Die Kraft zu sehen

Slavisches Epos – Alfons Mucha (1860-1939)
In der dunklen Welt, in der wir leben,
Kraft zu sehen, was im Hintergrund,
möcht‘ ich mir und all den ‚Blinden‘ geben,
denn ich höre Angst aus ihrem Mund.

Doch den Glanz, den wir nicht sehen,
der uns wunderbar umgibt,
würde ich am liebsten denen
senden, die noch nie geliebt. 

Nebel trüben der Materie Hüllen,
alles lastet im Gefühl der Schwere;
Wolkendecken, die den Himmel füllen,
hindern Licht und warme Atmosphäre.

Es erhält uns Geisteskraft und Liebe -
Leben kann nicht ohne sie geschehen.
Gott erhält uns und das Weltgetriebe,
lässt es nach Bedingungen geschehen. 

Alles ist Erfüllung der Gesetze,
sichtbar oder unsichtbar beschwingt;
schaffen Ausgleich für des Lebens Hetze,
mit Dynamik, die uns Klarheit bringt.

Geist in uns, vom Schöpfer aller Dinge,
der sein Potential in unser Dasein trägt,
führt uns, dass die Kraft in uns gelinge,
die uns Tag für Tag im Innen prägt. 

Unschuld

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)

Unschuldige Augen, leerer Blick,
Spiel mit dem Tod wirft Seelenschatten.
Zerstörung ist ihrer Väter Geschick,
kennen nur die Geborgenheit durch Waffen.

Wunde Seelen und zerbrochene Herzen,
schrei’n nach Vergeltung und Sühne;
Zeit heilt Wunden, doch nie die Seelenschmerzen
bei den Kindern der irdischen Bühne.

Seh’n eine Welt voll Zerstörung und Hass,
fühlen Verzweiflung und Angst.
Befolgen gehorsam der Alten Erlass,
ihre Kindheit vergessen sie ganz.

Eine Seele, die niemals die Leichtigkeit sah,
nur den Krieg und das Spiel mit Patronen,
die nimmt ihr Sein nur als Werkzeug wahr,
wird Kanonenfutter für die Nationen.

Verborgene Göttlichkeit

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Am Anfang war das Nichts, 
verborgene Göttlichkeit,
die große Kraft des Lichts –
unendlich, ohne Zeit.

Des Universums Saat
wurde geplant erfüllt,
wirkte in Wort und Tat
ein schicksalhaftes Bild.

Sein Plan, der existiert,
den niemand kennt und ahnt,
der alles Leben führt,
das sich im Schicksal bahnt. 

Von größter Macht gelenkt -
kein Zufall, Gottes Plan;
vom Schöpfer reich beschenkt
ist unser Lebensgang. 

Ein Fingerzeig besitzt 
des Geistes Instrument -
wie ein Gedankenblitz,
der leitet, hilft und lenkt. 

Es ist der Seele Gang,
die weiterstrebt und ringt,
die von Gethsemane  
in die Verklärung dringt. 

Reißt Erdenmauern ein,
und unterm Schutt der Zeit,
findet sie sich und drin 
entdeckt sie Göttlichkeit.

Wetterleuchten

Quelle: Pinterest
Durch fernes Leuchten brechen die Töne,
wie tanzende Feen in die Nacht hinein.
Changierende Kleider umhüllen die Schönen,
in schwingendem Licht, mit den Sternen allein.

Wo wird die Welt heut‘ in Stürmen getrieben,
reinigen Wetter den Tag mit Verdruss?
Wo wird sich Wohlstand verheerend verschieben,
Schwächliche groß sein, im Überfluss?

Wie schwarz der Abgrund, wer Bezwinger der Mächte?
Der Tanz geht voran in den Himmel hinein!
Auch in den dunkelsten Heimweh-Nächten,
in todkranker Zeit wird Gott Retter sein. 

Das sind die Stunden, da wachsen die Taten,
in denen edle Gedanken erwachen;
die leidende Zeit wird ins Grübeln geraten,
wird sich befreien und Frieden machen. 

Göttliche Vorsehung

Göttliche Komödie – Inferno -Dante – Paul Gustave Doré (1832-1883)
Es quälen die grübelnden Fragen,
als starrten sie forschend uns an,
wie Augen der Sphinx offenbaren
sie lockend den zweifelnden Bann. 

Gefangen in Jetztzeit und Erbe
eines längst vergangenen Wahns,
stehn um uns Sorgen, wie Berge,
ohne Sicht für den göttlichen Plan.

Der Wohlstand der Welt ist im Wanken,
der vorlaut die Augen verschloss;
vertrauten nicht Gott, nur den Banken,
obwohl Sein Geist unser Leben ergoss.

Vertraut mit dem Herz eines Kindes,
das rein ist, voll Vertrauen und wahr;
dann wird klar, dass die Härte des Windes
nur die göttliche Vorsehung war. 

Soll und Haben

Quelle: Pinterest
Es gibt besondere Zeiten im Jahr, 
die zum Leuchten bringen, was dunkel war;
ein Funke zieht durch die rastlose Welt,
mit Alltäglichem ringend, zur Andacht bestellt. 

Die Wunder der Welt als Geschenke zu sehen,
das Gold des Geistes in allem verstehen,
das uns ewig gehört, in der Seele gegeben -
„des Herrn ist die Erde und Fülle im Leben“. 

Soll und Haben des Lebens als Konto sehen,
nur ausgeglichen kann der Kosmos bestehen,
der lang existierte, längst vor unserer Zeit,
nachdem wir gegangen, steht er anderen bereit.

Seit Millionen von Jahren schickt die Sonne ihr Strahlen,
schloss Verbranntes in Böden, das als Kohle wir nahmen.
Geduldig nahm Mutter Erde einst auf,
was verschlossen war und vom Menschen verbraucht. 

Energie wurde frei, die dort eingesperrt war,
als umweltgefährdend steht der Gebrauch nun da.
Gottes Naturgesetz rüttelt an Türen,
es ist Einhalt geboten, sonst sind Folgen zu spüren.

Der ewige Geist, der unsere Seelen einst schuf,
der in ihnen wirkt, der erhört unseren Ruf,
weil wir Teil von Ihm sind, Seine Kraft in uns wohnt,
wird entzündet sein Licht, von Erkenntnis belohnt. 

Der Optimist

Quelle: Pinterest
Gottesdienst im Schein der Lichter
oder in der Seelenstille - 
wichtig ist, dass man ihn leistet,
nicht nur folgt dem eignen Willen.

Empfangsbereit mit allen Sinnen,
für die Vermittlung hoher Dinge,
auch hinter die Fassade schauen,
mit Oberflächlichkeiten ringen. 

Auf Inhaltslosigkeiten zeigen,
in einer Welt voll Angst und Schrecken;
Millionen Menschen auf der Flucht,
die tief in Furcht vor morgen stecken.

Verständnis haben für das Leben
und sehen, wie es wirklich ist. 
nicht an Vergangenheiten kleben,
gelassen sein - ein Optimist. 

Es ist wichtig, dass der Mensch weiß, dass er eine unendliche Seele ist, dass seine irdische Pilgerschaft ein kleiner, aber notwendiger Teil eines ewigen Lebens ist. Er sollte dieses Leben nicht in der Dunkelheit der Unwissenheit, sondern im Sonnenlicht der Erkenntnis leben, nicht mit gebeugten Schultern, sondern mit aufrechtem Kopf, nicht mit Angst, sondern mit strahlender, glorreicher Gelassenheit.

Globale Sicht

Tag des Urteils – Jean-Léon Gérôme (1824-1904)

Mensch der Erde, Geist der Welt – unbegreiflich sind die Taten,
die vollkommen in Aktion, die Gerechtigkeit darstellen.

Der Verstand, der unvollkommen, die globale Sicht der Dinge
nicht besitzt, nur eignes Wollen, sieht die Wirklichkeit verschwommen.

Göttlich ist manch Weltgeschehen und von Seinem Geist durchdrungen;
als Entschädigung zu sehen, zur Vergeltung dunkler Stunden.

Wie ein Pendel, ausgeglichen, will das Wiegen mancher Taten
Harmonie und Mitte finden, die dem Ego sind entwichen.

Waage zeigt den Grad des Wandels, zwischen Leben und Verklärung,
zeigt die Göttlichkeit der Liebe, als Gesetz vom rechten Handeln.

Eine Stelle im Alten Testament, Dan 5,25: 
Daniel liest die Worte „mənēʾ mənēʾ təqēl ûp̄arsîn (מְנֵ֥א מְנֵ֖א תְּקֵ֥ל וּפַרְסִֽין)“ und interpretiert sie: „Mənēʾ: Gezählt, das heißt, Gott hat gezählt (mənāh מְנָֽה) die Tage Deiner Königsherrschaft und sie beendet. Təqēl: Gewogen, das heißt, Du wurdest auf der Waage gewogen (təqiltāʾ תְּקִ֥לְתָּא) und für zu leicht befunden. Pərēs פְּרֵ֑ס: Zerteilt (pərîsat̲ פְּרִיסַת֙) wird Dein Königreich und den Persern und Medern übergeben“.

Fazit: Alles Fehlverhalten wird Folgen haben. 

Zeitgeist

Foto: Pixabay
Wenn die trübe Zeit vergangen,
die vor unseren Türen liegt,
Wind und Regen sich gefangen,
der kalt durch die Länder trieb;

wenn die Totenglocken schweigen,
die von Gotteshäusern klingen,
Kirchenbänke leere Stätten,
menschenleer und ohne Singen;

wenn nur Leere füllt die Öde,
sich die Stolpersteine heben,
wird man fallen in den Straßen,
denn ein alter Geist will leben.

Er beschwert das Tun der Guten -
die Erinnerung wird bleiben;
wird zur Last – als müder Schuldner
übt man, Gläubiger zu meiden.

Tote Augen der Verlorenen
seh ich glühn in finstrer Stunde;
fühle ihre Angst des Sterbens,
schreckensbleich in ihrer Runde.

Zeitgeist färbt die grauen Haare,
blutrot, in des Mühsals Tücken;
eh die Rose blüht im Garten,
muss man manches Unkraut pflücken.

Wahrheit und Irrtum

Bild: Karin M.
Der Kampf um die Vollkommenheit wird niemals enden,
auch wenn dies unerreichbar ist auf dieser Erde,
um alle Abwehr gegen Falschheit abzuwenden
und Licht zu sein, dass Dunkel heller werde. 

Schwierig und mühsam ist das lange Dienen,
die geistige Verwirklichung aus dem Morast zu heben,
wo sie versunken liegt in Babylons Ruinen,
zurückgeworfen wird, mit hasserfülltem Beben.

Wo sie sich scharen und wo sie verbrennen,
den kleinen Teil von Wahrheit, den sie in sich fühlen;
wo sie in massenhafter Manipulation benennen,
was ihnen ‚weise‘ Männer ins Bewusstsein lügen. 

Zum Töten schreien sie und fühlen sich berufen,
den eignen Wahn und Hass im Land zu schüren,
um Andersdenkenden den Niedergang zu buchen -
Religion der Macht, mit teuflischen Allüren.

So sind die Kirchen hier auf dieser Erde,
sie malen Gott in einem Bild von Wut und Zorn;
sie streuen Zweifel, dass der Sinn verderbe -
sie sind der Stachel und der Rose Dorn.