Über allen Wolken liegt der Strahlenglanz ungetrübter Sonne. Schenkst du dich ihr ganz, wird dein Leib nur unter Wolken gehen. Deine Seele aber wird von oben sehn, schneeig weiß, ein sonnbeglänztes Meer… Schau auf alle Dinge so: von oben her!
Ich kann nicht mehr! Mein Planen ist zu Ende und meines Hoffens kleine Stimme schweigt. Nur Steine sind’s, an die ich mich verschwende; sooft ich sie bezwing‘, drohn neue Felsenwände und mehren meines steilen Wegs Beschwer. Ich kann nicht mehr!
Zog ich nicht aus, dem Wunder zu begegnen, und stieg herauf, dem Lichte nahe zu sein? Und war bereit, zu glauben und zu segnen – und fand nur Stein!
Zurück ins Tal! Die Nebelgeister schweben und weben graue Schleier um die Stadt, in deren Schutz die Sehnsuchtslosen leben, die ihre Güter tauschen und den Blick nicht heben, wenn sich ein Lichtstrahl scheu zu ihnen stahl… Zurück ins Tal?
Nein! Lieber sterben angesichts der Sterne! Die nach mir kommen, nützen meine Spur, bis einmal einer siegt. Ich war ihm gerne der Wegbereiter nur.
Zwei Menschen suchten ihren Weg ins Leben, und einer wollte nehmen, einer geben. Das Lächeln Gottes schwebte über ihnen.
Und jedem ward das Seine. Denn es spiegelt das Leben unser Bild, das sonst verriegelt im namenlosen Grund und traumlos bleibt, bis uns Sein Ruf in die Bewährung treibt.
So trug des einen Gier, des andern Güte der Spiegel, ehe splitternd er versprühte, und wie ein See im Wind in Wellen brach.
Da sann der eine seinem Bilde nach und sprach: „Mein Bruder, sag, wie ging das zu? Ich hatte Glück – doch glücklich warst nur du!“
Das Tun liegt nicht in der Tat, denn sie ist nur die letzte Auswirkung des Tuns. Das Tun liegt auch nicht im Denken, denn die Gedanken sind die Zuleitungskanäle, die reines und getrübtes Wasser führen können.
Das Tun liegt jenseits des Werdenden und Gewordenem im Reich der Wirklichkeit. Dort seid ihr Mitwirker am Weltengeschick, dort fallen die Entscheidungen.
Auf Erden scheidet ihr die Taten in rechte und unrechte nach Rechtsbegriffen, die mit den Zeiten wechseln und damit beweisen, dass sie dem Reich der Auswirkung und nicht der Wirklichkeit angehören.
Die Menschen meinen die Welt verbessern zu können, wenn sie Taten erzwingen oder Taten unterdrücken. Aber sie setzen nur Gewalt gegen Gewalt, Irrtum gegen Irrtum.
Es will der Mensch den Frieden, aber er meint ihn erkämpfen zu müssen und bleibt damit auf dem Schauplatz des Kampfes und wundert sich, dass der Friede ihn flieht. Es sucht der Mensch einen Rastpunkt für seine Unrast, und sucht und sucht, und bleibt damit im Land der Rastlosigkeit und findet keine Stillung seiner Unrast. Es quält den Menschen, dass seine Gedanken, die Zuleitungskanäle, getrübtes Wasser führen, und er müht sich, das Wasser zu klären, und müht sich vergeblich, weil immer neues trübes Wasser zufließt.
Es gibt nur eines: Die Quellen aufzusuchen und mit ihrem reinen Wasser die Kanäle zu speisen. Dann wird das reine Wasser das getrübte Wasser ersetzen. In den Frieden einzutauchen, aus den Quellen zu trinken und so gestärkt den Frieden auch im Land der Unrast zu behalten.
Sich den Quellen zu nähern und mit jedem Schritt eine neue Erkenntnis, ein tieferes Verstehen, eine größere Liebe erwerben.
Und die Ereignisse, die der Mensch nicht beherrschen konnte, als er im Reich der Auswirkung gegen sie kämpfte, werden sich wandeln und werden sich verändern, weil er sich gewandelt und verändert hat.
Das ist der Sinn des Heilands-Wortes: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch dieses alles zufallen.“
Des Bewusstseins roher Diamant
braucht den Schleifstein Zeit, um aufzustrahlen,
Weltenzeiten, nimmer euch bekannt,
längst versunken unterm Meeressand,
habt durchmessen ihr in Lust und Qualen.
Wieder muss der harte Schleifstein Zeit
Kanten schärfen, matte Flächen glätten.
Wir Gefährten der Vergangenheit
sehn uns an im neuen Erdenkleid,
als ob wir uns nie verloren hätten.
Wenn ich in der großen Helle
eines neuen Tages stehe
und vom Ursprung meiner Quelle
ihres Laufs Gefälle sehe,
wird mein Wissen, hingerissen
nochmals ihren Weg begleiten,
niederstürzen von den Bergen,
um in Tälern sich zu breiten
und gesänftigt einzumünden
in das Meer der Ewigkeiten.
Wiederkehrend soll es künden
meinen Gang durch alle Zeiten.
Aber nicht auf gleichen Pfaden
kehrt mir fernes Wissen wieder
von des Urmeers Lichtgestaden:
Schimmernd taut es auf mich nieder,
seinen Regenbogen schlagend
und mein Sein zum Kreise schließend,
Ziel und Ursprung in sich tragend,
ewig neu und ewig fließend.
Ephides
Was weinst du, Kind? Weil deine Hoffnungen gestorben sind? Ach, Hoffnungen, die sterben können, sollst neidlos du dem Tode gönnen. Sie waren Schein, dem Leben lieh allein nur deine Seelenkraft, die immer wieder neue Hoffnungsbilder schafft.
Was weinst du, Kind? Es trug nur welke Blätter fort der Wind, doch deine Kraft des Grünens ist geblieben und schenkt dir größ’re Hoffnung, rein’res Lieben. Enttäuschung ist ein Meilenstein und misst den Weg und deine Kraft. Wohl dir, wenn er dir zeigt, wie nah das Ziel der Wanderschaft!
Was weinst du, Kind? Es war die Gotteshand, sie hat nur lind den Schleier von den Augen dir genommen. Das Ende deiner Täuschung ist gekommen, und du erschaust die Wahrheit, und erbaust ein neues Hoffnungsbild, das nicht von dieser Erde ist und darum ewig gilt!
Den Sorgen ledig und des neuen Lebens froh wandert eine Seele dem Licht entgegen, das sie in ihrem Erdendasein geahnt und beim Abstreifen des Erdenkleides erlebt.
Die Uhr bleibt stehen, wenn die Vaterhand nicht mehr aufzieht, weil ihr Umlauf vollendet, ihre Arbeit getan ist. Rastlos gehen die Zeiger und zählen die Stunden. Wenn sie stille stehen, ist das Zifferblatt leer und stumm. Der Sinn aber, der in der Uhr beschlossen lag, die Kraft, die die Zeiger vorwärts trieb, ist frei und wird in einem anderen Gehäuse beschlossen, einen anderen Umlauf beginnen und andere Stunden zählen, und wird dem neuen Werk denselben Willen, denselben Rhythmus aufprägen.
So ist nichts eine Unterbrechung, nur ein Vorwärts, ein Streben und ein Fluten in Wogen, die nacheinander und miteinander dem Meer entgegeneilen.
Wenn eine Seele daheim war in Harmonie und im Reich der Güte und Liebe, wenn sie stille war und in jenem Bewusstsein stand, dass alles durchströmend ausgeht von Gott und die Kette der Wesen durchfließend eingeht in den Ursprung – dann ist die Seele überall daheim, mag sie noch so viele Gehäuse durchwandern, und prägt jedem ihren Rhythmus aus und lässt die Zeiger jeder Uhr richtig gehen.
Dass ihr alle beschlossen sein mögt in dieser Kette und dass euer Wissen darum stark werde, das sei euch gewünscht, damit das Wandern von einem Gehäuse ins andere ein Beruhen sei im ewigen Selbst.
War’s nicht genug, dass der Menschen unzählige starben,
Stürzend, wie blühende Bäume, vom Blitze zerschellt?
Schleichet der Schatten, die Fackel gesenkt und die Stirne,
immer noch lüstern nach Leben durch unsere Stadt?
Wo er sein Auge erhebt, müssen Wesen ihm fallen;
Jetzt, nach den Menschen, die Bäume – das tröstliche Grün,
über Ruinen gebreiteter Schleier der Schönheit,
Spitzengardinen vor Fenstern, die keine mehr sind,
silbergewoben im Mondlicht. Lebendiger Atem
zwischen zerstürztem Gemäuer, das Leben begrub.
Ragende Stämme im Schutt und erhobene Häupter –
Beispiel und Sinnbild für uns, die wir Kämpfende sind.
Wehe der Welt, wenn die Not uns gebietet zu morden,
was wir bewundern! Und keiner weiß Trost uns denn ihr,
ihr meine Bäume! Noch sterbend in strahlender Flamme
senkt ihr den Segen der Sonne ins frierende Herz.
„Leben ist nicht genug“, sagte der Schmetterling. „Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören dazu.“ – Hans Christian Andersen im Märchen „Der Schmetterling“
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