Balkone brüsten sich gegen die Winde, die bald erzittern in stürmischer Zeit; sie rütteln an Bäumen, Wipfel und Rinde streifen sie eilig, mal rau und mal weich.
Der Staub der Felder, er ist längst verflogen, verwehte im gleißenden Hochsommerlicht, und dort, wo reife Feldfrüchte wogten, sind leer die Schollen mit Stroh vermischt.
Erste Schwalben ziehn Richtung Süden, trennen sich früh von der kargen Natur. Bald werden viele nach Afrika fliegen, folgen dem Flucht-Trieb auf uralter Spur.
Dann wird sie kommen, die Zeit der Raben, als würden sie krächzend Unheil bringen und mit den vom Herbst gefärbten Gaben die Zeit belasten mit unschönen Dingen.
Regengetränktes Herbstlaub wird fallen; der September vergeht, seine Zeit fast verstrichen. Golden, so sei der Oktober uns allen, wenn auch das Grün vielfarbig verblichen!
Ergießt sich regenschwer vom Himmel, der verborgen blaut, bis hinter nassen Schwaden, aus dunklen Wolken, frachtbeladen, der Morgen graut.
Die Sehnsucht fließt in jedem Tropfen, beugt sich dem Zwang der Erde, saumselig lösen sich die Blätter, zu fallen mit dem Wetter, zielbewusst, dass Herbstzeit werde.
Die müden Blätter fallen von den Zweigen und auf den Straßen liegt das nasse Laub; schwer, wie die Äste sich im Wind verneigen, und Regen mischt sich mit dem Straßenstaub.
Von Ferne naht die Nacht mit dunklen Schatten, und um die Häuserecke pfeift der Wind. Ein braunes Blatt tanzt auf den Gehwegplatten; die feuchte Luft macht Fensterscheiben blind.
Spinnweben schmücken sich, wenn Tropfen fallen – der Regen zieht schon über Stadt und Land. Mit vollen Zweigen die Kastanien prahlen, stehn majestätisch dort am Straßenrand.
Hör’ fern vom Kirchturm her der Abendglocke Ton. Ihr Klang ist anders, als an Sommertagen. Die graue Stille ist des Herbstes Handwerkslohn – bald kommt die Kälte, will das Läuten sagen.
Und oft in dieser finstren Totensonntags-Zeit, lässt sich ein Lichtstrahl durch die kahlen Äste gleiten. So wirst du Mensch – traf dich auch wehes Leid – zu neuer Hoffnung über Gräber schreiten!
John Atkinson Grimshaw (1836-1893) – November Morgen
Novembertag, du dunkler Pantomime, bist jemand, der nicht gehen will. Treibst hinter Fenster und Gardine Gebärdenspiele, schweigend still.
Wie die Ruinen ausgedienter Hallen, ganz lichtlos, elend, grau erfüllt, verlassen, melancholisch, halb verfallen, bedrückend, scheint bizarr dein Bild.
Der Himmel hängt nicht voller Geigen, er hat sich lichtlos eingehüllt. Aus vielen Wolken tropft das Schweigen – der Tag, er steht mit Schwert und Schild.
Will sich der Helligkeit erwehren, verteidigt seine Dunkelheit und weder Kampf, noch Aufbegehren, hilft abzuwenden diese Zeit.
Zugedeckt mit schweren Schauern
war die Welt – der Sommer ging;
wusch die Hitze aus den Mauern,
kühlte sie zum Herbstbeginn.
In lebendig neuen Bildern
herbstlich wohlgewählter Farben,
wird er Sonnenkräfte mildern,
Sturm wird Wolkenfelder jagen.
Tief im Wald verstummt ein Röhren,
Hirsche von der Lichtung fliehen,
wenn sie Hund und Jäger hören,
ist die Schonzeit längst dahin.
Letzte Früchte lasst den Bäumen
und dem Strauch der Nüsse Zier;
durch die Tage geht ein Säumen,
Winterzeit steht vor der Tür.
Stürme, tobend Wetterrauschen –
herbstlich geht das Jahr dahin;
letzte warme Tage tauschen
Sommerstunden zu Beginn.
Lüfte wirbeln in den Morgen -
Arbeitswelt ist lang erwacht,
folgen ihren Alltagssorgen,
müd‘ bedingt und flatterhaft.
In den Gärten lila schauend
mancher Aster Blütenzier;
Wolken treiben, Regen brauend,
Blitz und Donner folgen hier.
Ball’n sich dunkelschwer zusammen,
Dünste, dichtgewob’ner Schleier;
Blitze hell am Himmel flammen,
sind der schwülen Luft Befreier.
Reinigende Lüfte zäumen
kräfteprüfende Gewalt;
nur gefestigt, wie die Bäume -
haben in sich selber Halt.
Ich friere -
zum ersten Mal in diesem Sommer;
im Raum ist’s kühl,
und ich verliere mich im Anbeginn des Tages.
Die Nacht war kurz,
bedeckte das Gefühl von Gleichmut unter Träumen,
mit Menschen, fremd, von unbekannter Zahl,
von Häusern, die sich an den Straßen säumen.
Ich schließ das Fenster, schaue zu,
wie Regentropfen an der Scheibe gleiten;
in meiner kleinen Welt,
da hat ein Herbst begonnen -
noch bricht ein großes Grün durch feuchte Zeiten.
Es wuchert ungestüm, wird mehr,
verdeckt den Schmutz der Mauerwand
und auf dem Boden blüht ein gelbes Meer,
das sich mit Frühlingslöwenzahn und Klee verband.
Und aus dem großen Wolkennass,
entleeren sich die Tränen, die der Himmel weint,
zeigen die Welt im dunklen Sonnenglas,
wie Buntpapier, durch das gedämpftes Licht durchscheint.
Bild von Konstantinos Skenteridis / Quelle: Pinterest
Von dem goldnen Sonnenwagen floh das Strahlen,
und die feinen Engelsstimmen sangen,
selig säuselnd, fernen lichten Worten folgend,
schwerelos und traumverhangen.
Als Insekten heimelig in Düften schwirrten,
legte Regen sich aufs Land und brachte Leere.
Auf die grauen, trocknen Steine dieser Stadt,
rieselte das Nass aus Wolkenschwere.
Milde Winde streiften Grund und Boden,
schauerliche Klänge trafen ein mit dunklen Schatten,
wirbelten auf durstig, schwacher Erde;
fegten Blütenpracht aus farbigen Rabatten.
Wie ein Lindwurm, der mit feurig‘ Prahlen
Angst verbreitet, kam der Blitz mit Tosen,
mit weit aufgerissenem Rachen fletschte er die Zähne. -
Zerwühlt, zerfetzt, liegt aller Flor zu Boden.
Zum feuchten Grabe wurde Mutter Erde
und leckt sich ihre Wunden unter Schmerzen,
und die Natur, sie raunte ihr Gebet zum Himmel,
bittet um neue Kräfte, tief im wilden Herzen.
Still schlich der Abend in den Tag und dunkelt,
schob Wolkenreste fort ins Niemandsland,
wo Wasser rinnt, vorbei an flachen Ackerbreiten,
mit denen sich der Heimat Klang verband.
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