Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist…

(Matthäus 22,21)
Paul Troger (1698-1762)

Seit Jahren beschäftigen mich verschiedene Themen. Der Inhalt der Bibel interessiert mich, aber dies ist geradezu unerschöpflich und an manchen Stellen fragwürdig.

Ist Deutschland ein weltliches Land oder vielleicht doch ein kirchliches?

Wieso verschwendet der Staat immer noch Milliarden an Steuergeldern für religiöse Zwecke? Damit meine ich nicht die Kirchensteuer, die nur die Mitglieder der Glaubensgemeinschaften zahlen. Ob man nun einer Kirche angehört oder nicht, ALLE zahlen die Gehälter des Klerus. Die Begründung dazu ist absurd, denn diese Entschädigungen werden wegen des Reichsdeputationshauptschlusses aus dem Jahre 1803 gezahlt.

Der gesellschaftliche Einfluss der Kirchen ließ nach und beeinflusste das gesellschaftlichen Leben Europas (Säkularisierung) weniger. Der Klerus verlor die Bedeutung ihrer soziologischen Sonderstellung, jedoch hat er immer noch eine Sonderstellung hier in Deutschland. Deshalb werden kriminelle Machenschaften der Priesterschaft immer noch von den Kirchen geschützt. Männer mit pädophilen Neigungen entziehen sich nach wie vor der Gerichtsbarkeit des Staates.

Die Verwicklung von Kirche und Staat sind in Deutschland immer noch viel enger als in anderen christlichen Ländern. Obwohl ich nicht bereit bin, Gehälter des Klerus zu zahlen, muss ich das widerwillig hinnehmen. Diese vielen Milliarden Euro sollten besser für andere Dinge ausgegeben werden.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, weshalb mich das Thema Religion so sehr interessiert: Der Antisemitismus hierzulande und in Staaten mit christlicher und muslimischer Gesinnung. Leider ist die Judenfeindlichkeit, die alle nach dem Holocaust und Hitlers Niederlage für überwunden hielten, wieder aufgeflammt. In asiatischen Ländern findet man diesen Antisemitismus kaum. Wieso also hier?

Wo muss ich nach einer Erklärung suchen? Jesus war Jude, ebenso wie seine Anhänger in damaligen Zeiten. Es gibt keinen christlichen Jesus, nur einen jüdischen. Die katholische Kirche hat Jesus als erste Sekte (für mich ist sie eine!) zum Sündenbock gemacht. Die ‚bösen‘ Juden hatten in der biblischen Geschichte Barabbas freigesprochen und Jesus gekreuzigt, nachdem sie ihn kurz vorher in Jerusalem bejubelt empfangen hatten.

Die Macht der Kirche bereitete dem Judentum einen Albtraum. Juden wurden aus den Gilden ausgeschlossen und ihnen die Ausübung angesehener Berufe verboten. Ihnen blieb der verpönte Geldverleih gegen Zinsen. Sie wurden als Wucherer angefeindet und gemieden, mitunter als ‚Verräter Christi gegen Geld‘ beschimpft.

Der Ausspruch „Judensau“ stammt von Martin Luther; das Relief am Eingang der Kirche in Wittenberg ist heute noch zu sehen. Juden wurden gefangen, gefoltert und hingerichtet, ganze Gemeinschaften vertrieben.

Alle Kirchen haben dies Feuer geschürt und gegen die jüdische Bevölkerung gehetzt, wo sie nur konnten. Die Dämonisierung der Juden sollte aufrechterhalten bleiben. Man predigte von einer „verfluchten Nation“. Man duldete sie als „fremd“, sprach ihnen alles Menschliche ab. Sie galten als Urheber des Kapitalismus, es eilte ihnen ihr Ruf als Geldverleiher voraus. Verschwörungstheoretiker gab es damals wie heute.

Die Rassentheorien und der Mythos von jüdischen Christusmördern waren eine tödliche Mischung.

Die Päpste der alten Zeit machten mit Hilfe von Paulus, aus dem historischen Jesus von Nazareth, den mythischen Jesus der Christenheit.

Jesus hatte immer auf seine Tora-Treue verwiesen. Sah er sich selbst als der Messias, als Befreier von den römischen Besatzern – als König der Juden? Diese Ansichten waren für die Römer Hochverrat und wurden mit der Kreuzigung bestraft. Jesus geriet in Auseinandersetzungen mit den Besatzern, den Sadduzäern und dem Hohepriester, der in römischen Diensten stand.

Das Christentum entstand durch Paulus, nach Auflösung der jüdischen Jesus-Bewegung, mit dem neuen Plan eines vergöttlichten Jesus.

Zu Paulus ein anderes Mal mehr…

Der Staat sollte endlich damit beginnen, die schädlichen Mythen zu neutralisieren, indem von Religion nur noch die historische Bedeutung gelehrt wird. In einer Demokratie ist es Pflicht, Kirche und Staat zu trennen und die Steuereinnahmen nicht an die Kirchen zu verschwenden.

Jeder Mensch kann ohne den Einfluss einer Kirche an Gott glauben und nach seinen Geboten leben.