Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht. Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht, daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht, daraus der Laut der Liebe zu uns spricht.
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth, ein Strahl ist’s, der aus dieser Sonne bricht, ein Vers, der sich an tausend and’re flicht, der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein, voll süß-geheimer, nie vernomm’ner Töne, begabt mit eig’ner, unentweihter Schöne, und keines Andern Nachhall, Widerschein. Und wenn du gar zu lesen d’rin verstündest, ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Das Schicksal dieser Tage, unumgänglich, als nicht vermeidbar mögen sie dir scheinen; das Resümee daraus – es ist vergänglich, die Wahl aus vielen Möglichkeiten eine.
Du wählst den Weg nach deinem Wollen; lass ruhig um dich die Massen toben, bring einen schweren Stein ins Rollen. Die Inhaltslosen schwimmen immer oben!
Wanderer über dem Nebelmeer – Caspar David Friedrich (1774-1840)
Dem Körper gibt’s du seinen Teil, zeigst sein Gesicht, das schön und heil; pflegst ihn und schmückst sein Kleid, mit Lust und auch ein wenig Leid sorgst du für Leib und Seele, dass die Zufriedenheit nicht fehle.
Bist stolz auf Leistung und Erfolg, verehrst dein Heimatland und Volk; gehst von der Arbeit frei nach Haus, mental machst du die Lichter aus, schaust tief ins Innerste hinein, spürst, jeden Weg gehst du allein.
Dann kommen Träume in der Nacht. - Was ist’s, was dich so ängstlich macht? Es ist doch nur des Mondes Licht, das tief in deine Seele spricht: „Allein, allein!“ – So gehst du hin; lautlos und einsam, ohne Sinn.
Trotz vieler Menschen um dich her, scheinst du ein Tropfen nur im Meer. Du fühlst in dir die fremde Kraft, die plötzlich in dir Klarheit schafft; verwischt die Grenzen deines Seins mit sachter Hand, du fühlst dich Eins.
Spürst alles, was da lebt und leidet, die Mauer, die Geschöpfe scheidet; siehst auch dein Glück, das kurz belohnte und schnell verging, das altgewohnte. Es greift nach deines Herzens Sehnen; mit tiefen, nie gekannten Tönen,
rufst du nach dem, den du nie nennst, den du bisher vom Alltag trennst; hörst noch, wie all die anderen lachen, wie hinter dir sie Späße machen. SIE sind allein, du bist es nicht! – weil in dir Licht und Weisheit spricht!
Reißt um die selbst erbaute Mauer - nur Selbstbefreiung ist von Dauer. Das höchste Glück wird nur der finden, der anfängt, selbst sich zu ergründen, um dann erlöst vom Weltgeschehen, in Gott geruht, nach Haus zu gehen.
Ein bisschen mehr Sonne, ein wenig mehr Licht, ein bisschen mehr Hoffnung und Zuversicht, macht aus Wüsten der Seelen keimendes Feld, durch ein neues Saatkorn für die reifende Welt.
Ein bisschen mehr Liebe als treibende Kraft, die nach Höherem strebend Leben erschafft, weil auf dem Acker, in dunklen Schollen, Keime erwachen und blühen wollen.
Wie ein Blumenstrauß die Menschen ver-binden, die in schillernden Farben ihr Dasein ergründen; der Buntheit der Erde ein Feld bereiten, mit fruchtbarem Saatgut für lichtvolle Zeiten.
Büchse der Pandora – John William Waterhouse (1849-1917)
Die Welt voll teuflisch ungestümer Kräfte,
vom Wahn befangen, lösen sie die Zungen,
sie schreien ihren Sieg, als hätten ihre Mächte
den Untergang des Abendlands errungen.
Wie schlafend lag das große Volk des Nordens,
derweil die bösen, greisen Männer fern regieren,
die Hass gesteuert, mit der Lust des Mordens,
verschleierten, was sie im Schilde führen.
Die böse Fee hat ihren Bann gesprochen,
Dornröschenträume wehen durch die Zeit;
für alle unsichtbar, wie sie durch Ritzen krochen,
gefüllt von Liebe und Gerechtigkeit.
Von wilden Ranken märchenhaft umschlungen,
vom Dornenkleid, das undurchdringlich scheint;
der Wahrheit Blüten haltend und dafür gerungen,
mit vielen Gegnern frevlerischer Reihen.
Das Übel aller Welt durch Einklang binden,
obwohl sein Echo mahnend weiterschallt;
den schmalen Weg in die Erlösung finden,
dem Schall zu lauschen, wie er bald verhallt.
Die Büchse der Pandora endlich schließen,
die Schatten fliehen sehn in lichte Fülle,
der Freiheit Rosen süßen Duft genießen,
im dornenlosen Meer der Sommerstille.
Frostige Tage, die im Jahr naturbefohlen; mal lärmt es laut, mal ist es still und kalt. Auf Barometern machen Wetter Kapriolen, es friert und schneit in eisiger Gestalt.
Des morgens unterm Federbett erwachen, der erste Schritt ins abgekühlte Zimmer, zeremoniös und frierend Kaffee machen, Kätzchen versorgen – alles ist wie immer.
Der Frühling lässt Kalenderblätter träumen, mit ersten Tulpen, die bewerbend blühen; ich laufe zu den durchgewärmten Räumen. Ich schreibe! Mein fast tägliches Bemühen.
Wie lang noch werden regsam die Gedanken und geistig wach, den neuen Tag verstehn? Bis sie ins Nichts des Universums sanken, im Schnee der Zeit vergessen untergehn.
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