Man schmeckt den Herbst, er schmeckt nach Haselnüssen, nach Pflaumenkuchen und nach Apfelküssen, nach Butterbirnen und Erinnerungen, den – selbst im Alter unzerstörbar jungen.
Man riecht den Herbst, er riecht nach letzten Rosen, nach bunten Astern und nach Herbstzeitlosen, nach Rauch und Feuer auf Kartoffelfeldern, nach Pilzen, selbst gesucht in Heimatwäldern.
Man sieht den Herbst, er prangt in allen Tönen und will mit Früchten Mensch und Tier verwöhnen, man hört sein Lied und spürt die festen Bande, die man als Kind geknüpft zum Heimatlande.
Die Tage ziehn weiter, das Jahr geht dahin. Bald kommen die düsteren Tage. Ende Oktober ist Sterbebeginn, dann trag ich sie nochmal zu Grabe.
Nur manchmal hab ich am Rand gestanden, meinen Blick in die Tiefe gewandt, dort lagen sie, die sich im Sarge befanden. Haben sie meine Seele gekannt?
Mit ihnen verbrachte ich Lebensstunden, habe schweigend geweint und gelernt. Seit Jahren sind sie vom Erdball verschwunden, der Tod hat sie von mir entfernt.
Es war keine Bindung, keine Liebe zu spüren, meine Kindheit war tägliches Muss. Bis heute will sich keine Träne rühren, trotz des Dramas tragischem Schluss.
Die Gruft meiner Eltern belegt Mutter allein, Jahrzehnte konnten nicht binden. Nachdem sie starb, verkaufte Vater das Heim, konnte noch eine zweite Frau finden.
Auch sie sind schon fort; mein Vater liegt fern. Im Gedächtnis werden sie nicht schwinden. Dann starb mein Sohn – verloschen sein Stern, er ruht nun in friedlichen Gründen.
So weht des Lebens Hauch durch die Zeit, wie ein Atemzug unserer Erde, es erntet der Tod, macht den Platz bereit und spricht sein stilles „Es werde!“
Flüchtig war’n des Sommers Düfte, wie des Lebens angenehme Jahre, zeichnen Farben zwischen dunklem Grün von gestern, gelb und golden sind die Blätter, rötliche und müde, Teppiche auf Wegen liegend und verwehend, treiben durch die Welt in ferne Winkel, wo es Menschen gibt, die lieben, lachen, leiden.
Weich, die Wege. Raschelnd klingt das Sterben unter den Füßen schneller Schritte. Natur – gedämpftes Leben! Nur der Wind bewegt die Wolken, weht den Staub der Straße, und die letzten Rosen pflückt er, streut die Blüten auf die feuchte Erde. Die Natur, sie liegt zerbrechlich zwischen Herbst und Winter, malt den Menschen goldne Sommerträume.
Nah ist das Ende, wo bereits der Anfang wartet, umfangen vom Himmel, genährt von der Erde, berufen von Gottes Wort, das alles Leben erschafft und erhält. Am Ende des Jahres tragen wir die Jahreszeiten in uns, mit ihren Erinnerungen und der Nostalgie ferner Zeiten. Der Herbst entkleidet die Natur, gönnt ihr im Winter eine Pause der Erneuerung, um sie in neuem Kleid dem Frühling darzubieten.
Die Welt verändert sich, tauscht Dur in Moll, nimmt einen tiefen Atemzug am Fenster in der Frühe, wo die Menschen müd noch in den Betten schlummern. Das Alter trägt Talente, Fähigkeiten und Weisheit in die Zeit des Neuen, die Erfahrung sammelt, bis sie mit ihr vergeht. Abschied von Zeitabschnitten, vom Leben, Herbst und Winter. Neu zu erwachen, wie die Natur, ein neues Kleid bekommen, das Leben neu entdecken, es zu lieben und Gott dafür zu danken, für jedes Jahr, jeden Tag und jede Stunde.
Wenn der Regen niederbraust, wenn der Sturm das Feld durchsaust, bleiben Mädchen oder Buben hübsch daheim in ihren Stuben. Robert aber dachte: Nein! Das muss draußen herrlich sein! Und im Felde patschet er mit dem Regenschirm umher.
Hui, wie pfeift der Sturm und keucht, dass der Baum sich niederbeugt! Seht! Den Schirm erfasst der Wind, und der Robert fliegt geschwind durch die Luft so hoch, so weit. Niemand hört ihn, wenn er schreit. An die Wolken stößt er schon, und der Hut fliegt auch davon.
Schirm und Robert fliegen dort durch die Wolken immerfort. Und der Hut fliegt weit voran, stößt zuletzt am Himmel an. Wo der Wind sie hingetragen, Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.
Kinderbuch von:
Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894)
Obwohl das Kinderbuch heutzutage zur ’schwarzen‘ Pädagogik gehört, war es noch zu meiner Zeit ein Mittel der Erziehung. Bereits mit vier Jahren konnte ich es auswendig. Es war Angst machend und doch spannend zu gleich. Ich habe mich in vielen Geschichten wiedergefunden.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen; braune Blätter fallen müd vom Baum.
Und der Herbstwind küsst die Herbstzeitlosen; mit dem Sommer flieht manch Jugendtraum.
Möcht einmal noch wie damals kosen; möcht vom Frühling träumen und vom Glück.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen; doch die Jugendzeit kehrt nie zurück.
Versunken ist die Frühlingszeit, kein Vogel singt im Lindenhain. Die Welt verliert ihr Blütenkleid, und bald wird Winter sein. Verlassen ist der Holderstrauch, an dem ich einst geküsst. Es blieb ein Duft, der wie ein Hauch, aus fernen Tagen ist.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen; braune Blätter fallen müd vom Baum.
Und der Herbstwind küsst die Herbstzeitlosen; mit dem Sommer flieht manch Jugendtraum. Möcht einmal noch wie damals kosen, möcht vom Frühling träumen und vom Glück.
Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen; ach die Jugendzeit kehrt nie zurück. Holde Jugend, holde Jugend – kämst du einmal doch zu mir zurück.
Schweigen, Stille, Dunkelheit – nur das Rauschen müder Blätter, die sich langsam lösen von den Zweigen. Schaukelnd fallen sie der Nacht entgegen, blühen noch einmal auf, in buntem Zauber, legen eine farbenfrohe Decke auf die Wege; majestätisch liegt die Welt im Sterben… und der Tod, er schreitet still darüber, um den Lebenskreislauf abzuschließen.
Herbstgedanken – Sonntagsstille ! Und die Uhr, sie tickt und tickt, streut monoton Sekunden in das Grau, das ruhig dahin fließt, wie ein träger Fluss. Ich treibe haltlos, sinke in das Nirgends; bin losgelassen, treibe ohne dich. Ertrinke in den Fluten der Gedanken, die mich ziehen, immer tiefer, und ich falle wie die Blätter von den Bäumen… und der Tod, er schreitet still darüber.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.