Großer Mond

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Dort oben stehst du, prall, von feinen Wolken mild verhüllt,
wie unter einem Cape aus Tüll, durchscheinend licht,
verdichtend und vergehend, so dein Bild.

Voll Mond stehn Stern an Stern gereiht in deinem Schein,
kalt zeigst du dein Gesicht, vernarbt, von Kratern tief durchzogen;
anziehungskräftig musst du einsam sein.  

Den Schlaf nimmst du, lässt Müdigkeit vergehen,
wer dennoch schläft, fühlt deine Fahlheit in den Räumen;
früh wird der Mensch erwachen und verstehen,
den ‚Mann im Mond‘ gibt’s nur in seinen Träumen.  

Irren ist menschlich

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Menschen irren, Menschen horten,
beten falsche Götter an,
die aus Stein von fernen Orten
mitgebracht, im Reisewahn.

Nutzen sie als Briefbeschwerer
oder für die Gartenzier;
Jesus hängt noch an den Kreuzen
über mancher Zimmertür. 

Weise Tugend schweigt und trauert,
denn das Sterben an den Wänden,
schreckt kein Kind mehr, wird zur Zier,
in den kirchentreuen Händen. 

Menschen bauen Andachtsstätten
über blutgedüngten Hainen,
wo einst Menschenleiber zuckten
auf geweihten Opfersteinen. 

Huldigen den Götzenbildern,
die in Kirchen überdauern,
doch der Rost zerfrisst das Eisen
und das Moos bedeckt die Mauern.

List, Betrug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Gräuel -
was sie Weltgeschichte nennen,
ist ein blutgetränkter Knäuel.

Führer, die einst andere drängten,
werden doch nur selbst getrieben.
Schatten nur von hohem Geiste,
bald verbraucht, der Glanz zerstieben. 

Durstig ist der Trieb nach Werten
und die Gier macht Ruhm zum Segen;
doch je mehr die Menschen dürfen,
weicht Respekt aus ihrem Leben. 

Geist belebt die Körperhüllen,
existenzlos ist ihr Schatten,
ist nur Staub vom Licht belebt,
temporär, dann das Ermatten. 

Mensch, befrei dich von dem Denken,
wie die Rebe, die man bindet,
die sich, statt im Staub zu kriechen,
fruchtbeschwert gen Himmel windet.

Aus tiefem Tal

Es liegt ein Steg im Mondenschein,
der führt ins tiefe Tal hinein,
der abgefallenen Menschen Welt,
erschaffen, zum Versteh’n erstellt,
durch Geistesdrang mit Sinn erbaut,
ein schmaler Weg. Zu gehen erlaubt,
dem Wand‘rer, der den Schmerz der Zeit,
wenn’s Morgenrot die Nacht vertreibt,
nicht scheut, der unbeirrt in dunkler Stund‘,
es hört, wie ferner Menschenmund
beklagt des Daseins trübe Qual,
von unten her, aus tiefem Tal.

Wo Seelenglanz, einst überreich,
verfinstert wurde, grau und bleich;
wo nur noch wirres Wort die Welt
entzweit, statt sie zusammenhält.
Fern ist der Himmel und sein Mahnen –
ein jedes Sternlein schickt ein Ahnen.
Schutzlos und leere Einsamkeit,
der Welt gelebte Eitelkeit.
Sie schreien nach Wunder und sind blind,
weil ALLES längst schon Wunder sind.
Die Rückkehr ins gelobte Land,
von dem erzählt, längst unbekannt.

Lieblosigkeit in Hoffnung tauschen,
dem Frühlingswind, dem fernen, lauschen.
Längst zugewachsen ist der Weg,
nur selten findet Mensch den Steg,
zurück ins leuchtend, klare Land,
wo ew’ger Frieden ausgespannt.
wo so vom Liebeslicht beschützt,
der Stärkere den Schwäch’ren stützt.
Jeder trägt jedem einen Teil,
des Nächsten Wohl ist eigenes Heil.
Und stehst du an des Wegs Beginn,
treib fort, den schattenhaften Sinn.
So nimm mit dir den Schmerz der Zeit,
trag ihn davon, der Steg liegt weit.

Innen ist Licht

Franktal: Karin M.

Wenn Dunkelheit um uns wirbelt,
wir nur deren Schatten sehen,

wenn die Zeichen erdrückend sind,
vor denen wir machtlos stehen;

wenn sich Türen verschließen,
jeder Ausweg versperrt,

wenn Ängste vor morgen
an den Hoffnungen zerrt,

richte im Glauben die schwankende Sicht,
auch wenn du schwarzsiehst,
Innen ist Licht.

Blinder Erfolg

Es haftet Böses in der Welt
und geht durch alle Zeiten.
Wenn diese Eigenschaft regiert,
wird sie ins Unglück leiten.

Wozu die Macht, wofür das Geld?  –
Der Tod hat keine Taschen!
Was man für gut und richtig hält,
leert sich wie volle Flaschen.

Des Menschen Sinnen ist der Drang
den Wohlstand zu erlangen.
Es treibt sie durch die ganze Welt,
zu groß ist das Verlangen. 

Ein wenig Glück, ein stiller Herd -
das wird nicht lange halten.
Ein Bessersein als nebenan,
wird die Gesinnung spalten. 

Denn Einfachheit scheint keine Zier,
man will sie überwinden;
ein schlechter Trieb öffnet die Gier - 
Erfolg trägt Augenbinden. 

Herbstregen

Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832 – 1898) – Regen im Eichenwald

Der Herbst zog ein, stürmisch und nass.
Die Zeit der Raben ist erwacht!
Die Sonne zeigt sich kühl und blass;
die Dunkelheit bringt frühe Nacht.

Die Kälte hat sich breit gemacht
auf allen Wegen, die ich gehe.
Die Wolken ziehn mit nasser Fracht
und Tropfen bilden kleine Seen.

Ein ständig Regenprasseln zieht
den Schmutz der Straße mit sich fort.
Ach, könnt ich mit den Vögeln fliehn,
wünsch mich an einen lichten Ort.

Die Krähen sammeln sich zuhauf,
mit Krächzen fliegen sie so weit.
Die Jahreszeit nimmt ihren Lauf.
Der Mensch sinnt still nach bessrer Zeit.

Wer bist DU und wer bin ich?

Grabstein auf dem Melatenfriedhof in Köln
Lass nicht enden der Menschheit Verlangen
nach Frieden und Freiheit, von Irrtümern frei,
lass das Leuchten erkennen, 
das vom Göttlichen sei; 
halt nicht auf ihre Sehnsucht nach gerechtem Geleit,
lass sie erklimmen die Leiter zur Ewigkeit;
lass sie gehn auf den Stufen von Anstand und Pflicht,
zeig den Grund ihrer Sendung im anderen Licht.

Die Dichte des Körpers nahm den Sinn, gab das Kleid -
bedecktes Bewusstsein, für die Wahrheit bereit.

Trügen wir nicht Dich im Innern und das heilige Erinnern, 
Du Gesetz der Harmonie;

Brücke über alle Weiten, alles Lebens, aller Zeiten.
Lichte Boten uns geleiten, hin durch alle Ewigkeiten. 

Hör‘, die innere Stimme spricht: „Wer bist Du und wer bin ich?“


 ❤


Who are you and who am I?

Do not let the desire of mankind end
for peace and freedom, free from error,
let the glow be recognized, 
that is from the divine; 

Do not stop their longing for righteous guidance,
Let them climb the ladder to eternity.

Let them walk on the steps of decency and duty,
show the reason of their mission in a different light.

The density of the body took the sense, gave the dress -
covered consciousness, ready for the truth.

If we did not carry you within and the sacred memory, 

Verbunden

Mutter und Kind – Gustav Klimt (1862-1918)
Eingehüllt in den Mantel der unendlichen Liebe –
nichts geschieht, um diese liebevolle Umarmung zu schwächen,
wie das Band, das unsere Seelen zusammenhält,
denn es ist das Band der Göttlichkeit.

Es umgibt uns alle, solange wir getreu dem Großen Schöpfergeist dienen.
Wir sind immer in Seiner Gegenwart von göttlichen Armen umschlungen,
geborgen in seiner Macht, die uns zu einem Teil von sich selbst erschaffen hat. 

Göttliches Gesetz

Bild von RÜŞTÜ BOZKUŞ auf Pixabay
Festgelegten Pfaden folgend,
gehen wir des Lebens Lauf,
fühlen uns von Gott verlassen,
nehmen tiefes Leid in Kauf.  

Erde dreht um ihre Achse,
der Gezeiten Flut verebbt,
Sterne und Planeten kreisen,
vorbestimmt im Himmelsbett.

Teil des ewigen Zyklus sein,
Jahreszeiten gehn und kommen;
wachsen, blühen und vergehen,
Frühling wird sie neu besonnen.

In Couleur der vielen Vögel
fröhlich in den Tag gesungen,
wie im Wind die Bäume tanzen,
positiv und ungezwungen.

Überall gehorcht das Leben
dem Gesetz des Großen Geistes;
ist ein Teil davon in jedem,
jeder ist Teil Seines Reiches. 

Die Welt erwacht

Bild von My pictures are CC0. When doing composings: auf Pixabay

Es kämpft die Stille gegen ferne Stimmen,
verklingen leise, wie vergangne Nacht.
Der Wind hob an ein letztes Singen;
die Frühe hat ein Leuchten uns gebracht.

Lässt graue Dissonanzen höher klingen,
dass jeder Ton am lichten Fest
in Dur verwandelt, alles Moll der Dinge,
wie Glockenläuten klingen lässt.

Die Welt erwacht und Regenbogen-Fahnen
weh’n auf der Brücke, die zum Himmel führt,
so bunt und freudig; lässt das Ziel erahnen,
das Mensch und Tier seit Ewigkeit berührt.

Wir gehn und sehen nur das Dunkel,
manch‘ helles Leuchten sehn wir nicht,
wie über uns das Sternenfunkeln,
doch ist es bei uns, bis das Auge bricht.