Wetter

Gewitter am Niederrhein – Ulla Genzel *1960
Die Silberwölkchen, die vorüberschwebten,
die längst in eine ferne Himmelheimat zogen,
die munter treibend unseren Tag belebten,
sind unergründlich in die Dunkelheit geflogen.

Der Himmel hat sich umgefärbt in dunkel,
mit Wolken, die dranhängen, regenschwer;
durch erst erwärmte Lüfte trieb ein Funkeln
von fernen Blitzen, tief im Wolkenmeer.

Das helle Lied der Vögel ist verklungen,
es liegt Gewitterluft auf ihren Kehlen;
mit schwerem Atem hat die Stadt gerungen,
denn unberechenbar wird er sie quälen.

Die Menschenaugen, die verblendet schauen,
sehn nur die dunklen Wolken vor dem Licht,
sehn, wie sich Unwetter zusammenbrauen,
doch die Erkenntnis daraus sehn sie nicht.

So nutzlos scheinend, wie dem Meer der Regen,
das doch längst alles Wasser in sich hat,
erscheinen der Naturgesetze Fluch und Segen,
die richten werden blinde Menschentat.

Schneeflocke

Der Wind trägt dich aus fernen Weiten,
lässt dich aus grauen Himmeln gleiten,
glitzernd wie ein kristallner Stern.

Bist so vergänglich, winzig klein,
doch wirst du in Gesellschaft vieler Flocken
bald wie ein weißer Riese sein.

Ein kühler Hauch bist du, bedenkt,
aus Wasser nur – auch wenn man’s halten kann,
doch rinnt aus deinem Schmelz alsdann
wieder ein flüchtig’ Element.