Rosenzeit – Ferdinand Georg Waldmüller (1793 -1865)
Des Sommerzaubers Üppigkeit vergeht;
noch treibt er Knospen, doch mit Langsamkeit.
Die letzten Rosen zeichnen ihren Weg
und ihre Blütenblätter deuten Endlichkeit.
Des späten Frühlings Wunderblumenband
ist nun zerrissen, durch den Wind der Nacht.
In Wald und Tal hat sich ein Netz gespannt
und der Altweibersommer weint und lacht.
Morbide übt die Welt den Abgesang;
die Sonne lächelt sanfter durch die Zweige.
Bis zum September ist’s ein kurzer Gang.
In Lüften schwebt ein Faden feiner Seide.
Die Farbenpracht des Herbstes ist bereit
sich auf das helle Sommerkleid zu legen.
Er taucht in Gelb und Braun das Blätterkleid
und kühlt die ausgebrannte Welt mit Regen.
Ich wünsche mir mein Büro zurück,
mit Klimaanlage und Kühle.
Ich sehne mich nach vergangenem Glück,
mit Schaukel und Gartenstühlen.
Dem Sommer bin ich abgewandt,
möcht‘ mich am liebsten verkriechen.
Mag nicht das Meer und den vollen Strand;
will nicht Schweiß und Sonnencrem‘ riechen.
Die Menschen laufen draußen umher,
so froh gelaunt und so munter,
als gäbe es keine Hitze mehr.
Ich lass‘ früh die Rollos herunter.
Die Luft wird mir knapp, ist zum Schneiden fast,
und nachts macht der Tag so weiter.
Ich wünsch mir herbei ein herbstliches Nass,
und der Winter macht dann weiter.
Zerflossen in dieser ‚Sommerlust‘
wünsche ich mir kühlere Tage.
Fühl‘ mich bedrängt von Wärme und Frust.
Der Sommer ist meine Plage!
Es liegt die Glut des Sommers auf der Welt.
Die Wärme ist zum Greifen, Tag und Nacht.
Sie treibt die Dürrezeit schon früh durch Stadt und Feld.
Die Winde ruh’n und sammeln ihre Kraft.
Schon jetzt sah ich manch müdes, braune Blatt,
wie es mit letzter Kraft am Sommerzweige klebt
und schließlich herbstverloren, kraftlos, matt,
den Weg ‚Vergänglichkeit‘ zu gehen pflegt.
Die Nachtigall singt Abschiedsmelodien,
vertagt sind Frühjahrsträume bis ins nächste Jahr.
Wenn Vogelschwärme in den Süden ziehn,
dann ist der trübe Herbst zum Greifen nah.
Die Regensehnsucht schaut den Himmel an.
Kein Wölkchen hängt am tiefen Himmelblau,
und rinnt das Lebenswasser irgendwann,
entleert sich sanft das feuchte Wolkengrau.
Dann trinkt die Welt das langersehnte Nass,
füllt dürftig auf, was längst schon Staub geworden,
es grünt erneut das längst verdorrte Gras
und erste Winde kühlen unsren Morgen.
Millionen Gedanken ziehn durch die Zeiten,
wie Flüsse zu neuen Ewigkeiten,
wie welke Seelen aus alten Tagen,
die einst geliebt, gelebt und begraben,
deren Körper nährten den Staub der Erde,
die dort verharren, zum neuen „Es werde!“
Die den ‚Jüngsten Tag‘ als Befreiung erlebten,
der den entrückten Seelen Körper gegeben,
sie wollten voll Hoffnung die Zukunft schauen,
doch hier sind nur Schatten, die Welt im Grauen.
Anheimfallen wird der Endlichkeit,
was Schatten wirft vor dem Licht der Zeit.
In die See, dessen Tiefe Vergängliches birgt,
zieht hinunter, was falsch ist, verdorben und stirbt;
ihr Wellenspiel löscht den Trieb dieser Welt,
dem Eitelkeit und Selbstsucht vorangestellt.
Doch die Tiefen der See-len bleiben bestehen,
denn der Geist in ihnen wird niemals vergehen.
Die Woche beginnen mit sanften Klängen,
die, wie Blumenwiesen auf grünen Hängen,
die duftigen Bilder und Töne uns zeigen,
die, wie wallende Nebel aus den Mooren steigen,
Mit freudiger Achtung den Tag beginnen,
ihn heilig machen, wie ein himmlisches Schwingen.
Und liebend empfangen die Sonne am Morgen,
die Stunden betrachten in Glück oder Sorgen.
Die Bläue des Himmels als Geschenk erachten;
auch im Alter den Körper als solches betrachten.
Mit goldener Flamme einst himmelan fliegen,
um schweigend in den Armen des Schöpfers zu liegen.
Stockrosen schmücken das alte Haus
mit duftigen Blütenkleidern,
wie alte Damen sehen sie aus,
begrünt in samtigen Leibern.
Äcker und Felder sind dürr und erstarrt,
von Sonne verbrannt und in Schwere.
Abgeerntet so manche Saat,
in den Fluren schon Spätsommerleere.
Sonnenblumen sind standhaft und wach,
wogen sanft in den flirrenden Gluten.
Das Grün der Kartoffeln liegt hitzeschwach,
gesenkt, über inneren Bruten.
Schon bald hebt der Bauer die Felder leer,
geborgen, die kostbaren Knollen,
die seit 300 Jahren, zu des Königs Ehr,
ihm und dem Volk Achtung zollen.
Als damals der Hunger die Mägen schnürte,
war „Schmalhans Küchenmeister“.
Wird heut‘ ein Koch mit Sternen gekürt -
da „scheiden sich die Geister“.
Die Gesellschaft liebt es mediterran,
exotisch sind fremde Genüsse.
Es jammert und giert der Größenwahn.
Isst man arm, wenn man deutsch essen müsste?
Die Hungersnöte sind noch im Land,
fort sind die einfachen Katen.
Wo stehen noch Stockrosen an der Wand? -
In meinem erträumten Garten!
Das Universum ist das Meer der Sterne,
wohl angeordnet, kolossal und grenzenlos,
durch alle Zeiten ist es unbeschreiblich groß,
ein Blick durchs Teleskop nur Hauch von Ferne.
Die Erde scheint der einz‘ge Ort des Lebens,
zeigt uns ein Bild des All-vertrauten Flusses,
der Seelen höchste Schwingung des Genusses,
doch auch ein Ort der Trauer und des Grämens.
Angeordnet durch Unfehlbarkeit der Mächte
hängen sie, wie Orden, die die Himmel küren,
wie Vögel, die sich nicht im Flug berühren,
sind Sterne die Laterna magica der Nächte.
Eingehüllter Traum des Lebens,
bald verglüht dein letzter Funke,
jede Hoffnung scheint vergebens. -
Heb‘ ein Weinglas dir zum Trunke!
Wollt‘ Unsterblichkeit erlangen,
meine Energie soll brennen!
Hält mich doch kein Grab gefangen,
nichts soll mich vom Leben trennen.
Göttlich war in jungen Jahren
unbeschwert des Daseins Gang.
Doch erst spät hab‘ ich erfahren,
droht schon bald der Untergang.
War‘n die Götter mir gesonnen?
Sah den Todesengel warten!
Sterblichkeit hab ich gewonnen,
ein Mysterium, der Garten.
Eden’s Tore sind verschlossen;
täusch‘ den Tod mit List und Schläue,
hab‘ die Unterwelt durchstoßen:
Schließt ein Leben, folgt das neue.
Seht nur, wie die Götter strafen -
ich missachte ihr Gebot!
Wie sie jeden Menschen trafen -
endlos ist die Lebensnot.
Sisyphus Beschwerlichkeiten,
dabei frohgemut, nicht grollend,
täglich auf den Berg zu steigen,
erfreut sein am Herunterrollen
des Felsblocks, den er mühevoll
nun wieder aufwärtsschieben soll.
Des Lebens Mühsal auf sich nehmen,
am Ende froh, gelassen sein,
trotz hartem Weg, dem unbequemen,
das macht den Tod vergänglich klein.
Sieh, ich schreite dir zur Seite,
sieh, ich breite
meiner Lichterkenntnis Weite
dir zu Füßen,
denn ich kenne Schuld und Büßen,
Lust und Leiden,
und von beiden
trag' ich goldgewirkte Zeichen
im Gewand, dem wolkenweichen,
windhauchgleichen.
Seinem Rauschen
sah ich dich schon oftmals lauschen,
sah dich oftmals leis erschauern,
denn mein Auge schaut durch Mauern. -
Sag, was macht mein Nah'n dich zittern,
du, mein Bruder hinter Gittern,
hinter Gittern deiner Sinne?
Werde meiner Liebe inne!
Sieh, ich teile deine Tage,
sieh, ich trage deine Klage
zu dem Heiler aller Herzen,
dem Beschwichtiger der Schmerzen.
Heiltrank haltend in den Händen
kehr' ich wieder, zu verschwenden,
zu verströmen, was ich habe,
unsres ew'gen Gebers Gabe!
<Ephides>
Wo sonst emsiges Treiben in der Stadt,
wurde es zunehmend leiser.
Mit Kind und Hund brachte man sich auf Trab -
die Nachbarschaft ging auf die Reise.
Sie machten sich fort von Arbeit, Verkehr,
und buchten den Flug in die Ferne.
Wo‘s sonst am Flughafen zügig und leer,
stand man lang noch in Menschen und Wärme.
Flüge, verschoben, gecancelt und voll -
kein Fortkommen mehr,
kein Entkommen.
Eigentlich läge man lang schon am Meer.
Man hatte sich viel vorgenommen.
Als sie längst fort, zog der Sturm heran,
kam mit Gewitter und Regen gezogen.
Der Garten verwüstet, der Wind hat’s getan,
er hat die Bäume verbogen.
Er kippte sie um, brach die Stämme entzwei,
nun liegen sie auf dem Rasen.
Sie ahnen noch nichts von der Schweinerei,
die Nachbarn, vom Glück verlassen.
Wenn vorbei das Wimmeln an Strand und Meer,
und sie froh in der Heimat gelandet,
ist Erholung vorbei, das Konto leer,
das südliche Flair abgehandelt.
Der Sand des Strandes steckt noch in den Schuh’n,
auf der Wiese tönt Motor und Säge;
Aufräumen ist ein nötiges Tun,
bringt dem Urlaub eigene Wege.
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