Bald fällt von diesen Zweigen

Text:

Bald fällt von diesen Zweigen
das letzte Laub herab.
Die Busch´ und Wälder schweigen,
die Welt ist wie ein Grab.

Wo sind sie denn geblieben?
Ach, sie sangen einst so schön.
Der Reif hat sie vertrieben,
weg über Tal und Höh´n.

Und bange wird´s und bänger
und öd´ in Feld und Hag;
die Nächte werden länger
und kürzer wird der Tag.

Die Vögel sind verschwunden,
suchen Frühling anderswo;
Nur wo sie den gefunden,
da sind sie wieder froh.

Und wenn von diesen Zweigen
das letzte Laub nun fällt,
wenn Busch´ und Wälder schweigen,
als trauerte die Welt.

Dein Frühling kann nicht schwinden,
immer gleich bleibt dein Geschick,
du kannst den Frühling finden,
noch jeden Augenblick.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Musik: anonym – Französische Volksweise (auch: Ich hab die Nacht geträumet)

Der Traum vom Christbaum

von Hoffmann von Fallersleben
Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find‘ ich dich?
Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
gemalt von Ernst Henseler (1842-1940)

Abend wird es wieder

Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Interpret: Rudolf Schock
Chorgemeinschaft Siegburg 1862
Studio-Orchester Köln
Dirigent: Fried Walter

Abend wird es wieder
über Wald und Feld,
säuselt Frieden nieder,
und es ruht die Welt.

Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet
immer, immer fort.

Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh',
keine Glocke klinget
ihm ein Rastlied zu.

So in deinem Streben
bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh'.