Hanns guck in die Luft

aus „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1844
Er schaut zum Himmel und sinnt, was dort oben,
ein Träumer, be-geistert mit dem Jenseits verwoben.
Er geht mit sorglosen, eiligen Schritten,
nur ist ihm im Traumland das Hiersein entglitten.

Seine Füße tragen nicht Körper, nur Geist,
ein Gefühl, das die Zukunft mit Leichtigkeit weist.
Vom Alltag geschieden, sehnt er sich weit fort,
weg von den Bürden am irdischen Ort.

Er glaubt an nicht sichtbare Dinge und Mächte,
die ihm auf dem Weg Sicherheit brächten,
doch im täglichen Leben liegen Hürden bereit -
er muss sie nehmen, ist davor nicht gefeit. 

Über Steine des Weges, die zu überwinden,
triumphierend, mutig, den Ausweg finden.
Sie sind die Schwere auf täglicher Spur,
die zum Fall bringen kann – eine Mahnung nur,

mit offenen Augen durchs Leben zu gehen,
um in dieser materiellen Welt zu bestehen. 
Dann sind wir gestärkt in Charakter und Geist,
der mit uns durch die zeitlosen Sphären reist. 

Treu und Glauben

Quelle: Pinterest
Das Sein für Andere öffnen,
für deren Glück sich freuen,
dem Seelensturm begegnen,
am Schiff der Anker sein.

Die vielen Leben tragen, 
wie Perlen an der Schnur;
des Geistes Zierde sein,
auf dessen Daseins Spur.

Nach vielen Einbahnstraßen
den Weg zum Ziele finden,
trotz aller Erdenqualen
mit Liebe ihn ergründen.

Bosheit und Lügen lösen,
wenn sie das Dasein knechten;
den Ausweg aus Gefahren
in Treu und Glauben rechten.

Als neue Sonne sehen,
was schleierhaft verdeckt;
das Licht im Innern fühlen, 
von ihrer Kraft erweckt.

Sehnsucht nach dem Jenseits

Camille Flammarion (1842-1925) – Wanderer am Weltenrand, wo Himmel und Erde sich berühren
Wann fängt beim Menschen eine Sehnsucht an?
Er will hinaus in alle Welt und möchte gehen.
Ein jeder fühlt dies Sehnen dann und wann;
man sehnt sich nach dem ‚Dort‘, um zu verstehen.

Ist man allein, ersehnt man andere Menschen.
Ist nicht der andere schon die fremde Welt?
Ganz anders ist er, folgt den eigenen Wünschen,
hat seine Sinne auf sich selbst gestellt.

Geheimnisvoll, des Anderen Art und Weise,
wie auch die Tierwelt anders reagiert.
Mal hier, mal da, geht man auf Sehnsuchtsreise,
ist man im ‚Dort‘, will man zurück ins Hier. 

Im ‚Haus der Welt‘ hat man ein Dach gefunden,
auch Wände gibt es und ein Fundament.
Man fühlt sich sicher, wird sein Reich erkunden,
bis man das Innen der ‚vier Wände‘ kennt.

Doch vor den Fenstern gibt es andere Leben.
Zum Außen weist die unbekannte Tür.
Man zögert sie zu öffnen, preiszugeben,
die Sehnsucht nach dem ‚Dort‘, den Drang zu ihr. 

Was fürchtest Du? Den Tod, im Draußen?
Die anderen Schrecken, die bisher geheim?
Die Sehnsucht schmerzt, die Tür – der Weg nach Außen,
sie zieht dich an und du verlässt dein Heim. 

Wie sich ein Lichtstrahl nach Millionen Jahren
im Nirgendwo verlieren wird,
so wird man in des Lebens Lauf erfahren,
dass man den Weg nicht kennt und sich verirrt. 

Das Sehnen treibt dich weiter. Grenzgefühle!
Bald resignierst du, wie ein Stoiker an der Pflicht.
Die Sicht aus dieser Welt heraus, ist wie die Türe,
an der sich einst das körperliche Dasein bricht. 

Licht der Leidenschaft

Vladimir Kush (1965*)
Ein langer Weg liegt hinter mir,
ein Weg, der heißt „Geduldigkeit“.
Es öffnete sich manche Tür,
dahinter, Einsamkeit und Leid.

Doch manchmal, steigend, Schicht um Schicht,
wurd‘ ich hindurchgetragen;
ich sah zum ersten Mal das Licht,
verstand des Geistes Sagen. 

Ich wuchs an allem, was mir ward,
aus Dunkelheit getrieben.
Mit jedem Frost reglos erstarrt,
gab Hoffnung mir den Frieden.

Verwandelt hat mich höh're Kraft,
trotz Gegensätze der Natur.
Ich folg‘ dem Licht der Leidenschaft,
den Ursprung fühlend auf der Spur. 

Kommt bald die Stunde, die mich fällt,
werd‘ ich den Elementen dienen,
bleib‘ ich Gedicht in dieser Welt,
dem, der mich wachsen ließ in ihnen. 

Plan und Zukunft

Bild von Micha auf Pixabay
Da war die Zeit, in der ich Pläne hatte,
wollte meiner Zukunft Hütte bauen,
schützend wie ein Nest aus Watte,
allein durch menschliches Vertrauen.

Doch die Mauern, die ich um mich baute,
waren kalt, und blutend alle Wunden,
die der Trübsinn in die Seele graute;
Hoffnung war vom Glück entbunden.

Ich verlor, was mir die Welt geboten,
alle Lebenspläne menschlicher Natur;
befreite mich von letzten Knoten,
verließ befreit die alte Lebensspur.

Verworfen sind die Ziele meines Lebens,
meine ‚warme Hütte‘ heizt mit LICHT,
Gott zu dienen ist mein Sinn des Strebens,
Ihm Vertrauen, Lebensziel und Pflicht. 

Blütenträume


Blumenreichen Weg zu gehen,
wie auf Elfenschwingen, leicht,
Fröhlichkeit mit leisen Tönen,
die in lichte Höhen reicht.

Sanfte Geigen, die verwöhnen,
schmeicheln sich in Leib und Sinn,
um den Wanderweg zu schönen,
den wir gehn seit Anbeginn.

Bunte Wiesen voller Blumen,
voller Summen und Gesang,
darauf möcht‘ ich ewig wandeln,
niemals müd‘ und niemals bang.

Bette unter meinen Füßen
weiches Moos dem Pilgergang,
dass ich wie auf Wolken wandle.
Wiese, blüh‘ ein Leben lang!

Mühle des Lebens

Jacob Hendricus Maris (1837 -1899)

Die Lebensmühle dreht und windet,
mahlt uns das Korn der vielen Stunden;
was noch die Spreu am Weizen bindet,
trennt jetzt die Güte der Sekunden.

Im roten Himmel backt man Kuchen,
von unsrem wohl gemahl’nen Mehle,
die schlechten Dinge, die wir suchten,
sind bitter für die Menschenseelen.

Und ist der Kuchen gut geraten,
wird Christus ihn mit Kerzen schmücken,
und alle Engel stehn und warten,
zu kosten ihn in süßen Stücken.

Dann hat der Himmel off’ne Türen,
ein Hoch dem edlen Müllersmann,
darf Qualität im Zeichen führen,
das nur ein Guter führen kann.

Neue Wege

Ein Labyrinth gleicht unsrem Leben,
von Hindernissen oft gefüllt,
als ob es keinen Ausweg gäbe,
stehn wir vor der Barrieren Bild.
 
Wir rennen an gegen die Steine,
die sich in unsren Alltag legen,
sind mutlos, wenn die müden Beine
nicht Schritt halten auf unsren Wegen.
 
Nach langen Märschen ohne Ziel
müssen wir oftmals eingestehn,
dass wir in unsrem Lebensspiel
uns manchmal nur im Kreise drehn.
 
Wir irren durch den Lebensgarten,
wie durch ein Dunkel ohne Licht;
sehn nicht die Wunder, die dort warten,
und neue Wege gehn wir nicht.
 
Es gilt das Alte aufzugeben,
will man das Bessere ergründen;
mit Gottvertrau‘n wird man im Leben
auch seinen Seelenfrieden finden.

Freiheit

Jørgen Roed 1808-1888- Ein Künstler bei der Rast auf einer Wanderung

Freiheit ist der Weg der Gesetzgebung, der beide Seiten des Weges sichtbar macht, die richtige und die falsche. Freiheit ist ein Geschenk und eine verantwortungsvolle Aufgabe, für die man tagtäglich kämpfen muss.

Schaut die Natur, die Bäume, das Meer, die Berge!
Dort soll der Mensch ruhig und stark werden, auch wenn er sich mitunter klein und demütig fühlt.

Die Natur repräsentiert das Leben in den von Gott gesetzten Bahnen. Sie kann sich ohne Eingriff des Menschen in reiner Kraft ohne Wirrnis und Zwiespalt entwickeln. Das nennt man Evolution. Es gibt keine Schöpfung ohne Evolution. Alles, was stillsteht, stirbt.

Wir Menschen sind einst aus dieser Harmonie gefallen und können nicht mehr werden wie die Geschöpfe der Natur. Wir müssen über unser Ego hinauswachsen und zu Gott zurückkehren auf dem großen, weiten Weg der Freiheit. Immer wieder werden wir die Wahl zwischen Gut und Böse haben und die richtigen Wege suchen. So ist es möglich, dass der menschliche Geist des Irrweges bedarf, um darauf zu dem von Gott gesetzten Weg zurück zu gelangen. Er wird uns helfen, dorthin zu finden.

Der Mensch wird erleben, dass er in der Harmonie reicher, reiner und bewusster stehen wird. Rein werden wie die Engel, die manch ein Mensch um ihre Reinheit beneidet.

Was mich aufregt ist die immer stärker werdende Ego-Gesellschaft, die vor der Natur und vor anderen Menschen jeglichen Respekt verloren hat. Sie nehmen Natur- und Waldliebhabern das Eindrucksvolle, das Erhabene, wenn sie lautstark und ohne Rücksicht mit ihren Mountainbikes über die Waldwege fahren und diese mit besonderen Ausbuchtungen für ihre Zwecke vorbereiten.

Das ist nur ein Bruchteil der falsch verstandener Freiheit, die ich nicht akzeptieren kann aber zähneknirschend hinnehmen muss. Dann wünsche ich mir die heile Scheinwelt der gar nicht heilen 50er Jahre zurück, in der ich Kind sein durfte.

Die wahre Freiheit zu erlangen ist ein langwieriger Prozess, ein ständiges Auf und Nieder zwischen Kleinglaube und Kleinmut, hin zu der Höhe, die der Mensch sucht und immer aufs Neue wieder verlassen muss.