Neues Jahr 2024

Quelle: Pinterest
Das reine, nicht gelebte,
wie ein Buch,
mit leeren Seiten,
vom Leben selbst beschrieben,
mit Wahrheit, Hoffnung,
Krieg und Frieden,
mit Gutem und mit Bösem,
mit hellen oder dunklen Zeichen
zur Freude oder gar zum Leid,
hält jeden neuen Tag
dir als Geschenk entgegen.

Wie du die Stunden füllen wirst,
mit Leben oder Tod,
mit Liebe, Abschied,
liegt in deiner Hand…
ist Gottes Plan.

Das alte Jahr verging;
Schicksale, die es trug,
sie knüpfen an und werfen Schatten
auf das unbefleckte, neue.

Im Buch des Lebens
schlägt Gott die nächste Seite um.
Fülle mit deinem Licht die Tage
deiner Jahre.
Beleuchte alles Dunkle,
löse auf die Schatten,
zu neuer Hoffnung,
in ewigem Kreislauf!

Übersetzung:

New year

The pure, not lived,
like a book,
with blank pages,
written by life itself,
with truth, hope,
war and peace,
with good and with evil,
with light or dark signs
to joy or even to sorrow,
holds each new day
as a gift to you.

How you will fill the hours
with life or death,
with love, farewell,
is in your hands…
is God’s plan.

The old year passed;
Fates it bore,
they tie up and cast shadows
on the unsullied, new one.

In the book of life
God turns the next page.
Fill with your light the days
of your years.
Illuminate all darkness,
dissolve the shadows,
to new hope,
in eternal cycle!

Nachtgedanken

Leere Nacht - wohin ich schaue!
Von Laternenlicht erhellte, 
triste Gräue, die geflutet,
Dunkelheit dagegenstellte. 

Regenschauer wäscht die Mauern.
Fahl und kalt die Morgenfrühe.
Lichtlos sind des Himmels Pforten,
Wind vertreibt die Wolkenzüge.

Schlafen noch die schwarzen Vögel,
die durch meine Seele zogen;
trübe Welt, wie die Gedanken,
als sie aus dem Traum entflogen. 

Wetterwogen, Winterschwäche –
fern vom lichterfüllten Treiben,
die uns legt die Welt in Zauber,
schneebedeckt im Festtagskleide.

Schicksal webt den rauen Faden,
der aus Schmerz und Leid gesponnen;
tauchen auf aus Nebelmeeren,
wie von Geisterhand gewonnen. 

Doch der Norne dunkles Treiben
in der Menschenwelt Getümmel,
ist die Antwort kalter Herzen -
lieblos scheint ihr Plastikhimmel. 

Unter Bäumen, die bald glänzen
und in grauen Stuben schimmern,
lässt der nahe Klang des Krieges
Gott geweihte Kerzen flimmern. 

Wortlos

Carl Holsøe (1863-1935) – Warten am Fenster
Dies halbe Jahr ging wie im Flug,
so wie die vielen, die vergangen;
des langen Wartens ist’s genug,
die Zeit, vertanes Bangen.

Ob wiederkehrt, was lang schon fort? -
Schicksalhaft war’s geschrieben.    
Es ging vorbei, ohne ein Wort,
wie Wasser fortgetrieben. 

Die Zweisamkeit, das war mein Plan,
doch sollt‘ es anders werden.
Geblieben ist das Bild alsdann,
vom letzten Kuss auf Erden.

Auf Abstand ist mein Leben leicht,
geht ohne Sehnsuchtsplage.
Wie Rosen, die das Schicksal reicht,
sind nunmehr meine Tage. 

Zufall

Quelle: Pinterest
Zur Gewährung zwingend ist die Kraft,
die vom Großen Geist durchdrungen Wege schafft.
Bitte, die so ungeheuer flehend im Gebet,
dass sie flügelgleich zum Himmel schwebt. 

Reine Wünsche, die der Gegenwart entfliehen,
weil sie sehnsuchtsvoll im hohen Geist gediehen;
schicksalshaft bestimmt, vom Menschen zu erfüllen,
auf so vielen Wegen zugeführt, um Gottes Willen. 

Genannt „Zu-fall“, der sich naht in menschlicher Gebärde,
‚fällt‘ von oben her – dient der Mission der Erde. 
Um den eignen Seelenkern mit Licht zu füllen,
wird er plötzlich Bild, entsteht im Stillen. 

Anzusehen, in der Hand zu halten, das Geschick,
ist des Schaffens und des Handelns Glück,
dabei nie die Herzen anderer zertreten,
um emporzusteigen, über alle, die da flehten.   

Schicksal

Vladimir Kush (1965*)- „Birth of love“
Ins irdische Geschehen geboren,
mit einem Bild, das längst umrissen,
musst ernten, was moralverloren,
du einst gesät im Ungewissen.

Fügst ersten unbeholfnen Schritten 
in Freiheit Licht und Schatten ein;
dem schicksalhaften Weg entglitten,
wird zwingend eine Wandlung sein. 

So ist die Freiheit deines Weges
ein Akt, der einen Ausgleich sucht.
Aus Geisteswelt hast du’s errungen,
weil dich ein neues Leben ruft. 

Trittst durch das dunkle Tor der Stille,
geboren, blind und ahnungslos.
Aufwachen, Träumer! Es ist eigner Wille.
Ändern des Schicksals - dein Erdenlos.  


Himmlisches Versprechen

Sulamith Wülfing (1901-1989)
Wenn du mich rufst, dann komme ich
durch finst’re Nacht zu dir.
 
Wenn du mich suchst, dann brennt ein Licht
ganz hell an meiner Tür.
 
Du findest mich im Überall,
siehst mich in deinen Träumen;
 
bin schneller bei dir als der Schall,
wie Wind in allen Bäumen.
 
Den Plan für deine weit’ren Wege,
halt ich in meiner Hand;
 
du wirst sie sicher finden,
darauf hast du mein Pfand.
 
Ließ ich doch mein Vertrauen
und meine Liebe dir,
 
so lass’ mich durch dich schauen,
des Lebens Wunder hier.
 
Dann fließen alle Fragen
und alle Zweifel fort,
 
nie soll dein Herz verzagen,
an einem falschen Wort.

Flügelschatten

Quelle: Pinterest
Als mich des Schicksals Flügel streiften,
nahm es mir einst die Liebe fort.
Verbindung, die vertraulich reifte,
wurde zum lügenvollen Ort.

Der Glanz des Glücks ist längst verschwunden,
mit ihm verschwand die Sehnsuchtspein.
Frei, in Erinnerung verbunden,
so sollen meine Jahre sein.

War nur Gefühl und Unvermögen,
zu halten, was nicht halten kann. 
Mein Wunsch, dass wir zu Höhen flögen,
war nicht der seine, nur mein Plan.

Noch über mir die Flügelschatten,
fand nicht den Weg zum Neubeginn,
sah mich in Einsamkeit ermatten,
erschöpft erkannte ich den Sinn.

Alles im Außen musste sterben,
verging, verblasste und erlosch,
damit ich unter ‚Leichenbergen‘,
die Tür zum Innersten erschloss. 

Es schenkte mir das Schicksal, was es nahm,
weil nun das Licht aus meinem Herzen kam. 

Gefallen und erhoben

Bild von 💌🌸🌷Marion 🌷🌸💌 Wellmann auf Pixabay
Ich hab gerufen und geschrien, 
ängstlich am Tor gerüttelt,
in meinen Fantasien 
mein Schicksal abgeschüttelt.

Doch hat es mich hineingezogen, 
ins ungewisse, nackte Leben, 
so unerbittlich, wie betrogen,
schloss sich das Eisentor mit Beben.

Ich wollt‘ nicht hier sein, einsam
und der Kälte ausgesetzt. 
Gefallen bin ich – es war peinsam,
das ganze Leben, hier und jetzt.

Mein Weg, er wand sich aufwärts,
sturzbereit mein Schritt.
Vertrauen wuchs im Schmerz.
Nur noch ein kurzes Stück! 

Der lange Weg zurück – nie mehr;
verschlossen bleibt das Tor.
Ein Dasein ohne Wiederkehr,
doch treibt mein Geist empor.

Er ist die Quelle meines Seins
in einer Lichtwelt, klar und rein.
Die Flut der Kräfte, jetzt und einst,
werden Führer alle Wesen sein. 

Gottvertrauen

Sulamith Wülfing (1901-1989)
Das Schicksal gibt und nimmt,
in unbestimmter Weise.
Wer gestern noch sich selbst bezwingt,
verlässt die sich’ren Gleise.

Wer heut’ auf Ruhmessockeln glänzt,
in Himmel hochgehoben,
der wird von dem, der ihn gekränzt,
morgen gestürzt zu Boden.

Was gestern noch der Liebe Macht
dir tief ins Herz gesandt,
das hat sich plötzlich über Nacht
ganz wortlos abgewandt.

Das Sichere versinkt im Grund,
was immer währte, geht.
Leben ist Wandel, Moores Schlund.
Nichts bleibt! Was blüht, verweht.

Erinnerung im Weitergehen.
Sei der Narr, der mit leichtem Fuß
Vergangenes, wie ein Tausendschön,
in der Seele mitnehmen muss.

Stroh zu Gold

W. Crane (1845-1915) britischer Maler und Illustrator
Rumpelstilzchen – Grimms Märchen
Zaghafte Schritte setzen wir im Ungewissen,
das schicksalhaft sich auf den Wegen breitet.
Des Menschen Lebensweg ist längst umrissen,
wenn er den angedachten Weg beschreitet.

So, wie ein leeres Blatt, ganz unbeschrieben,
fügt unser Handeln Licht und Schatten ein.
Wir wählten unsren Weg, auch wenn hienieden
das Bild verlorenging im Erdensein.

Bevor wir durch das dunkle Tor geboren,
da rangen wir in Freiheit um dies Leben.
Den Sinn des Leidens haben wir verloren,
das schon auf Erden wird Verwandlung geben.

Mit off’nen Sinnen kommt das Rückerinnern;
wenn wir besonnen unser Schicksal ändern,
dann können wir auch ohne „Rumpelstilzchen“,
allein, den gold’nen Lebensfaden spinnen.