Sternenregen

Quelle: Pinterest
Am Ende der Zeit wird es Sterne regnen,
wie Karfunkelsteine werden sie fallen,
leuchten und kleiner sein in allem.

Die Herzen der vielen, die schon gegangen,
werden scheinbar zu pochen anfangen,
lassen den Puls der Zeitlosigkeit erfassen;
Gott wird sie im Menschsein belassen. 

Im Weltall werden tausend Sonnen verschmelzen,
der Himmel wird leer sein, nur erfüllt vom Licht,
und an allen Stellen
wird sich ewiger Tag erhellen,
aus dem ein Strahlen facettenreich bricht.

Ein Klang, wie von Engelsgesängen,
wird schwebend all das Leid zu Grabe tragen,
das sich an Erdentagen
Stufen zum Himmel eines jeden baute,
und von dort oben alle Blindheit verjagen,
die in den alten Köpfen graute. 

Des Lebens Buntheit

Vincent van Gogh (1853-1890)
In Seinen Armen lass mich Frieden finden -
Er ist der Große Geist, der alles hält;
lass Ihn den Strauß des Lebens Buntheit binden,
von Stacheln frei gereicht zum Heil der Welt.

Auf Seinen Flügeln durch die Welten reisen,
getragen von der Macht der Energie;
durch Ihn in Licht und Liebe aufwärts kreisen
wie eines Adlers Flug in Fantasie.

In Seiner Schöpfung lass mich Heimat finden,
wie im Vergissmeinnicht erneuernd meine Zeit;
lass mich mit jedem Schritt die Welt ergründen,
am Wegesende die Unendlichkeit.

Neue Zeit

Leberblümchen – Quelle: Pinterest
Was ich sehen sollte, habe ich gesehen
und gefühlt so manche Dinge;
hab viel Zeit vertan und muss gestehn,
dass ich heut noch mit den Bildern ringe.

Die Vergangenheit, sie hält mich wach,
manchmal richtet sie den Blick auf mich.
Manchmal werde ich im Starksein schwach,
weine bittere Tränen, innerlich.

Irgendwann kommt eine neue Zeit,
sie spült alles Alte in mir fort;
finde Ganzheit und Vollkommenheit
an der blauen Blume Sehnsuchtsort.

Osterglocken

Foto: privat
Regenschleier, Nebel wallen –
Welt, wie kühl ist dein Erwachen!
Werden warme Sonnenstrahlen
Tagesstunden lichtvoll machen?

Wenn die Osterglocken läuten,
will des Klanges Ruf uns dienen,
und die frohe Botschaft deutet
jeder Ton, der schwingt in ihnen.

Noch verhüllt von dichten Zweifeln,
wie der Dunst die Sonne deckt,
wird der Glaube siegend reifen,
der erst klärt, dann siegt und weckt.

Schein-bar

Quelle: Pinterest
Wenn Gott den Schleier hebt und wir erkennen,
sie stimmt, die längst verspürte Ahnung,
die Zu-fall, Ein-sicht oder Geistesblitz wir nennen,
dann öffnet sich die Tür zur Offenbarung.

Sind wir nur Körper? Erdverlass’ne Kreaturen?
Ist unser irdisch Reich nur Schein, nicht Wirklichkeit?
Nur Spiegelbild, sich ändernd seit Äonen,
die leere Form - des Lebens abgestreiftes Kleid?

Was wir für wesentlich und wichtig halten,
dient der Materie - freier Geist wird Knecht.
Er dient im Kerker der Naturgewalten,
gefang’nes Ego, wird sich selbst gerecht.

Die Erden-Geister sind zu Eis erstarrtes Wasser;
in tiefster Unbewusstheit schwingt das Leben.
Ein auf Erlösung festgelegtes Raster,
den Geist in sich, zum Ursprung strebend.

Nur bei gefühltem Glück, da bricht die Hülle,
wenn das Bewusstsein durch die Mauern schaut
und Freiheit sieht, den reinen Geist der Fülle,
der fruchtbar wird, wie Eis, wenn Licht es taut.

Das Licht der Welt

Vladimir Kush *1965 – Lichtschmetterling
Ich folg‘ Deinem Ruf seit ewigen Zeiten,
manch endlose Nacht hab ich Deiner gedacht.
Dein Name wird mich in die Zukunft geleiten,
Du hast manchen Sturm mir im Herzen entfacht.

Gesät hast Du Liebe in vielerlei Worten,
gepflanzt wie die Rose, von Dornen befreit.
Geleuchtet hast Du mir an finstersten Orten,
warst Licht mir, hast Blüten auf Wege gestreut.

Durch brennende Welten hast Du mich getragen,
gekühlt von des Windes balsamischem Hauch;
hast Dichterworte in Felsen geschlagen,
bist Sonne mir und Morgenstern auch.

Du sendest Worte mit Wahrheit zum Herzen,
versiegelst sie dort im göttlichen Innen,
erhellst die Fragen mit Wunderkerzen,
gibst meinem Leben ein lichtvolles Sinnen

Dornen

John William Waterhouse (1949-1917)

So wie des Pflückers Zoll die blut’gen Hände,
wenn er die stolze Rose bricht,
so ist der Trennungsschmerz am Ende
des Lebens auf dem Weg ins Licht.
 
Dann bist so schmerzlich du umfangen,
fühlst dich alleine ohne Sinn,
hältst zur bereits geschlag’nen Wange
dem Schicksal noch die andre hin.
 
Du klammerst dich an die Sekunden,
am Ende bricht dein letzter Blick,
und hast du Traurigkeit empfunden,
tauchst du nun ein in lichtes Glück.
 
Musstest im Kampfe unterliegen,
als Sieger trittst du nun hervor,
gekränzt mit dornenlosem Frieden,
der Rosen dort am Himmelstor.

Aus unsichtbarer Welt

Als ich mit 50 Jahren zu schreiben begann, habe ich dieses Gedicht von meiner geistigen Begleitung empfangen, die immer bei mir ist, wenn ich sie brauche. Ich denke gerne an die Anfänge meines Schreibens zurück. Die Verse habe ich damals ohne nachzudenken notiert. Jedes Wort war ein Geschenk, das ich hier noch einmal veröffentliche.

Sir Edward Burne-Jones (1833-1898), Phyllis and Demophoön

Ich möcht‘ aus deiner Seele lesen,
erfühl’n die Göttlichkeit in ihr,

möchte als unerkanntes Wesen
die Rose sein, vor deiner Tür.

Möchte dich in Gedanken halten,
zum Tanze nah dich wiegend schwingen

und dir die Blume für dein Haar
aus dem verbot’nen Garten bringen;

möchte im Mondschein dich bezaubern,
mit Sternen, die am Himmel tanzen,

dir nur die schönsten aller Rosen
in deine Herzenslaube pflanzen;

möchte dein Narr sein und dein Held,
der treu und schützend dich umgibt,

der dich aus unsichtbarer Welt
bereits seit Ewigkeiten liebt.

Will sanft dich sicher halten,
wenn du zu fallen drohst,

möcht‘ deinen Weg begleiten,
ewig und grenzenlos.

Ungeduld

Aufstieg – Ferdinand Hodler 1853-1918
Ungeduld durchströmt das Handeln,
ohne Ruhe scheint der Geist,
wenn sich der ersehnte Wandel
scheinbar endlos dreht im Kreis.
 
Fern dem Ziel erscheint die Strecke,
die zu bewältigen wir wählten,
die wir langsam wie die Schnecke,
Schritt für Schritt uns vorwärts quälen.
 
Und haben wir trotzdem erreicht,
was wir zu träumen nicht mehr wagten,
dann wird’s ums Herz uns richtig leicht,
vergessen, wenn wir fast verzagten.
 
D’rum setzt die Ziele nie zu hoch
und nie zu groß das Streben,
gelingt in kleinen Schritten doch
der Aufstieg durch das Leben.

Gott sei Dank!

Evening glow – Andrii Kateryniuk (*1994)
Du bist am Morgen mein Beginnen,
am Abend bist Du meine Rast;
wenn manche Tage wirr beginnen,
dann bist Du’s, der’s in Rahmen fasst.

Du lässt gedankenfrei mich träumen,
wenn ich im Geist der Nacht versinke;
flutest mit Atemluft die Räume,
hältst mich, damit ich nicht ertrinke.

Du schenktest mir die Zeit des Lebens,
was sinnlos schien, ist längst ein Wissen;
bist mir der Sinn all meines Strebens,
bist mir ein Wollen, nicht ein Müssen.