Atlantis

von Ephides

Bild von Enrique Meseguer auf Pixabay
Dich, Atlantis, Land der Sage,
kennt mein Herz und sucht mein Sinn.
War ich Zeuge deiner Tage,
der ich heut ein andrer bin?

Hallten meine Schritte wider
von den Wänden aus Basalt
weit gewölbter Felsentempel,
alten Weistums Hort und Halt?

War ich kundig jener Künste,
deren Macht so leicht verführt,
hab' ich, Unheilzeichen deutend,
schon das Nah'n der Flut verspürt?

Über mir und meinen Fragen
rollt und rauscht das große Meer;
Flut und Ebbe sind sein Atem
bis zu deiner Wiederkehr.

Trägt nicht jeder Mensch Atlantis,
das versunk'ne Land in sich?
Rollen nicht die wilden Wasser
rauschend über jedem Ich? -

Doch die Tiefe wird sich heben,
bis die Flut an ihr zerbricht,
das versunk'ne Land der Sage
taucht dann auf - und hör: Es spricht!

Treibholz

Treibholz im Meer der Ewigkeit,
gestrandet an den Bergen letzter Sicht,
im Tal der Sonne steht die Zeit,
bevor sie taucht ins rote Licht.

Wolken, sie treiben mit dem Wind,
zeichnen am Himmel Flüchtigkeit,
so wie sein Hauch durch Dünen rinnt,
wenn er über die Wüsten streift. 

Die Einsamkeit hat zarte Stimmen,
ihr Klang ist hell und ewiglich,
wie die Choräle will er singen,
bis er am Schall der Welt zerbricht. 

Die Sonnenhand zeigt letzte Spuren
des Menschseins kurzer Erdenpflicht,
gekrönte Vielfalt der Kulturen,
die wie Atlantis schnell zerbricht. 

Eiszeit

Bild von Simon H. auf Pixabay

Die Sonne blinzelt durch die Scheiben,
als hätte sie an Kraft verloren.
Ich hab bei diesem Wettertreiben
wenig geschwitzt und viel gefroren.

Sind Pole längst verschoben worden?
Die Erde scheint ins ‚Aus‘ geführt.
Ist dort, wo Norden war, noch Norden,
die neue Eiszeit programmiert?

Kommt das, wo jetzt die Meere stranden,
was Menschen der Natur entrungen,
durch Überflutungen abhanden,
wie von Atlantis einst gesungen?

Gab es ein Land vor unsrer Zeit,
mit Geistesgrößen, die ertrunken,
Hochtechnisiert vor langer Zeit,
laut Platon längst im Meer versunken?

Unsterblich wollten sie sich machen,
mit machtbesessener Eitelkeit,
dann schluckte es des Meeres Rachen,
das einst gemachte Menschenreich.

Die Welt vergeht, sie treibt und wandelt,
was heute glänzt, ist morgen fort.
Die Menschheit forscht, sie lebt und handelt.
Zu spät? Ein andrer führt das Wort!