Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht hinab auf die Gräber in Lage; der Mond, der hat alles ins Helle gebracht; der Kirchhof, er liegt wie am Tage. Da regt sich ein Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann, in weißen und schleppenden Hemden.
Das reckt nun, es will sich ergetzen sogleich, die Knöchel zur Runde, zum Kranze, so arm und so jung, und so alt und so reich; doch hindern die Schleppen am Tanze. Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut, sie schütteln sich alle, da liegen zerstreut die Hemdelein über den Hügeln.
Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, Gebärden da gibt es vertrackte; da klippert’s und klappert’s mitunter hinein, als schlüg‘ man die Hölzlein zum Takte. Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor; da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr: Geh! hole dir einen der Laken.
Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell nun hinter geheiligte Türen. Der Mond, und noch immer er scheinet so hell zum Tanz, den sie schauderlich führen. Doch endlich verlieret sich dieser und der, schleicht eins nach dem andern gekleidet einher, und, husch, ist es unter dem Rasen.
Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt und tappet und grapst an den Grüften; doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt, er wittert das Tuch in den Lüften. Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück, geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück, sie blinkt von metallenen Kreuzen.
Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht, da gilt auch kein langes Besinnen, den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht und klettert von Zinne zu Zinnen. Nun ist’s um den armen, den Türmer getan! Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan, langbeinigen Spinnen vergleichbar.
Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt, gern gäb er ihn wieder, den Laken. Da häkelt – jetzt hat er am längsten gelebt – den Zipfel ein eiserner Zacken. Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins, die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins, und unten zerschellt das Gerippe.
Zwei Männer beim Betrachten des Mondes – Caspar David Friedrich
Im Jahre 1790 von Matthias Claudius als religiöses Abendlied geschrieben. Vertont wurde es noch im selben Jahr vom Hofkapellmeister Johann A. P. Schulz.
Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen, Auf nichts Vergänglichs trauen, Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen Aus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen, Laß uns in Himmel kommen, Du unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder; Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen, Und laß uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbar auch!
Nun, da die Frühlingsblumen wieder blühen, in milder Luft die weißen Wolken ziehen, denk ich mit Wehmut deiner Lieb und Güte, du süßes Mädchen, das so früh verblühte.
Du liebtest nicht der Feste Lärm und Gaffen, erwähltest dir daheim ein stilles Schaffen, die Sorge und Geduld, das Dienen, Geben, ein innigliches Nurfürandreleben.
So teiltest du in deines Vaters Haus den Himmelsfrieden deiner Seele aus. Bald aber kamen schwere, schwere Zeiten. Wir mußten dir die Lagerstatt bereiten;
Wir sahn, wie deine lieben Wangen bleichten, sahn deiner Augen wundersames Leuchten; wir weinten in der Stille, denn wir wußten, daß wir nun bald auf ewig scheiden mußten.
Du klagtest nicht. Voll Milde und Erbarmen gedachtest du der bittern Not der Armen, gabst ihnen deine ganze kleine Habe und seufztest tief, daß so gering die Gabe.
Es war die letzte Nacht und nah das Ende; wir küßten dir die zarten weißen Hände; du sprachst, lebt wohl, in deiner stillen Weise, und: oh, die schönen Blumen! riefst du leise.
Dann war’s vorbei. Die großen Augensterne, weit, unbeweglich, starrten in die Ferne, indes um deine Lippen, halbgeschlossen, ein kindlichernstes Lächeln ausgegossen.
So lagst du da, als hättest du entzückt und staunend eine neue Welt erblickt. Wo bist du nun, du süßes Kind, geblieben? Bist du ein Bild im Denken deiner Lieben?
Hast du die weißen Schwingen ausgebreitet, und zogst hinauf von Engelshand geleitet zu jener Gottesstadt im Paradiese, wo auf der heiligstillen Blütenwiese fernher in feierlichem Zug die Frommen anbetend zu dem Bild des Lammes kommen?
Wo du auch seist; im Herzen bleibst du mein. Was Gutes in mir lebt, dein ist’s allein.
Warum wollt ihr so lange warten, bis sie euren geschminkten Frauen und euch und den Marmorpuppen im Garten eins über den Schädel hauen?
Warum wollt ihr euch denn nicht bessern? Bald werden sie über die Freitreppen drängen und euch erstechen mit Küchenmessern und an die Fenster hängen.
Sie werden euch in die Flüsse jagen. Sinnlos werden dann Schrei und Gebet sein. Sie werden euch die Köpfe abschlagen. Dann wird es zu spät sein.
Dann wird sich der Strahl der Springbrunnen röten. Dann stellen sie euch an die Gartenmauern. Sie werden kommen und schweigen und töten. Niemand wird über euch trauern.
Wie lange wollt ihr euch weiter bereichern? Wie lange wollt ihr aus Gold und Papieren Rollen und Bündel und Barren speichern? Ihr werdet alles verlieren.
Ihr seid die Herrn von Maschinen und Ländern. Ihr habt das Geld und die Macht genommen. Warum wollt ihr die Welt nicht ändern, bevor sie kommen?
Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln! Ihr seid nicht gut. Und auch sie sind’s nicht. Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln, ist eure Pflicht!
Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig. Ihr sollt euch keine Flügel anheften. Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig. Wir sprechen von Geschäften.
Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen. Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken. Die Welt verbessern und dran verdienen – das lohnt, drüber nachzudenken.
Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise. Organisiert den Umbau der Welt! Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise mit sehr viel Geld…
Ihr seid nicht klug. Ihr wollt noch warten. Uns tut es leid. Ihr werdet’s bereuen. Schickt aus dem Himmel paar Ansichtskarten! Es wird uns freuen.
Transkript: Charlie Chaplin – Der große Diktator. Schlussrede
Es tut mir leid, aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht. Ich möchte weder herrschen noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann. Den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt. Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden – und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen.
Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen. Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet und Missgunst hat die Seelen vergiftet und uns im Paradeschritt zu Verderb und Blutschuld geführt. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt – aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen, und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit, und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert.
Aeroplane und Radio haben uns einander nähergebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen, von Mensch zu Mensch. Die erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle Eins werden. Millionen Menschen auf der Welt können im Augenblick meine Stimme hören. Millionen verzweifelter Menschen, Opfer eines Systems, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unschuldige zu quälen und in Ketten zu legen. Allen denen, die mich jetzt hören, rufe ich zu: Ihr dürft nicht verzagen! Auch das bittere Leid, das über uns gekommen ist, ist vergänglich. Die Männer, die heute die Menschlichkeit mit Füßen treten, werden nicht immer da sein. Ihre Grausamkeit stirbt mit ihnen, und auch ihr Hass. Die Freiheit, die sie den Menschen genommen haben, wird ihnen dann zurückgegeben werden. Auch wenn es Blut und Tränen kostet – für die Freiheit ist kein Opfer zu groß.
Soldaten, vertraut euch nicht Barbaren an; Unmenschen, die euch verachten und denen euer Leben nichts wert ist, ihr seid für sie nur Sklaven. Ihr habt das zu tun, das zu glauben, das zu fühlen. Ihr werdet gedrillt, gefüttert, wie Vieh behandelt, und seid nichts weiter als Kanonenfutter. Ihr seid viel zu schade für diese verehrten Subjekte. Diese Maschinenmenschen, mit Maschinenköpfen und Maschinenherzen. Ihr seid keine Roboter, ihr seid keine Tiere – ihr seid Menschen! Erwahrt euch die Menschlichkeit in euren Herzen und hasst nicht, nur wer nicht geliebt wird, hasst, nur wer nicht geliebt wird. Soldaten, kämpft nicht für die Sklaverei, kämpft für die Freiheit!
Im siebzehnten Kapitel des Evangelisten Lukas steht: Gott wohnt in jedem Menschen. Also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von Menschen. Vergesst nie, Gott liegt in euch allen, und ihr als Volk habt allein die Macht. Die Macht, Kanonen zu fabrizieren; aber auch die Macht, Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen, es mit wunderbarem Freiheitsgeist zu durchdringen. Daher im Namen der Demokratie: Lasst uns diese Macht nutzen! Lasst uns zusammenstehen! Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt! Die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt. Versprochen haben die Unterdrücker das auch, deshalb konnten sie die Macht ergreifen. Das war Lüge, wie überhaupt alles, was sie euch versprachen, diese Verbrecher. Diktatoren wollen die Freiheit nur für sich, das Volk soll versklavt bleiben.
Lasst uns diese Ketten sprengen! Lasst uns kämpfen für eine bessere Welt! Lasst uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz! Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit. In der die Vernunft siegt, in der uns Fortschritt und Wissenschaft allen zum Segen reichen.
Kameraden, im Namen der Demokratie: Dafür lasst uns streiten!
Transcript: Charlie Chaplin – The Great Dictator. Closing speech
I’m sorry, but I don’t want to be the ruler of the world, because that’s not my style. I don’t want to rule or conquer anyone, I want to help everyone wherever I can. The Jews, the Gentiles, the colored people, the white people. Each person should help the other, that’s the only way we can improve the world. We should share in each other’s happiness and not loathe each other. Hatred and contempt never bring us closer. There is enough room for everyone in this world – and Mother Earth is rich enough to feed each and every one of us.
Life can be so enjoyable and wonderful. We just have to learn to live it again. Greed has buried the good in people and resentment has poisoned our souls and led us to corruption and bloodguilt in paradise. We have developed speed – but inwardly we have stood still. We let machines work for us and they also think for us. Wisdom has made us arrogant and our knowledge cold and hard. We talk too much and feel too little. But humanity comes first, and then the machines. Before wisdom and knowledge comes tolerance and kindness. Without humanity and charity, our existence is not worth living.
Aeroplanes and radio have brought us closer together. These inventions have built a bridge from person to person. They require an all-encompassing brotherhood so that we all become one. Millions of people around the world can hear my voice right now. Millions of desperate people, victims of a system that has made it its business to torture the innocent and put them in chains. To all those who hear me now, I call out: You must not despair! Even the bitter suffering that has come upon us is transient. The men who trample humanity underfoot today will not always be around. Their cruelty will die with them, as will their hatred. The freedom they have taken from people will then be given back to them. Even if it costs blood and tears – no sacrifice is too great for freedom.
Soldiers, do not entrust yourselves to barbarians; brutes who despise you and to whom your lives are worth nothing, you are only slaves to them. You have to do this, believe this, feel this. You are drilled, fed, treated like cattle and are nothing more than cannon fodder. You are far too good for these revered subjects. These machine men, with machine heads and machine hearts. You are not robots, you are not animals – you are human beings! Awaken the humanity in your hearts and don’t hate, only those who are not loved hate, only those who are not loved hate. Soldiers, don’t fight for slavery, fight for freedom!
The seventeenth chapter of Luke the Evangelist says: „God dwells in every human being. So not just in one person or in a group of people. Never forget, God is in all of you, and you alone as a people have the power. The power to manufacture cannons, but also the power to give happiness. You as a people have it in your hands to make this life uniquely precious, to imbue it with a wonderful spirit of freedom. Therefore, in the name of democracy: Let us use this power! Let us stand together! Let us fight for a new world, for a decent world! A world that gives everyone equal opportunities, a future for the young and security for the old. That’s what the oppressors promised, that’s why they were able to seize power. That was a lie, just like everything else they promised you, those criminals. Dictators only want freedom for themselves, the people should remain enslaved.
Let’s break these chains! Let’s fight for a better world! Let us fight for freedom in the world, that is a goal worth fighting for. Down with oppression, hatred and intolerance! Let us fight for a world of cleanliness. In which reason prevails, in which progress and science are a blessing to us all.
Comrades, in the name of democracy: let’s fight for it!
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen, wenn ich erwachte in der Nacht und rief. Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief. Du bist der Schatten, drin ich still entschlief, und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, – du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen, der dich ergänzt in glänzendem Relief.
Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen. Du bist der Anfang, der sich groß ergießt, ich bin das langsame und bange Amen, das deine Schönheit scheu beschließt.
Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen, wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien und wie Verlorengehen und Entfliehn, – da hobst du mich aus Herzensfinsternissen und wolltest mich auf allen Türmen hissen wie Scharlachfahnen und wie Draperien.
Du: der von Wundern redet wie vom Wissen und von den Menschen wie von Melodien und von den Rosen: von Ereignissen, die flammend sich in deinem Blick vollziehn, – du Seliger, wann nennst du einmal Ihn, aus dessen siebentem und letztem Tage noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage verloren liegt... Befiehlst du, dass ich frage?
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht. Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht, daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht, daraus der Laut der Liebe zu uns spricht.
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth, ein Strahl ist’s, der aus dieser Sonne bricht, ein Vers, der sich an tausend and’re flicht, der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein, voll süß-geheimer, nie vernomm’ner Töne, begabt mit eig’ner, unentweihter Schöne, und keines Andern Nachhall, Widerschein. Und wenn du gar zu lesen d’rin verstündest, ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Die Dichtung ist des Lebens Immergrün, sie ist des Strebens schönster Blüthenkranz, sie lässt dir immer Freud‘ und Hoffnung blühn, und schmückt dich immer mit der Jugend Glanz.
Die Dichtung lehrt vergessen dich dein Leid, vergessen was du je verloren hast, erneut dir die Erinnrung schönrer Zeit, versüßt dir jede Müh‘ und jede Last.
So laß denn auch für dich die Dichtung blühn, und freudig weih‘ ihr deine Seele ganz! Sie bleibe deines Lebens Immergrün und deines Strebens schönster Blüthenkranz!
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald. Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege. Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Man steht am Fenster und wird langsam alt.
Die Amseln frieren. Und die Krähen darben. Und auch der Mensch hat seine liebe Not. Die leeren Felder sehnen sich nach Garben. Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben. Und wär so gerne gelb und blau und rot.
Umringt von Kindern wie der Rattenfänger, tanzt auf dem Eise stolz der Januar. Der Bussard zieht die Kreise eng und enger. Es heißt, die Tage würden wieder länger. Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.
Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern. Und niemand hält sie auf und fordert Zoll. Silvester hörte man’s auf allen Sendern, dass sich auch unterm Himmel manches ändern und, außer uns, viel besser werden soll.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Und ist doch hunderttausend Jahre alt. Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege? Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.
Erich Kästner (1899-1974)
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