Gedanken über das Weihnachtsfest

Viggo Johansen (1851–1935)

Ganz gleich, wie Weihnachten gefeiert wird, das Fest bringt Glanz und Licht in die dunklen Wintertage. Da werden Stimmen laut, die darauf hinweisen, Weihnachten sei ein heidnisches Fest. Was ist heidnisch? Andersgläubig? Das würde bedeuten, alle Nicht-Christen wären Heiden. Ich sehe das anders.

An Gott-Vater glauben, an den Schöpfer dieses herrlichen, einzigartigen Planeten, kann der Mensch auch ohne Zugehörigkeit zu einer renommierten Kirche. Hier wird unterschieden zwischen dem Christen-Gott und beispielsweise Allah, dem Gott der Muslime. Dabei gibt es nur EINEN Gott. Auch Andersgläubige feiern Weihnachten. Für die Muslime gilt Jesus immer schon als bedeutsamer Prophet.

In ihrer Heiligen Schrift, dem Koran, gibt es ebenfalls eine Geburtsgeschichte Jesu. In den Versen 22 und 23 der 19. Sure wird erzählt, dass Jesus an einem „fernen Ort“ unter einer Palme geboren wurde. Vorangestellt ist hier – wie auch in der Bibel – das Wunder der Empfängnis, der Beweis, dass Gott Dinge aus dem Nichts erschaffen kann. Muslime sehen in Jesus einen Propheten, den sie Isa nennen, einen Gesandten Gottes, aber nicht – anders als die Christen – seinen Sohn.

Sind wir nicht alle Kinder Gottes? Mal mehr, mal weniger spirituell; viele in außergewöhnlicher Gestalt und mit Talenten ausgestattet, die nur von Gott gegeben sein können. Talente, die andere heilen, die mit Worten berühren. Die ‚sehend machen‘, da, wo zuvor noch ein ‚blindes‘ Bewusstsein herrschte. Auch Jesus hat ‚sehend‘ gemacht, und obwohl er immer nur selbstlos für die Menschen da war, haben genau diese ihn ans Kreuz schlagen lassen, um ihn zu brechen. Damit sie in die Welt hinausschreien können: „Seht nur, er ist doch gar nicht Gottes Sohn! Er stirbt, wie alle anderen Menschen auch!“

Er war ein Mensch. Das hat Jesus nie bestritten. Aber er war in besonderer ‚Verbindung‘ mit der Sphäre, die manche leugnen. Er war einzigartig, wie jeder Mensch einzigartig ist. Aber seine Botschaften werden Ewigkeiten überdauern, weil sie zeitlos sind.

In einer angeblichen Engel-Offenbarung an Seth (3. Sohn Adams und Evas) wurde diesem mitgeteilt, dass in 5.500 Jahren Gottes Sohn kommen würde und den Körper Adams wieder auferstehen lassen werde, als Zeichen, dass Jesus wirklich der Messias sei. Die verborgene Schrift, aus der diese Weisheit stammte, soll im Tempel Jerusalems aufbewahrt worden sein.

Dann gibt es noch die Fundamentalisten, die es sich auf den wortgetreuen Bibelversen bequem machen und behaupten, das Fest sei heidnisch. Sie lehnen alles ab, was mit diesen Tagen zusammenhängt und brüsten sich damit, besser zu sein und Gott wohlgefälliger, als die anderen Menschen.

Wenn ich auf den Kommerz rund um das Weihnachtsfest schaue, kann ich verstehen, wenn man ein solches Fest nicht feiern möchte. Geht der Sinn der Geschichte verloren, wenn ich den Menschen, die ich liebe, Geschenke mache? Sicher nicht! Dabei denke ich an die ‚heiligen drei Könige‘ , die dem neugeborenen Jesuskind Geschenke brachten. Sie schenkten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold zum Zeichen, dass er der Besieger des Bösen und aller Hasser ist, den Weihrauch zum Zeichen, dass sein Geist von den Toten aufersteht, erhaben über Himmlisches und Irdisches, und die Myrrhen zum Zeichen, dass er die Bitterkeit des Leidens und des Todes erfahren wird.

Auch wir sollten das Böse besiegen und an ein Weiterleben glauben. Alles, was wir hier auf Erden erfahren, werden wir mitnehmen hinter den Horizont, damit wir nach einer Zeit des Ausruhens eine neue Weihnacht feiern dürfen. Das ist ein Geschenk von Gott an uns.

Frostiger Spätherbst

Johann Bernhard Klombeck (1815-1893)

Morgenkühle Spätherbststille!
Misteln in den leeren Zweigen,
Nebelhauch aus feuchten Wiesen –
alles ist so hold und eigen.

Draußen treiben Sturm und Wetter –
wie ein Wehgeheul ihr Singen;
Blätter türmten sich zuhauf,
bis sie sturmbefreit vergingen.

Frostig schreitet der Dezember,
Raureif bildend, allerorten;
über Puderzuckerwelten
öffnen Himmel ihre Pforten.

Andachtsvolle Weihnachten

Vincenzo Irolli (1860-1949)
Weihnachtsfest - Zeit der Erinnerungen;
wir lernten früh als Kinder diese Klänge,
wie schon die Alten hatten einst gesungen.
Die Kirche war gefüllt bis in die ob'ren Ränge.

Das Orgelspiel klang feierlich und trug
den Ton der Flöten durch die Reihen.
Wir sangen Christ entgegen, frohgemut,
der Saal, er war erfüllt von Glanz und Freuen.

Vor dem Altar sah ich die Englein schweben,
ich malte mir den Heiland, neu geboren.
Der Tag war mir ein himmlisches Erleben,
ich wurd‘ aus meinem Alltag fortgehoben.

Hell strahlend fiel herab der lichte Traum,
nahm fort die Sorgen mir und Nöte,
es streifte mich des Lichtgewandes Saum,
als wenn’s der ganzen Welt Erlösung böte.

Schnee von gestern

Schon sechzehn Jahre her
und längst verblasst –
doch manchmal zeigt ein Traum Gesicht.

Ist wie ein Bild,
das, in Erinnerung gefasst,
ganz tief im Herzen mir ein: „Schau mal!“, spricht.

Wie ein Gespinst
aus tausend Fäden Alltagsgrau,
in Wirklichkeit gewickeltes Geschehen,

erscheint sein Bild
mit Kindern, seiner Ehefrau
und fremden Frauen, die verborgen stehen.

Ghosting tat weh,
doch heute bin ich froh –
verschwunden ist, was nicht zu mir gehörte.

Betrogen hat er
alle Frauen, sowieso,
mit Leidenschaft, bevor er sie zerstörte.

Der Eremit

Tarot: Der Eremit – Quelle: Pinterest

Ferner Glocken helles Läuten,
das romantisch und erhaben,
binden Himmel und die Erde,
Menschen, die sich glaubend gaben.

In der Luft, da schneit es Töne,
die aus alter Bronze schlagen;
unberührt liegt Schnee am Wege –
heut‘ ist’s wie an stillen Tagen.

Müht der Eremit die Schwere,
eine Siedelei zu bauen,
um genesend von des Lebens
langem Siechtum zu ergrauen.

Heimatlich am See. Die Wolken
treiben ziellos in die Fernen;
seine Hoffnung zeigt gen Himmel,
schläft im Strohbett unter Sternen.

Der Kamin sprüht letzte Funken,
als das Haus im Schnee versinkt,
und es dämmert schon der Morgen
durch die Sonne, die ihn bringt.

Für das morgendliche Läuten,
bleibt des Klausners Ohr verschlossen,
denn kein Ton kann zu ihm dringen,
weil die Zeit von ihm geflossen.

Friedlich war des Körpers Schwere
in der Einsamkeit verblichen,
seiner Seele Kraft allein
in die Ruhezeit gewichen.

Als ob er von Geist getrieben,
glücklich von der Welt geschieden,
um ins Ewige versunken,
nur der Frömmigkeit zu dienen.

Morgen- und Abendrot

Foto: Gisela Seidel

Die Morgenröte der Möglichkeiten
erwacht im Lichtstrahl der Erkenntnis;
der Dunkelheit entstiegen,
erweckt sein,
voll von Gottvertrauen,
Leben fühlen und getragen sein von Vollkommenheit,
die begeistert,
einen unbekannten Weg zu gehen,
das Wofür zu finden im tieferen Sinn,
ihn anzunehmen,
auf die Zukunft gerichtet durch höhere Macht,
von ersten zaghaften Schritten,
hin zur letzten Wegstrecke des Alters.
In der Stille der Dämmerung,
sich als Kind fühlen,
das geborgen ist im Gegenwärtigen,
deren Hände ruhen vor dem Dunkelwerden,
das im höchsten Glück vollendend geistig macht.

Wandler der Stunden

Bild: Karin M.

Ich wollt‘ kein Jahr zurück,
nur eine einz‘ge Stunde,
in der ich alle Lieben wiederfinde,
und mich vor dieser tot gemeinten Runde
verbeuge und in Demut mich verbinde;
stehn würde ich vor einem trüben Bild,
vor denen, die mir gut gewesen oder nicht…
gleichgültig, grausam, mild –
so streute sich das Maß der Dinge,
denn ohne all die vielen Wandler
meiner längst vergangenen Stunden,
ob leidvoll oder liebend und
in Harmonie verbunden,
wäre ich nicht die ICH BIN,
es ist doch alles Eins:
umschwebt von Gottes Sinn.

Wenn es Nacht wird – Heimatgedanken

GIF von u_mey4kjj5ww von Pixabay

Wenn es Nacht wird mit geschwärztem Himmel,
funkeln die sonst Unsichtbaren in verzauberter Ferne,
beugen sich die gleißenden Lichter in liebreicher Huldigung,
tief gesenkt zur Erde, die eingebettet zwischen den Welten ruht.

Jenseitig leuchten Gestirne noch heller und gleißender,
weiten sich Paradiese von Meer zu Meer, von Land zu Land;
entsandten große Geister,
gegen den Missstand der materiellen Welt zur Heilung,
als Werkzeug zur Schulung von Sinn und Verstand, Leib und Seele.

Ein herber Widerstreit geht durch manche Gemüter,
denn Macht sitzt im Nacken der Menschen,
doch das Schicksal zwingt sie zur Ehrfurcht und Leben in Güte.

Immer wieder stehen sie vor dem finsteren Abgrund;
lange Jahre waren sie gefangen im Netz des Bösen, den sie riefen.
Manipulationen zum Trotz blieb am Ende das Suchen nach Freiheit,
in deren Zauber sich das Wesen der anderen Seite verbirgt.

In stetem Kommen und Gehen steht die Welt vor dem Fallen;
Menschen versinken, wie die Lemminge, vom Massenwahn gezogen,
vom bösen Erfindungsgeist erdrückt, vom Größenwahn getrieben.

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Zwischen den Zeiten sitzen sie in Gärten, in engumfriedeten Häusern
und kämpfen um das, was sie Heimat nennen, wo sie der Zufall geboren;
verblendet für die Heimat der Anderen, die keine Gärten kennen,
nur Wüsten, tote Steine und Touristen, die bezahlen für das Nichts,
um danach zufrieden zurückzukehren in ihr Alles.

Das Engbegrenzte, das sich widerspiegelt in den Herzen,
welches Geborgenheit nur für sich selber kennt,
das alles ängstlich wertet und Eigentum vor Fremden wahrt,
Gewohnheit ist’s und kann nicht anders denken,
als tierischer Instinkt, sein Revier zu verteidigen.

Geboren werden, leben und ermatten – ein Abschiednehmen überall.
Frei sein, mit leichtem Blick ins Unbegrenzte,
und wenn es Nacht wird einen Schimmer sehen, eine Sehnsucht fühlen,
und dem Zauber folgen, der zur wahren Heimat führt.

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Herzschlag der Erde

Ships on a Stormy Sea – Raden Saleh Ben Jaggia (1811-1880)
Aus Felswänden pocht es, wie ein zaghaftes Schlagen -
ein Pulsen der Sehnsucht nach Freiheit der Quelle,
deren versickernde Wasser dem Stein unterlagen,
bis ein Sturmwind durchbrach ihre steinerne Zelle.

Der Herzschlag der Erde, pulst unter Grabmalen;
die Liebe erstarrt durch die Kälte der Welt.
Ist nur noch ein Wort, das als Hülse getragen,
ein Erinnern an den geistigen Ursprung enthält. 

In der Stille hörst du das Pochen der Quelle,
die den Weg ans Licht der Sonne sich bahnt.
Erst, als kleines Plätschern, dann in rauschender Schnelle,
wird sie zum Strom, der die Weltmeere ahnt. 

Seinen Weg erkennend, trägt er mächtige Schiffe,
mit kostbarer Fracht, zu münden in endloser See, 
treibt hin zum Glück, trotz der steinernen Riffe;
die Berufung, zu tragen, ist genommenes Weh.

Hört sie pochen, die Sehnsuchtsherzen, habt acht;
sind barmherzig auf göttlicher Quelle getragen,
bis die Liebe im wärmenden Atem erwacht,
in den Herzen der Menschheit an erlösenden Tagen.

Scheinwissen

Bild: Karin M.

In Lehrsätzen gefangen,
durch Glaubensbekenntnisse und Dogmen gebunden,
durch Menschen dieser Welt verblendet,
die den Geist des Lichts benutzen,
um ihren eigenen Glanz zu erhellen
und mit spirituellem Scheinwissen prahlen,
anstatt Suchende
mit dem Wissen um alles,
was der Geist hat,
zu bereichern,
sind unwissend um ihre Einschränkung,
die nicht von Gott kommt.

Es bleiben unter den Blinden,
die eine Vision haben sollten.

Dunkelheit durch Licht ersetzen,
Unwissenheit durch Wissen,
den Müden Kraft schenken,
Durstigen zu trinken
und denen Orientierung geben,
zur Verwirklichung nach dem göttlichen Plan,
ist göttliche Macht,
die Kraft des Geistes mit offenem Herzen empfangen,
Heilung der Seele!