Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht hinab auf die Gräber in Lage; der Mond, der hat alles ins Helle gebracht; der Kirchhof, er liegt wie am Tage. Da regt sich ein Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann, in weißen und schleppenden Hemden.
Das reckt nun, es will sich ergetzen sogleich, die Knöchel zur Runde, zum Kranze, so arm und so jung, und so alt und so reich; doch hindern die Schleppen am Tanze. Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut, sie schütteln sich alle, da liegen zerstreut die Hemdelein über den Hügeln.
Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, Gebärden da gibt es vertrackte; da klippert’s und klappert’s mitunter hinein, als schlüg‘ man die Hölzlein zum Takte. Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor; da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr: Geh! hole dir einen der Laken.
Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell nun hinter geheiligte Türen. Der Mond, und noch immer er scheinet so hell zum Tanz, den sie schauderlich führen. Doch endlich verlieret sich dieser und der, schleicht eins nach dem andern gekleidet einher, und, husch, ist es unter dem Rasen.
Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt und tappet und grapst an den Grüften; doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt, er wittert das Tuch in den Lüften. Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück, geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück, sie blinkt von metallenen Kreuzen.
Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht, da gilt auch kein langes Besinnen, den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht und klettert von Zinne zu Zinnen. Nun ist’s um den armen, den Türmer getan! Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan, langbeinigen Spinnen vergleichbar.
Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt, gern gäb er ihn wieder, den Laken. Da häkelt – jetzt hat er am längsten gelebt – den Zipfel ein eiserner Zacken. Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins, die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins, und unten zerschellt das Gerippe.
Wenn Gott den Schleier hebt und wir erkennen, sie stimmt, die längst verspürte Ahnung, die Zu-fall, Ein-sicht oder Geistesblitz wir nennen, dann öffnet sich die Tür zur Offenbarung.
Sind wir nur Körper? Erdverlass’ne Kreaturen? Ist unser irdisch Reich nur Schein, nicht Wirklichkeit? Nur Spiegelbild, sich ändernd seit Äonen, die leere Form - des Lebens abgestreiftes Kleid?
Was wir für wesentlich und wichtig halten, dient der Materie - freier Geist wird Knecht. Er dient im Kerker der Naturgewalten, gefang’nes Ego, wird sich selbst gerecht.
Die Erden-Geister sind zu Eis erstarrtes Wasser; in tiefster Unbewusstheit schwingt das Leben. Ein auf Erlösung festgelegtes Raster, den Geist in sich, zum Ursprung strebend.
Nur bei gefühltem Glück, da bricht die Hülle, wenn das Bewusstsein durch die Mauern schaut und Freiheit sieht, den reinen Geist der Fülle, der fruchtbar wird, wie Eis, wenn Licht es taut.
Zwei Männer beim Betrachten des Mondes – Caspar David Friedrich
Im Jahre 1790 von Matthias Claudius als religiöses Abendlied geschrieben. Vertont wurde es noch im selben Jahr vom Hofkapellmeister Johann A. P. Schulz.
Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen, Auf nichts Vergänglichs trauen, Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen Aus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen, Laß uns in Himmel kommen, Du unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder; Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen, Und laß uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbar auch!
Sein goldenes Blühen strahlte über allen, die sich versammelten, zu dieser Stunde. Des Meisters Nähe suchend, ihm gefallen, ein jeder Jünger folgte seiner weisen Kunde.
Man lauschte seiner wortgewandten Stimme; Er brach das Brot selbst mit dem längst Verführten. „Nehmt’s hin, es sei mein Fleisch im hohen Sinne, und seht, mein Geist ist der von Gott berührte.“
„Im süßen Wein liegt Wahrheit und das Leben. Bald wird er bitter werden wie mein Sterben. Soll zum Gedächtnis an mich Zeugnis werden, den Geist der Wandlung bringen im Verderben.“
Das ‚Brot des Lebens‘ ist der Geist des Einen, gebrochen mit den Menschen dieser Welt. Verführt und ohne Glauben, wie sie scheinen, hat Er als „Licht der Welt“ den Sinn erhellt.
Es zeigt sich – menschlich seine Form, gibt vielen ein Gesicht, nur Macht und Gier sind dessen Norm, Zerstörung das Gericht.
So schändet es die ganze Welt und spricht mit lauten Tönen, bringt ihr die Flötentöne bei, liebt nur die Reichen, Schönen.
Prunkvoll geschmückt sein weißes Haus, die andern reißt es nieder, es lebt im lauten Saus und Braus, Rad schlagend das Gefieder.
Stolziert wie mancher Pfau daher, mit stolzer Drohgebärde, der Kopf, zu klein für Empathie – ein ‚schwarzes Schaf‘ der Herde.
Vertreibung ist sein Steckenpferd, die Säuberung in Planung. Besitzen ohne Gegenwehr, sein Reden ist stets Warnung.
Gemeinheit ist ein dunkler Fleck in menschlichem Ersinnen, man reibt und reibt, er geht nicht weg, denn er sitzt ganz tief innen.
Aus „Wallensteins Tod“ von Friedrich von Schiller:
Nicht was lebendig, kraftvoll sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist’s, das ewig Gestrige, was immer war und immer wiederkehrt, und morgen gilt, weil’s heute hat gegolten! Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, und die Gewohnheit nennt er seine Amme. Nur zwischen Glauben und Vertrauen ist Friede!
Strahlt die Sonne heute golden oder ist sie stark verhangen? Alles glüht in Dichteraugen leuchtender, in Lieb und Bangen.
Größer ist das Hoffen, Warten und die Sehnsucht nach dem Einen; strahlender die Rosenkelche, wenn sie blütenschwer erscheinen.
Hässlichkeiten scheinen größer auf des Lebens Schattenseiten. Üppig wie Getreidehalme wird die Hoffnung Pläne breiten.
Doch ein Sensenhieb des Schicksals trennt sie ab im Handumdrehen, und der Schnitter ist gekommen, um sie alle abzumähen.
Der Enttäuschung kalte Winde wehen über Stoppelfelder; trostlos ist des Menschen Sicht, denn sie ernten nur sich selber.
Schriller dringt des Missklangs Plage in des Dichters Ohr mit Schmerzen, greller zünden sie, zerspringen, brennen Wunden tief im Herzen.
Tiefer gehn die Seelenwunden, wenn sie gleichgültig getrieben, wenn sie um sich selbst nur kreisen, die, die wir am meisten lieben.
Manche leiden schwer am Leben - Dichterseelen an sich selber; fühlen kalte Winde gehen über viele Stoppelfelder.
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