Der Winter schmilzt in warmen Händen, vom Tau berührt liegt er im kalten Bett. Der Februar steht vor der Tür und wenden wird sich im März der Eisige und geht. In kalten Nächten glitzern Eiskristalle, beleuchtet von der kühlen Sternenpracht; sie funkeln, wie ein Diamant für alle, die ihre Botschaft lesen in der Nacht. Der Frühlingsahnung schicksalhaftes Keimen, das leise, wie ein stilles Mahnen weht, tanzt mit der Hoffnung unter Weltenbäumen, von weisen Schicksalsgöttinnen ins Land gesät.
Schlagwort: Winter
Schlittenfahrt
Früher kannten wir noch Winter, und die Schneelast, die sich türmte; waren wild verspielte Kinder, die selbst draußen, wenn es stürmte, rannten durch die dichten Flocken - fuhren Schlitten, viele Stunden, um in weißer Pracht zu hocken und die Schneewelt zu erkunden. Hügel rauf und wieder runter, hei, die Luft war voll mit Lachen; rot die Wangen und darunter, unter unseren dicken Sachen, die von Mutter fein gestrickten Fäustlinge – sorgsam verbunden. Wenn sie uns nach draußen schickte, wär‘ sonst einer bald verschwunden. Frierend gingen wir nach Hause, weinend wärmten wir die Hände nach durchnässter Schlitten-Sause, doch der Schmerz schien nicht zu enden. Doch bereits nach Tagerwachen, hinter Eis beblümten Scheiben, ließ das schneebeglückte Lachen uns erneut ins Freie treiben.
Schneeluft
Hell strahlt die Welt! Vom Weiß bedeckt, glänzt freundlich kalter Himmelssegen. Der Schnee, der hinterm Haus sich streckt, liegt unberührt auf allen Wegen. So zierlich wirkt des Vogels Tritt, wenn er durchläuft die kalte Stätte; bald knirschen Füße, Schritt für Schritt, und reißen auf die weiße Decke. Bizarr und blattlos stehn die Bäume - die stets geduldig Schneelast tragen; die kühle Luft weckt Frühlingsträume, noch sind sie fern, die warmen Tage. Der Januar bringt Neujahresfrische, die Welt hält still den Atem an, bis alle winterleeren Tische die Frühlingszeit bedecken kann.
Winter-Idyll
von Christian Morgenstern (1871-1914)
Schlitten klingeln durch die Gassen, fußhoch liegt der Schnee geschichtet; deutschem Winter muss man lassen, dass er gar entzückend dichtet. Und wir gehn, ein schneeweiß Pärchen, Arm in Arm, mit heissen Wangen. Welch ein süßes Wintermärchen hält zwei Herzen heut gefangen!
Sonnenaufgang
So kalt ist es heute Morgen, so unbarmherzig der Wind! Mit mir hinaus gehn die Sorgen, die an meiner Seite sind. Im Schnee verwehen die Pfade, von anderen Menschen gegangen; ich stapfe hinaus – alle Gnade darf ich in der Schneeluft empfangen. Die Welt ist erwacht und klirrend sind die öden Straßen im Frost; den Lärm des Verkehrs hör ich schwirren und eisig weht es von Nordost. Nur ein kleiner Stern ist zu sehen, der glitzernd am Himmel steht; die kalten Stunden vergehen, wenn die Sonne im Osten aufgeht.
Tage vor Weihnachten
Die Tage fließen, wie die stillen Stunden, im Fluss des Lebens, hin zur Quelle. Heilung bringende Kraft Seiner Liebe, gesegnet strömt sie in offene Herzen. Die Lichtwelt ist um uns, sie wartet auf unser Erfassen. Ehrfürchtig schöpfen wir dann aus ewigem Born.
Kitt der Seele
Kommt jetzt der Winter? Wo ist er geblieben? Die Gier der Menschen hat ihn fortgetrieben! Hier gibt es keinen Schneefall mehr, nur warme Tage, klimaschwer. Wo einstens früher Flocken tanzten, Eisblumen sich auf Fenster pflanzten, stieß Glaserkitt gefasstes Glas, auf isoliertes Doppelglas. So abgegrenzt von der Natur, verließ der Mensch gerahmte Spur, ist schöpfungsreich durch Wissenschaft, Gott, der sie führt, den schafft sie ab. Lass doch den Schneefall wieder treiben! Mein Opa flickte alle Scheiben mit Fensterkitt in Ölpapier. Sei DU der Kitt der Seele mir!
Kalte Welt
Beendet sind die Erntefeiern, die Scheunen voll, das Werk getan; die Erde lag mit grauen Schleiern des Herbstes voll, der Frost voran. Er malte weiß, mit kalter Tünche, bedeckte Baum und Strauch und Welt; die Dächer deckten Weihnachtswünsche, von Flocken prächtig dargestellt. Durch jede Schonung geht ein Raunen - es sägt der Tod der Bäumchen viele. Ob manchmal noch die Kinder staunen, wenn lockend winkt die Welt der Spiele? Weh doch hinfort mit Kraft des Windes den Überfluss, die Armutszeiten; sei dieser Welt der Christ im Kinde und Frieden bringend in den Breiten. Doch des Waldes Bäume rauschen: „Nur im Licht kann niemand leben!“, denn das Licht als Offenbarung wird es nur im Finstern geben.
Rose im Schnee
Durch jedes Lieben geht ein Lichtlein an,
vermehrt entzündet an geweihten Tagen.
Die Nächstenliebe schreitet dem voran,
verstreut voll Güte ihre Liebesgaben.
Gemeinsamkeit im Mühn des Schenkens,
der Zeiten Dunkel tröstlich aufzuhellen.
Sei denen dankbar, die sich selbst verschenken,
die ihre Lichtlein denen zugesellen,
die sterbend um ihr kleines Leben bangen,
die einsam und voll Leid in Hospitälern,
nach Atem ringend, Trost und Zeit verlangen.
Lasst Licht entzünden in den Jammertälern!
Die Menschheit friert so lange schon,
weil jeder nehmen will und keiner geben.
Den Andern wärmen, nur für Gottes-Lohn,
sein eigen Licht entzünden und zum Zeichen heben.
Schau auf des Wunders lichten Schein;
seht, dort die Rose tief im Schnee!
An diesen Tagen musst du leise sein,
auch sie erleidet in der Kälte Winters Weh.
Kalte Spuren
Das Wolkendach trägt schwer an Eiskristallen; der Winter kam zurück mit Frost und Schnee. Die milden Tage gingen, und die Flocken fallen, sinken im Niedergang, tanzen und verwehen. Sie sind wie heilige Kräfte, die aus Himmeln fallen, sind vor des Werdens Blühen das Geleit. Tragen die Ruhe in das innere Wallen, zur Vollendung des Alten und Entfaltung der Zeit. Sind die Träger der Hoffnung auf neues Beginnen, mit brennender Sehnsucht nach Wärme und Licht, mit Zeichen des Frühjahrs und den Wundern darinnen, wie der Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht.