Gottesfrieden

Foto: Gisela Seidel

Tausend Zweige eines Baumes,
der sich hoch zum Himmel streckt,
um das Licht des Lebens einzufangen,
gleichen Blutgefäßen, Nervenbahnen,
die vom Geist verkörpert, Energie empfangen.

Seelen, die im Lichte reifen,
werden wie die Bäume blühen wollen.

Stürme überleben, Ungewittern trotzen
unter dunklen Wolken,
ist des Lebens Los auf Erden,

sich zu wandeln in die Energie des Ursprungs,
mitzufühlen Gottesfrieden unter Bäumen.

Kein Winter mehr

Elternhaus: Blick in Hof und Garten

Hier gibt es keinen Winter mehr,
nur graue Wolken, Regengüsse.
Es wird nicht hell, der Tag ist schwer,
die Nächte wach gelegen, düster.

Als es noch weiß war, hier am Ort,
von Flocken, die den Boden hoben,
gab’s Kinderlachen immerfort,
es machte Spaß im Schnee zu toben.

Ich, drei Jahre alt

Auf Straßen bauten wir uns Bahnen
aus Eis und schlitterten ein Stück,
und haben uns trotz Lehrers Mahnen,
vor manchem Schneeball weg gebückt.

Ein kleiner Schlitten wurd’ gezogen;
noch plan der Ort und unbebaut,
den Hügel runter dann ‚geflogen‘,
mutig und schnell, bis dass es taut.

Da war noch Platz für Kind und Spiel,
denn Autos waren Seltenheit.
Schneemänner bauen, war ein Ziel,
das Kinder und Erwachsene freut.

Nasen und Hände rot gefroren,
tauten wir auf mit Weh, in Tränen.
Die Kleidung nass, bis an die Ohren,
den nächsten Tag trotz Leid ersehnen.

Hier gibt es keine weißen Träume,
kein Spielen mehr auf vollen Straßen.
Vom Kinderglück befreite Räume,
künstlich erschaff’ner Kindergarten.

Tanz und Taumel

Rhythmisch, wie die Hüften kreisen,
wiegen tanzend jeden Ton,
wie ein Kätzchen, das geschmeidig
macht in Sprüngen sich davon.

Federt ab die harten Klänge,
dreht und wendet sich im Kreis.
Das Gesicht, verzückt, als dränge
in den Tanz ein reger Geist.

In den Augen spiegeln Träume,
und die Sehnsucht singt ein Lied,
wenn der körperliche Taumel
Geist und Seele einbezieht.

Im Rausch

Traum vom 26.01.22

William Hogarth (1697-1764)

Die Räume waren voller Leben,
gesellig, Ausschank, Sang und Wein.
Sie tranken, hängten sich an jeden,
begrapschten Frauen, die allein.

Im Rausch der fortgeschritt’nen Stunde –
von „wohl erzogen“ weit entfernt,
nahm keiner Rücksicht in der Runde.
Als hätten sie es nur gelernt,

mit ‚platten‘ Witzen anzubandeln.
„Noch mal `ne Runde!“, schrie ein Schlauer.
Vom Alkohol befreites Handeln,
verkürzt die hohe Anstandsmauer.

Ich saß allein, als Träumerin,
beschaute eine lange Weile,
wohl des Geschehens Widersinn,
und nahm reiß aus alsdann in Eile.

Mein Geist verließ die üble Stätte
und suchte nach des Ausgangs Pforte.
Inmitten einer Menschenkette,
erreichte ich sie fern vom Orte.

„Ja, wissen sie denn nichts vom Mord,
der sich einst hier ereignet hat?“
Ich sah, wie blutig dieser Ort,
das Glas verschmiert von frischer Tat.

Der Boden, Blut durchtränkter Stein.
Die Meute schrie: „Lauf nicht hindurch!“,
mir war’s egal, ich wollte heim.
Mit großem Schritt trieb mich die Furcht.

Voll Ekel drückte ich die Klinke,
die Finger waren Blut befleckt –
so trat ich aus dem Bild, versinke
in meinem Bett, vom Alb erweckt.

Negativ

Teilansicht 1

Die Zeit scheint wie ein Uhrwerk still zu stehen,
des Bösen Negativ liegt auf der Straße,
als wär‘ vor vielen Jahren nichts geschehen.
Das Volk, naiv, wie damals, gibt sich hin zum Fraße;
dort, wo der Hass regierte, kam er wieder.
Die Ignoranz der Einfalt grölt wie Donnerhall.
Sie schreit! Mit gleicher Stimme hallt es wider,
in viele treibt sie Angst, wie dazumal.

Teilansicht 2

Die Überheblichkeit, versteckt in vielen Sprachen,
hat ihre Netze ausgeworfen übers Land.
Uniformiert, bereit zu Mordes Taten,
liegt wieder mal Befehl in einer Hand.
Der Mensch ein Herdentier – man braucht nur pfeifen,
dann hört man Säbelrasseln und Geschrei.
Schon steht er stramm, ermordet seinesgleichen.
„Es ist befohlen!“ macht Gewissen frei.

Teilansicht 3

Stärkt doch den ‚weißen Vögeln‘ das Gefieder,
schickt sie gen Osten, lasst die Waffen schweigen!
Melancholie erklingt in ihren Liedern
bis zum Ural, da tanzt Europas Reigen.
Grenzen verwandeln – sind des Bruders Garten,
die Hände reichen, liebend dann vereint.
Treibt Ethik ins Gehirn der Autokraten,
lasst ihre Botschaft endlich Liebe sein!

In den Krieg – Konstantin Apollonovich Savitsky (1844-1905)

Präexistenz

Freiseele in Gestalt des Ba-Vogels im Ägyp­tischen Totenbuch (E. A. Wallis Budge 1895)

Geweihte Stätten

Es gibt Stätten, welche hohe Kraft bewahren,
Stätten, die geweiht durch Leiden sind.
Sie erzählen von bestandenen Gefahren,
von den Menschen, die des Schicksals Meister waren.
Ihren Atem trägt zu euch der Wind!

Wisst ihr denn, ob nicht der Vorzeit Vollnaturen
in euch sind? Der Leib ist nur ein Kleid!
Kennt ihr euren Anteil an den Ur-Kulturen?
Wandelt, Kräfte schöpfend, ihr auf eignen Spuren,
weil ihr euer eigner Erbe seid!

<Ephides>

Anmerkung:

Sicher habe ich als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Leben und werde als diese Person niemals wiederkommen. Aber Seelen existieren bereits vor der Geburt, bereit zu einer erneuten Verkörperung.
Ich, als Kirchenmitglied, habe erlebt, dass das Thema Reinkarnation vehement vom Klerus abgelehnt wird. Wer sich selbst erlöst, benötigt die Kirchen in der heutigen Form nicht mehr. Der christliche Geist dringt in uns, wenn wir uns ihm öffnen. Die Lehre von der Wiedergeburt war bereits zu Jesus Zeiten bekannt. Sie ist im Judentum verankert. Die Bibel lehrt uns die Präexistenz z. B. in Hiob 38, 19-21:

„Wo geht denn der Weg zur Wohnung des Lichts und die Finsternis, wo hat sie denn ihre Heimstätte, dass du sie in ihren Bereich hineinbringen konntest, und dass die Pfade zu ihrer Heimat dir bekannt wären? Du weißt es ja, denn damals warst du schon geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß.“

Die sieben Spiegel

Stille spinnt uns ein, wir sind allein,
treten aus dem Tag, wie aus dem Spiegel,
uns entgegen, sehen Gottes Siegel
hell, auf unsrer Stirn wie Sternenschein.

Abermals gehen wir durchs Spiegelbild,
treten uns verklärten Blicks entgegen,
über unsrem Haupte Gottes Segen
leuchtet rein und weiß und mondenmild.

Eh‘ das Urbild sich mit uns vereint,
müssen sieben Spiegel wir durchschreiten,
siebenmal des Spiegels Rahmen weiten…
Unsre Krone wie die Sonne scheint.

<Ephides>

Dämonen

James Tissot (1836-1902)

Aus einer andren Zeit entstammend,
fühl ich mich ausgegrenzt, und weh
tut mir manch seltsames Verlangen,
wenn ich die Welt von heute seh‘.

Sie ist mir fern und fremd geworden,
künstlich, gefühlskalt, – irgendwie.
Gesinnungsfreunde allerorten,
als stünden sie mir vis-á-vis.

Sie schreiten langsam, schweren Schrittes,
wie die Soldaten auf mich zu.
Ich spür‘ der schwarzen Stiefel Tritte;
sie überrennen mich im Nu.

Sie geh‘n im Zeitgeist der Geschichte.
Treibt böses Spiel auf altem Grund.
Er dringt durch die Bevölkerungsdichte
und gibt Dämonen einen Mund.

Die schreien ihre leeren Worte,
in Geist und Seelen dringen sie.
Besessenheit öffnet die Pforte
zur Unwahrheit und Fantasie.

Vertrieben schienen sie beizeiten;
sie warten stets im Hintergrund,
ihr Gift des Hasses zu verbreiten,
mit irrem Blick und großem Mund.

„Aus Menschensinn, unreiner Geist,
fahr‘ aus!“* Sei nicht das arme Schwein,
das Selbstzerstörung niederreißt.
Lass Selbstkontrolle in dir sein!

*(Lukas 8,26-39)

Der Mond

Bild von Susan Cipriano auf Pixabay

Der Monde fahlen Glanz hab ich genossen,
wenn sie vom dunklen Firmament,
wie Silberflüsse durch die Fenster flossen,
besonntes Hell, das Schlaf vom Wachsein trennt.

Das Mondlicht zeichnet Himmelsblässe.
Wie es Konturen auf den Häusern malt!
Frau Luna ist die älteste Mätresse,
die Existenz des Mondes längst bezahlt.

Es scheint, er hat sich abgewandt vom Leben,
damit die Erde fruchtbar wird durch ihn,
denn ohne ihn, würd‘ es kein Leben geben,
und alle Jahreszeiten wär’n dahin.

Er malt das Bild des fernen Widerscheines,
die Sonne drosselt durch ihn ihre Kraft.
Einmal im Monat zeigt er sein geheimes
und fahles Leuchten in der Nacht.

Er ist Begleiter, Lenker der Gezeiten,
und wenn die Achse unsrer Erde wankt,
ist er die Stütze; alle Klimabreiten
und deren Ausgleich sind in seiner Hand.

Gedankenflüstern

Bild von prettysleepy1 auf Pixabay

Wenn alles schweigt, dann flüstern die Gedanken.
Draußen die Welt, im Zeitgeist ihrer Schranken.

Die Einfalt tanzt in elitären Kreisen,
hilft Hirngespinsten falsche Freiheit tragen.
Gefährlich droht die Dummheit zu entgleisen
und trägt zum Massengrab die Todeszahlen.

An Tagen reißen die Kalenderblätter,
sind Maßband zwischen Anbeginn und Ende,
Erinnerung in abgelebter Kette,
hängt wie verharzt am stillen Zeitenpendel.

Vergang’nes will mit groben Händen greifen,
durch Dickicht von Dornröschen-Träumen,
zieht lebenslange Dauerschleifen,
wie Raben, kreisend über Bäumen.

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist…

(Matthäus 22,21)
Paul Troger (1698-1762)

Seit Jahren beschäftigen mich verschiedene Themen. Der Inhalt der Bibel interessiert mich, aber dies ist geradezu unerschöpflich und an manchen Stellen fragwürdig.

Ist Deutschland ein weltliches Land oder vielleicht doch ein kirchliches?

Wieso verschwendet der Staat immer noch Milliarden an Steuergeldern für religiöse Zwecke? Damit meine ich nicht die Kirchensteuer, die nur die Mitglieder der Glaubensgemeinschaften zahlen. Ob man nun einer Kirche angehört oder nicht, ALLE zahlen die Gehälter des Klerus. Die Begründung dazu ist absurd, denn diese Entschädigungen werden wegen des Reichsdeputationshauptschlusses aus dem Jahre 1803 gezahlt.

Der gesellschaftliche Einfluss der Kirchen ließ nach und beeinflusste das gesellschaftlichen Leben Europas (Säkularisierung) weniger. Der Klerus verlor die Bedeutung ihrer soziologischen Sonderstellung, jedoch hat er immer noch eine Sonderstellung hier in Deutschland. Deshalb werden kriminelle Machenschaften der Priesterschaft immer noch von den Kirchen geschützt. Männer mit pädophilen Neigungen entziehen sich nach wie vor der Gerichtsbarkeit des Staates.

Die Verwicklung von Kirche und Staat sind in Deutschland immer noch viel enger als in anderen christlichen Ländern. Obwohl ich nicht bereit bin, Gehälter des Klerus zu zahlen, muss ich das widerwillig hinnehmen. Diese vielen Milliarden Euro sollten besser für andere Dinge ausgegeben werden.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, weshalb mich das Thema Religion so sehr interessiert: Der Antisemitismus hierzulande und in Staaten mit christlicher und muslimischer Gesinnung. Leider ist die Judenfeindlichkeit, die alle nach dem Holocaust und Hitlers Niederlage für überwunden hielten, wieder aufgeflammt. In asiatischen Ländern findet man diesen Antisemitismus kaum. Wieso also hier?

Wo muss ich nach einer Erklärung suchen? Jesus war Jude, ebenso wie seine Anhänger in damaligen Zeiten. Es gibt keinen christlichen Jesus, nur einen jüdischen. Die katholische Kirche hat Jesus als erste Sekte (für mich ist sie eine!) zum Sündenbock gemacht. Die ‚bösen‘ Juden hatten in der biblischen Geschichte Barabbas freigesprochen und Jesus gekreuzigt, nachdem sie ihn kurz vorher in Jerusalem bejubelt empfangen hatten.

Die Macht der Kirche bereitete dem Judentum einen Albtraum. Juden wurden aus den Gilden ausgeschlossen und ihnen die Ausübung angesehener Berufe verboten. Ihnen blieb der verpönte Geldverleih gegen Zinsen. Sie wurden als Wucherer angefeindet und gemieden, mitunter als ‚Verräter Christi gegen Geld‘ beschimpft.

Der Ausspruch „Judensau“ stammt von Martin Luther; das Relief am Eingang der Kirche in Wittenberg ist heute noch zu sehen. Juden wurden gefangen, gefoltert und hingerichtet, ganze Gemeinschaften vertrieben.

Alle Kirchen haben dies Feuer geschürt und gegen die jüdische Bevölkerung gehetzt, wo sie nur konnten. Die Dämonisierung der Juden sollte aufrechterhalten bleiben. Man predigte von einer „verfluchten Nation“. Man duldete sie als „fremd“, sprach ihnen alles Menschliche ab. Sie galten als Urheber des Kapitalismus, es eilte ihnen ihr Ruf als Geldverleiher voraus. Verschwörungstheoretiker gab es damals wie heute.

Die Rassentheorien und der Mythos von jüdischen Christusmördern waren eine tödliche Mischung.

Die Päpste der alten Zeit machten mit Hilfe von Paulus, aus dem historischen Jesus von Nazareth, den mythischen Jesus der Christenheit.

Jesus hatte immer auf seine Tora-Treue verwiesen. Sah er sich selbst als der Messias, als Befreier von den römischen Besatzern – als König der Juden? Diese Ansichten waren für die Römer Hochverrat und wurden mit der Kreuzigung bestraft. Jesus geriet in Auseinandersetzungen mit den Besatzern, den Sadduzäern und dem Hohepriester, der in römischen Diensten stand.

Das Christentum entstand durch Paulus, nach Auflösung der jüdischen Jesus-Bewegung, mit dem neuen Plan eines vergöttlichten Jesus.

Zu Paulus ein anderes Mal mehr…

Der Staat sollte endlich damit beginnen, die schädlichen Mythen zu neutralisieren, indem von Religion nur noch die historische Bedeutung gelehrt wird. In einer Demokratie ist es Pflicht, Kirche und Staat zu trennen und die Steuereinnahmen nicht an die Kirchen zu verschwenden.

Jeder Mensch kann ohne den Einfluss einer Kirche an Gott glauben und nach seinen Geboten leben.