Langer Prozess

Heilige – Quelle: Pinterest
Heilige, sagt, wer hat euch erhoben?
War es der Klerus in den heil’gen Hallen?
Die fremden Götter sind zertrümmert, 
durch eure ‚Wahrheit‘ ist der Stein zerfallen.

Die Hände, die es wagten, sie zu stürzen,
sie taten frevelhaftes Werk der Wende.
So wirkte Gott, was dort zu Staub zerstob
und tat es in jahrhundertlanger Länge. 

Sie schafften neue Götzen und Gebote,
die Priesterschaft im reichen Vatikan.
Gefaltet sind die Hände, wenn sie schreiten… 
Sie werden fallen, wie der alte Wahn!
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Das heidnische Reich des alten Roms hatte seinerzeit alle Religionen, Götter und deren Lehren geduldet. Nebeneinander bestanden sie friedlich, bis sich die Päpste, Priester und Kaiser um die ‚wahren‘ Glaubensinhalte zankten.

Durch Arius, christlicher Presbyter in Alexandrien, wurde Jesus zum Schöpfer und Weltmacher erhoben. s. Joh. 1,3.

Wegen Jesus menschlicher ‚Beimischung‘ sollte die Welt deshalb minder vollkommen sein, als im Ursprung von Gott-Vater erdacht. Das entfachte ein ständiges Für- und Wider bei dessen Widersacher Athanasius, neuer Bischof von Alexandria.

Arius wurde abgesetzt und verbannt. Durch Einwirkungen und Annahmen anderer musste Athanasius das Gleiche erdulden. Schließlich wurden beide zurückgeholt und Jesus galt mal als Gottessohn, dem Vater gleich, mal war er nur höchstes Geschöpf und gottähnlich.

Im Jahre 381 setzte die Priesterversammlung in Konstantinopel dem noch eine Einfügung hinzu, nämlich den Heiligen Geist als dritte Person.

Das Kaiserreich war christlich geworden und befahl dies durch Verfolgung und Bestrafung durchzusetzen. Den durch Staatsklugheit geschaffenen neuen Glaubenslehren musste gehorcht werden. Sogar den Bischöfen wurde mit Absetzung und Verbannung gedroht, was Verluste von fetten Einnahmen für sie bedeutete. Das Christentum wurde im 4. Jahrhundert Staatsreligion und der Glaube sollte völlig übereinstimmen mit Papst und Kirche, nach kaiserlichem Befehl.

Doch das neue Glaubensbekenntnis spaltete die zur Selbstherrlichkeit gelangten Päpste in Rom.

Hierzu gab es verschiedene Ausführungen:

a)           Lobpreis sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist,

b)           Lobpreis sei dem Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist,

c)            Lobpreis sei dem Vater und dem Sohne im Heiligen Geist,

d)           Lobpreis sei dem Vater in dem Sohne und dem Heiligen Geist.

Doch sorgte das Heidentum dafür, dass ihm der neue Glaube untergeordnet wurde. Das äußerte sich, als man Zeus-Jupiter als den Christengott ansah, Apollon wurde als Christus angebetet, die Weltmacher bzw. Orakelgötter nannte man den Heiligen Geist, die Untergötter wurden zu Heiligen, und bald danach folgte die von allen Heidenvölkern verehrte Himmelskönigin als Mutter Gottes.

Mit den Jahren verschwanden die hebräischen Schriften und wurden durch griechische Übersetzungen ersetzt, die mit Anmerkungen, Einfügungen und Zusätzen gefüllt waren, um sie Nichtjuden verständlich zu machen. Hierzu gehört auch das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums.

Zur damaligen Zeit waren derartige Einfügungen erlaubt.

Noch heute wird behauptet, dass der heilige Geist die Schriften eingegeben habe. Das würde jedoch bedeuten, dass der Heilige Geist auch für alle Übersetzungsfehler ins Griechische und die Abschreibungsfehler verantwortlich wäre.

Man nahm Einfügungen aus dem Heidentum in Kauf, weil Kirche und Kaiser alles verwarfen und ausschlossen, was nicht passte. So wurden die ursprünglichen jüdischen Fassungen ohne Weiteres durch heidnische ersetzt.

Luftschlösser

Künstler: Ciro Marchetti – Quelle: Pinterest
Die Kinderwelt von einst verging,
Erinnerung bleibt allein.
Als ich an Mutters Lippen hing – 
voll Wissbegier und klein,

da war die Welt ein großes Spiel,
dem wahren Märchen gleich,
in Luftschlössern, der Anzahl viel,
geheimnisvoll und reich.

Die Kindheitssonne malte bunt,
was grau in dunklen Mienen;
fand so im jahrgekränzten Rund
noch Sommerglanz in ihnen. 

Die Träume blieben unerfüllt,
sind lange schon vergangen.
So blieb das Licht in jener Welt
im Märchenland gefangen.

Im schönsten Wiesengrunde

Johan August Malmström (1829-1901) –  Barn lekande vid ån
Durch die Wiesen möcht‘ ist springen,
fröhlich, wie ein kleines Mädchen;
wo es windet, sanft durch Bäume, 
frischbelaubt, im grünen Städtchen. 

Nur das Blattwerk hör‘ ich rauschen;
geht ein Sonnenstrahl durch‘s Laub,
folge ich dem lichten Glanze,
fühl‘ die Wärme auf der Haut. 

Als ich einst den Weg gegangen
und die Kühe trieb aufs Feld,
ach, da glühten meine Wangen.
Heil war meine kleine Welt! 

Wo sind all‘ die grünen Gründe?
Hab‘ das Lied davon im Sinn.
Summe leise von der Heimat,
der ich längst entwachsen bin. 

Zur Erinnerung an meinen Lehrer H. Vollmers, der bereits in jungen Jahren verstorben ist. Es war sein Lieblingslied.

Sonnenschein und Regen

Lisa Aisato Njie Solberg (* 23. Juli 1981)
Bald schon ist der Mai gegangen,
nahm die Lüfte rein und mild,
zog mit ihnen in den Sommer,
der schon schmückt das traute Bild.

Frohnaturen jubeln, singen
ihm entgegen wie ein Zug.
Leise wandelnd, wandelt alles
sich zur Reife, hin zum Pflug.

Dunst und Dampf gewob’ne Tropfen -
wo seid ihr im Nichts dort oben?
Regen, falle auf die Erde,
wenn im Schweiß ihr Kleid verwoben.

Sollen Morgenwinde wehen,
wie im Mai in erster Stunde.
Zeig in Sonnenschein und Regen
unseres Schöpfers Tat und Kunde. 

Der weltliche Messias

Sir Lawrence Alma-Tadema (1836-1912)

Wie nur erlöst er unsre Welt,
der biblische Messias, wie versprochen?
Kommt er herab vom Himmelszelt,
in das er vor 2000 Jahren aufgebrochen?

Ist es denn seine Welt, die hier verblieb?
Der Menschen Freiheit kann nur Selbsterlösung sein!
Ist er denn der Messias, menschenlieb;
liebt er auch die, die unbezähmbar scheinen?

Der Wohlstand wächst, hat Städte reich geschmückt,
gebildet stark und stolz für Ewigkeiten.
Durch ‚Sklavenländer‘ ist das Land bestückt,
durch deren Wildheit sah ich Diebe steigen.

Sie krönen sich mit Raub und Kostbarkeiten,
irdische Straßen deuten ihre Wege.
Ihr stetes Wachstum, das sie sich erstreiten,
dem alt gewordenen Land bringt’s keinen Segen.

Wann naht Erlösung, wann ein neues Land?
Bringt denn der Mensch nicht alte Schuld hinein?
Zieht sich mit altem Denken Sklaventum heran,
will Herr über die ‚Untermenschen‘ sein?

In deren Städte würde Hochmut wohnen,
herab der Über-Mensch auf Menschen schaut!
So würde neues Land die Selbstsucht lohnen.
Es muss von selbst erblüh’n, was man bebaut!

„Entwicklung“ heißt ein Baum des Paradieses.
Im Frucht sein, wird er stets nach neuen fragen.
Der ‚Herr der Welt‘ geht nicht auf bunten Wiesen,
er muss im Werden auch den Untergang ertragen.

Die freie Seele in des Denkens Garten,
darf unsre alte Erde neu bepflanzen,
in Gottes Land, dem niemals offenbarten,
im eignen Garten, dienend so dem Ganzen.

Der Religionsstifter des Christentums

Jesus von Nazareth hat keine eigenen Schriften hinterlassen. Es ist fraglich, ob seine Jünger, als einfache Fischer, überhaupt des Schreibens fähig waren. Sie sollten vor allen Dingen ‚Menschen fischen‘ und diese für ihren Glauben gewinnen.

Die Geschichten über Moses (10 Gebote, jüdischer Religionsstifter), Zarathustra (iranischer Religionsstifter, Priester und Philosoph), Mohammed (Prophet und Begründer des Islam) u. a. erzählten andere Personen und wieder andere schrieben sie auf, nicht immer wahrheitsgetreu, uneigennützig und ohne Hintergedanken.

Jesus hat wie Buddha (Religionsstifter) in Indien und Kon-fu-tzu in China (Lehrmeister, Philosoph und König) 500 Jahre früher, seine Jünger und zufällig Anwesende mündlich belehrt in Gleichnissen, die das einfache, ungebildete Volk verstehen konnte.

Auch Jesus Taten waren Anleitung es gleichzutun, er beauftragte seine Jünger dies in die damalige Welt zu tragen. Sein Lehren und Heilen beschränkte sich auf einen kleinen jüdischen Kreis, mit Ausschluss der Heiden und Samariter (Matt. 12)

Er redete offen und für die damalige Zeit unpassend, was die Obrigkeit der Priesterschaft als Anmaßung unzulässig empfand.

Jeder kennt das Spiel „Stille Post“. Genauso sind die vier Evangelien zu sehen: dürftig überliefert, so dass nur ein kleiner Teil Wahrheit im Gedächtnis der Schreiber haften konnte, die zu alledem unbekannte Griechen waren und nicht etwa Jünger des Jesus von Nazareth, wie es oft von der Kirche dargestellt wurde. So ist das erste Buch nicht von Matthäus, dem Zöllner (Matt. 9,9), sondern nach Matthäus Erzählung niedergeschrieben worden, von unbekannter Hand. Markus und Lukas sind unbekannt und das angeblich von Johannes herrührende vierte Evangelium ist viel später entstanden und wieder später ergänzt worden.

Hinzu kommt, dass die ältesten vorhandenen Handschriften aus dem 5. Jahrhundert stammen und danach von unbekannten Abschreibern vervielfältigt worden sind. Deshalb weichen die vier Evangelien in zig Teilen voneinander ab, teilweise so sehr, dass sich der Sinn geradezu verkehrt. Um des lieben Friedens willen mussten zahlreiche alte Abschriften verborgen werden, die erst viel später gefunden worden sind. Überall herrschte die „Stille Post“ – Dichtung und Wahrheit.

Jesus Lehren sind im Kern die Liebe zum höchsten Wesen, das Erfüllen der Gebote und Gesetze des Großen Geistes, Liebe der Mitmenschen mit völliger Gleichstellung (Matt. 15,22) und die Entäußerung des materiellen Besitzes durch Hingabe an Alle. Jesus bezog sich immer wieder auf das Gesetz der Vorfahren (5. Mose 6, 5; 3. Mose 19, 18), ohne die übliche strenge Auffassung im wörtlichen Sinn. Er erklärte das Gesetz in einer erweiterten Fassung und stellte sittliche Erwägungen höher.

Jesus war ein sanftmütiger, uneigennütziger Handwerker, der es mit seinen Mitmenschen gut meinte. Er strebte zum Besseren, war aufopferungsfähig, mildtätig im Grunde aber auch reizbar.

Wegen seiner Sanftmut und Duldsamkeit, die man ihm als Schwäche auslegte, verließen ihn seine Anhänger, als er gefangen wurde. Er war kein Empörer, kein Anführer, glaubte aber an seine Bestimmung als Erretter seines Volkes, erhoben von seiner gewachsenen Anhängerschaft. Als Messias sollte er die Bevölkerung von den Knebeln der römischen Besatzer erlösen. Zu seiner Zeit war das Erscheinen eines Erlösers und dessen Hinrichtung etwas Normales, der schon viele zum Opfer gefallen waren. Deshalb fiel die Kreuzigung Jesus nicht auf und wurde von den Geschichtsschreibern nicht erwähnt.

Seine Anhänger bildeten zunächst eine unscheinbare Sekte im Judentum, die an das baldige Erscheinen seiner Herrlichkeit glaubten, der sie von Römerjoch befreien sollte.

Die von Jerusalem ausgesendeten Jünger und deren Schüler befolgten die Weisungen Jesus und hielten sich dabei an die jüdischen Gesetze, wie es ihnen befohlen worden war. Für Nichtjuden war diese Weisung nicht bestimmt. Nur die unterjochten Juden ersehnten die Rückkehr des bereits verstorbenen Herrn, den sie mit Legionen Engel erwarteten, zur Befreiung und Unterwerfung aller Heiden.

In ihren Reihen wurden weiterhin die Armen gepflegt, wobei ihre Wunder, Krankenheilungen und Bekehrungen nichts Ungewöhnliches waren, auf ihren Lehrwanderungen im ganzen Morgenland. Nur gab es übereifrige Jünger, wie beispielsweise Stephanus, der in seinen Reden Unruhe verbreitete und dafür den Tod erntete. Es folgten Hass und Verfolgung der Verkünder der Lehre, bis zum Ausschluss aus den Tempeln der Judengemeinden. All das ist in der Apostelgeschichte nachzulesen.

Zur Unterscheidung von anderen Juden dienten folgende Merkmale:

1. Die Gründung einer Gütergemeinschaft, in der jeder neu Eintretende einwilligen musste. D. h. er musste all seine Güter verkaufen und den Erlös in die Kasse für Alle einfließen lassen. Jedes Mitglied lebte aus dieser Kasse. Wurde teilweise sein solches Eigentum zurückbehalten, galt dies als Entwendung und Unterschlagung und wurde mit der Todesstrafe belegt.

2. Anzuerkennen war die Lehre vom gekreuzigten Jesus von Nazareth, als echten Gesalbten (jüdisch: Messias, griechisch: Christus), auf den alle alten Weissagungen der Propheten im Alten Testament hingewiesen hatten, der am dritten Tage wiederauferstanden ist von den Toten, um in den Himmel zu steigen, zur rechten Hand Gottes sitze und der bald wiederkäme zum Weltgericht.

3. Als Lehre musste anerkannt werden, dass jeder diesem Glauben Beitretende die Vergebung seiner Sünden erlange und teilhaben soll am Reich der kommenden Herrlichkeit, welches der wiederkehrende Erlöser für die Juden errichten werde.

Und da dies nach den Aussagen Jesus noch zu den Lebzeiten der Jünger geschehen sollte, wider alles Elend, das durch die Herrschaft der Römer entstanden war, glaubte man weiterhin an das Wonnereich mit Engelsheeren, welches kommen würde, um die Besatzer gefangen zu nehmen.

Die Sagen vom Paradies, vom uneingeschränkten Genuss ohne arbeiten zu müssen, reich zu sein und in Freuden zu leben, trugen die Völker des Altertums als Goldenes Zeitalter in die Armenviertel. Das Paradies der Bibel wird übertroffen vom Reich des Messias in den Erzählungen der Propheten und dieses wiederum durch das Paradies des Korans. All das fand großen Anklang in der Menge der armen Leute.

Wie den Aposteln die Gläubigen zu Tausenden zuströmten, die mit großen Augen und Ohren deren Erzählungen lauschten, um so teilhaftig zu werden, so strömten später zu Mohammeds Paradiesfreuden alle Stämme Arabiens, stürzten sich in Kampf und Tod mit Freuden, um an den versprochenen Wonnen Teilhaber zu werden. So erreichte man Bereiche der gebildetsten Völker der damaligen Zeit und hat Einfluss noch im Hier und Jetzt.

Amazing Grace

Englischsprachiges geistliches Lied, das zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt zählt.

Text: John Newton (1725-1807).

John Newton war der Kapitän eines Sklavenschiffs. Nachdem er am 10. Mai 1748 in schwere Seenot geraten und nach Anrufung des Erbarmens Gottes gerettet worden war, behandelte er zunächst die Sklaven menschlicher. Nach einigen Jahren gab er seinen Beruf sogar ganz auf, wurde stattdessen Geistlicher und trat gemeinsam mit William Wilberforce für die Bekämpfung der Sklaverei ein. (Quelle: Wikipedia.org)

Amazing grace! How sweet the sound
That saved a wretch like me!
I once was lost, but now am found;
Was blind, but now I see.
 
’Twas grace that taught my heart to fear,
And grace my fears relieved;
How precious did that grace appear
The hour I first believed.
 
Through many dangers, toils and snares,
I have already come;
’Tis grace hath brought me safe thus far,
And grace will lead me home.
 
The Lord has promised good to me,
His Word my hope secures;
He will my Shield and Portion be,
As long as life endures.
 
Yea, when this flesh and heart shall fail,
And mortal life shall cease,
I shall possess, within the veil,
A life of joy and peace.
 
The earth shall soon dissolve like snow,
The sun forbear to shine;
But God, who called me here below,
Will be forever mine.
 
When we’ve been there ten thousand years,
Bright shining as the sun,
We’ve no less days to sing God’s praise
Than when we’d first begun.

Übersetzung:

Erstaunliche Gnade! Wie süß der Klang,
die einen Unglücklichen wie mich rettete!
Einst war ich verloren, doch nun bin ich gefunden;
war blind, doch nun sehe ich.
 
Gnade war's, die mein Herz das Fürchten lehrte,
und die Gnade hat meine Ängste gelindert;
wie kostbar erschien diese Gnade
in der Stunde, da ich zum ersten Mal glaubte.
 
Durch viele Gefahren, Mühen und Fallstricke,
bin ich schon gekommen;
die Gnade hat mich sicher bis hierher gebracht,
und die Gnade wird mich heimführen.
 
Der Herr hat mir Gutes verheißen,
sein Wort sichert meine Hoffnung;
Er wird mein Schutz und meine Zuflucht sein,
solange das Leben währt.
 
Ja, wenn dieses Fleisch und Herz versagen,
und das sterbliche Leben vergeht,
werde ich im Innern des Schleiers  
ein Leben in Freude und Frieden besitzen.
 
Die Erde wird sich bald auflösen wie Schnee,
und die Sonne wird nicht mehr scheinen;
doch Gott, der mich hierher gerufen hat,
wird für immer mein sein.
 
Wenn wir zehntausend Jahre dort gewesen sind,
hell leuchtend wie die Sonne,
haben wir nicht weniger Tage, um Gottes Lob zu singen
als zu Beginn unserer Reise.

Pfingstbestellung

Ich werde für einige Zeit pausieren und wünsche allen Besuchern meiner Seite ein sonniges Pfingstfest und angenehme Tage.

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
wie Hühner Eier legen,
und gehe festlich und geschmückt -
Pfingstochse meinetwegen -
dem Honorar entgegen.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Heimatklänge

Bild von Konstantinos Skenteridis / Quelle: Pinterest
Von dem goldnen Sonnenwagen floh das Strahlen, 
und die feinen Engelsstimmen sangen, 
selig säuselnd, fernen lichten Worten folgend, 
schwerelos und traumverhangen.

Als Insekten heimelig in Düften schwirrten,
legte Regen sich aufs Land und brachte Leere.
Auf die grauen, trocknen Steine dieser Stadt,
rieselte das Nass aus Wolkenschwere.

Milde Winde streiften Grund und Boden,
schauerliche Klänge trafen ein mit dunklen Schatten,
wirbelten auf durstig, schwacher Erde;
fegten Blütenpracht aus farbigen Rabatten.

Wie ein Lindwurm, der mit feurig‘ Prahlen
Angst verbreitet, kam der Blitz mit Tosen,
mit weit aufgerissenem Rachen fletschte er die Zähne. -
Zerwühlt, zerfetzt, liegt aller Flor zu Boden.

Zum feuchten Grabe wurde Mutter Erde
und leckt sich ihre Wunden unter Schmerzen,
und die Natur, sie raunte ihr Gebet zum Himmel,
bittet um neue Kräfte, tief im wilden Herzen. 

Still schlich der Abend in den Tag und dunkelt,
schob Wolkenreste fort ins Niemandsland,
wo Wasser rinnt, vorbei an flachen Ackerbreiten,
mit denen sich der Heimat Klang verband. 

Steine auf dem Weg

Quelle: Pinterest
Wir alle stolpern über manche Dinge,
die schwer wie Stein sich zu Barrieren bäumen.
Es kränkt uns, wenn sie uns behindern
und niemand da ist, um sie fortzuräumen. 

Manch einer nimmt das Kreuz auf sich,
damit kein andrer stolpert oder niederfällt,
doch andere kümmert nur das eigne Vorwärtskommen, 
die Stolpersteine hinterlassen sie der Welt. 

Doch es gibt Menschen, die die Steine nehmen,
die Unrecht tun und andere bewerfen,
die andere fordern, auf die Knie zu gehen,
die voller Niedertracht das Los des Falls verstärken.

Bewegung bringen ist der Steine Ziel und Sinn,
gleich wie, erfüllt der Mensch damit die Pflicht
zu wachsen und zu lernen an den vielen Hindernissen,
damit der Bau des Großen Geistes nicht zerbricht. 

Vollkommen soll das Unvollkommene werden!
Ob Liebe oder Hass - wir tragen schwer am Vorwärtsgehen.
Als Gottes Arbeitshand zu dienen dem Gefüge,
spring anderen bei, die vor den Steinen stehen.