Weiß steht der Wald. Du wandelst still
und weltentrückt einsame Pfade.
Der Himmel schüttet lichte Gnade
auf alles, was hier funkeln will.
Die Wipfel glühn, und Ast bei Ast
entlodern in das große Schweigen;
Sprühfunken rieseln von den Zweigen
und ihrer silberschweren Last.
Mit einer Riesenmütze schaut
der Busch aus schneeverklärten Gründen,
und alle Glockensternchen zünden
den Märchenglanz auf Moos und Kraut.
Breit fließt des Tages helle Macht,
ein Meer, dahin in sanften Wellen,
und aus den letzten Winkeln quellen
siehst blitzend du die weiße Pracht.
Es schweigt der Wald. Doch leise schwingt
um dich ein Lied aus fernsten Auen.
Du hörst es nicht. Du kannst nur schauen.
Und hörst es doch: das Licht, es singt.
(gekürzt)
Nun hat der Berg sein Schneekleid angetan,
und Schnee liegt lastend auf den Tannenbäumen
und deckt die Felder zu, ein weißer Plan,
darunter still die jungen Saaten träumen.
Fried’ in der Weite! Nicht ein Laut erklingt
ein Zweig nur bebt und stäubt Kristalle nieder,
gestreift vom Vogel, der empor sich schwingt -
und still ist alles rings und reglos wieder.
In Winters Banden liegt der See und ruht,
die Wellen schlafen, die einst lockend riefen.
Nicht spielen mehr die Winde mit der Flut,
kaum regt sich Leben noch in ihren Tiefen.
Welch eine Stille! Kaum im Herzen mag
ein Wunsch sich regen, dass es anders werde.
Und doch, o Herz, du weißt, es kommt der Tag,
der wieder schmückt mit blüh’ndem Kranz die Erde.
Schlitten klingeln durch die Gassen,
fußhoch liegt der Schnee geschichtet;
deutschem Winter muss man lassen,
dass er gar entzückend dichtet.
Und wir gehn, ein schneeweiß Pärchen,
Arm in Arm, mit heissen Wangen.
Welch ein süßes Wintermärchen
hält zwei Herzen heut gefangen!
Ich sah den Orient und seine Umgebung, mit dem Mond als Banner, und ich wollte in einem Vierzeiler der Welt sein Licht singen.
Doch als ich Jerusalem sah, Mohnblume auf einem Felsen, hörte ich ein Requiem, als ich mich über sie beugte.
Siehst du nicht die bescheidene Kapelle, du, der du flüsterst „Frieden auf Erden“ dass die Vögel mit ihren Flügeln verbergen diese Feuerbuchstaben: „Gefahr Grenze“.
Der Weg führt zum Brunnen, du möchtest deinen Eimer füllen. Halte an! Maria Magdalena, für sie ist dein Körper das Wasser nicht wert.
Inch Allah, Inch Allah Inch Allah, Inch Allah
Und der Olivenbaum trauert um seinen Schatten. Seine zärtliche Frau, seine Freundin, die unter den Trümmern liegt, gefangen im Feindesland.
Auf einem Stacheldrahtdorn: Der Schmetterling wartet auf die Rose. Die Menschen sind so hirnlos, dass sie mich verstoßen werden, wenn ich es wage.
Gott der Hölle oder Gott des Himmels, Du, der Du bist, wo Du willst, in diesem Land Israel gibt es Kinder, die zittern.
Inch Allah, Inch Allah Inch Allah, Inch Allah
Die Frauen fallen im Sturm. Morgen wird das Blut gewaschen; der Weg ist aus Mut gemacht. Eine Frau für einen Pflasterstein.
Aber ja, ich habe Jerusalem gesehen, Mohnblume auf einem Felsen. Ich höre noch immer das Requiem, wenn ich mich über sie beuge.
Requiem für sechs Millionen Seelen, die ihre Marmor-Mausoleen nicht haben, und die trotz des berüchtigten Sandes sechs Millionen Bäume wachsen ließen.
Inch Allah, Inch Allah Inch Allah, Inch Allah
J’ai vu l’Orient dans son écrin avec la lune pour bannière et je comptais en un quatrain chanter au monde sa lumière
Mais quand j’ai vu Jérusalem coquelicot sur un rocher j’ai entendu un requiem quand sur lui je me suis penché
Ne vois-tu pas humble chapelle toi qui murmure paix sur la terre que les oiseaux cachent de leurs ailes ces lettres de feu : danger frontière
Le chemin mène à la fontaine tu voudrais bien remplir ton seau arrête-toi Marie-Madeleine pour eux ton corps ne vaut pas l’eau
Inch Allah, Inch Allah Inch Allah, Inch Allah
Et l’olivier pleure son ombre sa tendre épouse son amie qui repose sous les décombres prisonnière en terre ennemie
Sur une épine de barbelé le papillon guette la rose les gens sont si écervelés qu’ils me répudieront si j’ose
Dieu de l’enfer ou Dieu du ciel toi que te trouve où bon te semble sur cette terre d’Israël il y a des enfants qui tremblent
Inch Allah, Inch Allah Inch Allah, Inch Allah
Les femmes tombent sous l’orage demain le sang sera lavé la route est faite de courage une femme pour un pavé
Mais oui j’ai vu Jérusalem coquelicot sur un rocher j’entends toujours ce requiem lorsque sur lui je suis penché
Requiem pour six millions d’âmes qui n’ont pas leurs mausolées de marbre et qui malgré le sable infâme ont fait pousser six millions d’arbres
Zum Geburtstag von Friedrich von Schiller am 10.11.1759: Dies ist eines meiner Lieblingsgedichte. Die Wahrheit liegt auf dem Weg des Lebens, der ein fortwährendes Lernen ist. Nur dieses Lernen macht den Menschen erst empfänglich für die Wahrheit. Dazu zählt auch die Selbsterkenntnis. Das Gedicht zeigt, dass ein vorschnelles, verbotenes Handeln zu einem kummervollen Leben führen kann.
Ein Jüngling, den des Wissens heißer Durst nach Sais in Ägypten trieb, der Priester geheime Weisheit zu erlernen, hatte schon manchen Grad mit schnellem Geist durcheilt, stets riß ihn seine Forschbegierde weiter, und kaum besänftigte der Hierophant den ungeduldig Strebenden. »Was hab ich, wenn ich nicht alles habe?« sprach der Jüngling.
»Gibts etwa hier ein Weniger und Mehr? Ist deine Wahrheit wie der Sinne Glück nur eine Summe, die man größer, kleiner besitzen kann und immer doch besitzt? Ist sie nicht eine einzge, ungeteilte? Nimm einen Ton aus einer Harmonie, nimm eine Farbe aus dem Regenbogen, und alles, was dir bleibt, ist nichts, solang das schöne All der Töne fehlt und Farben.«
Indem sie einst so sprachen, standen sie in einer einsamen Rotonde still, wo ein verschleiert Bild von Riesengröße dem Jüngling in die Augen fiel. Verwundert blickt er den Führer an und spricht: »Was ists, das hinter diesem Schleier sich verbirgt?« »Die Wahrheit«, ist die Antwort. – »Wie?« ruft jener, »Nach Wahrheit streb ich ja allein, und diese gerade ist es, die man mir verhüllt?«
»Das mache mit der Gottheit aus«, versetzt der Hierophant. »Kein Sterblicher, sagt sie, rückt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe. Und wer mit ungeweihter, schuldger Hand den heiligen, verbotnen früher hebt, der, spricht die Gottheit« – »Nun?« – »Der sieht die Wahrheit.«
»Ein seltsamer Orakelspruch! Du selbst, Du hättest also niemals ihn gehoben?« »Ich? Wahrlich nicht! Und war auch nie dazu versucht.« – »Das fass ich nicht. Wenn von der Wahrheit nur diese dünne Scheidewand mich trennte –« »Und ein Gesetz«, fällt ihm sein Führer ein. »Gewichtiger, mein Sohn, als du es meinst, Ist dieser dünne Flor – für deine Hand zwar leicht, doch zentnerschwer für dein Gewissen.«
Der Jüngling ging gedankenvoll nach Hause. Ihm raubt des Wissens brennende Begier den Schlaf, er wälzt sich glühend auf dem Lager und rafft sich auf um Mitternacht. Zum Tempel führt unfreiwillig ihn der scheue Tritt. Leicht ward es ihm, die Mauer zu ersteigen, Und mitten in das Innre der Rotonde trägt ein beherzter Sprung den Wagenden.
Hier steht er nun, und grauenvoll umfängt den Einsamen die lebenlose Stille, die nur der Tritte hohler Widerhall In den geheimen Grüften unterbricht. Von oben durch der Kuppel Öffnung wirft Der Mond den bleichen, silberblauen Schein, und furchtbar wie ein gegenwärtger Gott erglänzt durch des Gewölbes Finsternisse In ihrem langen Schleier die Gestalt.
Er tritt hinan mit ungewissem Schritt, Schon will die freche Hand das Heilige berühren, Da zuckt es heiß und kühl durch sein Gebein und stößt ihn weg mit unsichtbarem Arme. Unglücklicher, was willst du tun? So ruft in seinem Innern eine treue Stimme. Versuchen den Allheiligen willst du? Kein Sterblicher, sprach des Orakels Mund, rückt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe. Doch setzte nicht derselbe Mund hinzu: Wer diesen Schleier hebt, soll Wahrheit schauen? »Sei hinter ihm, was will! Ich heb ihn auf.« (Er rufts mit lauter Stimm.) »Ich will sie schauen.«
Schauen! Gellt ihm ein langes Echo spottend nach. Er sprichts und hat den Schleier aufgedeckt. Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier? Ich weiß es nicht. Besinnungslos und bleich, so fanden ihn am andern Tag die Priester am Fußgestell der Isis ausgestreckt. Was er allda gesehen und erfahren, Hat seine Zunge nie bekannt. Auf ewig war seines Lebens Heiterkeit dahin, ihn riß ein tiefer Gram zum frühen Grabe.
»Weh dem«, dies war sein warnungsvolles Wort, wenn ungestüme Frager in ihn drangen, »Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld, Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.«
Erklärung:
Sais: Eine antike Stadt in Ägypten (Unterägypten), am Nil gelegen.
Hierophant: Ein Priester, der heilige Gegenstände zeigt.
Rotonde: Eine Rotunde ist ein Gebäude mit einem kreisrunden Grundriss.
Flor: ein dünner Vorhang aus Seide oder Wolle.
Isis: Ist eine Göttin in der ägypt. Mythologie. Sie war die Göttin der Geburt, der Wiedergeburt und der Magie, aber auch Totengöttin.
Melody Max Friedlaender / Dichter unbekannt / Interpreten: Comedian Harmonists
Guter Mond, du gehst so stille durch die Abendwolken hin.
Bist so ruhig und ich fühle, dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke deiner stillen, heitern Bahn.
O, wie hart ist das Geschicke, dass ich dir nicht folgen kann.
Guter Mond, du gehst so stille durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille hieß auf jener Bahn dich ziehn.
Leuchte freundlich jedem Müden in das stille Kämmerlein
und ergieße Ruh und Frieden ins bedrängte Herz hinein.
Guter Mond, dir will ich's sagen, was mein banges Herze kränkt,
und an wen mit bittern Klagen die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du sollst es wissen, weil du so verschwiegen bist,
warum meine Tränen fließen und mein Herz so traurig ist.
Die Urfassung war ein anonymes, volkstümliches Liebeslied mit sieben Strophen, das ab etwa 1800 in mehreren Schriften überliefert ist.
Karl Enslin ist nicht der Autor der Originalfassung, sondern des Andachtslieds von 1851, das drei Strophen umfasst.
Veni, veni, Emmanuel ist eigentlich ein Adventslied, doch aufgrund der neuesten Ereignisse habe ich es heute hier veröffentlicht.
Text bei John Mason Neale, Hymni Ecclesiae, 1851 Sängerin: Loreena McKennitt
Lateinisch / Übersetzung
Veni, veni Emmanuel!
Captivum solve Israel!
Qui gemit in exilio,
Privatus Dei Filio,
Gaude, gaude, Emmanuel
Nascetur pro te, Israel.
Komm, komm, Immanuel!
Befreie das gefangene Israel,
das in der Verbannung wehklagt,
beraubt um Gottes Sohn.
Freue dich, freue dich; Immanuel
wird für dich, Israel, geboren werden.
Veni o Iesse virgula!
Ex hostis tuos ungula,
De specu tuos tartari
Educ, et antro barathri.
Gaude, gaude, Emmanuel
Nascetur pro te, Israel.
Komm, o Spross des Jesse!
Aus des Feindes Klauen
führe die Deinen heraus,
aus der Tiefe der Unterwelt,
aus dem Abgrund der Hölle.
Freue dich …
Veni, veni o oriens!
Solare nos adveniens,
Noctis depelle nebulas,
Dirasque mortis tenebras.
Gaude, gaude, Emmanuel
Nascetur pro te, Israel.
Komm, komm, o Morgenstern!
Tröste uns, indem du kommst.
Vertreibe die Nebel der Nacht
und die schreckliche Finsternis des Todes!
Freue dich …
Veni clavis Davidica!
Regna reclude coelica,
Fac iter tutum superum,
Et claude vias inferum.
Gaude, gaude, Emmanuel
Nascetur pro te, Israel.
Komm, Schlüssel Davids!
Schließe auf die himmlischen Reiche.
Mach sicher den Weg nach oben
und verschließe die Wege nach unten!
Freue dich …
Veni, veni Adonai!
Qui populo in Sinai
Legem dedisti vertice,
In maiestate gloriae.
Gaude, gaude, Emmanuel
Nascetur pro te, Israel.
Komm, komm, Herr!
Deinem Volk gabst du das Gesetz
auf Sinais Gipfel
in erhabener Herrlichkeit.
Freue dich …
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