Rosenzeit

Love among the ruins – Sir Edward Coley Burne-Jones (1833-1898)
In der Zeit, in der die Rosen blühten,
blühte auf in meinem Herzen, sehnsuchtsvoll,
ein Gedanke, trunken noch von Mythen,
die mit falschem Denken überhöht das Soll. 

Tief in mir begann ein wehes Sehnen,
ein Begehren nach dem Unbekannten,
das romantisch klang in mir, in Tönen,
die ich stets belacht bei Artverwandten. 

Und mein Ohr, es lauschte Nachtigallen,
die mit Inbrunst in den Abend sangen;
flog mit ihnen durch die Rosenhallen,
deren alte Mauern von der Liebe sangen. 

Sind so lange her, die fernen Stunden,
und die Paare, die hindurchgegangen,
haben hier ein kurzes Glück gefunden,
fern von aller Welt, im Traum verfangen.

Rosen blühten, doch die harten Dornen 
drangen tief und mahnend bis zum Herzen.
War doch nur ein Traum, ein Seelenformen,
brachte mir die klare Sicht mit Schmerzen. 

Lang schon gilt mein Sehnen Dingen,
die meine Seele und mein Herz erfreuen.
Ich fand mich selbst im steten Ringen -
Liebe heißt wachen im ewigen Sein. 

Sehnsuchtsfluss

Aquarell von Paul Hedley – Quelle: Pinterest
Der Sehnsuchtsfluss – gesäumt von grünen Staden,
er fließt vorbei an ausgetret’nen Pfaden,
gefestigt, hart, am Boden Stein für Stein,
als sie vom Herzen fielen, es erkalten ließen,
um schließlich selber Stein zu sein.

Es war ein junger Tanz an wilden Ufern,
schier unbefestigt, wie ein urig‘ Ding,
ein Folgen und ein Eilen zu den Rufern, 
wie Sehnen, welches hungrig nach Erfüllung ringt. 

Doch was ich fand, waren nur Traumgestalten,
die mir das Dickicht meiner Sehnsucht banden,
und fern des Flusses, sah ich, sie verschwanden.

Nur schleppend lass‘ ich los, die Bilder ferner Jahre,
der falschen Liebe und der tödlichen Gefahren,
um sehnsuchtsleer den trüben Glanz zu wahren.

Doch manchmal lausche ich dem fernen Fließen,
schau zu, wie Wellen kräuselnd sich ergießen, 
hör‘, wie es rauscht. - ER half mir zu verstehen,
wo jeder Stein befestigt tiefen Grund,
kann Wasser treiben an des Ufers Rund. 

So wandelt Wehmut sich zum Fundament,
so wird zum Segen, was man Leiden nennt. 

Wenn die Nacht kommt

Quelle: Pinterest – „Sehnsucht“ – Kinga Britschgi
Wenn die Nacht kommt, 
hängen Schatten noch schwerer,
scheint der Raum um mich leerer,
nur die Gardinen bewegt der Wind.

Wenn der Schlaf kommt,
schließt mir Schwermut die Augen,
das Leben will sie mir rauben,
wie in Adern, das Blut sein darin. 

Wenn mir ein Traum kommt,
mit namenlosen Gesichtern,
bin ich abseits in blendenden Lichtern,
durchschienen und stumm.

Wenn ein Zeichen kommt,
eins mit den großen Zukunftsvisionen,
seh‘ ich mich im Nirgendwo wohnen,
unendlich glücklich darum. 

An Dich

Franca – Alexandre Cabanel (1823-1889)
Mein Herz, es ruft nach Dir, ganz in der Stille,
bist mir mein Alles und mein fernes Nichts,
 
die hinter Wolken liegende Idylle,
verborgene Unendlichkeit des Lichts.

Wie eine Dürstende nach klarem Quell,
so suchte ich in dieser Welt vergebens,

fühlte verbunden mich dem lichten Hell 
im Herzen - Schöpfer meines Lebens.

Nur in Gedanken kann ich Dich erfassen,
in Träumen Dir die Hände reichen;
 
will meinen Blick nicht von Dir lassen,
von meinem Weg will ich nicht weichen.
 
Wird sich der letzte Schleier heben
und Dimensionen sich verbinden,
 
werd’ ich durch off’ne Himmel eilend,
den Weg zu Dir nach Hause finden.

Sehnsucht

Quelle: Pinterest
Schattenhaft und unklar ist der Weg vor mir,
doch Vertrauen lenkt die Schritte, die ich gehe.
Auch, wenn ich so vieles nicht verstehe,
treibt die Sehnsucht weiter hin zu Dir.

Bist das Höchste, ein inständig Wollen,
das mich täglich ein Stück vorwärts treibt,
bist Erkenntnis, angebor’ne Rolle,
bleibst stets Ziel des Weges, der mir bleibt.

Altersweise und geprüft vom Leben,
mit dem Licht Verbindung suchend, wart‘ ich hier.
Lief doch lang auf festgefahrenen Wegen,
weil ich schwach war, nahm‘s das Schicksal mir.

Will die Sehnsucht in mir weitergeben
und den Funken weiterreichen aller Welt.
Wärmend wird umschlungen sein das Leben,
das durch diese Sehnsucht Sinn erhält. 

Zuflucht

Caspar David Friedrich – (1774–1840)

Ich seh’ ein fernes Schimmern
am klaren Firmament,
das wie ein Hitze-Flimmern,
mir sehnsuchtsvoll entbrennt,

nach weiten Ozeanen,
nach bergesweißen Gipfeln,
nach langen Promenaden
und grünen Tannenwipfeln.

Nach unbefleckten Ecken,
fern von der Welten Nöte,
will sich die Seele strecken.
Ein Ort, der Zuflucht böte,

von weltlich lauter Plage,
geschützt vom Lärm der Zeit;
wo Gott die dunklen Tage
mit Regenbogen weiht.

Will bunte Brücken bauen,
zu einem Ort – so weit,
und dann verzaubert schauen,
den Platz der Ewigkeit.

Seelenflüge

Louise Janmot (1814-1892)

Die Seele öffnet ihre Flügel, wenn sie liebt.
Hebt alle Erdenanker, treibt im Meer des Sehnens,
und so, wie Sommerwolken über Wellen schweben,
treibt sie bis an die fernsten Weltenenden
im Strom der Leichtigkeit dem Liebenden entgegen.

Der Ruf der Seele sucht das Ohr des andern,
der einsam und allein am fernen Ufer stehend wartet
und voller Angst den Weg zurück nicht findet.
Dazwischen sucht die Woge des Vergessens
im Strom verflossener Zeit Vergangenes zu lösen.

Die Seelenflügel sind im Liebesfluge weit gebreitet.
Sie suchen Herzensbrücken über Abgrundtiefen
auf neuem Grund zu bauen, in Liebe fest verankert,
den bodenlosen Strudel fliehend.
Nur, wenn man liebt, dann hat die Seele Flügel.

So nah und doch so weit

Totes Lamm im Schnee – Briton Rivière (1840 -1920)

Ach, würd‘ die Welt doch singen,
bis in den lichten Tag,
in Harmonien klingen,
wie’s Herz und Seele mag.

Ach, würd‘ die Welt genesen,
mit vogelreichem Sang
und Wahrheit uns erlösen,
ein ganzes Leben lang.

Ach, wär doch endlich Stille
und Ruh auf dieser Welt.
Nur Gutes tun, der Wille,
ein Dasein ohne Geld.

Ach, wäre doch schon Frieden,
Gesundheit ohne Leid.
Die Lager voller Blumen
und Kinder voller Freud.

Ach, schmerzte nicht das Sehnen
nach der Vergangenheit…
mit allen Lebensplänen –
so nah und doch so weit.

Sehnsucht und Einsicht

Élisabeth-Louise Vigée-Lebrun (1755-1842)

Lang lag ich wach in abendlicher Stunde,
mein Körper müd, jedoch gedankenhell.
Wird es bald Nacht? Ersehnte Traumsekunde!
Wie ging mein Tagesablauf gar so schnell?

Der frühe Morgen, dem ich einst entstiegen,
ist schon durchlebt. Bin nicht bereit zu scheiden!
Seh‘ die Vergangenheit Revue passieren
auf bunten Wiesen, meiner Kindheit Weiden.

Da lockte neue Sehnsucht mit Erfüllung,
der Geist ließ meine Seele tanzend heben;
des Lebens Suche nach stets neuer Stillung
ließ manches Abenteuer mich erleben.

Ich sah mich selbst, die Hände streckend
nach manchem Glanz, der keiner war.
Zerstörend, seh‘ ich müd mich recken,
das greifend, was sich mir versagte.

Bedenkenlos war’n viele meiner Stunden,
die ich an manchem Tag durchlebte.
So ist Vergangenes mit ihm verschwunden,
was bleibt: das von mir selbst Gesäte.