Edmund Blair Leighton (1852-1922) – The Unknown Land
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
und während Tage und Jahre verstreichen,
werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
da blüht nichts mehr.
In der Bilderkiste kramen –
ist doch schon so lange her,
und die Stellen vieler Namen
bleiben trotz des Grübelns leer.
Wie herausgebrochene Szenen
meines Daseins Weggefährten,
die einst unter tausend Tränen,
mich den Ernst des Lebens lehrten.
Bilder, die den Glanz verloren –
schließ‘ den Deckel meiner Kiste.
Fotografisch eingefroren,
Menschen, die ich einst vermisste.
Das zeigt meinen Baum des Lebens,
den der Geist der Ahnen pflanzte,
dessen Pflege - oft vergebens,
Löcher in die Seele stanzte.
Wenn ich vor dem Spiegel stehe,
sehe ich ein zitt’rig Bild.
„Bin das ich, was ich dort sehe?“,
frag ich mich und lächle mild.
Ein letzter Tag in bunten Osterzeiten,
der, wie so manch ein and‘rer Tag verging,
gleich einem Bogenstrich, auf alten Saiten,
bereit zum Sprung, ein wundgescheuert‘ Ding.
Gefärbte Eier, wie an Kindertagen -
niemand, der lacht und strahlt vor Glück.
Allein bleib ich mit all‘ den vielen Fragen,
nach denen, die aus meiner Welt entrückt.
Doch redsam ist die Stille in den Wänden,
gibt mir ihr Geist, der immer noch bei mir,
die Antwort in mein Herz: „Es wird nie enden!
Bist du bei mir, so bin ich auch bei dir.“
In dieser Hoffnung werd‘ ich wieder Eier färben,
werd‘ denken an vergang’ne Ostertage;
trübe Gedanken sollen nicht verderben,
was ich in all‘ der Zeit erfahren habe.
Kein Läuten mehr – die Osterglocken schweigen!
Still lastet Schwere auf dem kalten Tag,
und wieder liegen Fröste auf den Zweigen,
als wenn die Welt uns nicht mehr blühen mag.
Das Vogelsingen ist heut leis geworden.
Die Straßen leer, selbst Kinderlachen schweigt.
Das Leben scheint mir beinah ausgestorben,
wenn rauer Wind die frischen Wipfel streift.
Die Jahre sind so schnell dahingegangen.
Es blieb ein welker Kranz aus ferner Zeit.
Ob meinem wehen Herzen noch, dem bangen,
ein wenig Zuversicht erhalten bleibt?
Wohl dem, der aus des Lebens schweren Tagen
und aus den Stunden ungetrübten Glücks
ein Leuchten darf in seiner Seele tragen…
ein Sonnenlächeln göttlichen Geschicks.
Wenn alles schweigt, dann flüstern die Gedanken. Draußen die Welt, im Zeitgeist ihrer Schranken.
Die Einfalt tanzt in elitären Kreisen, hilft Hirngespinsten falsche Freiheit tragen. Gefährlich droht die Dummheit zu entgleisen und trägt zum Massengrab die Todeszahlen.
An Tagen reißen die Kalenderblätter, sind Maßband zwischen Anbeginn und Ende, Erinnerung in abgelebter Kette, hängt wie verharzt am stillen Zeitenpendel.
Vergang’nes will mit groben Händen greifen, durch Dickicht von Dornröschen-Träumen, zieht lebenslange Dauerschleifen, wie Raben, kreisend über Bäumen.
Mein Engel warst du – hab‘s zu spät erkannt. War Mutter dir, musste auch Vater sein. Dein richt’ger, der im andern Land, längst fort für immer, er ließ uns allein.
Hab mich bemüht, wie’s jede Mutter tut, die ihren Schatz behüten will und muss. Stets Sorge trug ich. War das alles gut? Es bleiben viele Fragen, nach dem Schluss.
Dein Kindermund – er hat so gern gelacht! Er war mir alles, doch ich hab geschwiegen. Dass ich dich liebe, hab ich dir gesagt; ich wünschte, dich noch mal im Arm zu wiegen.
Stolz war ich, wo die übrigen Familienkreise nur abwertend über dich sprachen. Hautfarbe: braun, und nicht wie sie, die Weißen, als „Niggerkind“, den ‚Stab über dich brachen‘.
Du warst mein Augenstern! Die kleine Welt, die ich dir bot, war alles, was ich geben konnte. Ich war allein auf mich gestellt, als Gott mich mit dir reich belohnte.
Gelassenheit hast du mir vorgelebt, wo ich die Ordnung suchte und den Halt. Du bist mir voll des Lebens fort geschwebt, als man dich rief, ging die Gestalt.
Für welche Schuld ist meines Leidens Lohn? Ist sie bezahlt? Nun kommt geweiht, die Nacht! Feiere sie jährlich nur mit dir, mein Sohn. Schau, viele Kerzlein hab ich schon entfacht.
Und bald hebt an das wundersüße Singen, wenn Gott es will, nimmt er mich mit. Hebt mich zu dir, auf unsichtbaren Schwingen… mein Traumbild flieht…muss noch ein kurzes Stück.
Das letzte Wegstück ist des Kreuzes Sinn, wird bitter auf mir ruhn – ein schwer Geschick. Doch Kreuzesträger sein, ist Menschenlohn, getragenes Leid wird allergrößtes Glück.
Ich war noch klein, die Neugier groß, die Welt lag vor mir, wie ein Garten. Alles schien bunt und sorgenlos, als würd‘ das Leben auf mich warten.
Und manchmal gab’s gewisse Tage, die waren anders, voller Staunen. Für Frauenhände eine Plage, sehr arbeitsam und voller Launen.
Der Ofen war Brikett gefeuert, vorbei die Nacht, es graut der Tag, als Mutters Waschbrett schon bescheuert, mit rauer Hand, nach alter Art.
Geschrubbt, gewrungen und geschlagen, mit blauen Fingern ohne „Ach“, zog trübe an so manchen Tagen, der Laugenbrühe Schwaden ab.
In kalten Stunden deckten Stellen aus Wasserdampf die Kübel zu. Im Laugen-Sud schwenkte die Welle im Bottich hin und her im Nu.
Die Dämpfe in des Tages Frühe rochen nach Soda und nach Seife. Gespült, gewrungen voller Mühe, bekamen Kragen ihre Steife.
Mutter und Oma schleppten Körbe mit frischer Wäsche in den Garten. Damit was nass, schnell trocken werde, wo draußen Wind und Sonne warten.
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