Russland auch die andere Wange hinhalten?

Zitat: „Shche ne vmerla Ukraina“ (ukrainisch: Ще не вмерла Українa, oder „Der [Ruhm] der Ukraine ist noch nicht untergegangen“) ist die Nationalhymne der Ukraine. Der Text ist eine leicht veränderte erste Strophe des patriotischen Gedichts, das 1862 von Pawlo Tschubynski, einem bekannten Ethnographen aus der Region der ukrainischen Hauptstadt Kiew, geschrieben wurde. Im Jahr 1863 komponierte Mykhailo Verbytsky, ein westukrainischer Komponist und griechisch-katholischer Priester, Musik zu Chubynskys Text. Die erste Choraufführung des Stücks fand 1864 im Ukrainischen Theater in Lviv statt. Das Lied war zunächst die Nationalhymne der Ukrainischen Volksrepublik, der Karpato-Ukraine und später der unabhängigen postsowjetischen Ukraine.

Jedem Tag bin ich aufs Neue schockiert! Nicht nur die Nachrichten aus der Ukraine bereiten mir Gänsehaut und Kopfschütteln, sondern es entsetzt mich vielmehr das Verhalten mancher Zeitgenossen, die sich hier in einer Petition, als einzig wahre Pazifisten darstellen.

Dem ‚gemeinen‘ Volk vermitteln sie, wie die Schlange K im Dschungelbuch, dass sie alleine die Wahrheit kennen und die Politik weltweit durchschaut haben. Dabei trägt die besonders ‚Allwissende‘ ihr heuchlerisches Ansinnen stets auf den Fahnen geschrieben voran.

Wieder einmal spielt sie mit den Ängsten der Bürger. Das war bei Corona nicht anders. Nur fallen die Menschen immer wieder auf die gleiche Leier herein. Geschieht das aus Dummheit oder Angst? Vielleicht geht man gerne auf Demonstrationen, weil man grundsätzlich gegen alles ist? Ein Demonstrant hat scheinbar Macht, denn mit einem Plakat und einer lauten Stimme kann er seine Meinung kundtun und möglicherweise etwas verändern.

Aber was wollen denn Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer ändern? Sie geben sich links, spielen dabei Putin in die Hände. Links und rechts, zwei Gegensätze, deren Rollenverhältnis hier ineinanderfließen. Und solche Frauen bekommen hier immer noch eine große Bühne, nicht nur auf der Demo letzten Samstag, sondern auch im TV. Das kann ich nicht verstehen!

Da sagte Wagenknecht allen Ernstes, Kriegsverbrechen gäbe es auf beiden Seiten. Es waren russische Soldaten, die Frauen vergewaltigt haben und es immer noch tun. Zuvor wurden deren Handgelenke gebrochen, damit sie sich nicht wehren konnten. Danach wurden sie erschossen. Babys legte man ihnen auf den Bauch und ukrainische Soldaten, die zuschauten, liefen ihnen zur Hilfe. Danach ebenfalls von einem Minenfeld zerrissen, das Russen als Falle gelegt hatten. Und Alice Schwarzer, die Verfechterin der Frauenrechte schlechthin, schweigt!

Jeder ‚normale‘ Mensch findet das Vorgehen des russischen Militärs entsetzlich. Sie handeln im Auftrag Putins, der hier wohl die unterste Schicht Vasallen zusammengetrommelt hat. Es gibt Todeslisten, die abgearbeitet werden sollen. Es werden täglich Frauen und Kinder vergewaltigt, Familien getötet, Kinder verschleppt und in Russland umerzogen. Menschen werden gefoltert, Kultur und Sprache sollen komplett ausgelöscht werden. Putin lässt morden und brandschatzen, um sich zu bereichern. Wenn Putin siegt, wird es die Ukraine als freies Land nicht mehr geben. Sie werden Sklaven sein in der russischen Diktatur. Und was folgt dann?

Jeder Mensch möchte in Freiheit und Frieden leben. Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer fordern nur ihren eigenen Frieden. Sie meinen nicht wirklich, dass die Bürger der Ukraine nach einem Friedensschluss mit Putin Ruhe finden werden, zumal der jede Friedensbemühungen ablehnt. Verhandeln mit einem Mörder und Vergewaltiger? Hätte man mit Hitler verhandeln können?

Hier zählen nur die Rechte des Stärkeren! Was ist also das unwürdige Anliegen dieser ‚Friedenskämpfer‘? Tut es gut, die Balance zwischen ‚Zimmer der Versuchung‘ und dunklen Macht zu halten? Hochmut kommt vor dem Fall!

Wagenknecht ist der Annahme, „die Leute hätten Angst vor einer neuen Friedensbewegung. Dafür hätten sie auch allen Grund!“  Diese Aussagen muss ein vernünftig denkender Mensch nicht verstehen. Sie könnte ja der Einladung von Björn Höcke folgen und ihren Sätzen die Worte von Gauland hinzufügen: „Wir werden sie jagen..!“

Was ist das also für ein ‚Manifest des Friedens‘? Fast 700.000 Menschen haben es inzwischen unterzeichnet. Was wollen diese Unterzeichner? Ihre Ruhe haben, weil sie der Krieg in der Ukraine nichts angeht? Angst vor Atombomben? Russlands Rohstoffe, weil sie billig waren? Wie blauäugig muss man sein, um so zu denken: Aufhören zu kämpfen, dann ist es schneller vorbei?! Putin will keinen Frieden und lehnt alle Verhandlungen ab. Sicher freut er sich über so viele Menschen, die ihre Ruhe haben wollen und mit Nächstenliebe nichts am Hut haben.

Und wie ist es mit der Nächstenliebe? Jeder, der angegriffen wird, hat ein Recht auf Hilfe! Aus der Sicherheit heraus, kann ich die Nöte und das Leid in der Ukraine kaum nachvollziehen. Nur weil ich christlich denke, darf ich meinen Kopf nicht in den Sand stecken. Politik kann das Chaos auf der Welt nicht verhindern, muss aber versuchen, es klein zu halten. Jeder Mensch muss das. Es gibt so viele Menschen, die sich für ihre guten Überzeugungen geopfert haben, nur um das Leben der anderen zu verbessern. Das ist Pazifismus.

Der pazifistische Weg ist in Kriegszeiten nicht einfach zu gehen. Jeder Mensch hat die Freiheit ihn für sich selbst zu wählen. Nächstenliebe heißt gewaltlos und friedfertig zu sein. Nächstenliebe bedeutet auch, sich mit aller Kraft dem bösen Angreifer seines Nächsten entgegenzusetzen. Von einer zur Schau gestellten Frömmigkeit bin ich weit entfernt. Nur wenige Ausnahmen wollen keinen Frieden, aus Machtgier, Sadismus und Emphatielosigkeit.

So wird aus einem scheinbaren Friedensmanifest ein Aufruf zum Völkermord in der Ukraine, einem Volk, das diesem ohne Waffenerhalt schutzlos ausgeliefert ist.

https://www.change.org/p/solidarit%C3%A4t-mit-der-ukraine-manifest-f%C3%BCr-freiheit-in-europa?source_location=topic_page

Auferstanden im Licht

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Die Stürme sind los, im lenzlichen Prangen,
des ersten Blühens im Land ohne Frieden,
wo Regengüsse die Böden erlangen,
der Häuser, die dachlos, wo Leben vertrieben. 

Gemächer, so schutzlos, die Wände zerbrochen,
der bröckelnden Mauern, knirschend‘ Gebälk.
Hält denn noch stand, was den Tod gerochen,
was nicht wankt und im heren Wunsche nicht fällt?

Himmel, er dunkelt trüb über dem Felde,
Wolkentreiben weint auf unsere Not.
Alles ist fort! – Dort auf dem Minenfelde
keimte Korn, letztes Jahr, für unser Brot.

Doch die Natur lässt sich nicht besiegen;
Trauerweiden verschleiern die Sicht.
Ob schon die ersten Schneeglöckchen blühen?
Zwischen Ruinen sieht man sie nicht.

Irgendwo draußen wird es wieder grünen -
österlich leuchtend, der Horizont.
Die Leiber getötet, dem Guten dienend,
auferstehen im Licht, wo die Liebe wohnt. 

Das höhere Selbst Gottes

Quelle: Pinterest


Kann man sich daran gewöhnen, sein Kind in ständiger Gefahr zu wissen?

Ich bin kein Kriegskind, versuche mich jedoch in die Zeit hineinzuversetzen. Man war stolz darauf, wenn die Söhne das Vaterland verteidigten und in den Krieg zogen. Als Mutter blieb man besorgt zurück. Als Soldaten wurden sie an die Front abkommandiert, in den letzten Kriegsjahren waren sie teilweise nur 15 Jahre alt.

Wie konnte das möglich sein, dass Mütter ihre Kinder, ihre gesunden, kräftigen, jungen Söhne, in diesen Massenmord schicken mussten? Mit jedem neuen Krieg ist die Menschheit wieder einmal so tief gesunken, dass sie einander mit grausamen Mitteln tötet. Waren nicht gerade diese gesunden, jungen Söhne dazu berufen, eine neue und starke Generation zu zeugen? Diese werden zuerst getötet, weil nur sie zum Soldaten tauglich sind.

Die schwachen, kranken Männer bleiben daheim, zeugen ebensolche Kinder, während die gesunden jungen Männer im Kampf ausgerottet werden. Das ist der schnellste Weg zur Degeneration der ganzen menschlichen Rasse. Doch anscheinend ist die Menschheit schon so tief gesunken, dass sie diese Wahrheit nicht kennt. In ihrem blinden Hass gegeneinander und aus Angst voreinander tötet sie die besten Generationen.

So sehen es meine menschlichen Augen. Doch sehe ich tiefer in mich hinein, sieht meine Wirklichkeit etwas anderes. Nichts kann ohne Gottes Willen geschehen, und was immer auch geschieht, ist gut, weil es in Seinem Willen geschieht. Alles, was geschieht, ist nur ein Streben nach dem verlorenen Gleichgewicht, nach dem verlorenen Paradies!

Dies gibt mir Mut, weiterzuleben und meine täglichen Pflichten zu erfüllen, obwohl ich schwer daran trage, Millionen andere in dieser Schlachterei aufeinander schießen zu sehen.

So schwer es auch fällt: Niemand darf sich an eine andere Person binden! Es schmerzt, meinen Sohn loszulassen, den ich unter meinem Herzen getragen hatte, damit er wiedergeboren werden konnte. Ich denke an seine körperliche Erscheinung, aber lieben tue ich ihn in Gott, als Offenbarung des unpersönlichen Göttlichen, als höheres Selbst.

Das Universum ist die Offenbarung des einen, einzigen Gottes. Habe ich meinen Sohn verloren, nur weil ich seine Person nicht mehr sehen kann? Weil er Fleisch aus meinem Fleisch war und sein Blut aus meinem Blut? Ich darf mich nicht mit Fleisch und Blut identifizieren. Ich bin viel mehr und er ist es auch! Bei voller Bewusstwerdung bin ich mit dem ganzen Weltall identisch und kann nichts und niemanden verlieren.

Es darf keinen Unterschied machen, ob ich mein Kind oder einen fremden anderen Menschen verliere, denn dasselbe Selbst Gottes wechselt jedes Mal einen seiner vielen Körper. Ich muss den Verlust meines Fleisches und Blutes, was mich jetzt so entsetzlich schmerzt, vollkommen besiegen!

Alles vergeht, nur die wahre Liebe vergeht nicht! Wir können einander nicht verlieren und werden uns wiederfinden. Wo immer wir auch sind, die Liebe wird uns immer zueinander führen. Wenn zwei Menschen einander lieben, bedeutet das, dass sie die Einheit des Selbst in ihrem Bewusstsein erleben. Sie fühlen, dass sie zueinander gehören, weil sie im Selbst eins sind.

Väterchen Frost

„Väterchen Frost“ -Iwan Jakowlewitsch Bilibin (1876-1942)
Das Leben war genügsam im Gefilde,
so wintermüde lag das alte Land.
Sehnsucht nach Wärme, Frühlingsmilde -
Väterchen Frost vertrieb’s mit kalter Hand.

Hilfeschreiend blieb fortan das Leben,
Leiber starr und frosterfüllt im Leid.
Es sollte keinen neuen Frühling geben,
nur Stürme wiederkehren vor der Zeit! 

Im Land schreit tausendfaches Sterben,
da liegen Frau und Kind und Mann an Mann.
Statt Frühling kommen schwarze Schergen
und setzen alles gnadenlos in Brand.

Über den Städten wogen dunkle Dämpfe
aus Häusern, tausendfältig preisgegeben;
gar tausendarmig scheinen Tod, und Kämpfe
verachten jedes Dasein, jedes Leben. 

Wie Donnerschläge grollen die Kanonen,
die Bäume schwarz, verbrannt im Rauch.
Wo sonst die Vögel in den Zweigen wohnen,
bizarr die toten Äste, ohne Laub. 

Des Frostes Fesseln mögen Mächte sprengen,
die Werkzeug sind im freiheitlichen Sinn!
Da hilft kein Zögern, kein Verdrängen - 
dann tauen Tränen, folgt ein Neubeginn.

Und unsre Erde trinkt die vielen Tränen,
die vielen Leiber nimmt sie tröstend auf,
verwandelt Welten, Frühlingssehnen,
und neue Hoffnung schaut zum Himmel auf. 

Wo die Kanonen glühen

Da kann kein Frühling werden,
verkohlt sind Baum und Strauch,
Zerstörung herrscht auf Erden,
Wachstum vergeht im Rauch.

Es glüht kein Herz in Liebe,
die Blumen sind zertreten,
zerbrochen erste Triebe,
vor Gräbern schweigt das Beten.

Der Glockenton in Türmen -
sein Klingen ist vergangen,
in waffenreichen Stürmen
im Donnerhall gefangen. 

Im Feuer der Gewehre,
wo die Kanonen glühen,
da beben Mensch und Erde,
die Hoffnung will nicht grünen.

Der Schatten dunkler Mächte
liegt über Brandruinen,
wie rußgeschwärzte Nächte
dem Ort der Wandlung dienen. 

Von Golgatha genommen,
wo Leben nicht, nur Tod,
wird neues Strahlen kommen,
wahrhaftig, echt und gut!

Wie kann der Mensch verstehen?!
Die alten Formen fliehen,
ein Wandel muss entstehen,
die Schönheit aus Ruinen. 

Sieg und Niederlage

Wilhelm Richter (1824-1892) -Spiel mit Zinnsoldaten
Mensch quält nicht nur in Kriegen Artgenossen -
mit Zinnsoldaten spielt heut niemand mehr -
wehrlos wird manches Blut vergossen,
vor Totgeweihten steht ein ganzes Heer. 

Soldaten, sie sind einst von Frauen geboren,
unschuldig waren sie und frei von Pflicht.
Hypnotisch haben sie Gefühl verloren,
als dann der Geißel Einfluss in ihr Leben bricht. 

Sie schlagen herzlos um des Schlagens Willen,
gerissen lauern sie den Opfern, wie im Spiel.
Wie Zinnsoldaten, die des Satans List erfüllen,
sind sie sein Werkzeug. Töten ist sein Ziel. 

Das Spiel der Seelenkräfte kennt nicht Niederlage,
nicht Sieg, nur des Erlebens Sinn,
durch Freud und Leid beseelt sind unsre Tage,
in Tod und Auferstehung wachendes ICH BIN.

Sonnenzeichen

William-Adolphe Bouguereau  (1825-1905)
Als blutrote Fahnen
wie Leichentücher die Länder bedeckten,
als der Wahnsinn regierte
und sich die dunkelsten Mächte hinter dem
Zeichen der Sonne versteckten,
da ertönten die Parolen der scheinbaren Sieger.
 
Noch gegenwärtig
ist die alte Schwingung
der ewig Gestrigen auf dieser Welt,
nur änderten sich die Vorzeichen,
wie in einer mathematischen Bedingung.
 
Noch immer 
tönt die Arroganz der Herrscherrassen,
die glauben, mit Waffen und Geld
ganze Völker in Ohnmacht und Diktat zu belassen.
 
Noch immer
ist die Menschheit fern von den wahren Zielen
und lässt ihre Seelen als Einsatz
auf den Spielfeldern
der mächtigen Herrscher
verspielen.
 
Noch immer
versuchen Machthaber, die im Dunkeln agieren,
einen Teil der Völker
dorthin zu führen.
 
Wann wird die Menschheit bereit sein
auf lichtvollen Pfaden 
Blumen des Friedens zu säen,
fort von den dunklen Plagen
und jeglichem Kriegsgeschehen?

Wagen an Wagen

Vertreibung aus Ostpreußen 1945 – Quelle: Wissen.de
Um Allerseelen
in der dunklen Nacht,
wenn vor uns stehen,
die immer neu unserem Herzen fehlen, -
Erinnrung erwacht.

An die alten Kirchen, die Hügel im Feld,
wo sie schlafen, Vätern und Nachbarn gesellt,
in verlorener Heimat über der See, -
und an Alle, die hilflos und einsam starben,
an Alle, die sinkend im Eis verdarben,
die keiner begrub, nur Wasser und Schnee,
auf dem Weg unsrer Flucht, - dem Weg ohne Gnade!

Und wir ziehen im Traum verwehte Pfade
Wagen an Wagen, endloser Zug,
der ein Volk von der Heimat trug!

Von Norden, von Osten kamen wir,
über Heide und Ströme zogen wir,
nach Westen wandernd, Greis, Frau und Kind.
Wir kamen gegangen, wir kamen gefahren,
mit Schlitten und Bündel, mit Hund und Karren,
gepeitscht vom Wind, vom Schneelicht blind, -
      und Wagen an Wagen.

Zuckend wie Nordlicht am Himmel stand
verlassner Dörfer und Städte Brand,
und um uns heulte und pfiff der Tod,
auf glühendem Ball durch die Luft getragen,
und der Schnee wurde rot,
und es sanken wie Garben die hilflos starben,
und wir zogen weiter,
                              Wagen an Wagen, - -

Und kamen noch einmal, trügrisches Hoffen,
durch friedliches Land.
Tür stand uns offen,
bei jenen, die nicht unser Leiden gekannt.
Sie kamen, sie winkten, sie reichten uns Brot, -
sie luden die Not
am warmen Herde zu sich als Gast.
Scheune und Stroh rief müde zur Rast.
Doch wir konnten nicht bleiben,
wir zogen vorüber
                          Wagen an Wagen

und hörten durch Sturm und Flockentreiben
das Glockenlied ihrer Türme noch
und hörten doch
das Dröhnen des Krieges, der hinter uns zog,
und vom Wegkreuz bog,
blutend, mit ausgebreiteten Armen,
sich dorngekrönter Liebe Erbarmen.

Wir konnten nicht halten, wir konnten nicht knien.
Sie kamen hinter uns, Wagen an Wagen, -
Unsre Herzen nur schrien:
      O blick nach uns hin!

Wir wandern, wir wandern, endloser Zug,
Volk, das die Geißel des Krieges schlug,
entwurzelter Wald, von der Flut getragen, -
      Wohin?
                          Wohin? - - -
Agnes Miegel (1879-1964)

Der Sadist

Nur seinesgleichen kann er lieben,
ansonsten liebt der nur sein Spiegelbild.
Gute Gefühle hat sein Wahn vertrieben,
normales Denken ist nicht seine Welt.

Erheitert ist er, wenn durch seinen Terror
die Angst das Grausen auf Gesichtern malt.
Hat süffisantes Lächeln und Humor,
durch den sarkastisch er mit Worten prahlt.

In seinen Augen blitzt ein Teufelsfunke,
in seinem Innern wohnt Besessenheit.
Halb Dämon, freut sich der Halunke
am Massensterben, für den Krieg bereit.

Er zieht die Fäden seiner Marionetten,
hat Angst vor seinem eignen Untergang.
Sie sorgen für den Mord in Städten,
befehlsgetreu, und er ergötzt sich dran. 

Der Teufel lässt ihn vorwärtsschreiten,
gefolgt von Jacken ziehenden Experten,
und die als Freunde wähnend ihn begleiten,
sind doch nur Macht- und Geld-Gefährten.

Er glänzt mit Lügen, Status und Potenzen,
gibt sich als unbesiegbar harten Mann.
Durch seinen Machtkampf will er glänzen,
vom Volk poliert sein Größenwahn.  

Das Böse in ihm wird ihn fällen
und mit ihm seinesgleichen ziehen.
Wie wird man einst von ihm erzählen?
"Der Schreckliche" steckte darin!

Ein Land nach unserer Zeit

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Vom Strom der Zeit gelöst und mitgerissen,
nichts kann ihn halten, den Moment.
Ein Augenblick ist wie ein innig Küssen,
zeitlos erlebt, verbunden, dann getrennt. 

Es streift durch jede Zeit Vergänglichkeit,
die Toten tragen Ruhm und Glanz im alten Namen.
Im Ganzen lebten sie – Geist existiert und bleibt,
Es änderten sich Menschen, Mode, ihr Gebaren.  

Generationen, wie sie lachten, liebten, 
und hofften, dass die Menschheit besser würde,
und sich letztendlich doch bekriegten,
im kleinsten Raum oder der Welt zur Bürde.

Sie machten nieder, was der andre baute,
zerstörten Existenzen, Hoffnung, Leben,
und als am neuen Tag das Chaos graute,
lag ein Geruch der Fäulnis auf den Wegen.

Gepflastert einst mit Hoffnungsschimmern,
hat dies ein Leichentuch längst zugedeckt. 
Verstummt ist auch das letzte Wimmern,
zerstört das Land – ein grässlich leerer Fleck. 

Wie ein Komet, der einschlug, Leben ändert,
wirkt Klimawandel, Krieg und saurer Regen.
Die neue Eiszeit kommt, nichts führt zur Wende;
der dezimierte Mensch sucht neue Wege.