Blutmond im September

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Sogar die Träume werden mehr und voller,
die Füllung ist speziell voll dunkler Zeichen.
Der Schlaf, wenn man ihn ruft, dann grollt er,
nach Mitternacht vertieft will er nicht weichen.

Im Hirn da spinnen all die Taggedanken
ein feines Netz aus Dunkelheit und Licht,
und wie ein Efeu tasten dessen Ranken
ins tiefe REM hinein bis Tag anbricht.
Mary Henrietta Dering Curtois (1854-1929)
In einem Krankenhaus, alt und verfallen,
da steht mein Bett, um mich sind Helfer, viele,
ein Strauß aus Kunststoffblumen ziert die Halle
in der ich jung und krank im Siechtum liege.

Die Zeichen an der Wand – ich will sie fassen,
hör‘ wie es flüstert, wie’s mein Innen ballt,
als würd‘ ein Faustschlag mich gewinnen lassen,
die Angst verlieren, die mein Herz umkrallt.

Gedanken kämpfen, doch die Ängste siegen.
Ein stiller Engel steht an meinem Bett,
nimmt den Verstand mir, gibt dem Innern Frieden.
Unsichtbar singen Stimmen im Duett

sirenenhafte Warnsignale an die Welt!
Malte man gar den Teufel an die Wand,
die tief im Traume auseinanderfällt? –
Mein Bett ist leer, der Raum, in dem es stand.

Der Strauß aus Kunststoffblumen strahlt in Rot,
ein Friedhof voller Blumen ziert die Nacht.
Gekränzte Halle, menschenleer, wie tot -
betrübt bin ich nach schwerem Traum erwacht.

Kinder im Krieg

Gedicht über das verlorene Lachen

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Sie spielen in den Trümmern ihrer Stadt,
zwischen zerbombten Häusern im Rauch.
Ihr Leben, das erst begonnen hat,
ist jeder Leichtigkeit beraubt.

Sie laufen barfuß durch den Dreck
und träumen nicht von besseren Tagen,
weil sie bisher an diesem Fleck
solche noch nie gesehen haben.

Was sie verloren, wo nichts war,
nur Angst und Schreie, Hungersnot,
wird in den Kinderaugen klar:
sie sind in tiefster Seele tot.

Verstecken ist kein Spiel, nur Bangen;
die Bomben schlagen ein und wieder
sehn sie die Menschen fallend schwanken.
Die Angst ist still und lähmt die Glieder.

Im Schatten ducken sie und klagen,
schauen durch Fenster ohne Scheiben,
Flugzeuge kreisen, Bomben tragend;
sehn Eltern, die verzweifelt weinen.

Sie kennen keinen Baum, kein Tier.
Was wünschen sie in dieser Zeit?
Sie kennen doch nichts anderes hier!
Voll Staub und Blut getränkt, ihr Kleid.

Der Krieg nimmt vieles, Freiheit, Leben;
er raubt die Kindheit, stiehlt das Spiel,
doch hinter allem bösen Streben,
erblüht ein neues Lebensziel.

Wie können Kinder ohne Liebe
voll Tod und Angst die Zukunft sehen?
Sind auf der Welt keimende Saaten,
die in Hass und Tränen untergehen.

Länder ohne Frieden

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Länder ohne Frieden,
ausgebombt die Dächer,
offen und zerstört die Mauern.

Frühling kam,
drängt stürmisch durch die kalten Wände;
wo es grünen sollte,
liegen Häuserfronten, Steine, Eisen.

Werden irgendwo durch diesen Schutt die Blüten steigen?

Dort,
wo das bröckelnde Gestein über gebrochenen Balken die Toten begräbt,
dort ist das österliche Licht erloschen,
bluten die gegeißelten Wunden.

Ausgeharrt die Wenigen,
die den Strahl des Zukunftsglaubens empfingen,
ihn immer noch durch die sterbende Stadt tragen
und mit verschleierter Sicht auf Erlösung hoffen.

Seht nicht auf die Einsamkeit des Ortes,
auf den Ursprung der Tat.
Schaut auf den nächtlichen Himmel;
seht die Sterne,
die auch über den Wüsten die Welt mit ihrem Schein bezaubern.

Seht, es ist der Mensch,
der die Erde bedeckt durch den eigenen Schatten!

Wann ist’s genug?
Unzählig sind Menschen gestorben.
Mitten im Leben gefällt durch die Hand des Nächsten,
aus Willkür, Hass und Diktat,
wie blühende Bäume gestürzt.

Frevel ist es,
wenn menschliches Geheiß uns zu morden gebietet,
wenn die Not uns befiehlt zu töten, was wir lieben könnten – unseren Nächsten.

So ragen die Stämme der Bäume zerschossen aus dem Schutt der Gemäuer,
wo sie ihre blühenden Kronen verloren.

Bis zuletzt mit erhobenen Häuptern,
wie die gefallenen Kämpfer es taten.
Sie sind untergegangen, wie die Sterne,
die trotzdem am Himmel sichtbar bleiben.

Über den Ruinen liegt eine verschleierte Schönheit,
und in Fenstern,
die keine Scheiben mehr tragen,
taucht fahles Mondlicht die Nacht in Vergessen.

Der Erinnerung Blüten winden sich zum Kranz,
legen Segen in die Herzen,
die vergehen.

Morsch und leer sind die Ruhmeshallen!
Denn darin welkt der Duft des Todes und der großen Einsamkeit.

Der Krieg geht weiter, es ist ein ewiger Krieg.
Es kann kein Nachlassen geben.
Krieg wird auf dem Schlachtfeld des Materialismus geführt.

Der Geist wird über die Materie triumphieren, denn der Geist ist Herr und die Materie ist Diener. Es ist töricht, dem Diener zu erlauben, den Meister zu beherrschen.

Muss Sterbliches gehen, wo Er seinen Blick erhebt?
Seht: Er richtet nur unsere Schatten, trägt sie ins Licht!

Unschuld

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)

Unschuldige Augen, leerer Blick,
Spiel mit dem Tod wirft Seelenschatten.
Zerstörung ist ihrer Väter Geschick,
kennen nur die Geborgenheit durch Waffen.

Wunde Seelen und zerbrochene Herzen,
schrei’n nach Vergeltung und Sühne;
Zeit heilt Wunden, doch nie die Seelenschmerzen
bei den Kindern der irdischen Bühne.

Seh’n eine Welt voll Zerstörung und Hass,
fühlen Verzweiflung und Angst.
Befolgen gehorsam der Alten Erlass,
ihre Kindheit vergessen sie ganz.

Eine Seele, die niemals die Leichtigkeit sah,
nur den Krieg und das Spiel mit Patronen,
die nimmt ihr Sein nur als Werkzeug wahr,
wird Kanonenfutter für die Nationen.

Zeitenwende

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Ich mag die Bilder nicht mehr sehen,
die manchmal in meinem Kopf entstehen!
Wenn ich mir vorstelle, ein anderer zu sein,
säße inmitten der Kriegsparteien,
fühle die Kälte des Schützengrabens
und das Gefühl nie gelebt zu haben,  
denn in mir ist schon längst alles tot,
die Einschläge spür‘ ich, die Angst und die Not.

Erschütterung liegt in Stadt und Land,
kein Baum, kein bewohnbares Haus, das ich fand.
Hier wird der Frühling nie wieder sein!
Kein Vogel singt mehr, nur verlassene Reihen.
Trostlos und nass sinkt das Land im Schlamm,
und der, der noch lebt, wird zum Opferlamm.
So stell ich mir vor, ein anderer zu sein,
verloren, vergessen in endlosen Reihen.

Ein Friedhof mit offenen Gräbern darin,
mit Menschen, die hofften zu Kriegsbeginn,
die das Grauen empfingen, das Sterben, den Tod.
Verirrtes Geschlecht treibt den Himmel rot!
Wetterleuchten seh ich am Himmel prangen,
blitzende Schauer und Häuser in Flammen,
durch ‚Schwarze Reiter‘, die sich selbst zerstören,
die dem ewig gestrigen Feind angehören.

Der Krone beraubtes Land – wie ein Baum,
der nicht grünen darf im feindlichen Raum,
dessen Wurzeln noch stehn, nach vollzogenem Beben.
Voller Sehnsucht wird zum Licht er sich heben!
Bilder in mir sind ein verzweifeltes Sehen,
denn Menschen, die dem entgegengehen,
die mit weißer Fahne der Liebe bestückt,
werden verachtet in den Abgrund gedrückt. 

Dämonen, die erobern, besetzen, zerstören,
die, wie Marionetten, Befehle des Bösen erhören,
gnadenlos, mit barbarischen Henkershänden
werden sie unzählige Leben zum Tode wenden.
Blutgetränkt tragen die Wurzeln am Ende,
wie der Baumstumpf, in sich, die Zeitenwende.  
Denk mir Bilder der Gnade, der Einigkeit -
was ist Frieden ohne Freiheit in dieser Zeit?

Zündender Funke

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Sind es gottgewollte Schranken,
die uns zügeln und regieren;
aufgestaute Wut der Mengen,
deren Seelen leidend frieren?

Hass schwingt zwischen den Parolen,
Unterdrückung schafft sich Raum;
wo Gewalt und Armut herrschen,
hält kein Mensch sich mehr im Zaum. 

Hindern Menschen hinter Grenzen,
frei entwickelt ‚Mensch zu sein‘,
unterdrückt durch Staat und Glauben,
hört man sie in Fesseln schreien.

Sehen die eigne Welt zerfallen
und darin sich selbst vergehen,
ihre hasserfüllte Sprache
können nur sie selbst verstehen. 

Durch das Leiden ihrer Seelen
zieht das Unglück durch das Land;
morden die, dies besser hatten,
sind für sie der Fesseln Band. 

Auch die leidbeschwerten Tage,
tragen volle Segensschalen;
wenn der tiefe Sinn sich öffnet,
scheint die Welt in hellen Farben. 

Platz ist in der kleinsten Hütte,
wenn man liebt und wenn man teilt;
nimmt man denen, die nichts haben, 
schürt man Feindschaft alle Zeit. 

Auferstanden im Licht

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Die Stürme sind los, im lenzlichen Prangen,
des ersten Blühens im Land ohne Frieden,
wo Regengüsse die Böden erlangen,
der Häuser, die dachlos, wo Leben vertrieben.

Gemächer, so schutzlos, die Wände zerbrochen,
der bröckelnden Mauern, knirschend‘ Gebälk.
Hält denn noch stand, was den Tod gerochen,
was nicht wankt und im heren Wunsche nicht fällt?

Himmel, er dunkelt trüb über dem Felde,
Wolkentreiben weint auf unsere Not.
Alles ist fort! – Dort auf dem Minenfelde
keimte Korn letztes Jahr, für unser Brot.

Doch die Natur lässt sich nicht besiegen;
Trauerweiden verschleiern die Sicht.
Ob schon die ersten Schneeglöckchen blühen?
Zwischen Ruinen sieht man sie nicht.

Irgendwo draußen wird es wieder grünen -
österlich leuchtend, der Horizont.
Die Leiber getötet, dem Guten dienend,
auferstehen im Licht, wo die Liebe wohnt.

Das höhere Selbst – Anbindung an den Großen Geist

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Kann man sich daran gewöhnen, sein Kind in ständiger Gefahr zu wissen?

Ich bin kein Kriegskind, versuche mich jedoch in die Zeit hineinzuversetzen. Man war stolz darauf, wenn die Söhne das Vaterland verteidigten und in den Krieg zogen. Als Mutter blieb man besorgt zurück. Als Soldaten wurden sie an die Front abkommandiert, in den letzten Kriegsjahren waren sie teilweise nur 15 Jahre alt.

Wie konnte das möglich sein, dass Mütter ihre Kinder, ihre gesunden, kräftigen jungen Söhne, in diesen Massenmord schicken mussten? Mit jedem neuen Krieg ist die Menschheit wieder einmal so tief gesunken, dass sie einander mit grausamen Mitteln tötet. Waren nicht gerade die Söhne dazu berufen, eine neue und starke Generation zu zeugen?

Die gesunden jungen Männer im Kampf auszurotten, ist der schnellste Weg zur Degeneration der menschlichen Rasse. Doch anscheinend ist die Menschheit schon so tief gesunken, dass sie diese Wahrheit nicht sehen will. In ihrem blinden Hass gegeneinander und aus Angst voreinander tötet sie die besten Generationen.

So sehe ich es mit erstem Blick, doch schaue ich tiefer hinein, sieht meine Wirklichkeit etwas anderes. Alles, was geschieht, ist nur ein Streben nach dem verlorenen Gleichgewicht, nach dem verlorenen Paradies! Der Große Geist, der viele Namen hat, hat uns Naturgesetze erschaffen, die das Gleichgewicht wiederherstellen.

Die Frage: „Warum tut uns Gott das an?“ oder „Warum hilft Er uns nicht?“, stellt sich überhaupt nicht. Immer sind es Menschen, die sich das antun. Den Ausgleich schaffen die Naturgesetze. Obwohl ich schwer daran trage, Millionen einander töten zu sehen, weiß ich doch, dass ein Ausgleich geschaffen werden wird. .
Es schmerzte, meinen Sohn loszulassen, der mit 37 Jahren starb. Ich denke an seine körperliche Erscheinung, die ich liebte, an seine Gelassenheit und an sein Lachen. Nun ist er wieder Teil des Großen Geistes, seine Seele im Höheren Selbst, wie ein Microchip in einem großen Server, in welcher Sphäre auch immer. Wenn es so gewollt ist, wird er wieder als Offenbarung des unpersönlich Göttlichen auf diese materielle Welt kommen.

Jeder Mensch, der verging, existiert in bedingungsloser Liebe weiter. Was einmal verbunden war, kann einander nicht verlieren und wird sich wiederfinden. Wo immer wir auch sind, die Liebe wird uns immer zueinander führen. Das bedeutet, dass sie die Einheit des Selbst in ihrem Bewusstsein erleben. Sie fühlen, dass sie zueinander gehören, weil sie im Selbst eins sind.

Väterchen Frost

„Väterchen Frost“ -Iwan Jakowlewitsch Bilibin (1876-1942)
Das Leben war genügsam im Gefilde,
so wintermüde lag das alte Land.
Sehnsucht nach Wärme, Frühlingsmilde -
Väterchen Frost vertrieb’s mit kalter Hand.

Hilfeschreiend blieb fortan das Leben,
Leiber starr und frosterfüllt im Leid.
Es sollte keinen neuen Frühling geben,
nur Stürme wiederkehren vor der Zeit! 

Im Land schreit tausendfaches Sterben,
da liegen Frau und Kind und Mann an Mann.
Statt Frühling kommen schwarze Schergen
und setzen alles gnadenlos in Brand.

Über den Städten wogen dunkle Dämpfe
aus Häusern, tausendfältig preisgegeben;
gar tausendarmig scheinen Tod, und Kämpfe
verachten jedes Dasein, jedes Leben. 

Wie Donnerschläge grollen die Kanonen,
die Bäume schwarz, verbrannt im Rauch.
Wo sonst die Vögel in den Zweigen wohnen,
bizarr die toten Äste, ohne Laub. 

Des Frostes Fesseln mögen Mächte sprengen,
die Werkzeug sind im freiheitlichen Sinn!
Da hilft kein Zögern, kein Verdrängen - 
dann tauen Tränen, folgt ein Neubeginn.

Und unsre Erde trinkt die vielen Tränen,
die vielen Leiber nimmt sie tröstend auf,
verwandelt Welten, Frühlingssehnen,
und neue Hoffnung schaut zum Himmel auf. 

Wo die Kanonen glühen

Da kann kein Frühling werden,
verkohlt sind Baum und Strauch,
Zerstörung herrscht auf Erden,
Wachstum vergeht im Rauch.

Es glüht kein Herz in Liebe,
die Blumen sind zertreten,
zerbrochen erste Triebe,
vor Gräbern schweigt das Beten.

Der Glockenton in Türmen -
sein Klingen ist vergangen,
in waffenreichen Stürmen
im Donnerhall gefangen. 

Im Feuer der Gewehre,
wo die Kanonen glühen,
da beben Mensch und Erde,
die Hoffnung will nicht grünen.

Der Schatten dunkler Mächte
liegt über Brandruinen,
wie rußgeschwärzte Nächte
dem Ort der Wandlung dienen. 

Von Golgatha genommen,
wo Leben nicht, nur Tod,
wird neues Strahlen kommen,
wahrhaftig, echt und gut!

Wie kann der Mensch verstehen?!
Die alten Formen fliehen,
ein Wandel muss entstehen,
die Schönheit aus Ruinen.