Blüten unter Dornen

The soul of the rose – John William Waterhouse (1849-1917)
Die Zeit im wechselnden Gewand
bedeutungsvoller Unzulänglichkeiten,
die, konfrontiert mit harten Wirklichkeiten,
doch Rosenblüten unter Dornen fand.

Erinnerungslücken – löchrig‘ Kleid der Reue,
gespalten war der Zeitgeist zu Beginn;
erweckend zog Bewusstsein in den Sinn,
mit dem es Blüten über neue Wege streute.

Zu Trauerkränzen hat die Zeit geflochten,
die vielen Blüten, die die Spuren säumten,
denn alles, was die Massen sich erträumten,
war totgeweiht, weil sie kein Tun vermochten.

Es kommt ein neuer Frühling, neues Blühen!
Bald ist vorbei des Winters Bangigkeit.
Der Geist der Zeit wird neue Wege ziehen
und trägt ein neues, hoffnungsvolles Kleid.

Schattendasein

Ludvig Munthe (1841-1896)
Altes Jahr, du bist gegangen,
wie die Stunden, die dich füllten;
wechselhaft war dein Verlangen,
wenn sie sich in Gleichklang hüllten.

Wolltest leben und erneuern,
wie die Trauben an den Reben,
Menschenherz beglückt erfreuen,
andren Tod und Abschied geben.

Jedes Leben trägt die Schatten
längst vergang’ner Zeit wie Schleier,
die durchlöchert, denn sie hatten
nicht nur Frieden, Freude, Feier.

Schicksalsstunden, Angst und Leid,
der uns längst verlorenen Stimmen,
treiben mit uns durch die Zeit,
wo sie unvergessen schwingen.

Hoffe auf den neuen Frühling! 
Leidenswege müssen enden,
um im Osterland des Lichtes
alles Elend abzuwenden.