Freier Fall

Freiheitsstatue – Quelle: Pinterest
Offene Arme, Händereichen,
gab’s in der Vergangenheit;
Menschen mit verschränkten Armen
sind dem Nächsten abgeneigt.

Schaut hin: Die sich stolz genügen
und mit wortreichen Toxinen,
herzenskaltem Machtgehabe,
liebesleer dem Abgrund dienen!

Werden sie sich selbst erkennen,
Seeleneinsamkeit und Trauer?
Sie zerfallen mit der Welt -
fremd und fern stehn sie auf Dauer.

Um sich scharen sie die Vielen -
Mittelmäßigkeit die Schiene;
Arroganz und Selbstvergnügen,
trotzig, feindlich ihre Miene.

Selbstgefällig ihr Begreifen:
Dummheit steht für Nächstenliebe.
Federn muss der andere lassen -
Bittsteller sind nichts als Diebe.

Frei von gottgesetzten Schranken,
die Genie und Wahnsinn binden,
wird sich „Höhenflug“ und Fall
auf dem Boden wiederfinden.

Der Freiheit Rosen

Büchse der Pandora – John William Waterhouse (1849-1917)
Die Welt voll teuflisch ungestümer Kräfte,
vom Wahn befangen, lösen sie die Zungen,
sie schreien ihren Sieg, als hätten ihre Mächte
den Untergang des Abendlands errungen.

Wie schlafend lag das große Volk des Nordens,
derweil die bösen, greisen Männer fern regieren,
die Hass gesteuert, mit der Lust des Mordens,
verschleierten, was sie im Schilde führen.

Die böse Fee hat ihren Bann gesprochen,
Dornröschenträume wehen durch die Zeit;
für alle unsichtbar, wie sie durch Ritzen krochen,
gefüllt von Liebe und Gerechtigkeit. 

Von wilden Ranken märchenhaft umschlungen,
vom Dornenkleid, das undurchdringlich scheint;
der Wahrheit Blüten haltend und dafür gerungen,
mit vielen Gegnern frevlerischer Reihen.    

Das Übel aller Welt durch Einklang binden,
obwohl sein Echo mahnend weiterschallt;
den schmalen Weg in die Erlösung finden,
dem Schall zu lauschen, wie er bald verhallt.

Die Büchse der Pandora endlich schließen,
die Schatten fliehen sehn in lichte Fülle,
der Freiheit Rosen süßen Duft genießen,
im dornenlosen Meer der Sommerstille. 

Rose im Schnee

Quelle: www.botanikus.de

Durch jedes Lieben geht ein Lichtlein an,
vermehrt entzündet an geweihten Tagen.
Die Nächstenliebe schreitet dem voran,
verstreut voll Güte ihre Liebesgaben.

Gemeinsamkeit im Mühn des Schenkens,
der Zeiten Dunkel tröstlich aufzuhellen.
Sei denen dankbar, die sich selbst verschenken,
die ihre Lichtlein denen zugesellen,

die sterbend um ihr kleines Leben bangen,
die einsam und voll Leid in Hospitälern,
nach Atem ringend, Trost und Zeit verlangen.
Lasst Licht entzünden in den Jammertälern!

Die Menschheit friert so lange schon,
weil jeder nehmen will und keiner geben.
Den Andern wärmen, nur für Gottes-Lohn,
sein eigen Licht entzünden und zum Zeichen heben.

Schaut auf des Wunders lichten Schein,
seht dort die Rose tief im Schnee!
Sie fügt sich strahlend in den Winter ein,
erleidet nicht des Wetters Frost und Weh.

Kühler Zeitgeist

Quelle: Pinterest
Unter herbstlich dunklen Wolken
ziehen Vögel Richtung Süden,
stoßen niemals aneinander,
trotz der Nähe ihrer Flügel.

Wirbeln fort in grauen Lüften
und der Mensch wird vogelfreier;
wenn der Wind das Laub verstürmte,
blieb ihm jedes Blättchen teuer.

In so manchem ‚Friedensreich‘
wird der Schierlingsbecher wandern.
Friedlos ist der Mensch geblieben,
eigennützig ist sein Handeln.

Seht doch, wie die Vögel ziehen!
Rauschen durch die Wolkenbälle,
ziehen hin zu warmen Zielen,
fliehen vor der Kältewelle.

Ahnen nicht die bitteren Zeiten,
hören nicht den Zeitgeist klagen;
trotz der herbstlich kühlen Schauer
wird man sie gen Himmel tragen.

Fort sind sie und Nebelschwere
wob in Dämmerung graue Fäden,
und die Großen dieser Erde
wechselten geheime Reden.

Einen Heiland braucht das Leben,
der die Welt und Seelen heilt,
der schon einmal dagewesen,
der von Herz zu Herzen eilt.

Kalte Zeit, von Furcht durchsetzt,
gibst du Antwort auf die Fragen?
Der uns Flügel wachsen lässt,
wird uns einst gen Himmel tragen.

Sankt Martin

Sankt Martins Zug in Düsseldorf – Heinrich Hermanns (1862-1942)
„Sonne, Mond und Sterne“, sangen
alle groß und kleinen Kinder,
und von Haus zu Haus gegangen,
sind die frohen Botschaftskünder.

Von Sankt Martin wurd‘ gesungen,
als er sah des Armen Leid,
der, dem Tode nah, gerungen -
gnädig teilte er sein Kleid.

Hoch zu Ross kam er geritten -
die Barmherzigkeit war groß,
sah den Armen, der gelitten,
dürr, in Lumpen, heimatlos.

Er gab hin den warmen Mantel -
wärmte nicht den Mann allein,
denn er ließ sein Bild des Handelns,
Teil der Nächstenliebe sein.

„Kleiner König“, ist dein Bitten
und dein Singen obsolet?
Ziehn vorbei, des Horrors Sitten -
Allerseelenzeit vergeht!

Zeitzeichen

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Zeit ist fremd und kalt vorangeschritten,
und meine Erdenzeit,
genährt von Himmelsfrieden,
bald entglitten.

Ich will nicht mehr in dieses Schema passen,
und poesielos letzte Federn lassen.

Will nicht die Menschen sehn im trüben Licht,
das mir verklärt die warme Himmelssicht.

Die Luft der Erde,
die beim Atmen schwer in meinen Lungen liegt –
ich mags nicht mehr.

Fühle des Großen Geistes Kraft in meinen Adern fließen,
trägt die Lebendigkeit,
die alle Mordenden mit Füßen stießen.

Fühl kalt die vielen Lügen um mich her,
Blicke, die sich an Leid erfreuen…
ich will’s nicht mehr.

Wohlstand und Freiheit –
wie kostbar ist dies Los!
Dennoch sind Münder,
die bösen Hass verstreuen, groß.

Anstatt sich miteinander aufzustellen,
Hand in Hand,
zu demonstrieren für Gerechtigkeit und Land,
stehn sie getrennt – angriffsbereit.
Fahnen, sie wehen – wohl in jeder Zeit!

Ich kann nicht länger zusehen, wie sie streiten,
anstatt die Hand des Nächsten zu ergreifen,
mit ihm im Füreinander beten…
Wenn sie’s doch täten!

Lied des Friedens

Jean-Léon Gerôme (1824-1904)

So, wie der Muezzin von seinem Minarett
zur Stunde des Gebetes ruft,

möcht’ ich der Menschheit singen,

von einem ein’zgen Gott, der Christ und Moslem eint,
weil er sie beide schuf –

dies Lied soll allen Völkern in den Herzen klingen.

Will Frieden in die wunden Seelen tragen
und tauschen Freude gegen Leid.

Die Zeichen werden stehn und Menschen
die Veränd’rung wagen –

Freundschaften wachsen mit der Zeit.

Die Welt braucht Händedruck und keine Kriege,
die weder Sieg noch Frieden bringen.

Vereint die Völker dieser Erde,
doch nur mit Liebe wird euch das gelingen!

Goldene Regel

Vladimir Kush – Bildauszug: Birth of Love
Goldene Regel*

Aus dem Blut der Andren Kraft zu ziehen,
ist der Lauf der Welt: „Friss oder stirb!“
Kreuze wurden dem ‚der fraß‘ verliehen,
der das Leben anderer verdirbt.

Christlich sein - die „Goldene Regel“ übe! -
Aus den Schulen hat man sie verbannt.
Wichtigstes Gebot der Nächstenliebe -
kennt durch weise Lehrer jedes Land.

Ist ein Menschenrecht und Gottes Wille,
Gebot und Lehrsatz, der für alle gleich;
dass man ihn verlernt, ist Menschenwille -
Rache, Desinteresse folgenreich.


*“Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Nächstenliebe

Kunstwerk: Banksy

Friedrich Weinreb‘s Erklärung des Wortes “Israel”:

“Israel” ist ein Synonym für einen spirituell oder religiös “erleuchteten” Menschen, und diese “Erleuchtung” hat mit der persönlichen Einstellung eines Menschen zur Welt und zum Leben zu tun und nichts mit der Abstammung, Sprache, Kultur oder konfessioneller Angehörigkeit.

“Israel” hat also mit dem Staat Israel, mit Judentum etc. nichts zu tun. Deshalb sind Israelis genauso wenig als “Israeliten” (Erleuchtete) zu betrachten, wie das christliche Abendland, als eine Ansammlung von Christen, was ja auch nichts anderes bedeutet als im Christusbewusstsein Erleuchtete.

Weltkinder

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Sind so verletzlich, tief in ihren Seelen,
schauen vertrauensvoll in diese Welt hinein,
gehn auf die Erde in ein neues Leben,
wollen geschenkte Gottesliebe sein.

Wachsen mit den Alltäglichkeiten,
sehen uns oft mit feuchten Augen, fragend an:
Wie kann es sein, dass noch in unsren Zeiten,
ein weißes Lächeln mehr zählt, als das schwarze nebenan?

Der Himmel segnet alle Menschenkinder,
gleich welcher Farbe, welcher Tradition.
Die Kinder sind die neuen Weltengründer,
Gott lebt in jeder alten Religion.