Arm der Freundschaft

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Am Arm der Freundschaft durch das Leben gehen -
ein unbemerktes, stilles Dasein, das mir blieb;
mit Leichtigkeit Bekanntschaften zu sehen,
mit denen Oberflächlichkeit die Zeit vertrieb.

Gesiebt zu schauen, wer durch’s Raster fiel,
ein eng gestricktes - wer nicht passte, ging;
zu trennen, was, wie ein verlorenes Spiel,
alltagsbeschwert in meinem Kopfe hing.

Der Arm der Freundschaft ist längst losgelassen,
sie fortzuführen wäre Selbstbetrug;
es trennten uns ungleiche Lebensstraßen.
Saß wohl jahrzehntelang im falschen Zug!

Bücher

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Bücher waren Freunde junger Jahre,
die Gedanken keimten aus dem Grund;
warm war das Papier, das offenbarte,
die geheimsten Wünsche ohne Mund.

Lautlos ließen sich die Seiten blättern,
die gefüllt mit Fantasie und Träumen,
das Papier, es trotzte allen Wettern,
bot mir Wärme, auch in kalten Räumen.

Zeilen boten mir geschriebene Sätze,
die ich auszusprechen gar nicht wagte;
teilten mit mir weltverborgene Plätze,
bis die Einsamkeit mich nicht mehr plagte.

Schreiben, um Missionen zu erfüllen,
als Geschenke im geschriebenen Wort,
sind heut Trost, der mir im Stillen
Beistand ist aus einem reichen Hort.

Hände, die geschrieben, sind zerfallen,
doch ihr Geist schwebt über dem Papier;
unvergessen, die in Bücherhallen
fruchtbar sind. Habt heut noch Dank dafür!

Vom Schnee begraben

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Es schweigt der Wind,
lässt Flocken ruhig tanzen;
die Welt ist puderzuckerweiß geworden.

Trägt alles Welke,
wie in kostbaren Monstranzen,
vom Schnee bedeckt, in einen Wintermorgen.

Altes ging mit dem Jahr,
das, wie verweht, vergangen,
noch schwingt es zeitverloren mit und nah.

Wie ein gelesener Brief,
zerrissen, doch im Herzen wortgefangen,
der Wärme brachte, wo nur Kälte war.

Regenlieder

Gedanken fallen nieder,
als wären sie die Tropfen,
die, wie in Regenliedern,
trommelnd an Scheiben klopfen.

Rinnen vom Licht beschienen,
ins spröde Weltgeschehen,
wo sie dem Schicksal dienen,
es tragend zu verstehen.

Das Grüne floh ins Kühle,
wo wintern die Äonen
und sinkt im Nachtgefühle
ins Reich, wo Träume wohnen,

bis es nach kurzer Dauer
erwacht in Wald und Flur,
so tilgt ein kurzer Schauer
des Menschen letzte Spur,

der im Vorübergehen
des Weges Blumen pflückt,
die bald ins Nichts verwehen,
wie er, - vom Traum beglückt.

Neujahr

Sie ging vorüber, die geweihte Nacht,
die Licht beglückt in Kerzen glänzte,
die aller Welt ein tiefes Fühlen macht
und karge Stuben festlich kränzte.

Und, als sie hinterm Horizont verschwand,
kam nach Silvester kurz durchlebter Pracht,
die Stille hinter ihr, wie ein Verband,
der sich um alte Wunden legt in Neujahrsnacht.

Jahreswechsel

GIF von jorono von Pixabay

Seh mich noch stehn, mit Mutter, Oma,
am weiß-getünchten Fenster, als Raketen knallten,
und es wie spukende Gespenster zur Geisterstunde durch die Scheiben schallte.

Die bunten Blitze blühten auf, wie Wunderkerzen;
ein kurzes Schauen nur, ein kleiner Lichtblick für die Herzen.
Mit großen Kinderaugen dort des nachts zu stehen,
am Arm der Mutter, dem Treiben auf der Straße zuzusehen,
wo Männer zündelnd, prostend tranken, Vater Lachen zeigte,
was sich versteckte, bis erneut das Jahr sich neigte.

Es folgten viele Jahreswechsel – vertrieben die Gespenster;
die Oma fehlt, der Mutter Gegenwart… ach ja,
schon lang gehört es anderen an, das kleine Fenster.


Ich wünsche allen einen
Guten Rutsch, Gesundheit und Wohlergehen!

Schlussakkord

Wilhelm Busch (1832-1908): „Finale furioso.“, 1868
aus: Der Virtuos – Münchener Bilderbogen Nr. 465

Die Partitur wird abgespielt vom letzten Notenblatt,
rieseln wie Schneefall nieder, Töne an seiner statt.

Noch ein paar Klänge, die mit letztem Schwingen,
taktvoll den Raum erfüllt, nach Abschied klingen.

Gesegnet sei das Neue! Das Alte bald verklungen;
das bunte Jahr vorbei, im Abgesang besungen,

wie ein Konzert gespielt – des Lebens Dur und Moll,
mit Liebe inszeniert, voll Hoffnung, ohne Groll.

Schonungslos

Ich verabschiede mich hiermit in eine Pause bis ins neue Jahr. Nach neuen Veröffentlichungen werde ich trotzdem gelegentlich schauen.
Allen Lesern wünsche ich ein friedvolles, besinnliches Weihnachtsfest!

Ein Tannenbaum
liegt schonungslos
und abgeschlagen
auf dem Moos.

Er duftet noch
nach nahem Wald;
am Boden liegt er,
tot und kalt.

Zu fernen Höhen
ging sein Streben,
in jeder Nadel
pulste Leben.

Man arbeitet
mit scharfem Beil
ganz gnadenlos
am Unterteil.

Entfernt die Zweige,
welch‘ an Tagen,
mit Sehnsucht
in den Spitzen lagen.

Kein Gelbfink,
der auf starken Ästen
im Frühling singt,
mit neuen Nestern.

Und auf dem
Marktplatz, wie im Traum,
ward aufgestellt
der Weihnachtsbaum.

Ein kurzes Glitzern,
lichterschwer,
erhellt das Dunkel,
seelenleer.

Die Herzen warm,
die Glocken klingen,
die kleinen Kinder
stehn und singen.

Und schweigend
glänzt ein Sternentraum
dem abgeschlag‘nen
Tannenbaum.

Holzstich von Hans Tegner

Rose im Schnee

Quelle: www.botanikus.de

Durch jedes Lieben geht ein Lichtlein an,
vermehrt entzündet an geweihten Tagen.
Die Nächstenliebe schreitet dem voran,
verstreut voll Güte ihre Liebesgaben.

Gemeinsamkeit im Mühn des Schenkens,
der Zeiten Dunkel tröstlich aufzuhellen.
Sei denen dankbar, die sich selbst verschenken,
die ihre Lichtlein denen zugesellen,

die sterbend um ihr kleines Leben bangen,
die einsam und voll Leid in Hospitälern,
nach Atem ringend, Trost und Zeit verlangen.
Lasst Licht entzünden in den Jammertälern!

Die Menschheit friert so lange schon,
weil jeder nehmen will und keiner geben.
Den Andern wärmen, nur für Gottes-Lohn,
sein eigen Licht entzünden und zum Zeichen heben.

Schaut auf des Wunders lichten Schein,
seht dort die Rose tief im Schnee!
Sie fügt sich strahlend in den Winter ein,
erleidet nicht des Wetters Frost und Weh.

Christkind

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Das Christkind lebt!
Ich hab es kommen sehen.
So leis war es,
ich konnt‘s doch tapsen hören.

Von Geist durchwebt,
im Haar ein güldenes Wehen.
Ja, lächelt nur –
ich kann es doch beschwören!

Ein himmlisch reiner Glanz
auf weißen Schwingen –
einmal im Jahr,
da schwebt‘s von Herz zu Geist.

Nur lichte Freude
will sein Dasein bringen,
und unter hellen Liedern,
die die Menschen singen,
ein Christgeschenk,
das durch die Seelen reist.

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