Prozession im Nebel – Ernst Ferdinand Oehme (1797-1855)
Wir sind von sterbender Natur, geboren, um zu bauen diese Welt; im Auf und Ab des Daseins Schicksalsspur, die nebelhaften Pfade gehn, wie’s uns gefällt.
Vertrauend folgen wir dem Drang des Handelns, um, was wir schufen, staunend anzusehen: Das Wissen steht im Licht des Wandels, es offenbart sich hässlich oder schön.
Nichts scheint mehr sinnbefreit, dient dem Verstehen und offenbart sein Für und Wider, hat Ausgleich und Vergeltung vorgesehen - was wertlos schien, gewinnt Bedeutung wieder.
Vollkommenheit – der Weg dorthin ein Wählen, Naturgesetze sind die Pflastersteine; Aufrichtigkeit befreit von allem Quälen, Ausgleich für Fehler treibt die müden Beine.
Unergründlich deine Rätsel, Welt, du bleibst uns stets verschlossen, und obwohl den Wissenschaftlern viele Dinge sich erschlossen, huscht der Mensch mit leichtem Sinn, durch Legenden vom Beginn.
Schreibt über die Weltgewalt’gen, die verwüsteten die Staaten, Völker mordeten; doch Frevel preist man oft als große Taten. Resümee aus der Geschichte: traue niemals dem Berichte.
Dummheit ist‘s, den Sturm zu tadeln, wenn er Mast und Spieren knickte; stille Wasser strebe an, wenn den Kiel der Sturmwind drückte. Wähl die Sanftmut, werd zum Bache - Seelenheil ist Menschen Sache.
Mensch, bist du gleich Regentropfen, der aus Feuchtigkeit gewoben, der gestürzt ins Nichts hier unten taumelt aus dem Nichts dort oben? Regen, fruchtbar sei dein Fallen, wie des Menschen Tat in allem!
Abgehärtet durch das schwere Tragen mancher Krisen, die hier Wunden schlugen, war des Bauern Hand in alten Tagen, als sie sich durch Dornenfelder gruben.
Gegen Stein und Disteln mussten kämpfen, all die Arbeitsamen, die die Äcker bauten; Schwielen, die die Schmerzempfindung dämpften, wenn sie ihre Hände in die Dornen tauchten.
Spürten nicht einmal die tiefen Stacheln und die Nesseln, wie sie ätzend bissen; nahmen nicht so schwer des Krieges Krachen, wenn die Bomben große Krater rissen.
Sensibler Mensch – auch heute trägst du Sorgen, verletzlich kannst du Leben kaum ertragen; geistig gereift sind deine Hände weich geworden, leicht bluten sie an dornenreichen Tagen.
Seelengeformtes Schicksal deiner Stunden, trage mit Leichtigkeit des Daseins Los; lege Gelassenheit auf deine Wunden, lass sie die Schwiele sein, die Schmerz verschloss.
Zünde ein Licht an in der Nachtzeit des Lebens, wag dich durch das Dunkel, Schritt für Schritt; wenn deine Füße über Hindernisse schweben, dann hebt der dienende Geist dich ein Stück.
Mache Fragliches fassbar, beleuchte die Seiten, manchmal wird der Grund dir unsicher scheinen; geh durch all die quälenden Unwägbarkeiten, lass die Stille in dir die Verwirrtheit verneinen.
Der Erkenntnis der Wahrheit reiche die Hände, sie leitet auf sicherem Wege dein Schaffen; folge der Weisheit durch erschlossnes Gelände, wo große Empfindungen weinen und lachen.
Wanderer über dem Nebelmeer – Caspar David Friedrich (1774-1840)
Dem Körper gibt’s du seinen Teil, zeigst sein Gesicht, das schön und heil; pflegst ihn und schmückst sein Kleid, mit Lust und auch ein wenig Leid sorgst du für Leib und Seele, dass die Zufriedenheit nicht fehle.
Bist stolz auf Leistung und Erfolg, verehrst dein Heimatland und Volk; gehst von der Arbeit frei nach Haus, mental machst du die Lichter aus, schaust tief ins Innerste hinein, spürst, jeden Weg gehst du allein.
Dann kommen Träume in der Nacht. - Was ist’s, was dich so ängstlich macht? Es ist doch nur des Mondes Licht, das tief in deine Seele spricht: „Allein, allein!“ – So gehst du hin; lautlos und einsam, ohne Sinn.
Trotz vieler Menschen um dich her, scheinst du ein Tropfen nur im Meer. Du fühlst in dir die fremde Kraft, die plötzlich in dir Klarheit schafft; verwischt die Grenzen deines Seins mit sachter Hand, du fühlst dich Eins.
Spürst alles, was da lebt und leidet, die Mauer, die Geschöpfe scheidet; siehst auch dein Glück, das kurz belohnte und schnell verging, das altgewohnte. Es greift nach deines Herzens Sehnen; mit tiefen, nie gekannten Tönen,
rufst du nach dem, den du nie nennst, den du bisher vom Alltag trennst; hörst noch, wie all die anderen lachen, wie hinter dir sie Späße machen. SIE sind allein, du bist es nicht! – weil in dir Licht und Weisheit spricht!
Reißt um die selbst erbaute Mauer - nur Selbstbefreiung ist von Dauer. Das höchste Glück wird nur der finden, der anfängt, selbst sich zu ergründen, um dann erlöst vom Weltgeschehen, in Gott geruht, nach Haus zu gehen.
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