Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muß es, Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen, Steilen Felswand Der reine Strahl, Dann stäubt er lieblich In Wolkenwellen Zum glatten Fels, Und leicht empfangen, Wallt er verschleiernd, Leisrauschend Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen Dem Sturz entgegen, Schäumt er unmutig Stufenweise Zum Abgrund.
Im flachen Bette Schleicht er das Wiesental hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Alle Gestirne.
Wind ist der Welle Lieblicher Buhler; Wind mischt vom Grund aus Schäumende Wogen.
Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind!
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen; braune Blätter fallen müd vom Baum,
und der Herbstwind küsst die Herbstzeitlosen; mit dem Sommer flieht manch Jugendtraum.
Möcht einmal noch wie damals kosen, möcht‘ vom Frühling träumen und vom Glück.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen, doch die Jugendzeit kehrt nie zurück.
Versunken ist die Frühlingszeit, kein Vogel singt im Lindenhain; die Welt verliert ihr Blütenkleid und bald wird Winter sein. Verlassen ist der Holderstrauch, an dem ich einst geküsst. Es blieb ein Duft, der wie ein Hauch, aus fernen Tagen ist.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen, braune Blätter fallen müd vom Baum,
und der Herbstwind küsst die Herbstzeitlosen; mit dem Sommer flieht manch Jugendtraum.
Möcht einmal noch wie damals kosen, möcht‘ vom Frühling träumen und vom Glück.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen – ach, die Jugendzeit kehrt nie zurück. Holde Jugend, holde Jugend – kämst du einmal doch zu mir zurück.
Feinslieb, nun ist es Blätterbraun Schon wieder in den Spitzen Wann wir unterm Kastanienbaum Am Abend fröstelnd sitzen Das Jahr geht fort mit schwerer Fracht Es bindet sich die Schuh‘ Ich bin so traurig heute Nacht – Und du, du lachst dazu!
Feinslieb, die schwarze Jacke hängt Die Schultern ab mir wieder Wann schon so früh das Dunkel fängt Uns und die Kält‘ die Glieder In deinen Augen glimmt noch leis‘ Der Sommer voller Ruh‘ Ich wein‘, weil ich nicht weiter weiß – Und du, du lachst dazu!
Feinslieb, das war es also schon Der Sommer ist vertrieben Die Vögel sind auf und davon Und wir sind hier geblieben Fremd zieh‘ ich ein, fremd zieh‘ ich aus Ich weiß nicht, was ich tu‘! Heut‘ Nacht, verwelkt ist mein Zuhaus‘ – Und du, du lachst dazu!
Feinslieb, komm stirb mit mir ein Stück Sieh, müd‘ die Blätter schunkeln Wir dreh’n das Jahr doch nicht zurück Und seh’n uns nicht im Dunkeln! Lass in dem Kommen, Bleiben, Geh’n Zertanzen uns die Schuh‘ Ich will noch soviel Himmel seh’n – Und du, du lachst dazu!
Ich mag die beiden gern am Dahlienbeet, in ihrem Garten, im herbstlichen Nachmittagslicht die Blumen hegen seh’n. Wie sie bedächtig arbeitend die Dämmerung erwarten, die Schürze überm Arm, wenn’s kühl wird, in die Stube geh’n. Bald dringt ein Lichtschein durch die Zweige, die im Herbstwind schwanken, so friedlich, wie ein Erntefeuer, in der Nacht hinaus. Ich ahn‘ sie beieinander sitzen, seh‘ sie in Gedanken, die beiden alten Leute in dem stillen Haus.
Die Jahreszeiten eines Lebens haben die zwei vorübergehen seh’n, die Zeit zu säen, die Zeit zu ernten, ohne die Zeit, sich auch nur einmal umzudreh’n.
Die Zeit hat ihre Schritte nun langsamer werden lassen, und ihre Gesten zögernd, beinah‘ unsicher und schwach. Wenn sie einander stützen und sich helfend unterfassen; ihr Gang mag müd‘ geworden sein, ihr Blick ist doch hellwach und immer voller Zärtlichkeit für einander geblieben, und mehr denn je ein Weg, einander wortlos zu versteh’n. Ich glaub‘, die Zeit lässt Menschen, die einander so lang‘ lieben, so ähnlich fühlen, dass sie sich einander ähnlich seh’n.
Die Jahreszeiten eines Lebens haben die beiden zusammen erlebt; so haben sich längst die Schicksalsfäden der beiden zu einem einzigen Band verwebt.
Es sind die Sorgen und die Freuden vergangener Jahre. Geschichten, die man in ihren Gesichtern lesen kann. Manch‘ Kummer und manch‘ Ärger sorgten für die weißen Haare, und ganz gewiss hatten wir Kinder unsren Teil daran. Die Kinder sind nun auch schon lange aus dem Haus gegangen, haben mit ihren Kindern alle Hände voll zu tun. Die beiden steh’n allein, so hat es einmal angefangen. Hier hat ihr Leben sich erfüllt, hier schließt der Kreis sich nun.
Die Jahreszeiten eines Lebens sah’n manchen Wunsch in Erfüllung geh’n Nun bleibt der sehnlichste von allen: Die Zeit des Rauhreifs miteinander noch zu seh’n.
Die Flower-Power Zeit ging vorbei, jedoch sind mir einige alte Hippie-Songs unvergesslich geblieben. So auch das Musical „Hair“ mit dem wohl bekanntesten Hit– „Aquarius/Let the Sunshine In“ von The 5th Dimension.
Kaum zu glauben, auch ich war damals jung und naiv, gerade mal 23 Jahre alt.
Foto privat 1976
Life gesungen von Esther Ofarim (1969), die ich damals sehr verehrt habe. Der einzige Songtext, den ich heute noch laut mitsingen kann:
Originaltext:
I met a boy called Frank Mills On September twelfth right here In front of the Waverly* but unfortunately I lost his address
He was last seen with his friend A drummer, he resembles George Harrison of the Beatles But he wears his hair Tied in a small bow at the back
I love him but it embarrasses me To walk down the street with him He lives in Brooklyn somewhere And wears this white crash helmet
He has golden chains on his leather jacket And on the back are written the names ‚Mary and Mom And Hell’s Angels‘
I would gratefully appreciate it If you see him, tell him I’m in the park with my girlfriend And please
Tell him Angela and I Don’t want the two dollars back Just him
Übersetzung:
Ich traf einen Jungen namens Frank Mills Am zwölften September genau hier Vor dem Waverly*, aber leider habe ich seine Adresse verloren
Er wurde zuletzt mit seinem Freund gesehen Ein Schlagzeuger, er ähnelt George Harrison von den Beatles Aber er trägt sein Haar hinten zu einer kleinen Schleife gebunden.
Ich liebe ihn, aber es ist mir peinlich Mit ihm die Straße entlang zu gehen Er lebt irgendwo in Brooklyn Und trägt diesen weißen Sturzhelm
Er hat goldene Ketten an seiner Lederjacke Und auf dem Rücken sind die Namen geschrieben ‚Mary und Mom Und Hell’s Angels‘
Ich wäre sehr dankbar dafür Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm ich bin im Park mit meiner Freundin Und bitte
Sag ihm, Angela und ich Wollen die zwei Dollar nicht zurück Nur ihn
*Waverly Inn, Restaurant im West Village, New York
Ich bin! doch was ich bin, wer kümmert sich darum, oder weiß es? Meine Freunde lassen mich im Stich, wie eine verlorene Erinnerung. Ich bin der Selbstverzehrer meines Leids. Sie steigen auf und verschwinden, eine vergessene Schar, Schatten des Lebens, deren Seele verloren ist. Und doch bin ich – ich lebe – obwohl ich hin und her geworfen werde.
In das Nichts der Verachtung und des Lärms, in das lebendige Meer des wachen Traums, wo es weder Sinn des Lebens noch Freuden gibt, sondern der große Schiffbruch der eigenen Wertschätzung und alles, was mir lieb ist. Selbst die, die ich am meisten liebte sind mir fremd – ja, sie sind mir noch fremder als die andern.
Ich sehne mich nach Szenen, die der Mensch nie betreten hat, wo die Frau noch nie lächelte oder weinte – um dort bei meinem Schöpfer, Gott, zu verweilen, und zu schlafen, wie ich in der Kindheit süß schlief, voller hoher Gedanken, ungeboren. So lasst mich liegen, auf dem Gras, über mir der gewölbte Himmel.
Wieder ein Fall von Dichtung und Wahnsinn wie bei Hölderlin. Auch ihm war die radikale Freiheit zur Selbstbestimmung nicht nur eine Chance, sondern auch eine Last geworden. s. dazu Wikipedia: John Clare
Ich glaube daran, dass der menschliche Geist auf einer anderen Ebene existiert und auf Abruf in diese Welt hineingeboren wird, entweder um zu lernen oder anderen Menschen zu helfen. Wir müssen uns nach der Geburt entwickeln und selbst entscheiden, wer wir sein wollen und welchen Sinn wir unserem Leben geben. Das ist ein langer Prozess.
Zu dem Gedicht „I am“. Es ist schwer englische Ur-Fassungen in deutsche Verse zu übersetzen. Hier ist es zwar gelungen, doch in reimfreier Lyrik gefällt mir das Gedicht besser. Es klingt sanfter, und dann wird es meinem ähnlich im Klang. Den Sinn des Textes kann ich sehr gut nachempfinden.
In John Clare verbarg sich ein gewisses Dunkelsein, wie auch in Rilke. Damit vergleichen mag ich mich nicht. Ich kann nur sagen, dass meine Lyrik teilweise aus genau diesem Zustand entsteht. Die dunklen Erfahrungen der Vergangenheit führen hinaus aus der Oberflächlichkeit in die Freiheit der Worte.
Originaltext:
I am
I am! yet what I am who cares, or knows? My friends forsake me, like a memory lost. I am the self-consumer of my woes, They rise and vanish, an oblivious host, Shadows of life, whose very soul is lost. And yet I am — I live — though I am toss’d.
Into the nothingness of scorn and noise, Into the living sea of waking dream, Where there is neither sense of life, nor joys, But the huge shipwreck of my own esteem And all that’s dear. Even those I loved the best Are strange — nay, they are stranger than the rest.
I long for scenes where man has never trod — For scenes where woman never smiled or wept — There to abide with my Creator, God, And sleep as I in childhood sweetly slept, Full of high thoughts, unborn. So let me lie, The grass below; above, the vaulted sky.
Gereimt ins Deutsche übersetzt: (Prof. Manfred Pfister)
Ich bin
Ich bin! Doch was ich bin - mag's keiner wissen? Im Stich gelassen und gefallen aus der Zeit, verzehr ich mich in meinen Kümmernissen, die nah'n und geh'n in Selbstverlorenheit, Schatten des Daseins, einem seelenlosen, und doch bin ich und leb', wenngleich verstoßen
ins Nichts aus Lärm und Hohn und Bitterkeit ins aufgewühlte Meer des wachen Traums, wo kein Gefühl mehr ist und keine Freud, nur noch das Wrack des alten Selbstvertrau'ns und allem, was mir lieb. Selbst die, die mir am nächsten standen, sind fremd mir - ja - sind fremder als die andern.
Ich sehn' nach Orten mich, wo nie ein Mensch je ging, wo niemals eine Frau geweint, gelacht, um dort zu sein bei Gott, dem Schöpfer aller Ding, zu schlafen wie als Kind ich schlief in sichrer Nacht, voll guten Sinns, in Mutters Schoß. Lasst mir die Ruh, das Gras - mein Bett, der Himmel deckt mich zu.
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