Blüten werden sterben müssen, um anderen das Leben zu ermöglichen. Fastenzeit und Passion – Zeit der Leiden, des Sterbens und der Wiederauferstehung. Mensch und Natur entdecken die göttliche Kraft des Werdens.
Sommer – ermüdender Alltagstrott. Man kommt zurecht, wenn auch langsam unter der Hitze der Alltäglichkeiten.
Erntedankfest – die Speicher sind gut gefüllt für den Winter. Die Felder liegen brach. Bald fegen die Herbstwinde darüber und uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern. Aber es bleibt eine Hoffnung auf einen neuen Frühling, darauf, dass der Tod nur eine Wandlung ist.
Der Ewigkeitssonntag beendet den Jahreskreis und alles beginnt aufs Neue.
Wir sind nicht allein auf diesem Weg, der uns nach dem Lebenssinn fragen lässt.
Man sagt: „Planen ist alles!“ – Eine aus der Hektik des Alltags geborene Halbwahrheit. Lebenszeit lässt sich nicht planen. Mein Sohn ist ohne vorheriges Anzeichen gestorben. Die Hektik des Alltags und die Einstellung der Menschen hat seine Lebenszeit verschlungen.
Nun muss ich das Gefasstsein üben und frage mich, was wirklich wichtig ist.
Das ‚Christ-Kind‘ wird trotzdem zur Welt kommen, alles Negative über Bord werfen und uns an das Lebenswerte in dieser Welt erinnern. Das sehe ich als Sinn dieses Geburtstages, auch wenn der genaue Zeitpunkt nirgendwo bestätigt ist.
Der christliche Geist trägt das zeitlos Liebevolle in sich und wird unser Herz durch schöne Klänge für angenehme Dinge öffnen und Familien zusammenführen. Er lässt uns nicht vergessen, dass die Liebe zu Gott auch Nächstenliebe heißt. Das schließt auch die Tiere mit ein.
Gelassenheit müssen wir lernen. Sich selbst nicht mehr so wichtig nehmen. Die Zeit zurückdrehen, in der die Kirchturmuhren noch halbstündlich läuteten. Eine Oase finden, in der die Hektik der Zeit draußen bleibt.
An den, der leis mich rief
Schweben im Meer der
Lautlosigkeit.
Der Lärm der Welt verklingt,
und um mich her versinkt,
wie schwerelos, die Zeit.
Sie trägt mich himmelan
und wirbelt mich im Tanz,
umhüllt und schließt mich ein
mit lichtem Strahlenglanz.
Erfüllt mich liebevoll
mit engelgleichem Traum;
glänzt wie ein kleines Licht
am großen Lichterbaum.
So frei, voll Harmonie,
in Quintenklangmusik,
geb’ ich mein Innen hin,
an DEN der leis’ mich rief.