Besenrein

Foto: privat 1957
Verdrängung bin ich wie ein Schweigen,
das Erinnerungen wie ein Denkzettel beschwert;
längst vergangene Stunden, deren Treiben
das Bewusstsein wie ein Vakuum entleert.

Bin nichts mehr, nur eine, die gewesen
durch das Tal vergangener Zeiten lief,
die manchmal mit allzu hartem Besen
letzten Schmutz aus ihren Räumen trieb.

Ordnung brachte Licht gerechte Tage,
löste sich von vielen Freundschaftsbändern.
‚Brauner‘ Sinn als infektiöse Plage
ist wie Pest, gefahrlos nicht zu ändern.

Alle sind wir Menschen gleicher Klasse.
Nichts und niemand hat sie zu bewerten!
Die Idee der Schöpfung strahlt aus jeder Rasse;
Herrenmenschen gibt es nicht auf Erden.

Lieber bleibe ich alleine in Gedanken -
besser als verdorbenes Wort zu reden.
Will dem Schöpfer jede Stunde danken,
die ich hier sein darf, im Garten Eden.

Im Fluss der Stadt

Bild von Thang Ha auf Pixabay
Fließend zieht sich der Menschen Gang
durch Straßen dieser Stadt,
die Schatten tanzen, kurz, mal lang,
auf Gehsteig, Hauswand, Blatt.

Vorüber eilt so mancher Schritt -
man hüllt sich in Gedanken;
ein jeder folgt mit gleichem Tritt,
lässt Abstandsdornen ranken.

Sind undurchdringbar, märchengleich -
kein Prinz, um sie zu brechen,
hört nur im eignen stillen Reich
des Geistes Rosen sprechen.

Geheimnisvoll des Schweigens Mund,
versteinert sind die Blicke,
Mensch hastet durch des Flusses Schlund,
sucht seinen Weg zum Glücke.

Einsichten

nach Gustav Klimt, Goldene Tränen

Ich habe Gutes verschwendet,
an glücklichen Tagen,
hab gerne Trost gespendet,
obwohl Sorgen plagten.

Hab mir die Zeit vertrieben,
um die ich nun ringe,
hatte Hoffnung, mich nach Liebe
gesehnt, trotz unschöner Dinge.

Auf Empathie andrer gebaut,
als sie mich blutend verstießen;
hab ‚Edelmännern‘ vertraut,
die mich lachend verließen.

Liebe – romantische Fantasie;
erhoffte Nähe blieb stets im Außen,
Leidenschaft – lachende Ironie,
Gefühle gegen Alleinsein tauschen.

Einsichten stehen im Seelenlicht,
Geblendet, verklärt ist, das was war.
Mein Spiegelbild zeigt ein Trauergesicht.
Die Lebensfreude ist nicht mehr da!