Hitzewelle

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Die Hitze hat des Sommers Los gesprochen,
doch fühlt man schon den nahen Regen
und bald, mit unsichtbarem Degen,
hat jeder Blitz den Hitzeschild zerbrochen.

Hör‘ in der Ferne erstes Donnergrollen,
der Himmel ist verdichtet, Wolken ziehen.
Ein jeder Halm schickt seinem Durst ein Wollen,
als würden Pflanzen vor der Hitze fliehen.

Bewegungsarm die Menschen in den Räumen,
voll warmer Luft gelingt das Atmen schwer.
Der Wunsch nach Kühle ist in allen Träumen - 
wie einst vom Sommer – bloße Gegenwehr.

Gewitterstimmung

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Voll Sorge saß ich lang,
als Regentropfen unaufhaltsam
gegen meine Scheiben klopften.
Mein Herz wurd’ bang.
 
Ich schloss das Fenster, weil es stürmte.
Die Straßen waren leer, das Leben fort;
am Horizont sich schwarze Wolkenmassen türmten,
bedrohlich war die Stille hier am Ort.
 
Ich schaute, wie der Sturm die Bäume knickte,
wich einen Schritt zurück in Sicherheit,
und als ich wieder auf die Straße blickte,
war keine Seele dort zu sehen, weit und breit.
 
Der Regen kam in sintflutart’gen Bächen,
die sich vom Dach ergossen, wie ein Wasserfall.
Es war, als müssten alle Dämme brechen
und die Natur ertrinken, überall.
 
Der Sturmwind heulte um die Dächer,
nahm Ziegel sich als Opfergabe
und in der Ferne zwischen Wolkenfächern,
durchzuckten Blitze, grell, mit Imponiergehabe.
 
Weltuntergang – die Luft ist stickig schwer,
nachtschwarzer Tag, gefärbt in gelbes Licht.
Nur Donnergrollen ist zu hören ringsumher,
die Erde zeigt ihr zorniges Gesicht.
 
Es ist, als würden alle Englein Trauer halten,
beweinen heut’ der Menschheit missliches Geschick,
ermahnen sie durch die Naturgewalten,
zur Umkehr und zur Demut – einen Augenblick.

Aprilwetter

Winde stürmen heut ums Haus,
winden sich mit Saus und Braus
durch die alten Bäume,
löschen frühe Träume.

Regentropfen, monoton,
treffen stets denselben Ton,
wenn sie niederfallen,
prasseln und verhallen.

Hingeplätschert klingt ihr Takt
niederschmetternd abgehackt,
Tropfen-Partituren,
ticken wie die Uhren.

Winter schickt April ins Land,
naht sich ihm mit nasser Hand,
treibt die rohen Bläser,
über Fenstergläser.

Dunkelheit will heut’ nicht gehn,
lässt die Welt im Regen stehn,
Wetter bringt uns wieder
keine Sonntagslieder.

Herbstgefühle

John Atkinson Grimshaw (1836-1893)

Man kann nur schlafen oder müde schauen,
den großen Wolkenschäfchen folgen,
vor des Himmels Grauen,
die schnell zerpflückt in Wirbel ziehen,
abends zum roten Horizont entfliehen.

Nur kühle Luft streift durch die
asphaltgrauen Straßen,
die nebeltrüb, vom Dunst beladen,
das Leben in die Häuser treibt,
wo Tropfen hängen an Fassaden
und die Natur erstarrt und schweigt.

Herbststurm

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Es türmt der Sturm die Wolken auf,
und rüttelt an den Bäumen,
ein Regentag nimmt seinen Lauf,
der Mensch erwacht aus Träumen.

An Fensterscheiben, tropfenschwer,
rinnt früh der erste Schauer.
Die Welt scheint einsam, vogelleer,
und muss sich selbst bedauern.

Wo noch der Blüten letzte Pracht
bis in den Herbst geschoben,
kam nun der Wind, hat über Nacht
den bunten Flor zerstoben.

Bald eilt vorbei, was zwingend muss,
vom Rückenwind getrieben.
Die Straße scheint ein grauer Fluss,
das Wetter windbetrieben.

Herbststimmung

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Wenn die Sonne nicht mehr scheinen will,
steht der Antrieb unsres Handelns still.

Die Natur zieht auf mit Wolkentürmen,
Regen wird das trockne Land erstürmen.

Wo der forsche Wind durch die Alleen weht,
werden grüne Wipfel wie im Tanz bewegt,

und der Herbst singt seine bunte Melodie,
„Abschied“, klingt im Blätterrauschen, irgendwie,

tragen das vergang‘ne Jahr im Blattgewand,
wenn sich Morgendunst im ersten Nebel band.

Frühlingshaft sind junge Menschenleben,
ganz von ungestümer Lebenslust umgeben,

doch bereits im blumenvollen Lenze,
bindet man des Herbstes letzte Kränze.

Wenn bei wilden Stürmen, nassem Wetter,
lichten sich die Zweige, fallen Blätter;

muss bei jedem müden Niedersenken,
an das Sterben von Natur und Menschen denken.

Regentag

Hugo Wilhelm Kauffmann (1844-1915)

Ein Sommertag erwacht aus Träumen,
vertreibt die kühlen, dunklen Stunden,
und durch die dicht belaubten Bäume,
ersehnt man der Sonne goldenes Funkeln.

Dem Wind im Wald der Blätter lauschen,
ihr Auf und Ab, Wiegen und Schwingen,
luftig durchfährt sie ein Klingen und Rauschen,
bringen der Erde ein seliges Singen.

Die Sonnenkraft zeigt gemilderten Glanz,
dunkle Wolken durchstreifen den Himmel,
manchmal erscheint ihr Strahl in Distanz,
den Sonnenschein wird sie nicht bringen.

Bis zum Abend entladen sich Tropfen zuhauf,
prasseln gegen die Fensterscheiben.
Der Himmel macht seine Schleusen auf,
wird des Sommers Wärme vertreiben.

Regen

Rain – Gemälde von Morgan Weistling

Trüb ist der Morgen,
die Sonne verborgen,
stürmisch der Wind.

Steh wie ein Kind,
betrachte das Treiben
durch Fensterscheiben,
die von Feuchtigkeit blind.

Die Güsse, sie rauschen,
ein Bangen und Lauschen,
sie fallen auf Straßen,
die nass und verlassen.

Die staubigen Tropfen,
sie prasseln und klopfen,
ziehn in die Kanäle,
der schmutzigen Säle.

Bringt Kühle auf Wunden
der heißen Stunden,
fegt mit Wind und Regen,
auf irdischen Wegen.

Mücken und Menschen

© Ingo Bartussek – Fotolia.com

Auf die alte Regentonne
fiel die erste Morgensonne,
wo sie schlafen,
die Mückenlarven,
bis zum Verpuppen,
in großen Gruppen.

Sie hingen nass,
im dunklen Fass,
erquicklich in der seichten Brühe,
erwachten sie in Herrgottsfrühe,
der Spaß vorbei,
das Einerlei.

Der Wasserspiegel sank
im morschen Regentank,
bis man’s entdeckte:
es leckte.

Besser wär’s hinaus zu hüpfen
und zu schlüpfen,
dachten sich die Puppen
am Schuppen.

Mücken Mädchen war’n geboren,
Männchen hatten längst verloren,
saßen nur noch dumm
auf den Pflanzen rum.

Mädchen wetzten ihre Stachel,
und sie lernten, Blut und Rache,
böse vor sich hin zu brummen
und beim Saugen zu verstummen.

Menschenblut auf ihren Fährten,
jagen spielend durch die Gärten,
fliegen durch die warme Luft,
durch den Sommerregenduft.

Finden wieder eine Tonne,
lockt sie in der späten Sonne,
und der lang ersehnte Regen,
lädt sie ein zum Eierlegen.

Es gibt in verschied’nen Schichten,
die böse brummen und die schlichten,
und and’re gibt’s, die hängen rum,
zu dumm.

Sonne

Du güldner, großer Lichterkranz,
ich misse deine Strahlen.
Wann wirst du neuen, warmen Glanz
auf unsre Erde malen?
 
Ich friere ohne dein Gewand
aus goldnem, hellem Leuchten,
und weiter treibt das ganze Land
im Regen trüb, dem feuchten.
 
Streu deinen warmen Feuerschein
auf unsre dunkle Welt.
Hüll’ uns in traute Wärme ein,
die unser Herz erhellt.
 
Komm doch, oh Wind, treib fort von hier,
der Wolken Regenfülle,
und bring zurück das Strahlen mir,
in reinster Sonnenstille.