Die Kunst

Selbstportrait Albrecht Dürer (1471-1528)
Kunst ist es nicht nur jenen zu gefallen,
die tiefen Sinn hinter der Hülle sehen;
betrachtend steht manch 'Weiser‘ in den Hallen
und deutet, was selbst Künstler nicht verstehen.

Kopfschüttelnd runzelt mancher seine Stirne -
„Ein Kunstbanause!“, kritisieren die Experten,
und viel zu Reiche zahlen, was die Künstler-Hirne
durch Anderssein und Kritzeleien verzerrten.

Ein Künstler ists, wenn sich des Kunstwerks Hülle
in wundersamer Schönheit selbst erklärt,
wenn sich sein Werk in bloßer Herzensstille
mit einem Seelenblick durch Liebe nährt.

Lichtvolle Auferstehung

an ein Land nach dieser Zeit

Quelle: Pinterest
Ich wünsche dir die Auferstehung aus Ruinen,
durch Hände, die dir selbst getreu und stark.
Gemartert ist dein Volk!
Von denen, die sich rücksichtslos bedienen,
den Tod nur bringen, alles nehmen bis aufs Mark.

Ich wünsche dir mit überzeugter Seele,
mit einem Herzen, das für Frieden schlägt,
dass sich kein Mensch mehr ringend quäle,
und dass nur Liebe eure Reihen prägt.

Ich wünsche dir in kühnsten Träumen,
auf jedem minenreich ‚bepflanzten‘ Feld
möge nur gute Saat sich breiten in den Räumen
und Wurzeln schlagen für die neue Welt.

Voll Hass die Peiniger, schweigend die Feigen,
die ganze Welt schaut deinem Ringen zu.
Du gehst den Weg nach Golgatha im Leiden,
als Überwinder winkt ein neuer Tag dir zu.

Ich wünsch dir weiter Mut und Gottvertrauen,
in stolzer Demut wirst du deine Stirne heben.
Das auferstandene Land wird Frieden schauen,
die Sterne wieder leuchten auf den Wegen.

In Treu und Glauben

Betende Hände – Albrecht Dürer (1471-1528)
Als ich gefangen war in der Leere,
hast Du mich getragen, so manche Stunde,
bedrückt vom Leid durch geistige Schwere
seit Geburt in die irdische Runde.

Hast abgelenkt meine Sorgen ums Leben,
Gefühle gelöscht, in die ich getrieben;
hast mich geleitet durch Wissen und Streben,
bist trotz manchem Übel bei mir geblieben.

In tiefer Dunkelheit warst Du die Kerze,
die mir entzündet ein ewiges Licht;
durch Dich wich die Trauer aus meinem Herzen,
füllte es glaubend mit Zuversicht.

Hast mich geführt wie ein furchtsames Kind
und den Weg gezeigt, den ich längst verloren.
Warst der Fingerzeig, wenn ich ratlos und blind
mein Zuhause suchte, das im Geiste verborgen.

Und wenn das Leben in Stürmen zerbrach,
war Deine Nähe mein schützender Hort.
Hast Hoffnung gesät, wo Zweifel erwacht,
warst immer da, am entferntesten Ort.

Dein Wort war ein Trost in stummen Nächten,
Dein Schweigen ein Anker im reißenden Wind.
Mit Dir lernte ich, auf das Gute zu setzen,
wenn im Lebensspiel andere hilflos sind.

Geh weiter voran. Nimm mich bei der Hand
und führe mich still durch die Zeiten.
Bist Licht auf dem Weg in ein fruchtbares Land,
wirst mich in die Zukunft geleiten.

Rückblick

Quelle: Pinterest
Gewidmet hab ich dir die tiefen Wunden, 
die oberflächlich lang schon Narben tragen;
nach zwanzig Jahren scheinen sie verschwunden,
doch nicht des Übels Kern und viele Fragen.

Ich hab dich fliehen sehen wie ein Schatten.
Du gingst verhüllt in tiefes Schweigen.
Die vielen Stunden, die geheimen, satten,
sind nun Geschichte, so auch ihre Freuden.

Das Kleid des Glücksgefühls ist längst zerrissen;
zerlumpte Reste hängen mir am Herzen.
Geliebt, als viel getragenes Hemd, verschlissen
und löchrig abgelegt im Müll mit Schmerzen.

Dein Antlitz ist verblasst im Grau des Nebels,
nichts ist von deinem Wort „vielleicht“ geblieben.
Selbst in den Träumen such ich dich vergebens -
befreit von mir bist du davongetrieben.

Süße des Lebens

Quelle: Pinterest
Ach, wenn doch alle es wären, 
so ehrlich, gelehrsam und rein,
dann würde es hier auf Erden
längst paradiesisch sein!

Was wäre, wenn ein jeder Mensch dächte,
sein Gegenüber ist Geist,
der mittels unzähl’ger Atome
das Universum bereist?

Wird denn das geistig Erfüllte
jemals zum Ziel kommen hier?
Der Weg führt doch ewig weiter,
ist von nicht endender Kür.

Ob die Sonne noch aufgeht
am Morgen über der Welt?
Bringen die Wolken das Wasser,
das erquickend vom Himmel fällt?

Fragen, Gedanken und Wünsche,
sie breiten wie Schickung sich aus,
als energetisches Streicheln
zieht Liebe die Süße daraus.

Sekundenglück

Quelle: Pinterest – Foto von Benedetta Lavezzi
Glück ist wie ein Glitzern zwischen Zweigen,
das vergänglich ist in jedem Augenblick;
manchmal zeigt es sich beim Blätterneigen,
oft verdeckt, als ein Sekundenglück.

Geld ist Glück für manche die‘s verschwenden,
es verschwindet und vergeht im Überall;
merken auf, wenn goldbestreute Wege enden,
oft zu spät des Kieswegs Härte nach dem Fall.

Glück ist flücht’ges Glänzen wie auf Wellen,
wenn der Sonnenschein darübersteht;
wenn ein Gleißen ferner Himmelsquellen
durch die matten Fensterscheiben geht.

Glück ist das Erwachen ohne Sorgen,
ein Gedicht, berührend, seelentief,
glückliche Gedanken früh am Morgen
und mein Kätzchen, wenn es friedlich schlief.

Glück ist, wenn die Sehnsuchtsstürme enden
und die Wogenberge glättend sich verteilen;
Glück ist sich der Liebe zuzuwenden
und im Augenblick des Andern zu verweilen.

Durch Raum und Zeit

Wo Nebelgeister schweben und vergehen,
im Reich der Sehnsuchtslosen,
wo sie im Grau der Städte untergehen,
als würden sie in Gischt und Wellen tosen.

Im Dunkel jener Zeiten suchen, finden,
die doch den Blick im Rausch nicht heben;
wo ihre Geister sich an Bilder binden,
die nicht nach Liebe und Erfüllung streben.

Dann lieber angesichts der Sterne sterben,
mit sehnsuchtsvollem Blick nach oben;
als Wegbereiter hoffnungsvoll vererben
den Fingerzeig des Lichts von droben.

Bruchstücke

Foto: privat – Rheinaue Duisburg-Friemersheim
Der Ort, geleert von Augenblicken,
die frühlingshaft das Jahr bescherte,
als hinter rosa Wolkenstücken
ein grauer Himmel aufbegehrte.

Der Abgang, Trauma bitterer Note,
geschmacklich heute noch im Mund.
Verwandelt ist der Liebesbote,
verschwundner Geist im Nebelgrund.

Es kühlte Regen heiß Geliebtes
und wusch es fort, als Unbekannten.
Erloschen ist sein Strahlen, trieb es
in die mentalen Alltagsschranken.

Versiegt ist längst die alte Quelle,
gespeist von einst geträumten Dingen;
verflossen sind die Sehnsuchtswellen.
Nur im Alleinsein liegt Gelingen!

Kleiner Mann ganz groß

Alles, was des Kaisers ist,
hat der kleine Mann errungen,
hat mit seiner eignen Kraft
tatenreich das Land bezwungen.

In die Widrigkeit des Lebens
tauchte er bis auf den Grund,
führte Kämpfe mit sich selbst,
Hoffnung machte ihn gesund.

Gebt dem Kaiser, was sein eigen? -
Gott, was Gottes steht geschrieben!
Sind wir denn nicht Seine Kinder,
müssten uns nicht selber lieben?!

Pfui der Welt mit ihren Herrschern
und dem Widerstreit der Pflichten!
Muss der Mensch denn alles dulden?
Schreit es laut heraus: „Mitnichten!“

Kodex-Sammlung: dick und dicker.
In des Zweifels Finsternissen
spricht in uns in klarer Stimme
kein Gesetzbuch ins Gewissen.

Liebe als Gesetz des Wandels
trägt uns durch die wirren Zeiten;
scheinen nur noch dunkle Flecken -
Herrschers Überheblichkeiten.

Das Licht der Welt

Vladimir Kush *1965 – Lichtschmetterling
Ich folg‘ Deinem Ruf seit ewigen Zeiten,
manch endlose Nacht hab ich Deiner gedacht.
Dein Name wird mich in die Zukunft geleiten,
Du hast manchen Sturm mir im Herzen entfacht.

Gesät hast Du Liebe in vielerlei Worten,
gepflanzt wie die Rose, von Dornen befreit.
Geleuchtet hast Du mir an finstersten Orten,
warst Licht mir, hast Blüten auf Wege gestreut.

Durch brennende Welten hast Du mich getragen,
gekühlt von des Windes balsamischem Hauch;
hast Dichterworte in Felsen geschlagen,
bist Sonne mir und Morgenstern auch.

Du sendest Worte mit Wahrheit zum Herzen,
versiegelst sie dort im göttlichen Innen,
erhellst die Fragen mit Wunderkerzen,
gibst meinem Leben ein lichtvolles Sinnen