Des Nachts ging ich spazieren,
vorbei an Feld und Flur;
im geistigen Flanieren
verliert sich meine Spur.
Hob ab vom harten Boden,
schwebte die Straßen lang,
bis körperschwere Sorgen
entschwanden meinem Gang.
Wie trunken war mein Wandeln,
ganz ohne Schmerz und frei,
so, dass mein Trieb und Handeln
der Weg zur Wahrheit sei.
Unendlich schien mein Sehen,
im schrankenlosen Viel;
so klar war das Verstehen,
als ob‘s vom Himmel fiel.
Ganz leer, doch voller Habe,
die körperlos mein Eigen,
trug meine Geistesgabe
mich hin, im ew’gen Reigen.
Die Endlichkeit des Schwebens
als Lebenstraum begrüßen,
durch tausend neue Leben
das Ziel erkennen müssen.
Kategorie: Traumbilder
Unruhige Nächte
Leben scheint wieder schneller geworden,
Vollmond hat unruhige Nächte gebracht,
Träume mit fremden Menschenhorden,
redende Münder, die sprachlos gemacht.
Am hohen Himmel 3D Hologramme -
ich steh auf der Straße, folg ihrer Sicht:
Raumschiffe, kriegerische Belange,
Künftiges in bedrohlichem Licht.
Still und mahnend ziehen sie dort,
wie Wolken, doch bildhaft, in Zukunft gehüllt.
Ein übles Traumbild – ich denk mich fort:
Wieder ein Ort, mit erschreckendem Bild!
Hochschwanger bin ich, soll gleich entbinden,
bekomme Ärzte zur Seite gestellt;
allesamt mühen sich. Nicht zu ergründen,
ob ich dann Neues bringe zur Welt.
Werd‘ wieder tief in Schlaf versinken,
wenn neue Träume, wie Tropfen regnen,
will die bittren und süßen trinken,
als Geistesblitze genießen und segnen.
Bekannte Gesichter
Die Freunde gingen – alle sind sie fort,
seh‘ sie noch flüchtig in den Träumen,
fremd scheint mir manch bekannter Ort,
bizarr das Nachtlicht in den Räumen.
Ich lauf die Treppe, die ich Jahre ging,
zur Wohnungstüre - hör die Stufen knarren,
doch ist der Gang Gespinst, kein Schritt auf ihnen,
mein Hirn hält mich, wie schon so oft, zum Narren.
Ich wache auf, mit Tränen im Gesicht,
denn wieder mal hab ich sie scheu gesehen.
Die alten ‚Freunde‘ stehn in neuem Licht.
Vertrautheit opferte dem Zeitgeschehen.
Mein Nutzen ist dahin, bin nur ein Irgendwer.
Jemand, den man vergisst, an dem kein Denken hing.
Interessen ungeteilt, der menschliche Verkehr,
der miteinander in die Zukunft ging.
Trockne die Tränen, doch die Frage bleibt.
Warum, weshalb, wieso? War ich so schlecht?
War ich den anderen nur Zeitvertreib? -
Eine Vergessene – niemandem gerecht.
Friedhof der Gedanken / Vollmondgräber
Wie ein vergessener Friedhof ist so manche Brust,
mit umgestürzten Kreuzen und eingefallenen Gräbern,
unter sich begraben die Verlorenen, die Lebensinhalt waren,
verbundene Herzen, die mit einem Mal stillstehen.
Zu dunkler Stunde schleichen sie geisterhaft
über die einsamen Wege ihrer längst gestorbenen Hoffnungen,
lassen sie aufleben in nächtlichen Gedankengängen,
die Untoten, Ruhelosen, tot Geliebten und Verlassenen.
Wenn Geister der toten Liebe umgehen, der Leidenschaften,
verwandeln sich die Träume zu Stätten der Traurigkeit.
Modergeruch der Verdammnis steigt aus Erinnerungen,
blasse Bilder zeigend von Glück und Unglück, Anfang und Ende.
Mit all ihren Schmerzen, Sehnsüchten und Leiden
trieb der Rauch des Vergessens gen Himmel,
mit ihm die leer gedachten Gesichter, die dem Gedächtnis entflohen.
Was bleibt ist das Ungelebte, das zu früh zu Grabe getragen
nie mehr pulst und pocht, das entflammt und erloschen.
Liebe - kein Hab und Gut, ohne jeglichen Besitzanspruch,
vom Unsichtbaren gegeben oder genommen.
So versanken selbstbemessene Ziele ins Ungewisse,
doch erscheinen sie im Licht der Gedanken viel größer und reiner,
viel intensiver als die verwirklichten Alltäglichkeiten
und die ungelebte, genommene Liebe als die einzig wirkliche.
In diesen Nächten genieße ich die zarte Stille des Vollmonds,
der geisterhaft über die Dächer steigt und mit kaltem Glanz
in die Gedanken der Schlaflosen dringt.
Er hält das Bewusstsein wundersam in Schranken,
lässt Traumwünsche verblühen und verwelken,
die im Sonnenlicht aufs Neue in den Himmel wachsen.
Wunsch an Wunsch, in wachen, reifen Gedanken.
Manchmal
Manchmal, wenn die Nacht noch schläft, hör ich leise schwebend durch die Zimmer gleiten, was in diesem Haus gelebt, dann gestorben ist beizeiten. Manchmal sind mir Träume blass und stumm, sind gefüllt mit starren Blicken Fremder, Lippen öffnen sich und wiederum, wenn ich durch Traumstraßen schlendre, hör‘ ich Fragen durch geschlossene Münder. Sehe dann, wie viele ‚Wahrheitsfinder‘ fehlgeleitet falsche Wege gehen, dann bewusst im Gang verharren, oder schuldbeladen in den Abgrund sehen, weil sie sich im Geist der Welt vernarren. Manchmal, wenn der Vollmond näher rückt, der die Stunden lang und schlaflos macht, spür‘ ich, wie der Mann im Mond sich bückt, mir ein Schlaflied singt und mich bewacht.
Traumwelten
Die kurze Nacht verging, es blieben dunkle Stunden, Träume, die nicht verwunden, sind immer noch im Sinn. Es blutete aus Narben, verdrängt ist all das Schöne, und all die lichten Töne, die mit den Wünschen starben. Sie säuselten wie Stimmen und sangen still: „Vergebens!“, die Losung meines Lebens, trostlos war ihr Verglimmen. Die Hoffnungen ertranken im Blute meines Herzen. Trug Tränen meines Schmerzes in meine Taggedanken.
Lichter
Wie Schiffe, die sich nachts begegnen, sind die Verwandten meiner Seele, und ihre Blicke sagen schwere Dinge mir vom Leben, wie winkend stehen sie als Lichter, die mich heimlich aus der Ferne grüßen. So, wie ein Händereichen, das kurz geschieht, danach, verstehendes Schweigen. In meiner Einsamkeit beleben sie mein Schaffen; bin wie ein Baum, der in der Ruhe wächst und neue Triebe zeigt. Und hin und wieder geht ein Licht auf in Gedanken, versenken mich in Orte ohne Zeit, wo Wunderblumen blühen; Gesichter, sich lächelnd öffnen. Gleich einem Gefäß aus Alabaster, fast durchscheinend wird’s dann und leicht, und hell und rein. Im Höhenflug, da steigen auf die Träume; ich atme Luft aus Einsamkeit und Schweigen. Alles Geschehens Grund zu finden, beim Sternenflug in ewige Sphären, die Flügel aufspannend, von Lichtern begleitet.
Übersetzung:
Like ships that meet at night, are the relatives of my soul, and their looks tell me heavy things of life, like beckoning lights they stand, That secretly greet me from afar. So, like a handshake that happens briefly, then, understanding silence. In my loneliness they animate my work; am like a tree that grows in silence and shows new shoots. And now and then a light comes on in thought, immersing me in places without time, where miracle flowers bloom; Faces, opening with smiles. Like a vessel of alabaster, almost translucent it becomes then and light, and bright and pure. In the flight of fancy, there the dreams rise; I breathe air of loneliness and silence. To find the reason for everything that happens, in the starry flight to eternal spheres, spreading my wings, accompanied by lights.
Des Vaters Haus
Ist meiner Leben steter Wandel: ich ziehe um von Haus zu Haus und keines gleicht, mir wohl vertraut; mal ist es wie ein Kartenhaus. Dann stürzt es ein, das Dach von oben, ist ungeschützt von Sturm und Regen; nur Schmutz und Leere, ohne Licht, so hause ich auf dunklen Wegen. Im Traume trag ich manches Bündel, mein Hab und Gut darin verstaut. Meist bin ich einsam und verlassen, so, wie die alte Wohnstatt auch. Lichtlos und abgewohnt die Räume - von Menschen abgelebter Ort. Ich hause in den kleinsten Hütten, nur auf dem Boden leb‘ ich dort. Es ist ein ewig Auf und Nieder, so, wie ein Reisen durch die Zeit. Kaum bin ich umgezogen wieder, bekommt mein Heim ein neues Kleid. Gestern im Traume sah ich Räume, die hell und rein, vom Licht beschienen; dort zog ich ein, war nicht allein, sah Menschen, die mir freundlich schienen. Das Haus, es hatte einen Garten, der mir bekannt war und vertraut, ich konnte ihn von oben sehen, von Brücken, die Erinnerung baut. Als Kind bin ich hindurch gegangen, wohl jeden Tag zur hellen Stunde. Sah über mir das Dach der Sterne, die Welt in Gott geweihter Runde. In dieses Haus möchte ich ziehen, mein Kleid lasse ich gern zurück. Trag des Bewusstseins kleine Kerze hinein ins neue Lebensglück.
Falsche Töne
Ein Engel küsste mich des nachts, ich hab ihn fliegen sehen. Beim Flügelschlag bin ich erwacht. Er war so groß und schön! Verloren war ich ohne ihn, er war mir längst bekannt, seitdem ich Fleisch geworden bin, nimmt er mich an die Hand. Geistig, wie im verbund’nen Traum, lief ich durch Himmelswiesen, ich hörte Stimmen, die im Raum mit Lobgesängen priesen. Die Welt versank in Harmonie, kein Ton hat falsch geklungen. Ein Missklang hat dann irgendwie mit meinem Schlaf gerungen. Ich wachte auf, mit wirrem Sinn und wünschte mir mit Sehnen, geliebt zu werden, wie ich bin, mit allen falschen Tönen.
Auf und nieder
Ich fliege durch die Gärten meiner Träume, die Flügel weit gebreitet, alles sehend. Die Lüfte tragen mich durch kahle Bäume, wie Vogel Roch, nach kleinster Beute spähend. Die milde Sonne trocknet mein Gefieder, auf einem Zweig sitz‘ ich zu kurzer Rast. Ich schaue auf die karge Erde nieder, mein Geist wird von Erinnerung erfasst. Gebunden ruht das Leben unter Rasen, wo einstens Felder waren, liegt das tote Land. Die Bäume werden niemals Früchte tragen, fruchtbare Böden kiesbedeckt verbannt. Hinunter stürze ich vom Zweige, flügellahm; zum Fliegen ist mein Sinn von einst veraltet. Im Schweben kam ich einst auf Erden an, doch meine Schwingen sind vom Gram gefaltet. Nehmen und Geben, wie ein Auf und Nieder der Schwingen, die sich in die Lüfte heben, lässt das vom Geist gesegnete Gefieder geerdet leben und zum Himmel streben.