Auswege

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Auswege aus dem Labyrinth des Lebens,
Einbahnstraßen mit Wendeverbot.

Passagen mit Kopfsteinpflaster,
holprige Irrwege in Sackgassen endend,
rütteln unsanft an deiner Seele,
reißen Wunden,
verschließen dein Herz,
machen ängstlich,
lassen Wünsche unausgesprochen,
aus Furcht vor neuen Verletzungen,
bohren sich in dein Bewusstsein,
filtern deine Gefühle,
machen deine Seele einsam,
die nach Wärme und Liebe dürstet.

Suche nach höheren Ebenen!
Folge dem Ruf und der Anziehungskraft des Großen Geistes.

Lebe unter dem Segen des Glaubens
nach den universellen Gesetzen,
die Liebe und Weisheit sind.

Vollkommener Glaube wird aus Wissen geboren.

Kehre um, auf der Suche nach der Herrlichkeit
deiner von Engeln beleuchteten Wege,
die sich vor dir ausbreiten,
wie die Wärme des Lichts.

Zeitgeist

Die Zeit vergeht,
so zäh wälzt sie sich oftmals,
wie ein Lavastrom
und so behäbig,
manchmal scheint’s,
sie ist nur Illusion.

Durch die Epochen
kommt sie gekrochen;
doch halten kann man sie nie,
und irgendwann wird sie vergehen,
mit ihr das Zeitgeschehen,
und eine neue Zeit
sie folgt der alten,
so, wie ein endlos Band
geknüpft an die Gewalten
der vergang’nen Zeiten,
steht sie in dunklem Kleid
und hast du sie erkannt,
wird sie dir sanft entgleiten.

Schlüssel zum Herzen

Jakub Schikaneder (1855-1924)
Geschlossen!, steht an deinem Herzen;
du hast die Tür fest zugemacht vor Jahren.
Bitt’re Erfahrung, Schuld und Trennungsschmerzen –
hast nie verwunden, was dir widerfahren.
                                
Gefängniswärter deines Seelenkerkers
bist du allein – den Schlüssel hast nur du.
Mimst auf der Lebensbühne Kraft und Stärke,
doch hinterm Vorhang, da schaut keiner zu.
 
Du hast dich fast daran gewöhnt, an dieses Leben.
Zu hoch die Seelenmauern, unbezwungen,
die grau und stählernd fest dein Herz umgeben –
Wärme und Licht sind dort nie durchgedrungen.
 
Selbst unter Menschen fühlst du dich allein,
sehnst dich nach Nähe und erlaubst sie nicht.
Nur Gott darf manchmal milder Tröster sein
und Engel wärmen dich mit Himmelslicht.
 
Öffne dein Herz und schließe inn’ren Frieden,
die Zeit heilt manche deiner Lebenswunden;
lass’ das Gefühl von Liebe wieder siegen,
genieße still die wahren Götterstunden.

Das irdische Paradies

Irdisches Paradies – Jan Brueghel d. Ältere (1568-1625)
Längst offenbart ein Ort am Welten-Ende,
dort läg‘ ein Reich, wenn wir es fänden,
dann würde niemand mehr des Hungers darben,
und alle Menschen, die auf Erden starben,

sie würden aufersteh‘n zu neuem Leben,
es würde niemals wieder Kriege geben,
wir lebten friedlich, ohne Hass und Neid,
vergangen wären Schmerz und Einsamkeit.

Durch diesen Zauber würde Böses gut;
die ganze Menschheit nur noch Gutes tut.
Krankheit und Tod, die würden nicht mehr sein,
vergessen wären Traurigkeit und Pein.

Die Zeit, sie wäre nicht mehr wichtig
und alle Religionen wären nichtig.

Es gäbe nur noch Jugend – keine Alten;
das Leben nach dem eignen Plan gestalten,
das könnte jeder Mensch nach seinem Willen
und Liebe würde unser Dasein füllen.

Wenn alle Hässlichkeiten schwinden,
würden wir dort nur Schönheit finden.
So würden schließlich alle Grenzen fallen,
und diese Welt gehörte endlich allen.

Die alte Schwingung würd’ es nicht mehr geben,
nur stetes Glücksgefühl und ew’ges Leben.
Die Dimensionen wären transparent,
wir lebten gottesnah, nichts was uns trennt.

Es gäbe keine Reinkarnation,
nur noch das Hier und Jetzt in höchster Lebensform.
Kein Gestern und kein Morgen würd’ uns quälen;
nur eines müssten wir für alle Zeiten wählen:

Dass wir, um Tod und Teufel abzuschwören,
nie mehr ein Kinderlachen hören!
Frederick Morgan (1847-1927)

Die Erde ist ein Schulungsort für die Seele. Hier sammelt der Mensch Erfahrungen, kann Fehler machen und von diesen Erkenntnissen profitieren. Dinge, die falsch gemacht worden sind, können hier wieder gutgemacht werden. Wir dürfen besser werden und Erfolg haben, wenn wir versagt haben. Das Erreichen des Zieles bedarf einer Formung des Charakters. Deshalb müssen wir uns der Realität stellen. Das Schicksal zwingt uns, Gott im Innen und Außen zu suchen. Es gab immer große Krisen auf dieser Welt und wir fragen: „Warum?“ Nicht immer findet man eine Antwort. Allein die Tatsache, dass man die Frage stellt, ist ein Zeichen dafür, dass die Seele zu sich selbst und zu Gott finden wird.

Zeitlos und ewig

Quelle: Pinterest
Es fließt die Zeit, und in Sekunden ist ein Bild,
ein Bild, das fesselte und um Beachtung rang,
ganz aufgelöst im Nichts. Das ist sein Gang.
Doch schon ein neues Bild, in neuem Kleid,
folgt ihm, dem Werdegang der Zeit.

Löst sich das eine, nimmt sie mit sich fort,
den letzten Augenblick an einen andren Ort.
Dort träumt die Zeit mit uns, am Tag und nächtens,
wie Filme aufgereihte Bilder, dass sie brächten,

nur Fortgang und Erneuerung im Leben.
Die Zeit wird Bilder in die Seele weben,
in hell und dunkel, wo Momentaufnahmen,
bedrückend finster und in Strahlen kamen. 

Wo immer sich der Hoffnungsschimmer breitet,
die Zeit in schnellem Schritt darüberschreitet.
Zeitlos, wie Einer, der einst über Wasser ging,
wie er nicht untergeht, so trägt er uns darin. 

Unausweichlich

Christer Karlstad (*1974), norwegischer Maler
Sind dir geraubt des Lebens flücht’ge Gaben,
nachdem du Haus und Garten wohl bestellt,
und alle hohen Bäume, die Jahrzehnte waren,
der Axt gewichen, schonungslos gefällt?

Ist das genommen, was du tief empfunden,
ging Liebe fort aus deinem Lebensbild,
sind mit ihr deine Ziele hin, verschwunden
und letzte Spuren aus dem Herz gespült?

Hast du dich aufgegeben, fest entschlossen,
dein Dasein zu beenden, das dich plagt?
So schicksalshadernd, hat sich Frust ergossen,
dass du am Leben und am Leid verzagst.

Und allem Beileid tröstend Menschenwort,
das fiel von dir herab, als Unverstand.
Du wünschtest dich an einen anderen Ort,
an dem Verschwundenes nicht mehr verband. 

Der stolze Baum steht auch mit kahler Krone,
erträgt im Lebenskampf des Sturmes Biegen,
damit er manches Vogelnest verschone,
wird sie mit letzter Kraft am Boden liegen. 

Der Mensch allein hebt gegen sich die Hand,
will nichts aus Lebenskraft den anderen reichen;
sieht nicht der Bäume zugedachten Stand,
bereit, viel Frucht zu tragen statt zu weichen.

Phönixgleich

Quelle: Pinterest
Wie du dich plagst im körperlichen Leid,
wie du sie liebst, die ungestüme Freud,

wie du den Tag in Schweigen hüllst,
und deine heißen Tränen stillst. 

Seh im Gesicht, die Blicke, stumm,
in der die Frage furcht: „Warum?“

Verstehst nichts von der Erde Not,
nur deine.  - Was das Leben bot,

war dir willkommener Genuss;
verzichten ist der letzte Schluss.

In körperliche Starre geht
die arme Seele, die versteht:

belebt wird sie vom Lebensgeist,
bis er sie in die Schranken weist. 

Er flieht aus ihr, allein die Hülle
bleibt in der Erde dunklen Fülle. 

Das Lied der Todgeweihten kennen,
die hier im Lebenslicht verbrennen,

sich phönixgleich vom Grab erheben,
in neuem Klang, zu neuem Leben. 

Unter Trümmern

Caspar David Friedrich (1774-1840)
Unter Trümmern liegt die Welt begraben,
deren Last erdrückend wiegt und schwer.
Hohe Zeiten waren leicht zu tragen,
drunten liegt der Tod im Häusermeer.

In den Grüften selbsterbauter Stätten,
liegen sie, die Toten unsrer Zeit.
Die noch bleiben, um sie umzubetten,
machen sie zur Abschiedsfahrt bereit.

Lautes Stöhnen, dringt durchs Weltenbeben,
Erde tat sich auf und schließt den Kreis,
und sie weint und die, die überleben,
sind dem Nächsten helfend angereist.

Vor den Resten stummer Einsturzbauten,
ragen deren Münder, wie ein Schrei.
Vom Erleben, dem sie einst vertrauten,
wich aus letzter Hoffnung ein Vorbei.

Der Kalender hat ein Blatt beschrieben,
statt des Frühlings kam die Trauerzeit.
Fassungslosigkeit allein ist hiergeblieben,
und der Mensch erhofft sich Trost im Trauerkleid.

Morgenlicht

Bild von Arifur Rahman Tushar auf Pixabay

Es dämmert schon –
gleich wird der Tag erwachen!

Das Licht kämpft gegen die Dunkelheit.

Der Wind reißt Löcher in die Wolkendecke
und lässt das Blau des Himmels erahnen;
friedlich und still ruht die Welt,
zärtlich streichelt sie die Nacht,
umschließt sie sanft mit einer Aura kosmischer Liebe.

Erde und Himmel im göttlichen Licht;
kühl ist der Morgen.

Schwingungen des Geistes
schenken wärmende Gedanken,
damit unsere Seelen nicht frieren.

Erhabenheit des Glücks

Quelle: Pinterest
Erhabenheit des Glücks – ein kurzer Augenblick;
der Geist erkennt sich selbst und ist entflammt.

Nicht mehr gefangen in sich selbst, frei sein ein Stück,
nur ein Moment, dann ist die Dunkelheit verbannt.

Das Reich des Lichtes öffnet für Sekunden,
geblendet folgen wir der strahlend schönen Kraft,

bewusste Liebe hat das Herz gefunden,
sie schafft den Funken, der uns Feuer macht. 
Quelle: Pinterest
Dann stürzen ein, die alten, morschen Mauern,
die wir um unser Kerkerdasein türmten,

und die vertane Zeit lässt in uns trauern,
weil wir vergaßen, was uns einst berührte. 

Das Pentagramm an unsren Kerkertüren,
verwehrte uns den rechten Blick zu heben,

die Schwingung unsrer Daseinskälte spüren,
ist Mittelpunkt in unsrem kurzen Leben.

Befreiung ist alleine das Erkennen,
vom Licht beschienen, alle Wege gehen.

Erneuert und verwandelt Wahrheit nennen,
und nach dem Winter, Licht und Frühling sehen.