Erinnerungen

Baron Frederic Leigthon 1830-1896

Ach, wie weh wird mir ums Herz,
lausche still den dunklen Tönen;
Seele fühlt den tot geglaubten Schmerz,
kann sich noch nicht ganz versöhnen.
 
Längst vergangen und vorbei
sind die beweinten Zeiten,
dass manche Hoffnung brach entzwei,
wird bang betrübt mich leiten.
 
Die Menschen, die ich einst geliebt,
sind fern und fremd geworden.
Das Glück schlich fort, so wie ein Dieb,
und blieb fortan verloren.
 
So oft geharret und gehofft,
vergeblich war mein Warten,
zierte statt Rosen nur zu oft,
Verdruss den Lebensgarten.
 
Was dort an Blüten voller Pracht,
mit Liebe einst gesäet,
hat mir das Schicksal über Nacht,
wohl gänzlich fort gemähet.
 
Mit leeren Händen steh ich nun,
mein Herz der Wunden viele.
Oh, lieber Gott tausch‘ durch dein Tun,
Unglück in Glücksgefühle.
 

Wandel

Michael Ancher 1849-1927 – Am Krankenbett

Das, was noch vor dir liegt, sind schwere Schritte,
wohin sie führen, das ist dir bewusst;
sind’s doch oft mühevolle Lebenstritte,
die man zum Wandel erst durchlaufen muss.
 
Ich wünsche dir ein weises Handeln,
mutig und stark wirst du dein Ziel erreichen;
die Dunkelheit wird sich zum Lichte wandeln
und neue Wege, hell, vor dir erleuchten.

Schicksalstage

Porträt Hermann Hesse 1905Ernst Würtenberger 1868-1934

Wenn die trüben Tage grauen,
kalt und feindlich blickt die Welt,
findet scheu sich dein Vertrauen
ganz auf dich allein gestellt.

Aber in dich selbst verwiesen
aus der alten Freuden Land,
siehst du neuen Paradiesen
deinen Glauben zugewandt.

Als dein Eigenstes erkennst du,
was dir fremd und feind erschien,
und mit neuem Namen nennst du
dein Geschick und nimmst es hin.

Was dich zu erdrücken drohte,
zeigt sich freundlich, atmet Geist,
ist ein Führer, ist ein Bote,
der dich hoch und höher weist.