Das Moor

KI-Bild erstellt mit Gemini
Kalt ist es, wo die unwegsamen Moore
eröffnen ihren bodenlosen Grund;

hier sind die Schollen tief und fest vergoren,
wie ein aus Moos und Pflanzen nimmersatter Schlund.

Es riecht nach Fäulnis, und des Torfes Tiefe
liegt vollgesaugt mit Regen dort im Dunst.

Verirrt ist, wen die Nebelgeister riefen,
bis er versinkt in deren Todesbrunst.

Mit Händen fühlte er den Leib gezogen,
je mehr er sich dagegen stemmt, mit Kraft,

bis über ihm die dunklen Wasser wogten,
und tief im Sumpf aus Leichen Mumien macht.

Des Herbstes Wandel

Erstellt mit Google Gemini
Kraftlos sinken sie hernieder,
denn wie bittere Tränen rannen
all des Herbstes kühle Schauer
rauschend durch die dunklen Tannen.

Busch und Bäume, die sich laublos
zitternd zueinander schließen
und morbide mit den Zweigen
winken wie ein letztes Grüßen.

Fort für lange – Abschiednehmen!
Bäume, die das Feld beschirmten,
windzerzaust; die letzten Früchte
fielen, wo das Laub verstürmte.

Zwischen morgendlichen Schwaden
sah man Nebelgeister schwanken,
tanzten hin zum Herrn des Winters,
zwischen abgeblühten Ranken.

Durch die Bäume und die Tiere
wechselten geheime Reden,
denn von Stamm zu Stamme wob
sich die Eiszeit weiße Fäden.

Fern im Nord schon weiße Flocken,
einzeln sah ich sie schon treiben,
um auf weiß gefärbtem Boden
größer werdend hier zu bleiben.

Seufzte nur der Wind, der kalte:
„Ew‘ges Licht im Herzen brenne!
Lass die Tage golden glühen,
dass Mensch Weg und Ziel erkenne.“

König Herbst

Herbst – Jan Bogaerts (1878-1962)
Himmelsmächte – wie sie toben!
Kräftig schütteln sie an Zweigen,
reißen um, was tief verwoben.
Wie die Kronen sich verneigen!

Sendling Regen stets zur Seite
und die Kälte in den Winden,
so verweht des Laubes Breite,
denn kein Zweiglein kann es binden.

König Herbst fegt mit dem Besen
der Natur die Blättermeere;
baumbefreit und blattverlesen
tanzen sie ganz ihm zur Ehre.

Wieder wärmen die Kamine,
wo das Feuer singt und zischt;
hinter mancher Tüllgardine
flackert erstes Kerzenlicht.

Herbstblätter

Sybille von Olfers (1881-1916) – Windchen

Wenn das Laubwerk fällt
ist so kühl die Welt.
Wie ein letztes Scheiden,
ist das bunte Treiben;
pendeln sich im Schwingen
hin zum Neubeginnen,
Blatt für Blatt im Wind.

Ewig neues Leben
ist der Schöpfung Streben.
Geben, wie die Bäume
tragen Frühlingsträume,
Ruhezeit und Frieden –
Menschen sei’s beschieden,
denn der Herbst beginnt.

Goldene Herbstzeit

Quelle: Pinterest
Balkone brüsten sich gegen die Winde,
die bald erzittern in stürmischer Zeit;
sie rütteln an Bäumen, Wipfel und Rinde
streifen sie eilig, mal rau und mal weich.

Der Staub der Felder, er ist längst verflogen,
verwehte im gleißenden Hochsommerlicht,
und dort, wo reife Feldfrüchte wogten,
sind leer die Schollen mit Stroh vermischt.

Erste Schwalben ziehn Richtung Süden,
trennen sich früh von der kargen Natur.
Bald werden viele nach Afrika fliegen,
folgen dem Flucht-Trieb auf uralter Spur.

Dann wird sie kommen, die Zeit der Raben,
als würden sie krächzend Unheil bringen
und mit den vom Herbst gefärbten Gaben
die Zeit belasten mit unschönen Dingen.

Regengetränktes Herbstlaub wird fallen;
der September vergeht, seine Zeit fast verstrichen.
Golden, so sei der Oktober uns allen,
wenn auch das Grün vielfarbig verblichen!

Die Farbe Lila

Bild von Janusz Nowak auf Pixabay
Die Sonne verstärkt noch einmal ihr Strahlen
wie ein letztes Mal für längere Zeit.
Mit milderem Licht kann sie herbstlich malen,
streift ab das leuchtende Sommerkleid.

Die Wolken treiben anders am Himmel,
geballt zieht‘s vorbei, vor Azurblau und Licht.
Wie am Meer, so groß ist das Gewimmel,
das schneller als sonst zerfließend bricht.

Ein Lila trägt der Aster erstes Blühen
als Formation „Verwandlung“ im Gewand,
und nach des Windes stürmisch wildem Ziehen,
strebt sie als Zögling duftlos ihm voran.

Die Winterheide treibt in Nebelschwaden,
in unermüdlich reicher Pracht,
und auf noch sommerlich erhellten Pfaden
ist längst der Herbst gekommen, über Nacht.

Herbstliches Licht

Quelle: Pinterest
Der Mensch kämpft sich durch letzte Sommertage -
die Sonne schneidet tief, mit heißer Klinge;
drückend verweht im Nichts die Hoch-Zeitlage
und reicht dem Herbst den Schlüssel zum Gelingen.

Bald schiebt der Himmel Schattenwände zu
und über letzte Rosenblüten treibt der Wind;
bald findet kühl umhüllt so mancher Ruh
und Regen macht die Fensterscheiben blind.

Gemüter, die so gerne Blumen pflegen,
werden dann ruhen und auf Astern sehen,
die neben Heidepflanzen, Sturm und Regen
den Übergang zum Dunkel überstehen.

Schon bald wird neuer Wind von Norden wehen,
treibt vor sich her, was längst vergangen ist;
er scharrt um sich die Blätter auf den Wegen
und tritt verjüngt ins herbstlich kühle Licht.

Tropfenbänder

Tropfenbänder glitzernd hängen
an den Zweigen, Ast für Ast;
zu den alten, neue drängen –
feuchte, regenschwere Last.
 
Lassen sich hinunter rieseln
auf das kalte Weltengrau;
fallen prasselnd oder nieselnd,
glänzen klar wie Morgentau.
 
Tausend Wasserperlenketten –
nasser Schmuck im Laub der Bäume.
Die Natur liegt in den Betten,
spinnt sich warme Sonnenträume.

Altweibersommer

Rosenzeit – Ferdinand Georg Waldmüller (1793 -1865)
Des Sommerzaubers Üppigkeit vergeht;
noch treibt er Knospen, doch mit Langsamkeit.
Die letzten Rosen zeichnen ihren Weg
und ihre Blütenblätter deuten Endlichkeit.

Des späten Frühlings Wunderblumenband
ist nun zerrissen, durch den Wind der Nacht.
In Wald und Tal hat sich ein Netz gespannt
und der Altweibersommer weint und lacht.

Morbide übt die Welt den Abgesang;
die Sonne lächelt sanfter durch die Zweige.
Bis zum September ist’s ein kurzer Gang.
In Lüften schwebt ein Faden feiner Seide.

Die Farbenpracht des Herbstes ist bereit
sich auf das helle Sommerkleid zu legen.
Er taucht in Gelb und Braun das Blätterkleid
und kühlt die ausgebrannte Welt mit Regen.

Hochsommergefühl

Quelle: Pixabay
Die alten Bäume stehen voll im Laub,
wenn erste herbstgebräunte Blätter fliegen;
sie liegen unbemerkt in Gras und Staub,
dort, wo so viele bald in Eintracht liegen.

Noch nicht ganz abgelebt und müde,
doch schon erschlafft im Hitzeflimmern;
nicht mal der Tau der Morgenfrühe
wird diese magere Zeit verringern.

Erschlaffte Kraft der Elemente,
das Wasser geht, die Luft steht still,
Feuer entflammen die Tangente
der Erde Hochsommergefühl.