Mihaly von Zichy (1827-1906), “Romantic Encounter”
Ein Engel küsste mich des nachts,
ich hab ihn fliegen sehen.
Beim Flügelschlag bin ich erwacht.
Er war so groß und schön!
Verloren war ich ohne ihn,
er war mir längst bekannt,
seitdem ich Fleisch geworden bin,
nimmt er mich an die Hand.
Geistig, wie im verbund’nen Traum,
lief ich durch Himmelswiesen,
ich hörte Stimmen, die im Raum
mit Lobgesängen priesen.
Die Welt versank in Harmonie,
kein Ton hat falsch geklungen.
Ein Missklang hat dann irgendwie
mit meinem Schlaf gerungen.
Ich wachte auf, mit wirrem Sinn
und wünschte mir mit Sehnen,
geliebt zu werden, wie ich bin,
mit allen falschen Tönen.
Sieh, ich schreite dir zur Seite,
sieh, ich breite
meiner Lichterkenntnis Weite
dir zu Füßen,
denn ich kenne Schuld und Büßen,
Lust und Leiden,
und von beiden
trag' ich goldgewirkte Zeichen
im Gewand, dem wolkenweichen,
windhauchgleichen.
Seinem Rauschen
sah ich dich schon oftmals lauschen,
sah dich oftmals leis erschauern,
denn mein Auge schaut durch Mauern. -
Sag, was macht mein Nah'n dich zittern,
du, mein Bruder hinter Gittern,
hinter Gittern deiner Sinne?
Werde meiner Liebe inne!
Sieh, ich teile deine Tage,
sieh, ich trage deine Klage
zu dem Heiler aller Herzen,
dem Beschwichtiger der Schmerzen.
Heiltrank haltend in den Händen
kehr' ich wieder, zu verschwenden,
zu verströmen, was ich habe,
unsres ew'gen Gebers Gabe!
<Ephides>
Dort, wo die Welt versinkt am Horizont,
gleitet nur der Wind auf Engelsflügeln,
treibt vor sich Zeit im Sonnenstrom,
wird ihre Flüchtigkeit in Fülle wiegen.
Das Herz der Welt pocht laut und lauter,
um alle Seelen schmilzt die Zeit.
Was wichtig schien entflieht den Sälen
des Tempels der Vergessenheit.
Durchschweben helle Säulenhallen,
bis hin zum Anbeginn der Welt,
die Tempel dieser Erde fallen
und Frieden liegt auf Wald und Feld.
In allen Städten schweigt das Leben,
die Steine sind zu Staub zerfallen
und jedes glockenhafte Beben
dringt ein in göttlich ferne Hallen.
Die Engel stehen an den Pforten,
sie singen tief in Harmonie,
empfangen, die von Weltenorten
treu lauschten ihrer Melodie.
Übersetzung:
There, where the world sinks on the horizon,
only the wind glides on angels' wings,
drifts before it time in the sun's stream,
will cradle its fleetingness in fullness.
The heart of the world beats louder and louder,
around all souls time melts.
What seemed important escapes the halls
of the temple of oblivion.
Float through bright columned halls,
to the beginning of the world,
the temples of this earth fall
and peace lies on forest and field.
In all cities life is silent,
the stones have crumbled to dust
and every bell-like tremor
penetrates into divinely distant halls.
The angels stand at the gates,
singing deeply in harmony,
receive, who from world places
faithfully listened to their melody.
Hörst du es schwingen, leise fließen, sich unaufhörlich in den Raum ergießen? Vernimmst du auch der Schwingung sanftes Hallen, Töne in Dur mit kurzen Intervallen? Ein glockenklarer Klang breitet sich aus und Seelenfrieden fließt durchs ganze Haus. Vermagst du auch das heil’ge Singen hören, so, wie von wunderbaren Engelchören? Dann schließe deine Augen fein und atme tief die Liebe in dich ein. Fühlst mit dem Himmel dich verbunden, in gottesnahen Kuschelstunden.
Engel der Weihnacht, lassen Harmonie vom lichten Himmel rieseln, mit Schneeglanz in den weißen Flügeln.
Aus unbekanntem Land der Leidenslosen weben sie Rosen ins Erdenkleid, so mancher Dorn wird Menschen Leid.
Doch jedes Leid schwingt höher, reiner – im Weltendunkel sehn sie’s nicht, und wo der Mond die Schatten flicht, sind sie längst dazu ausersehen, einmal im Blütenschmuck zu gehen.
Die Güte Gottes schenkt am jüngsten Tag ein dornenloses Kleid zurück, dem Leid entwachs’ne Himmelsrosen gehoben in das Land der Leidenslosen.
Fühle mich innerlich wie neu, geboren aus Schmerz und Hoffen.
Das kleine Glück, es blieb mir treu: Gott ließ mir ein Stück Zukunft offen.
Der Tod grub schon an meiner Grube. Darf mich nun auf den Frühling freuen.
Da wird der Sonnenstrahl zum Schube und lässt den Lebensmut erneuern.
Die kleinen Dinge meines Lebens war’n immer wichtiger, als große.
Kein Tag des Daseins war vergebens; oft fiel ich aus dem weichen Schoße
der Engel, die mich sanft belehrten, ertrugen meine Menschlichkeit.
Sie, die sich opfernd nie beschwerten, sie hoben mich durch manches Leid.
Nun taste ich mich durch die Tage. Manches, das aussteht wird verwunden.
Und wird auch manche Zeit zur Plage, ich freue mich auf jede Stunde.
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