Bizarrer Mond

Quelle: Pinterest
So prächtig ist er da, in sternenklarer Nacht,
durchdringt die Welt mit kühlem Glanz,
wälzt Mensch im Traum in stiller Wacht,
treibt in Bizarrheit silbrig Mummenschanz.

Gezeiten an den Küsten unsrer Meere,
beschleunigt durch der Sonne Kraft,
Gravitation durch stille Daseinsleere,
die erdgebunden nächtens schlaflos macht. 

voll Mond

Bild von Larisa Koshkina auf Pixabay
Unbeweglich ist alles, die Fenster geschlossen,
es dringt sein fahles Licht durch den Store.
Bald ist er rund, wie in den Himmel gegossen,
seine Strahlung öffnet manch mystisches Tor. 

Die Nacht wird zum Tage, in Silber getaucht,
die Verborgenheit bekommt durch ihn ein Gesicht;
es lächelt nicht, ist uralt und verstaubt,
taucht die Welt in kaltes, gleißendes Licht.

Die Flüche flieh‘n vor des Tages Erwachen,
die im Jenseits beschatteten Wölfe der Nacht.
Der Tod bringt zum anderen Ufer den Nachen,
Vampire gehn schlafen – die Welt ist erwacht. 

Tanz bei Vollmond

Die Energie, sie zieht wie ein Magnet
an den Gedanken, die im Schlafe wachen,
und mancher Traum-Impuls entsteht,
wird Unsichtbares sichtbar machen.

Da türmen sich gespenstige Gedanken,
sie regen an den Geist der Fantasie.
Der Mond, er füllt sich hinter Wolkenbanken,
zeigt sich im fahlen Schein der Nostalgie.
 
Bald treibt er meinen Schlaf in weite Ferne,
doch seine Kraft hält wach und lässt ihn ziehn. 
Er kehrt zurück, nimmt mich bis an die Sterne -
ich kann dem lang Ersehnten nicht entflieh‘n. 

Und als der Mond schon voll im kühlen Licht,
erscheint der Mann im Mond, bittet zum Tanz.
Frau Luna zeigt ein lächelndes Gesicht,
wirbelt mit uns durch feinen Sternenglanz. 

Der Mond

Bild von Susan Cipriano auf Pixabay

Der Monde fahlen Glanz hab ich genossen,
wenn sie vom dunklen Firmament,
wie Silberflüsse durch die Fenster flossen,
besonntes Hell, das Schlaf vom Wachsein trennt.

Das Mondlicht zeichnet Himmelsblässe.
Wie es Konturen auf den Häusern malt!
Frau Luna ist die älteste Mätresse,
die Existenz des Mondes längst bezahlt.

Es scheint, er hat sich abgewandt vom Leben,
damit die Erde fruchtbar wird durch ihn,
denn ohne ihn, würd‘ es kein Leben geben,
und alle Jahreszeiten wär’n dahin.

Er malt das Bild des fernen Widerscheines,
die Sonne drosselt durch ihn ihre Kraft.
Einmal im Monat zeigt er sein geheimes
und fahles Leuchten in der Nacht.

Er ist Begleiter, Lenker der Gezeiten,
und wenn die Achse unsrer Erde wankt,
ist er die Stütze; alle Klimabreiten
und deren Ausgleich sind in seiner Hand.

Verlorene Träume

Fahl wirft der Vollmond Schatten in die Zimmer.
Groß steht er, Stern umringt, in stiller Wacht.
Hat mich geweckt durch seinen Zauberschimmer.
Nun lieg’ ich lang schon, lausche in die Nacht.

Die Grillen geigen monotone Partituren.
Das Blattgewand, es rauscht im nahen Baumgeäst.
Ein Schlag fährt durch die müden Weltenuhren;
die Mitternacht hält magisch alle Zeiger fest.

Mein Engel singt mir Nachtwindmelodien.
Gott streut ein lichtes Ahnen in die Zeit.
Die Wesen aus den Schattenreichen fliehen
vorbei wie trüber Nebelhauch…so weit.

Der Schlaf, der gnädige, ist mitgegangen.
Gedanken treiben wie das Wasser an den Strand.
Sie kommen und sie gehen… Traum verhangen
zieh ich mit ihnen ins verklärte Niemandsland.

Dort liegt mein Tränensee und auf dem Grunde
verlorene Träume, dicht an dicht, wie Stein an Stein.
Ich treib hinab, versink in sonnenferner Stunde,
spinn’ neue Träume, losgelöst vom Sein.

Wieder Vollmond

Bild: Karin M.

Fantasiere von Menschen,
die mit Smartphone vorüberstreben;
die wortlosen Alltagsgespenster,
geistern mit Ego in Händen durchs Leben.

Am Fenster sehen sie mich nicht.
Bin alt und dadurch unsichtbar…
eine von gestern, kein Werbegesicht.
Doch ohne Alte wären sie nicht da.

Mich ruft niemand an!
Unruhe wälzt sich durch Stunden.
Das Ticken der Uhr
ist zeitlos, verschwunden.

Wieder Vollmond
mit schlaflosen Nächten…
als wenn Träume das längst
Verlor’ne wiederbrächten.

Jemand ist da! Bin im Traum nicht allein.
Ich seh‘ mich im Dunkel laufen und laufen:
die Stadt, ihr Fremdsein,
mein Untertauchen.

Begleitet von einem
Scherenschnitt-Mann,
dessen wahres Gesicht
ich nie sehen kann.

Er gibt sich vertraut,
so seelenverwandt.
Wenn die Ruhe kommt,
nimmt er meine Hand.

Er redet mit mir,
wo sonst Schweigen ist,
und wenn ich weine,
umarmt er mich.

Treibt gedanklich mit mir
durch die nächtliche Stadt.
Teilt das, was vom Fernsehen
übrig ist und
sieht sich an Weltlichem satt.