Kraftvoll

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Überwältigende Kraft – 
die aus dem Nichts ein Alles macht,

die Welt mit Farben überzieht,
gerecht ist und gleich gültig liebt;

aus Staub geformt, durch Geisteskraft,
den Mensch in diese Welt gebracht,

die Sterne und Planeten formte,
Gezeiten - Ebbe, Fluten normte,

millionenfach in Duft und Fülle,
mit Klang erfüllte tote Stille.

Natur, sie lässt ein reiches Leben,
in Wasser, Erde, Luft erbeben;

die Kraft, die nie versagt und führt,
was Menschheit wahrheitssuchend spürt.

Mensch drückt sich aus als Teil der Kraft,
im Dienen ist sein Zweck vollbracht.

Nie enden wird des Menschen Zeit,
die Leben aneinander reiht,

der Chancen ewiger Neubeginn,
Karma und Ausgleich - Lebenssinn.

Acker des Lebens

Vincent van Gogh (1853-1890)

Lebensacker – ihn zu pflügen,
ihm zu schenken, neues Blühen,
neue Mühen einzubinden
und mit jeder Sicht ergründen,
dass die neue Saat gediehen;
und die Kraft, vom Geist geliehen,
nach dem Mühen und Vollbringen,
in der Ernte wiederfinden.

Das, was wuchs, fehl und verdorben,
Unkraut lastig abgestorben;
alle Mühen, alles Ringen,
war umsonst, nur ein Misslingen,
wo in dürren, müden Schollen,
Saaten nicht gedeihen wollen.
Pflüge um den Acker, pflüge,
der bedeckt mit Fehl und Lüge!

Das, was uns das Mühen lernte,
ist die Ernte!

Schachspiel des Lebens

Faust und Mephisto – Moritz Friedrich A. Retzsch (1779-1857)

Hölzern stehen die Figuren,
stets bereit zum Vorwärtsgehen.
Führen Krieg in Spielstrukturen,
fallen lautlos und bequem.

Platzgenau stehn sie am Orte,
der für sie gegeben ist,
und sie spielen ohne Worte,
unterliegen mancher List.

Augenmerk auf fremden Zügen
wird des Spielers Pflichtgebot.
Spricht das Handeln andrer Lügen,
wird ein Bauernopfer Not.

Was mit leichter Hand verschoben,
sind Figuren auf dem Brett,
Zug auf Zug in sich verwoben
machen Denken zum Duett.

So wird aus Fehlern, falschem Handeln,
geschärfter Weitblick und Verstand.
Verluste in Gewinn verwandeln,
liegt in des Spielers kluger Hand.

Froh und frei magst du die Wege
auf des Lebens Schachbrett gehen,
gib den Zügen der Figuren
stets ein lächelndes Verstehen.

Bewerte Sieg und Niederlage
nur als des Erlebens Zweck,
wo in des Schattenkampfes Waage
du Seelenkraft bist, nicht das Brett.

Die Muschel

Foto: Gisela Seidel
Von Mutter erhalten, in der Kindheit bestaunt,
wie’s in ihrem Innern sehnsuchtsvoll raunt.

Sie rauscht wie die Wellen, wie die Brandung am Strand
und trug ihr Geheimnis aus dem Meer an das Land.

Einst fand man sie dort, meiner Kindheit voraus,
ein totes Gehäuse - fort, fern von zu Haus.

Mit Dampfschiff verziert, schmückt sie altes Dekor,
und mit Tönen von damals klingt ihr Weh noch im Ohr.

Singt leis von Atlantis, das versunken im Meer,
ertrunken im Rausch, ohne Wiederkehr.
Foto: Gisela Seidel

Ein Land nach unserer Zeit

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Vom Strom der Zeit gelöst und mitgerissen,
nichts kann ihn halten, den Moment.
Ein Augenblick ist wie ein innig Küssen,
zeitlos erlebt, verbunden, dann getrennt.

Es streift durch jede Zeit Vergänglichkeit,
die Toten tragen Ruhm und Glanz im alten Namen.
Im Ganzen lebten sie – Geist existiert und bleibt,
Es änderten sich Menschen, Mode, ihr Gebaren.

Generationen, wie sie lachten, liebten,
und hofften, dass die Menschheit besser würde,
und sich letztendlich doch bekriegten,
im kleinsten Raum oder der Welt zur Bürde.

Sie machten nieder, was der andre baute,
zerstörten Existenzen, Hoffnung, Leben,
und als am neuen Tag das Chaos graute,
lag ein Geruch der Fäulnis auf den Wegen.

Gepflastert einst mit Hoffnungsschimmern,
hat dies ein Leichentuch längst zugedeckt.
Verstummt ist auch das letzte Wimmern,
zerstört das Land – ein grässlich leerer Fleck.

Wie ein Komet, der einschlug, Leben ändert,
wirkt Klimawandel, Krieg und saurer Regen.
Die neue Eiszeit kommt, nichts führt zur Wende;
der dezimierte Mensch sucht neue Wege.

Belebte Wüste der Einsamkeit

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Mit gesenkten Lidern durchwandern Menschen schlaftrunken die Welt.
Gehen Seite an Seite und wissen nichts vom anderen; dabei suchen sie einander – vergeblich. Alle sind einsam, aber niemand ist alleine. Eine belebte Wüste der Einsamkeit.

Mit verschleiertem Blick gehen sie umher und vertreiben die Zeit mit Erwartungen. Ihre Augen sind offen, doch keine Wahrheit erreicht ihre Seele.

Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie den versteckten Weltschmerz anderer nicht sehen. Sie sehen auch nicht die Lüge hinter dem Lächeln eines Mutlosen; sehen nicht den Ursprung eines Geschehens.

Menschen sind auf der Suche nach Liebe. Liebe ist kein Besitz. Liebe ist Freiheit. Wenn sie einen schwachen Hauch davon gefunden haben, versuchen sie sie zu halten. Ihre Hände greifen danach, doch werden sie den geliebten Menschen nicht daran hindern können, durch die Türe des Todes zu gehen. Bindende Schwüre werden genommen, doch die wiedergewonnene Freiheit macht Angst, denn das Läuten der Totenglocken bringt die Einsamkeit zurück. Nur Liebe bleibt bestehen!

Der aufmerksame Seher sieht den herrlichen Sternenhimmel über der Wüste, obwohl er weiß, dass ihm seine Stunde gesetzt ist. Er schaut zu den Sternen und weiß, dass er nicht alleine ist.

Rückschauend wird ihm bewusst, dass er nicht die belebte Wüste des Lebens durchwanderte, sondern mit verschleiertem Blick über eine Blumenwiese schritt.

Ewiges Leben

Hineingestorben in das Leben,
worin die körperliche Welt vergeht;
aus Finsternis zum Licht entschweben,
damit das Schein-ICH in Erleuchtung steht.

Den Gang des Leids durchschreiten,
bei dem sich jeder Schritt im Kreise dreht;
bewusst im Kreuz des Geistes Gegenwart erkennen,
wie er des Lebens Bürden mit uns trägt.

Heimgehen, nach der Zeit des Reifens,
um zu erfahren, dass das Leben ewig ist;
durch Sterben und Vergehen begreifen,
Neues wird sein, was Wissenschaft nicht misst.

Der Mensch wird in seinem Bewusstsein auferstehen, wenn er sich nicht mehr mit seinem sterblichen Körper identifiziert und ihn nur noch als Offenbarungswerkzeug sieht. Für den Geist, das Selbst, das wir in uns ICH nennen, gibt es keinen Tod, nur ewiges Leben.

Wiedergeburten entstehen nach vorangegangener Zerstörung. Alle Umwandlungen, also die Geburt aus der geistigen Welt in die Materie und im Tod die Geburt aus der Materie in die geistige Welt. Alles ist gleichzeitig Anfang und Ende. Eine Periode der Entwicklung wird beendet, eine neue begonnen. Leben ist in ewigem Fluss.

Lebensfaden

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An einem goldnen Faden hängt das Leben,
der Mensch webt schicksalhafte Bilder auf den Grund.
Um die Stationen klar hervorzuheben,
sind sie oft dunkel, farblos, manchmal bunt.

Aus vielen Fäden, die verknotet, wirren,
entstand ein finsteres Gespinst aus Schuld;
durch Leid und Tragik, fehlerhaftem Irren,
riss manchem Lebensfaden die Geduld.

Beim Auseinanderwirren, müßig Trennen,
der vielen Fäden, die das Lebenstuch bedecken,
ist jener goldene Faden zu erkennen,
der sich in all dem Wust der Zeit versteckte.

Führt Mensch ans Ziel der göttlichen Bestimmung,
hineingewoben, wie im goldenen Vlies,
bringt er auf dunklem Grund Erkenntnis und Besinnung,
gesponnen für des Geistes Paradies.

Millionenfach

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Durchtränkt vom Blut millionenfacher Leben,
tief in den Gründen anfänglichen Werdens;
im Daseinskampf des triebbedingten Strebens
der Ungetüme, die erlegt im Massensterben.

Ur-Wälder, undurchdringlich, wild und mächtig,
mit alten Bäumen, unermesslich groß;
die Riesenpflanzen, Schachtelhalme, prächtig,
ein Dschungel, der die ganze Welt umschloss.

Es folgten nach dem Einschlag von Kometen,
nachdem Vulkangestein begrub das Land,
die Asche, die wie Schnee vom Himmel regnet,
die Luft vergiftet, Sonnenschein verbannt.

Millionen Jahre, bis der Mensch ‚erwachte‘,
als neues Ungetüm der neuen Welt;
der sich das Erdenrund zu eigen machte,
der es bebaute, herrschte und erfand das Geld.

Ein neuer Daseinskampf hat längst begonnen,
Mensch gegen Tier, Mann gegen Mann;
das triebbedingte Streben hat gewonnen,
weil Mensch das alte Tun nicht lassen kann.

Schon wieder tränkt das Blut die durst’ge Erde -
ein Herrscher kann nicht herrschen ohne Krieg.
Die Welt der Waffen lässt die Menschheit sterben.
Die neue Eiszeit kommt – ganz ohne Sieg!

Der Menschheit Reigen

Hans Thoma (1839-1924) – Kinderreigen

Manchmal muss man schweigen,
wenn der Menschheit Reigen
sich im Trubel dreht.

Man muss manchmal lachen,
über dumme Sachen,
die man nicht versteht.

Mit den Wölfen heulen,
muss man nicht und meiden,
den Dämonensieg.

Unsagbares sagen,
wenn die ‚Großen‘ tragen,
uns zum nächsten Krieg.

Manchmal soll man singen,
und die Geigen klingen,
tränenreich im Lied.

Klangvoll wird die Stille,
manchmal scheint die Fülle,
Harmonie besiegt.