Früher kannten wir noch Winter, und die Schneelast, die sich türmte; waren wild verspielte Kinder, die selbst draußen, wenn es stürmte, rannten durch die dichten Flocken - fuhren Schlitten, viele Stunden, um in weißer Pracht zu hocken und die Schneewelt zu erkunden. Hügel rauf und wieder runter, hei, die Luft war voll mit Lachen; rot die Wangen und darunter, unter unseren dicken Sachen, die von Mutter fein gestrickten Fäustlinge – sorgsam verbunden. Wenn sie uns nach draußen schickte, wär‘ sonst einer bald verschwunden. Frierend gingen wir nach Hause, weinend wärmten wir die Hände nach durchnässter Schlitten-Sause, doch der Schmerz schien nicht zu enden. Doch bereits nach Tagerwachen, hinter Eis beblümten Scheiben, ließ das schneebeglückte Lachen uns erneut ins Freie treiben.
Schlagwort: Schnee
Schneeluft
Hell strahlt die Welt! Vom Weiß bedeckt, glänzt freundlich kalter Himmelssegen. Der Schnee, der hinterm Haus sich streckt, liegt unberührt auf allen Wegen. So zierlich wirkt des Vogels Tritt, wenn er durchläuft die kalte Stätte; bald knirschen Füße, Schritt für Schritt, und reißen auf die weiße Decke. Bizarr und blattlos stehn die Bäume - die stets geduldig Schneelast tragen; die kühle Luft weckt Frühlingsträume, noch sind sie fern, die warmen Tage. Der Januar bringt Neujahresfrische, die Welt hält still den Atem an, bis alle winterleeren Tische die Frühlingszeit bedecken kann.
Sonnenaufgang
So kalt ist es heute Morgen, so unbarmherzig der Wind! Mit mir hinaus gehn die Sorgen, die an meiner Seite sind. Im Schnee verwehen die Pfade, von anderen Menschen gegangen; ich stapfe hinaus – alle Gnade darf ich in der Schneeluft empfangen. Die Welt ist erwacht und klirrend sind die öden Straßen im Frost; den Lärm des Verkehrs hör ich schwirren und eisig weht es von Nordost. Nur ein kleiner Stern ist zu sehen, der glitzernd am Himmel steht; die kalten Stunden vergehen, wenn die Sonne im Osten aufgeht.
Kitt der Seele
Kommt jetzt der Winter? Wo ist er geblieben? Die Gier der Menschen hat ihn fortgetrieben! Hier gibt es keinen Schneefall mehr, nur warme Tage, klimaschwer. Wo einstens früher Flocken tanzten, Eisblumen sich auf Fenster pflanzten, stieß Glaserkitt gefasstes Glas, auf isoliertes Doppelglas. So abgegrenzt von der Natur, verließ der Mensch gerahmte Spur, ist schöpfungsreich durch Wissenschaft, Gott, der sie führt, den schafft sie ab. Lass doch den Schneefall wieder treiben! Mein Opa flickte alle Scheiben mit Fensterkitt in Ölpapier. Sei DU der Kitt der Seele mir!
Kalte Spuren
Das Wolkendach trägt schwer an Eiskristallen; der Winter kam zurück mit Frost und Schnee. Die milden Tage gingen, und die Flocken fallen, sinken im Niedergang, tanzen und verwehen. Sie sind wie heilige Kräfte, die aus Himmeln fallen, sind vor des Werdens Blühen das Geleit. Tragen die Ruhe in das innere Wallen, zur Vollendung des Alten und Entfaltung der Zeit. Sind die Träger der Hoffnung auf neues Beginnen, mit brennender Sehnsucht nach Wärme und Licht, mit Zeichen des Frühjahrs und den Wundern darinnen, wie der Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht.
Winterwelt
Natur, berauscht von Licht und Leben, liegt ruhend in den Winterbetten. Der kalte Wind, ein frostig Beben, trägt Flocken auf die kargen Stätten. Frisch trägt die Luft die kühlen Träume bis in die fernsten Weltenecken. Macht aus den Kanten Rüschensäume, legt grünes Land in weiße Decken. Die Bäume strecken kahl die Äste, vom Schnee bedeckt, ein schweres Tragen, begrüßen flatterhafte Gäste; die träumen müd‘ von Frühlingstagen. Die Winterzeit geht in die Stille, hält mit der Welt den Atem an. Wo die Natur, mit neuer Fülle, das nächste Jahr beleben kann.
Winter
Der Winterhimmel drängt sich grau ins Licht, so schneeschwer ziehn die Wolkenzüge, schweben vorbei, bis die Umhüllung bricht; verlieren sich in flockenweißen Flügen. Die Jahreszeit ist kalt, eisig ihr Händchen, bedeckt das müde Land mit Leichtigkeit, trägt Frost und Schnee am Gängelbändchen, wie einen kleinen Hund, der Unfug treibt. Es ermattet die Natur, des Menschen Kraft, teilt sich ihr großes Einsamwerden und trinkt Tee. Übt, wie man frühes Schlafengehen schafft und freut sich über erste Fußstapfen im Schnee.
Kein Winter mehr
Hier gibt es keinen Winter mehr,
nur graue Wolken, Regengüsse.
Es wird nicht hell, der Tag ist schwer,
die Nächte wach gelegen, düster.
Als es noch weiß war, hier am Ort,
von Flocken, die den Boden hoben,
gab’s Kinderlachen immerfort,
es machte Spaß im Schnee zu toben.
Auf Straßen bauten wir uns Bahnen
aus Eis und schlitterten ein Stück,
und haben uns trotz Lehrers Mahnen,
vor manchem Schneeball weg gebückt.
Ein kleiner Schlitten wurd’ gezogen;
noch plan der Ort und unbebaut,
den Hügel runter dann ‚geflogen‘,
mutig und schnell, bis dass es taut.
Da war noch Platz für Kind und Spiel,
denn Autos waren Seltenheit.
Schneemänner bauen, war ein Ziel,
das Kinder und Erwachsene freut.
Nasen und Hände rot gefroren,
tauten wir auf mit Weh, in Tränen.
Die Kleidung nass, bis an die Ohren,
den nächsten Tag trotz Leid ersehnen.
Hier gibt es keine weißen Träume,
kein Spielen mehr auf vollen Straßen.
Vom Kinderglück befreite Räume,
künstlich erschaff’ner Kindergarten.
Winterfarbe
Das Wasser ist so trüb, so träg quält sich der Fluss,
und die Natur verdunkelt ihre Lebenslichter,
verstreut der tristen Winterstunden graues Muss,
treibt müdes Gähnen auf die Ruhezeit-Gesichter.
Der Boden, Höhlung durch des Wassers Kraft,
liegt hart und steinern unter weicher Fläche,
als eisig glitzernd in der Flocken Pracht,
der Frost anhielt der Fluten ew’ge Bäche.
In blasse Trauerfarben hüllt der Tag sich ein,
gefolgt von einer ewig langen Nacht,
die dunkel sich im Wintermondenschein
mit schwarzen Schatten kalt und endlos macht.
Schneeflocke
Der Wind trägt dich aus fernen Weiten,
lässt dich aus grauen Himmeln gleiten,
glitzernd wie ein kristallner Stern.
Bist so vergänglich, winzig klein,
doch wirst du in Gesellschaft vieler Flocken
bald wie ein weißer Riese sein.
Ein kühler Hauch bist du, bedenkt,
aus Wasser nur – auch wenn man’s halten kann,
doch rinnt aus deinem Schmelz alsdann
wieder ein flüchtig’ Element.