Belebte Wüste der Einsamkeit

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Mit gesenkten Lidern durchwandern Menschen schlaftrunken die Welt.
Gehen Seite an Seite und wissen nichts vom anderen; dabei suchen sie einander – vergeblich. Alle sind einsam, aber niemand ist alleine. Eine belebte Wüste der Einsamkeit.

Mit verschleiertem Blick gehen sie umher und vertreiben die Zeit mit Erwartungen. Ihre Augen sind offen, doch keine Wahrheit erreicht ihre Seele.

Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie den versteckten Weltschmerz anderer nicht sehen. Sie sehen auch nicht die Lüge hinter dem Lächeln eines Mutlosen; sehen nicht den Ursprung eines Geschehens.

Menschen sind auf der Suche nach Liebe. Liebe ist kein Besitz. Liebe ist Freiheit. Wenn sie einen schwachen Hauch davon gefunden haben, versuchen sie sie zu halten. Ihre Hände greifen danach, doch werden sie den geliebten Menschen nicht daran hindern können, durch die Türe des Todes zu gehen. Bindende Schwüre werden genommen, doch die wiedergewonnene Freiheit macht Angst, denn das Läuten der Totenglocken bringt die Einsamkeit zurück. Nur Liebe bleibt bestehen!

Der aufmerksame Seher sieht den herrlichen Sternenhimmel über der Wüste, obwohl er weiß, dass ihm seine Stunde gesetzt ist. Er schaut zu den Sternen und weiß, dass er nicht alleine ist.

Rückschauend wird ihm bewusst, dass er nicht die belebte Wüste des Lebens durchwanderte, sondern mit verschleiertem Blick über eine Blumenwiese schritt.

Hanns guck in die Luft

aus „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1844
Er schaut zum Himmel und sinnt, was dort oben,
ein Träumer, be-geistert mit dem Jenseits verwoben.
Er geht mit sorglosen, eiligen Schritten,
nur ist ihm im Traumland das Hiersein entglitten.

Seine Füße tragen nicht Körper, nur Geist,
ein Gefühl, das die Zukunft mit Leichtigkeit weist.
Vom Alltag geschieden, sehnt er sich weit fort,
weg von den Bürden am irdischen Ort.

Er glaubt an nicht sichtbare Dinge und Mächte,
die ihm auf dem Weg Sicherheit brächten,
doch im täglichen Leben liegen Hürden bereit -
er muss sie nehmen, ist davor nicht gefeit. 

Über Steine des Weges, die zu überwinden,
triumphierend, mutig, den Ausweg finden.
Sie sind die Schwere auf täglicher Spur,
die zum Fall bringen kann – eine Mahnung nur,

mit offenen Augen durchs Leben zu gehen,
um in dieser materiellen Welt zu bestehen. 
Dann sind wir gestärkt in Charakter und Geist,
der mit uns durch die zeitlosen Sphären reist.