Er kommt mit großen Schritten;
auf seinen Schultern, drückt die Schwere,
denn was er trägt,
kann nur sein kaltes Wesen tragen,
denn es zerrinnt in wärmevoller Atmosphäre.
Im Rausch des Windes hört man seine Klagen,
die Spuren, die er hinterlässt,
sind Tränen, die zu Schnee geworden.
In Sehnsucht nach Umarmung
darf er nur Kälte geben –
zwiespältig wie das Leben.
Kategorie: Taggedanken
Besenrein

Verdrängung bin ich wie ein Schweigen,
das Erinnerungen wie ein Denkzettel beschwert;
längst vergangene Stunden, deren Treiben
das Bewusstsein wie ein Vakuum entleert.
Bin nichts mehr, nur eine, die gewesen
durch das Tal vergangener Zeiten lief,
die manchmal mit allzu hartem Besen
letzten Schmutz aus ihren Räumen trieb.
Ordnung brachte Licht gerechte Tage,
löste sich von vielen Freundschaftsbändern.
‚Brauner‘ Sinn als infektiöse Plage
ist wie Pest, gefahrlos nicht zu ändern.
Alle sind wir Menschen gleicher Klasse.
Nichts und niemand hat sie zu bewerten!
Die Idee der Schöpfung strahlt aus jeder Rasse;
Herrenmenschen gibt es nicht auf Erden.
Lieber bleibe ich alleine in Gedanken -
besser als verdorbenes Wort zu reden.
Will dem Schöpfer jede Stunde danken,
die ich hier sein darf, im Garten Eden.
Nebelträume

Die Welt ist grau, trägt Schleier in den Bäumen,
es wabern Nebel durch den Straßenzug.
Der Übergang von Nacht zu Tagesträumen
gleitet im zeitlos unbemerkten Flug.
Die Vögel sind verstummt, kein Liebessingen;
die bunten sind dem Grau der Stadt entflogen.
Die Melodie aus hellen Vogelstimmen
ist nun ein Moll betontes Krähen droben.
Das Jahr geht hin, ihm folgen viele Pläne,
die bluterfüllt wie offene Wunden sind;
lebensberaubt wie ausgetrocknete Kanäle,
machen für Zuversicht die Augen blind.
Nebel verbirgt die Menschenferne,
wie sie tagtäglich fremd auf Straßen wandelt.
Nicht eine Seele für mich! Nur zu gerne
hat die Tristesse mich unsichtbar verschandelt.
Mein Herz sehnt sich nach alten Stätten,
dem Elternhaus, wo längst ein Fremder wohnt.
Erinnerungen zieren Schicksalsketten,
verklärt mit Nebel, der in Hirnen thront.
Fremdes Bild

eine Illustration des amerikanischen Künstlers Charles Allan Gilbert (1873-1929)
Fremdes Bild im matten Spiegel.
Wer bist du? Mein Konterfei?
Bist wie ein vergrämter Schatten,
Licht bezeugt nicht faltenfrei.
Treibst aus den Erinnerungen,
die dich dunkeln, lebenslang;
bist im Einst der Zeit gefangen,
die Erinnerung, dein Zwang.
All die einst gelebten Stunden
waren schnell vergangene Zeit.
Viel gerungen, viel vergessen –
Leben webte dir dein Kleid.
Was begehrt und was verloren,
liegt auf deinem Weg des Wandels;
der Vergebung hartes Los
zeichnet mild und abgehandelt.
In den Tiefen deiner Seele
schlummern Träume, die verloren,
nur der Hoffnung weiche Welle
wiegt dich in den neuen Morgen.
Halloween

Die ersten Kerzen sind entzündet,
so mancher Kürbis kriegt Gesicht,
an Halloween wird heut verkündet,
das, was man schenken soll, ist Pflicht.
Vor Türen stehn die frechen Gören,
mit Handylichtern und Geschrei.
Sie drohen denen, die nicht hören,
mit Rache, die gar sauer sei.
So einfach kann man bössein lernen -
die alte Zeit, wo ist sie hin?
Da gingen Kinder mit Laternen
von Haus zu Haus mit gutem Sinn.
Da freute man sich auf die Gaben,
auf Nüsse, Schokolade, Kuchen;
die Leckereien, sie zu haben,
war ein Geschenk für arme Stuben.
Aus Kindermündern wurd‘ gesungen,
heut singt man nicht mehr, nein, man droht;
Amerika ist durchgedrungen,
der neue Mensch im Spaß verroht.

Geschlossene Gesellschaft
Verblichen abgedankt –
erlöste Körper in versunkenen Gründen.
Weltlich entfernt, der Erde abgewandt,
der Zeit entrückt, zum niemals Wiederfinden.
Gereifte Energien, gepflückt im Wandelbaren,
geerntet in der Freude, wo kein Auge weint,
um leibbefreit ihr Sein zu offenbaren,
obwohl gestaltlos unsichtbar es scheint.
Den alten Reigen tanzend - ewige Natur,
um körperlos die Erde loszulassen,
dem Geist des Ursprungs auf der Spur,
den Sinn, die Wahrheit sterbend zu erfassen.
Erkenntnis

Als aus Christen Katholiken wurden,
sind daraus Materialisten entstanden,
damit die einen daran verdienen
und die anderen daran glauben müssen.
Die Natur ist verschwenderisch!
Instinktiv fressen Tiere, bis sie satt sind
und ruhen aus, bis sie wieder hungrig sind.
Beim Menschen ist das anders. –
Konsum macht ihn glücklich!
Mensch kauft sich tausend Dinge,
die er nicht braucht,
von Geld, das er nicht hat,
um anzugeben;
zeigt allen, wie es ihm gelingt,
auf großem Fuß zu leben,
obwohl der Schuh nicht passt.
Damit ihn Leute eindrucksvoll beneiden,
besonders die, die er nicht leiden kann,
macht er Schulden,
finanziert damit das Schöne, Neue,
bis ihn die Krise stoppt in seinem Wahn.
Wachstum und Leistungsfähigkeit -
gelebter Materialismus
Um mit möglichst wenig Menschen
in immer kürzerer Zeit,
bei geringer Bezahlung,
immer mehr herstellen zu können.
Wachstum haben wir mit Schulden finanziert,
deshalb haben wir jetzt eine Schuldenkrise.
Nur einen Ausweg gibt’s, dem zu entkommen:
Wachstum! –
Wie man ihn finanziert? …
„Und ewig grüßt das Murmeltier."
Des Herbstes Abgesang

Gereifte Frucht
befreit verließest du die Hülle Einzigartigkeit,
dientest dem Leben,
doch deine Reife war dem Herbst geweiht,
der dich zu Grabe trug
und dich begrub
im bunten Sommerkleid.
Luftgeister

Herbst nimmt von Zweigen das letzte Blatt,
rüttelt an Sträuchern und Rinden;
regenbeschwert fallen sie hinab,
löst auf, was noch immer sich bindet.
Bin wie ein Blatt, das getaumelt im Wind,
verweht, sanft zu Boden geflogen;
wo all die vielen gelegen sind,
die Frühjahr und Sommerzeit woben.
Luftgeister wirbeln durchs bunte Laub,
bis alle Zweige gelichtet;
meine Gedanken sind wie ein Hauch -
ein Windstoß nimmt fort, was gedichtet.
Oktoberwind

Tage verdunkeln sich;
letzte Vogelschwärme
fliehen im trüben Licht
vor des Frostes Härme.
Oktoberwind, der Wilde –
gerüstet schon zum Kriege,
vertrieb die Sommermilde,
verhilft dem Herbst zum Siege.
Der Blätter letztes Leben,
sie winden sich und springen;
ein Windstoß und ein Schweben
wird sie zu Boden bringen.
Gelassen will ich scheiden -
so fallend wie ein Blatt,
das nach des Herbstes Treiben
nur noch den Winter hat.