Ergießt sich regenschwer vom Himmel, der verborgen blaut, bis hinter nassen Schwaden, aus dunklen Wolken, frachtbeladen, der Morgen graut.
Die Sehnsucht fließt in jedem Tropfen, beugt sich dem Zwang der Erde, saumselig lösen sich die Blätter, zu fallen mit dem Wetter, zielbewusst, dass Herbstzeit werde.
Die müden Blätter fallen von den Zweigen und auf den Straßen liegt das nasse Laub; schwer, wie die Äste sich im Wind verneigen, und Regen mischt sich mit dem Straßenstaub.
Von Ferne naht die Nacht mit dunklen Schatten, und um die Häuserecke pfeift der Wind. Ein braunes Blatt tanzt auf den Gehwegplatten; die feuchte Luft macht Fensterscheiben blind.
Spinnweben schmücken sich, wenn Tropfen fallen – der Regen zieht schon über Stadt und Land. Mit vollen Zweigen die Kastanien prahlen, stehn majestätisch dort am Straßenrand.
Hör’ fern vom Kirchturm her der Abendglocke Ton. Ihr Klang ist anders, als an Sommertagen. Die graue Stille ist des Herbstes Handwerkslohn – bald kommt die Kälte, will das Läuten sagen.
Und oft in dieser finstren Totensonntags-Zeit, lässt sich ein Lichtstrahl durch die kahlen Äste gleiten. So wirst du Mensch – traf dich auch wehes Leid – zu neuer Hoffnung über Gräber schreiten!
Novembertag, du dunkler Pantomime, bist jemand, der nicht gehen will. Treibst hinter Fenster und Gardine Gebärdenspiele, schweigend still.
Wie die Ruinen ausgedienter Hallen, ganz lichtlos, elend, grau erfüllt, verlassen, melancholisch, halb verfallen, bedrückend, scheint bizarr dein Bild.
Der Himmel hängt nicht voller Geigen, er hat sich lichtlos eingehüllt. Aus vielen Wolken tropft das Schweigen – der Tag, er steht mit Schwert und Schild.
Will sich der Helligkeit erwehren, verteidigt seine Dunkelheit und weder Kampf, noch Aufbegehren, hilft abzuwenden diese Zeit.
Zugedeckt mit schweren Schauern
war die Welt – der Sommer ging;
wusch die Hitze aus den Mauern,
kühlte sie zum Herbstbeginn.
In lebendig neuen Bildern
herbstlich wohlgewählter Farben,
wird er Sonnenkräfte mildern,
Sturm wird Wolkenfelder jagen.
Tief im Wald verstummt ein Röhren,
Hirsche von der Lichtung fliehen,
wenn sie Hund und Jäger hören,
ist die Schonzeit längst dahin.
Letzte Früchte lasst den Bäumen
und dem Strauch der Nüsse Zier;
durch die Tage geht ein Säumen,
Winterzeit steht vor der Tür.
Stürme, tobend Wetterrauschen –
herbstlich geht das Jahr dahin;
letzte warme Tage tauschen
Sommerstunden zu Beginn.
Lüfte wirbeln in den Morgen -
Arbeitswelt ist lang erwacht,
folgen ihren Alltagssorgen,
müd‘ bedingt und flatterhaft.
In den Gärten lila schauend
mancher Aster Blütenzier;
Wolken treiben, Regen brauend,
Blitz und Donner folgen hier.
Ball’n sich dunkelschwer zusammen,
Dünste, dichtgewob’ner Schleier;
Blitze hell am Himmel flammen,
sind der schwülen Luft Befreier.
Reinigende Lüfte zäumen
kräfteprüfende Gewalt;
nur gefestigt, wie die Bäume -
haben in sich selber Halt.
Ich friere -
zum ersten Mal in diesem Sommer;
im Raum ist’s kühl,
und ich verliere mich im Anbeginn des Tages.
Die Nacht war kurz,
bedeckte das Gefühl von Gleichmut unter Träumen,
mit Menschen, fremd, von unbekannter Zahl,
von Häusern, die sich an den Straßen säumen.
Ich schließ das Fenster, schaue zu,
wie Regentropfen an der Scheibe gleiten;
in meiner kleinen Welt,
da hat ein Herbst begonnen -
noch bricht ein großes Grün durch feuchte Zeiten.
Es wuchert ungestüm, wird mehr,
verdeckt den Schmutz der Mauerwand
und auf dem Boden blüht ein gelbes Meer,
das sich mit Frühlingslöwenzahn und Klee verband.
Und aus dem großen Wolkennass,
entleeren sich die Tränen, die der Himmel weint,
zeigen die Welt im dunklen Sonnenglas,
wie Buntpapier, durch das gedämpftes Licht durchscheint.
Von dem goldnen Sonnenwagen floh das Strahlen,
und die feinen Engelsstimmen sangen,
selig säuselnd, fernen lichten Worten folgend,
schwerelos und traumverhangen.
Als Insekten heimelig in Düften schwirrten,
legte Regen sich aufs Land und brachte Leere.
Auf die grauen, trocknen Steine dieser Stadt,
rieselte das Nass aus Wolkenschwere.
Milde Winde streiften Grund und Boden,
schauerliche Klänge trafen ein mit dunklen Schatten,
wirbelten auf durstig, schwacher Erde;
fegten Blütenpracht aus farbigen Rabatten.
Wie ein Lindwurm, der mit feurig‘ Prahlen
Angst verbreitet, kam der Blitz mit Tosen,
mit weit aufgerissenem Rachen fletschte er die Zähne. -
Zerwühlt, zerfetzt, liegt aller Flor zu Boden.
Zum feuchten Grabe wurde Mutter Erde
und leckt sich ihre Wunden unter Schmerzen,
und die Natur, sie raunte ihr Gebet zum Himmel,
bittet um neue Kräfte, tief im wilden Herzen.
Still schlich der Abend in den Tag und dunkelt,
schob Wolkenreste fort ins Niemandsland,
wo Wasser rinnt, vorbei an flachen Ackerbreiten,
mit denen sich der Heimat Klang verband.
Der Himmel ist bedeckt
und Regen rinnt,
der Boden nass befleckt
bevor der Guss beginnt,
und an den Fenstern
nässen Tropfen Scheiben.
Wie feuchte Herbstgespenster
Spiele treiben!
Mit Wolkendecken ist die Welt verhangen,
das Leben trägt ein tristes Kleid.
Der Sommer ist schon lang vergangen,
und in den Zweigen ruht die Zeit.
Wie’s prasselt, hämmert, schüttet
und an den Scheiben rüttelt;
die Tropfen fallen nieder,
schlagen ans Glas und wieder
steht lang ersehnter Regen,
auf Dächern und auf Wegen.
Der Marktplatz ist verlassen,
und über nassen Straßen
gehn Blitz und Donner nieder,
flüchtig, doch immer wieder,
versickern Regenmassen,
wo‘s die Kanäle fassen.
Ich stehe an den Scheiben,
beschau das nasse Treiben.
Verkürzt sind unsere Tage,
die Kälte wird bald Plage.
Wärme wird fortgeschwemmt,
nichts, was das Frieren dämmt.
Graue Welt, nach langersehntem Regen
sind die Farben dir im Nass verwaschen,
und der sehnsuchtsvoll erbet‘ne Segen
legt sich über Land und Menschenmassen.
In den Pfützen springen Regentropfen;
gegen gelbe Wipfel stößt der Wind,
hinter Wolken liegt der Himmel offen,
Fensterscheiben sind beschlagen, blind.
Nuancenreich und gelblich überhaucht
scheinen herbstlich alle Pfade hier,
wo der Weg im Nebel untertaucht,
zeigt das Tor zur großen Rast sich mir.
Abgeerntet geht die Welt in Ruhezeit,
beendet aller Früchte Reifefrist.
Trägt ein Bild von Makellosigkeit,
die Geist der ewig jungen Zukunft ist.
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