Kleine Welt

Quelle: Pinterest
Für einen Moment dem Weltlichen fern,
nur den Wolken am Himmel folgen,
bis ich nächtens Universum und Sternen
demütig Achtung zolle.

Beim Blick nach oben wird mir bewusst,
wie klein unsere Welt, kurz das Leben.
Unendlich schien es und die Lebenslust
war Antrieb des inneren Strebens.

Es wich die Kraft, wie der Wolkenzug,
Energie trieb in ewige Räume;
gedanklich treib ich durchs Himmelblau
und beschränk‘ mich auf meine Träume.

Süße des Lebens

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Ach, wenn doch alle es wären, 
so ehrlich, gelehrsam und rein,
dann würde es hier auf Erden
längst paradiesisch sein!

Was wäre, wenn ein jeder Mensch dächte,
sein Gegenüber ist Geist,
der mittels unzähl’ger Atome
das Universum bereist?

Wird denn das geistig Erfüllte
jemals zum Ziel kommen hier?
Der Weg führt doch ewig weiter,
ist von nicht endender Kür.

Ob die Sonne noch aufgeht
am Morgen über der Welt?
Bringen die Wolken das Wasser,
das erquickend vom Himmel fällt?

Fragen, Gedanken und Wünsche,
sie breiten wie Schickung sich aus,
als energetisches Streicheln
zieht Liebe die Süße daraus.

Fülle

Time Stops (2005). Zelkats. Digitale Kunst. 2008-2012

Wie eine leere Zeit,
die nicht gefüllt mit Dingen,
in der kein Tun und Ringen –
nicht Liebe und nicht Leid;
wo nur Gedanken wachen,
kein Weinen und kein Lachen,
von Gegenwart befreit;
wie eine laute Stille,
in der die Geistesfülle
sich schweigend Raum verleiht.

Gedanken

Bildausschnitt – William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Gedanken folgen mir durch alle Räume,
wo ich auch bin, da sind sie treu und nah;
durchleben einen Tanz durch meine Träume, 
wenn ich alleine bin, dann sind sie da. 

Begleiten mich vor meines Hauses Türe,
beschützend legen sie den Kreis zum Bann.
Sie zünden Lichter an, damit ich’s spüre,
zur Zeit der grauen Stunde, irgendwann. 

Sind wie Geschichten aus Erinnerungen,
erzählen mir so manches, was geschah;
wenn sie gar fragend, vorwurfsvoll geklungen,
zünd‘ ich das innere Licht und sehe klar. 

Zu keiner noch so fernen Stätte
sind sie Begleiter aus dem heimatlichen Raum;
sie sind wie Freunde, die ich gerne hätte,
in bittersüßen Zweifeln, Wahrheitstraum. 

Sie sind wie Blumen mir an Wintertagen,
in aller Pracht erblüht, bunt, duftig schön,
sie stellen mir die allertiefsten Fragen
und werden in der Flüchtigkeit vergehen. 

Ein offenes Buch

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Ist ein unbeschriebenes Blatt,
das gefüllt mit Geisteskraft,
etwas, das sich selbst beschreibt,
denn es lebt, beseelt, beleibt.

Wie es ‚ruft‘ mit ganzer Kraft,
treibt heraus mit aller Macht,
Wort für Wort saugt es ans Licht,
und das Schweigen, das es bricht,

das in wunder Seele harrte,
verschlossen sich nicht offenbarte,
es zieht heraus aus dem Verließ,
als das Blatt ihm Wahrheit wies; 

auch die Gefühle gibt es frei,
zu schwer ist der Gedankenbrei,
will auf Papier beschrieben stehn,
erst dann kann er im Kopfe gehn.

So füllt das Leben manches Blatt,
Geschichten und Gedanken satt.
Wie’s endet? Ach, das ist gewiss
ein offenes Buch. – Es endet nicht! 

Geistesfreiheit

Vladimir Kush
Die Welt verwandelt sich durch deine Taten,
durch die Gedanken, die du in dir trägst.
Warum auf die der anderen warten,
mit denen du die deinen untergräbst?

Bau ab die Grenzen, auch in deinem Kopf,
dass Jenseitsflüsse in die Völker fließen;
lass aus dem irdenen Honigtopf,
befruchtend Liebe sich ergießen.

Füll‘ mit Farben die Tristesse der Zeit,
damit sie aufgehellt im Licht erstrahlt,
unter den Körpern blitzt ein geistig‘ Kleid,
das dir die grenzenlose Freiheit malt.

Als Kind des Himmels ist sie dir gewiss!
Geknechtet trägt die Welt die Dornenkrone,
doch anders, als die Menschheit es umriss:
Bewusstsein wird im Leiden erst zum Lohne.	 

Energie

Bild von Hans auf Pixabay
Milliarden Lichter gehen um die Welt,
es sind Gedanken, die wie Blitze strahlen.
Kein Wissenschaftler hat sie je gezählt,
sie sind wie Energie, in unbegrenzten Zahlen.

Jeder Gedanke, farblich eingebettet,
schwingt in des Denkers Eigenartigkeit;
wie eine Flamme, die nuancenhaft verkettet,
in vielen Farben strahlt sein geistig‘ Kleid. 

Geheimnisvolle Energie der Kolorite,
nur für geschulte Augen deutungsvoll.
All die Gedanken, Wünsche, Lebensschritte,
sind Energie, von Farben übervoll.

Finstre Gedanken müssen sich erhellen,
nur Wissen schafft hier neue Horizonte;
die Seelen löschen ihre schwarzen Stellen
durch Liebe, wie vom Glück Besonnte. 

Gedankenflüstern

Bild von prettysleepy1 auf Pixabay

Wenn alles schweigt, dann flüstern die Gedanken.
Draußen die Welt, im Zeitgeist ihrer Schranken.

Die Einfalt tanzt in elitären Kreisen,
hilft Hirngespinsten falsche Freiheit tragen.
Gefährlich droht die Dummheit zu entgleisen
und trägt zum Massengrab die Todeszahlen.

An Tagen reißen die Kalenderblätter,
sind Maßband zwischen Anbeginn und Ende,
Erinnerung in abgelebter Kette,
hängt wie verharzt am stillen Zeitenpendel.

Vergang’nes will mit groben Händen greifen,
durch Dickicht von Dornröschen-Träumen,
zieht lebenslange Dauerschleifen,
wie Raben, kreisend über Bäumen.

Momente

Bild von FelixMittermeier auf Pixabay

Vom Berg hinab ins Tal zu schauen,
über mir Himmel;
seh‘ Wolken ziehen,
vor dem blauen.

Gedanken ruhen, wie tiefe Seen.
Nur sein zum Schein,
unsichtbar,
im Licht vergehen.

Die morgenfrische Welt zu fühlen,
die schmeichelnden Lüfte,
wie sie duften und kühlen.

Augen schließend den Sinnen lauschen,
Gott-Vater finden,
im Innen und Außen.

Operation

Gaspare Traversi (1722-1770) – Gallenoperation

Gedanken schwinden mit den Schmerzen,
versickern in des Fleisches blutigen Kanälen,
erhöhen Puls und Schlag des schwachen Herzens,
drehn sich um sich im dunklen Reich des Quälens.

Die messerscharfe Öffnung körpereigener Regionen,
ist fremder Zugriff im geschlossenen System.
Fern scheint der Ort, wo Musengeister wohnen,
ihr tristes Schweigen ist nicht angenehm.

Vom Schmerz umhüllte Last der schweren Tage,
wo die Ideen untergehn im Fluss des Denkens,
Tiefsinnigkeit – Patient auf einer Trage,
Heilung wird sanfter Geist des Schenkens.