Weihnachtsfest - Zeit der Erinnerungen;
wir lernten früh als Kinder diese Klänge,
wie schon die Alten hatten einst gesungen.
Die Kirche war gefüllt bis in die ob'ren Ränge.
Das Orgelspiel klang feierlich und trug
den Ton der Flöten durch die Reihen.
Wir sangen Christ entgegen, frohgemut,
der Saal, er war erfüllt von Glanz und Freuen.
Vor dem Altar sah ich die Englein schweben,
ich malte mir den Heiland, neu geboren.
Der Tag war mir ein himmlisches Erleben,
ich wurd‘ aus meinem Alltag fortgehoben.
Hell strahlend fiel herab der lichte Traum,
nahm fort die Sorgen mir und Nöte,
es streifte mich des Lichtgewandes Saum,
als wenn’s der ganzen Welt Erlösung böte.
Schlagwort: Kindheit
Am Sonntag
Es gab manch helle Sonntagmorgen,
an denen ich zum Spielen ging.
Die Luft war rein, es blieb verborgen,
was über mir in Schwere hing.
Geöffnet waren Herz und Seele;
streckte die Arme aus nach Leben.
Ein frohes Lied floss aus der Kehle,
dem Hof und Garten galt mein Streben.
Im Sonntagskleid und weißen Strümpfen,
mit feinen schwarz lackierten Schuhen,
gab’s manchen Tadel, lautes Schimpfen,
wenn ich’s beschmutzte durch mein Tun.
Im Garten durch die Felder gehen,
und die Insektenwelt betrachten,
schaukelnd die Welt von oben sehen,
wie Wolken ziehn und Schatten brachten.
Des mittags roch es aus der Küche
nach Klößen und nach Schweinebraten,
die Schwaden sonntäglicher Gerüche,
zogen sich weit bis in den Garten.
Mit Vorsuppe und Schokopudding
wurde der Sonntag zelebriert;
saß müd gegessen auf der Bank,
nachdem die Reste abserviert.
Es gab statt Fernsehen Radioklänge
und Sportreporter, die dort schrien;
Redeverbot – im Raum die Enge –,
wollt‘ nur in meinen Garten fliehen.
Luftschlösser
Die Kinderwelt von einst verging, Erinnerung bleibt allein. Als ich an Mutters Lippen hing – voll Wissbegier und klein, da war die Welt ein großes Spiel, dem wahren Märchen gleich, in Luftschlössern, der Anzahl viel, geheimnisvoll und reich. Die Kindheitssonne malte bunt, was grau in dunklen Mienen; fand so im jahrgekränzten Rund noch Sommerglanz in ihnen. Die Träume blieben unerfüllt, sind lange schon vergangen. So blieb das Licht in jener Welt im Märchenland gefangen.
Osterzeiten
Ein letzter Tag in bunten Osterzeiten, der, wie so manch ein and‘rer Tag verging, gleich einem Bogenstrich, auf alten Saiten, bereit zum Sprung, ein wundgescheuert‘ Ding. Gefärbte Eier, wie an Kindertagen - niemand, der lacht und strahlt vor Glück. Allein bleib ich mit all‘ den vielen Fragen, nach denen, die aus meiner Welt entrückt. Doch redsam ist die Stille in den Wänden, gibt mir ihr Geist, der immer noch bei mir, die Antwort in mein Herz: „Es wird nie enden! Bist du bei mir, so bin ich auch bei dir.“ In dieser Hoffnung werd‘ ich wieder Eier färben, werd‘ denken an vergang’ne Ostertage; trübe Gedanken sollen nicht verderben, was ich in all‘ der Zeit erfahren habe.
Schulzeit
Vergangen ist, was längst dahin, erinnerungstief verschlossen; doch wird so oft, des Geistes Sinn, mit Tränen übergossen. Man wühlt in allem, was geschehn, sieht sich in Kinderjahren mit anderen im Reigen drehn, im Hof an Schülertagen. Wo sich im steinig klaren Quell der alte Brunnen füllte und sich die Kinder an der Stell den Durst mit Wasser stillten. Als uns der Pausenhof verband zum Fangenspiel und Lachen, wo Kinder sich noch Hand in Hand im Singspiel Freude machten. Das Butterbrot in Zellophan, mit Milchgeld für die Klasse, in Reih und Glied standen wir an, vorm Eingang in der Masse. Es war geordnet, ruhig und schön, das bunte Schulhoftreiben; respektvoll gar wurd‘ angesehen, was Lehrer tun und schreiben. Mittags, da war die Schule aus. Mit Ranzen auf dem Rücken gingen wir wohlgemut nach Haus, den Weg in unseren Blicken. Da war kein Auto, kein Verkehr, nur unser heimwärts gehen. Heut‘ wird bestimmt, vom Handy her, der Blick in’s Zeitgeschehen.
Entsagung
Als ich klein war und durch Wiesen ging, waren sie lebendig, blütenbunt, wie ein großer Schatz, an dem das Auge hing; nur die schönsten Blumen pflückte ich zum Bund. Schenkte sie der Mutter, strahlend froh, und mein Herz war wie die Wiese voll und rein. Mein Vertrauen stand in Flammen, lichterloh, wie ein brennend‘ Haus stürzte es ein. Wiesenblumen waren nichts fürs Haus! Machten ihr nicht Freude, nur Verdruss. Alles, was ich schenkte, blieb ihr Graus, malte Spitzwegs Bild als letzten Gruß. Von der Mutter blieben harte Worte, keine Liebe, statt Geborgenheit nur Hass. Sie vertrieb mich von den liebsten Orten, jeder and‘re war mir Hütte, kein Palast. Fort gejagt aus meinem Elternhaus, musste ich allein das Leben lernen. Mich zu lieben, das war mir ein Graus. Meine Eltern war’n wie ferne Sterne. Gingen lang schon, so wie alle gingen. Ihre Ruhestätten sind längst blütenleer. Geh im Traum vorbei und hör mich singen: "Wachse, Wiesenblumen-Meer!"
Die alten Wege
Ich kenn die Stadt, in der die Mauern flüstern; hier wuchs ich auf, die Straßen ungeteert. Koksrauch ließ manche Häuserfront verdüstern, wie ein zerschlissenes Kleid, von Ärmlichkeit beschwert. Und jede Pfütze glitzerte im Regen - wir Kinder stapften fröhlich durch die Lachen, auf bordsteinlosen, dunklen Wegen, wo Regenwürmer durch die Erde brachen. Die alten Straßen trugen meine Schritte, aus jedem Haus sprach die Vergangenheit; verhallt ist jeder meiner Kindheits-Tritte, mir eilt voran der Gang der Lebenszeit. Das Alte ist längst fort und abgehandelt; das Schicksal schlägt im Buch die Seite um. Was hat der Mensch belassen, was gewandelt? Die Münder meiner Ahnen bleiben stumm! Als ihre Herzen pochten und die Quellen flossen, aus denen sich der Sehnsucht Klarheit nährt, wie zuversichtlich wirkten sie entschlossen auf falschen Wegen, die das Glück verwehrt. Das Leben ist des Lichtes reiner Segen, bewahre ihn, der selbst dich ‚reif‘ gemacht. Des Vaters Glanz liegt wie ein Blüh’n auf Wegen, senk demutsvoll davor dein Haupt herab.
Grenzenlose Heimat
Schon als ich klein war, suchte ich auf Erden nach Heimat. Himmlisch sollte sie mir werden, fort von den eng gesteckten Grenzen und Verboten, wo mich die Elternherzen banden hinter Pforten und Kämpfe trugen in die Kindheitsecken, wo lieblos ihre Seelen sich versteckten und Abschied nahmen nach geraumer Zeit, der Arbeit folgten, statt der Zweisamkeit. Die Eltern waren abweisende Gefährten. Sie liebten ihre Werte, wie die Gärten, in altbewährter, wohl erzogener Art, die alles Eigentum vor ‚bösen' Fremden wahrt. Ich habe losgelassen, blick ins Unbegrenzte. Die Sehnsucht band mir helle Zukunftskränze und legt ein weißes Band zum Horizont, wo Gott in grenzenloser Heimat wohnt.
Kein Winter mehr
Hier gibt es keinen Winter mehr,
nur graue Wolken, Regengüsse.
Es wird nicht hell, der Tag ist schwer,
die Nächte wach gelegen, düster.
Als es noch weiß war, hier am Ort,
von Flocken, die den Boden hoben,
gab’s Kinderlachen immerfort,
es machte Spaß im Schnee zu toben.
Auf Straßen bauten wir uns Bahnen
aus Eis und schlitterten ein Stück,
und haben uns trotz Lehrers Mahnen,
vor manchem Schneeball weg gebückt.
Ein kleiner Schlitten wurd’ gezogen;
noch plan der Ort und unbebaut,
den Hügel runter dann ‚geflogen‘,
mutig und schnell, bis dass es taut.
Da war noch Platz für Kind und Spiel,
denn Autos waren Seltenheit.
Schneemänner bauen, war ein Ziel,
das Kinder und Erwachsene freut.
Nasen und Hände rot gefroren,
tauten wir auf mit Weh, in Tränen.
Die Kleidung nass, bis an die Ohren,
den nächsten Tag trotz Leid ersehnen.
Hier gibt es keine weißen Träume,
kein Spielen mehr auf vollen Straßen.
Vom Kinderglück befreite Räume,
künstlich erschaff’ner Kindergarten.
Erinnerungen aus der Waschküche
Ich war noch klein, die Neugier groß,
die Welt lag vor mir, wie ein Garten.
Alles schien bunt und sorgenlos,
als würd‘ das Leben auf mich warten.
Und manchmal gab’s gewisse Tage,
die waren anders, voller Staunen.
Für Frauenhände eine Plage,
sehr arbeitsam und voller Launen.
Der Ofen war Brikett gefeuert,
vorbei die Nacht, es graut der Tag,
als Mutters Waschbrett schon bescheuert,
mit rauer Hand, nach alter Art.
Geschrubbt, gewrungen und geschlagen,
mit blauen Fingern ohne „Ach“,
zog trübe an so manchen Tagen,
der Laugenbrühe Schwaden ab.
In kalten Stunden deckten Stellen
aus Wasserdampf die Kübel zu.
Im Laugen-Sud schwenkte die Welle
im Bottich hin und her im Nu.
Die Dämpfe in des Tages Frühe
rochen nach Soda und nach Seife.
Gespült, gewrungen voller Mühe,
bekamen Kragen ihre Steife.
Mutter und Oma schleppten Körbe
mit frischer Wäsche in den Garten.
Damit was nass, schnell trocken werde,
wo draußen Wind und Sonne warten.