Als ich klein war und durch Wiesen ging,
waren sie lebendig, blütenbunt,
wie ein großer Schatz, an dem das Auge hing;
nur die schönsten Blumen pflückte ich zum Bund.
Schenkte sie der Mutter, strahlend froh,
und mein Herz war wie die Wiese voll und rein.
Mein Vertrauen stand in Flammen, lichterloh,
wie ein brennend‘ Haus stürzte es ein.
Wiesenblumen waren nichts fürs Haus!
Machten ihr nicht Freude, nur Verdruss.
Alles, was ich schenkte, blieb ihr Graus,
malte Spitzwegs Bild als letzten Gruß.
Von der Mutter blieben harte Worte,
keine Liebe, statt Geborgenheit nur Hass.
Sie vertrieb mich von den liebsten Orten,
jeder and‘re war mir Hütte, kein Palast.
Fort gejagt aus meinem Elternhaus,
musste ich allein das Leben lernen.
Mich zu lieben, das war mir ein Graus.
Meine Eltern war’n wie ferne Sterne.
Gingen lang schon, so wie alle gingen.
Ihre Ruhestätten sind längst blütenleer.
Geh im Traum vorbei und hör mich singen:
"Wachse, Wiesenblumen-Meer!"
Wie zwei welk geword’ne Rosen,
schließen sich die müden Lider,
sind des Blickes trübe Sehnsuchtslose,
fühl‘n des Wirkens Abschluss in den Gliedern.
Sind verbraucht, ein winzig Licht in ihnen,
bis ihr letzter Lebenshauch verlischt;
schlafen hinter blassen Traumgardinen
wo ihr eigner Himmel Richtung ist.
Letzter Kampf streckt hin die Glieder,
gegenwärtig Abschied und Verzicht.
Ihrem Antlitz spielt ein Lächeln wider,
doch gelöst und geistlos ist der Blick.
Nebelgeister schweben durch die Räume,
ziehn wie graue Schleier durch die Schwere,
trennen sanft die Silberschnur der Träume,
füll‘n mit goldnem Licht die Grabesleere.
Da kann kein Frühling werden,
verkohlt sind Baum und Strauch,
Zerstörung herrscht auf Erden,
Wachstum vergeht im Rauch.
Es glüht kein Herz in Liebe,
die Blumen sind zertreten,
zerbrochen erste Triebe,
vor Gräbern schweigt das Beten.
Der Glockenton in Türmen -
sein Klingen ist vergangen,
in waffenreichen Stürmen
im Donnerhall gefangen.
Im Feuer der Gewehre,
wo die Kanonen glühen,
da beben Mensch und Erde,
die Hoffnung will nicht grünen.
Der Schatten dunkler Mächte
liegt über Brandruinen,
wie rußgeschwärzte Nächte
dem Ort der Wandlung dienen.
Von Golgatha genommen,
wo Leben nicht, nur Tod,
wird neues Strahlen kommen,
wahrhaftig, echt und gut!
Wie kann der Mensch verstehen?!
Die alten Formen fliehen,
ein Wandel muss entstehen,
die Schönheit aus Ruinen.
Wird sich das Böse in Menschengedanken, blitzartig ändern und aufrichtig handeln; am Wegkreuz der Hoffnung ein Wendepunkt sein, zu gleiten ins Chaos durch Willkür und Schein?
Kann der teuflische Geist in jedermann dringen und perfide voll List dessen Plan gelingen? Wird das Herz der Welt durch Kammerflimmern irgendwann stillstehen, sich die Lage verschlimmern?
Ist die Wissenschaft böse, die Waffen erfindet, die Menschen auslöscht, an Erpressungen bindet? Ist es gewollt, wenn Millionen entleibt, ihre Energie frei zu den Lichtgöttern steigt?
Kann sich das Schweigen aus Gräberreihen, wo kein Kreuz gleicht dem andern, wie ein Wunder durch himmlischen Schluss, plötzlich in Lachen verwandeln?
Durch Gas vergiftet –John Singer Sargent (1856-1925)
Zurückgeblickt auf ‚edle‘ Patriarchen, deren Knöpfe an Uniformen, wie Waffen glänzten, auf eine alte Welt, die Denkmäler bekränzte, von üblen Führern und Monarchen.
Die Uniform gibt Größe auch den Todgeweihten, formieren sie sich wieder hin zum Sieg. So nutzlos und so ‚mutig‘ wie in alten Zeiten, wollen sie Helden sein im Bruderkrieg.
Obwohl die ersten Vögel leise singen, geht mir die Frühlingslust verloren. Mir ist, als würden Todesschreie dringen in unsre Welt – die ‚heile‘ Welt von morgen.
Gedanken schwinden mit den Schmerzen, versickern in des Fleisches blutigen Kanälen, erhöhen Puls und Schlag des schwachen Herzens, drehn sich um sich im dunklen Reich des Quälens.
Die messerscharfe Öffnung körpereigener Regionen, ist fremder Zugriff im geschlossenen System. Fern scheint der Ort, wo Musengeister wohnen, ihr tristes Schweigen ist nicht angenehm.
Vom Schmerz umhüllte Last der schweren Tage, wo die Ideen untergehn im Fluss des Denkens, Tiefsinnigkeit – Patient auf einer Trage, Heilung wird sanfter Geist des Schenkens.
Ein Ort voller Namen und Jahreszahlen; ein Ausruhen von Liebe, Leiden und Qualen. Das Weltgedächtnis im Massengrab der Körperwelten, all‘ der, die es jemals gab.
Vorbei an den Steinen kalter Gemäuer, streift des nachts der Mond wie ein Ungeheuer. Sie scheinen ihr Schweigen im Mondlicht zu brechen, hört, wie sie wispern, jammern und sprechen.
Gedankengespinste verweben die Orte, es stocken dort vor Ehrfurcht die Worte. Man spürt die Vielfalt der Weltenstufen, die vergessenen Seelen, die ihr Leben suchen.
Jeder Grabstein spricht von geendeter Zeit, umschwebt von Angst vor Vergänglichkeit, ist angefüllt mit morbiden Träumen, letzter Gruß aus verfallenen Friedhofsräumen.
Der Moment versinkt im tiefen Seelenmeer aus Weltenschmerz, Tempeln und Götterheer. Kein Wunsch an die Welt – alle hoffen auf Gnade, denn, die Freiheit, Falsches zu tun, war keine Gabe.
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