Herbstzeit

Die müden Blätter fallen von den Zweigen
und auf den Straßen liegt das nasse Laub;
schwer, wie die Äste sich im Wind verneigen,
und Regen mischt sich mit dem Straßenstaub.
 
Von Ferne naht die Nacht mit dunklen Schatten,
und um die Häuserecke pfeift der Wind.
Ein braunes Blatt tanzt auf den Gehwegplatten;
die feuchte Luft macht Fensterscheiben blind.
 
Spinnweben schmücken sich, wenn Tropfen fallen –
der Regen zieht schon über Stadt und Land.
Mit vollen Zweigen die Kastanien prahlen,
stehn majestätisch dort am Straßenrand.
 
Hör’ fern vom Kirchturm her der Abendglocke Ton.
Ihr Klang ist anders, als an Sommertagen.
Die graue Stille ist des Herbstes Handwerkslohn –
bald kommt die Kälte, will das Läuten sagen.
 
Und oft in dieser finstren Totensonntags-Zeit,
lässt sich ein Lichtstrahl durch die kahlen Äste gleiten.
So wirst du Mensch – traf dich auch wehes Leid –
zu neuer Hoffnung über Gräber schreiten!
 

Reifezeit

John Atkinson Grimshaw (1836 -1893)
Graue Welt, nach langersehntem Regen
sind die Farben dir im Nass verwaschen,
und der sehnsuchtsvoll erbet‘ne Segen
legt sich über Land und Menschenmassen.

In den Pfützen springen Regentropfen;
gegen gelbe Wipfel stößt der Wind,
hinter Wolken liegt der Himmel offen,
Fensterscheiben sind beschlagen, blind. 

Nuancenreich und gelblich überhaucht
scheinen herbstlich alle Pfade hier,
wo der Weg im Nebel untertaucht,
zeigt das Tor zur großen Rast sich mir.

Abgeerntet geht die Welt in Ruhezeit, 
beendet aller Früchte Reifefrist.
Trägt ein Bild von Makellosigkeit,
die Geist der ewig jungen Zukunft ist.