Ewigkeitssonntag

Aus dem Poesiealbum meiner Mutter:
„Lass die Winde stürmen auf der Lebensbahn, ob die Wogen türmen gegen deinen Kahn. Schiffe ruhig weiter, wenn der Mast auch bricht. Gott ist dein Begleiter. Er verlässt dich nicht.“

Jahre vergehen wie im Flug. Es ist schon ein Kreuz mit der Zeit, die physikalisch in Ordnung gebracht, vierdimensional die Relativitätstheorie bildet. Sie erfüllt, beseelt den Alltag der Menschen oder kann ihn belasten. Niemand kann das Fortschreiten der Gegenwart, von der Vergangenheit kommend und zur Zukunft hinführend, halten.

Anders als heute tickten die Uhren zu Luthers Zeiten. Damals, als die Kirchen noch gut gefüllt waren, maß man dem Kirchenjahr eine große Bedeutung zu. Das tut man noch Jahrhunderte später. Obwohl ich mich von der Kirche entfernt habe, frage ich mich: Welche Bedeutung hat das Kirchenjahr heute noch?

Es beginnt mit dem 1. Advent in der dunklen Jahreszeit, nachdem der depressive November seine Nebel lichtet, wieder durchlässig wird für die Strahlen des Lichterglanzes. Eine Geburt kündigt sich an; etwas ganz Neues von größerer Reinheit soll entstehen. Nicht nur deshalb wird Maria als unberührte Jungfrau und dennoch als Mutter dargestellt.

In der Adventszeit beginnt die Zeit der Besinnung. Die Hektik des Alltags soll draußen bleiben. Man besinnt sich auf das, was wichtig ist, begegnet Liebe und Einsamkeit mit anderen Gefühlen als sonst.

Im neuen Jahr dann, darf das ‚geborene Kind‘ ganz zur Entfaltung kommen. Es bringt Hoffnung auf einen neuen Frühling, auf Licht und Leben. Es ist die Zeit, in der Unkraut und Weizen noch durcheinanderwachsen. Die Zeit der Ernte scheint noch weit. Viele Blüten werden sterben müssen, um anderen das Leben zu ermöglichen. Fastenzeit und Passion – Zeit des Leidens, des Sterbens und der Wiederauferstehung. Mensch und Natur entdecken die göttliche Kraft des Werdens.

Sommer – ermüdender Alltagstrott. Man kommt zurecht, wenn auch langsam unter der Hitze der Alltäglichkeiten.

Erntedankfest – die Speicher sind gut gefüllt für den Winter. Die Felder liegen brach. Die Herbstwinde fegen darüber und erinnern uns an unsere eigene Vergänglichkeit. Aber es bleibt eine Hoffnung auf einen neuen Frühling, darauf, dass der Tod nur eine Wandlung ist.

Der Ewigkeitssonntag beendet den Jahreskreis und alles beginnt aufs Neue.

Wir sind nicht allein auf diesem Weg, der uns nach dem Lebenssinn fragen lässt.

Man sagt, man müsse das Leben planen. – Eine aus der Hektik des Alltags geborene Halbwahrheit. Lebenszeit kann nicht geplant werden. Mein Sohn ist ohne vorheriges Anzeichen gestorben. Die Hektik des Alltags und die Einstellung der Menschen haben seine Lebenszeit verschlungen. Ich musste das Gefasstsein üben und frage mich, was wirklich wichtig ist.

Das ‚Christkind‘ wird trotzdem zur Welt kommen, alles Negative über Bord werfen und uns an das Lebenswerte in dieser Welt erinnern. Das sehe ich als Sinn dieses Geburtstages, auch wenn der genaue Zeitpunkt nirgendwo bestätigt ist.

Der christliche Geist trägt das zeitlos Liebevolle in sich und wird unser Herz durch schöne Klänge für angenehme Dinge öffnen und Familien zusammenführen. Er lässt uns nicht vergessen, dass die Liebe zu Gott auch Nächstenliebe heißt. Das schließt auch die Tiere mit ein.

Gelassenheit müssen wir lernen. Sich selbst nicht mehr so wichtig nehmen. Die Zeit zurückdrehen, in der die Kirchturmuhr noch halbstündlich läutete. Eine Oase finden, in der die Hektik der Zeit draußen bleibt.

Foto: Gisela Seidel

Scheinheilige und die christliche Urgemeinde

sektenartige Verbindung

Bildquelle: Pinterest

Der Kreis, in dem Jesus und seine Anhänger gewirkt hatte, war klein und eine unscheinbare sektenartige Verbindung im Judentum. Ihr Oberhaupt war Jakobus, Jesus Bruder, neben dem eifrigen Petrus und dem schwärmerischen Johannes. Sie bekehrten Tausende, empfingen angeblich den Heiligen Geist für ihre Mission und waren Gestalter ihrer Gemeinde. Aus ihrer Gütergemeinschaft heraus sendeten sie Bekehrer zu den auswärtigen Gemeinden.

Sie waren Juden und blieben es, wie ihre Anhänger und besuchten gemeinsam die Halle Salomos. (Apostelg. 5,12) Ihr Glaube enthielt Bestandteile anderer Sekten: von den Pharisäern die Auferstehung am Ende der Welt und das Weltgericht, welches die Sadduzäer leugneten, aber trotzdem Priester sein konnten, von den Essäern, die Gütergemeinschaft und Bruderliebe, von den Sadduzäern die kluge Unterordnung unter die römische Regierung.

Im Judentum gab es vielerlei Abweichungen: Jesus erzählt von Männern, die sich in syrischer Weise selbst verstümmelten, um sündenfrei zu bleiben (Mat. 19,12), und es gab Altgläubige, die nur die Thora (die 5 Bücher Moses) anerkennen wollten. Es gab Juden, die zum Heidentum übergetreten waren, weil sie sich davon ein bequemeres Leben versprachen.

Daneben musste sich die christliche Urgemeinde behaupten, was ihnen gut gelang, denn der Messias-Glaube war echt jüdisch und seine prophezeite Wiederkehr war damals nur für die Juden bestimmt. So hofften sie auf das baldige Erscheinen des Erlösers und durch ihn auf die Befreiung von der Unterdrückung durch die Römer. Niemand sonst, als die Juden konnten Nutzen davon haben. So gingen auch die von Jerusalem ausgesandten Jünger und deren Schüler allerorts nur zu Juden. Dort unterschieden sich ihre Geschichten von der Behauptung, dass der Messias bereits gelebt habe und in Kürze wiederkehren würde mit einer Legion von Engel (Mat. 25, 31), um sein Volk zu befreien und ihm alle Heiden zu unterwerfen.

In der Apostelgeschichte gibt es Belege für die Unterscheidung zu anderen Juden in der Zeit.

1. Die Begründung der Gütergemeinschaft (2, 44-45; 4, 32-37). Todesstrafe bei teilweise eigennütziger Zurückhaltung seines Eigentums (5, 1-5).

2. Die Lehre, dass der gekreuzigte Jesus aus Nazareth der echte Messias sei, auf den bereits alle alten Weissagungen Davids und der Propheten gedeutet hätten. Der am 3. Tag nach seinem Tod aus dem Grab auferstanden sei und zum Himmel geflogen ist, zur rechten Hand Gottes sitze und bald wiederkäme.

3. Die Lehre, dass jeder, der diesen Glauben vertritt, die Vergebung seiner Sünden erlangt und teilhaben soll am Reich der Herrlichkeit, welches der wiederkehrende Messias für die Juden errichten werde. Diese Verheißung sollte sich noch während der Lebenszeit der gläubigen Gemeinschaft erfüllen.

    Die Zeit forderte die Lockerung der Gesetze. Es wurden in den Gemeinschaften Heiden als Genossen aufgenommen, denen man Erleichterungen zuließ. (Apostelg. 15, 24)

    Die Menschen damals waren ungebildet und die wenigen, die durch Reichtum und Schulung höhergebildet waren, wurden in die geheimen Praktiken der Priesterschaft eingeweiht und traten dadurch mit einer gewissen Erhabenheit auf, über den Glauben des einfachen Volkes. Sie waren zusammen mit den Priestern der Meinung, dass man nur durch Mythologie das Volk in Ruhe halten konnte.

    Die Propheten der Semiten waren immer schon im Streit mit den Priestern und bezeichneten sie als Heuchler und Lügner. Diese beschuldigten sie wiederum Leugner und Spötter der Götter zu sein.
    (Apostelg. 7, 51-53)

    Die Machenschaften der damaligen Priester waren bekannt, denn ihr Glaube war ihr Broterwerb und sie lebten gut durch Täuschung des einfältigen Volkes und Pflege des Aberglaubens. In den großen Hochschulen waren alte Glaubensgerüste längst zerstört und erklärt durch Physik, Menschenverstand und Schicksal.

    Aber das Volk fürchtete die Strafe der Götter durch Krankheiten immer noch und erhoffte sich durch priesterliches Gebet die von den Göttern erhoffte Speisung der hungernden Armen. Es waren die Priester, die sich auf deren Kosten mästeten und durch Schwindel, Betrug und Unsittlichkeiten ein ‚gutes‘ Leben ergaunerten.

    Heilig

    Heiligsprechung Petersplatz – Quelle: Pinterest

    Wenn Menschen eine solche Heiligsprechung erhalten, geht eine sogenannte Weihe voraus.
    Damit will der Papst etwas Profanes in den Bereich des Heiligen tragen. Heilig heißt nicht weltlich, sondern vollkommen zu sein in den Augen der Kirche.

    Als von der Kirche ernannter ‚Stellvertreter Gottes‘ ist der Papst demnach selbst ein Heiliger schon seiner Benennung wegen. Die hohe Geistlichkeit hat dem einfachen Volk von jeher weiszumachen versucht, von besonderer Reinheit zu sein. Man offenbarte ihnen, man stünde höher als sie, weil man belesener, gebildeter und von Gott ermächtigt sei, unlautere Dinge zu sehen und abzuwenden. Doch wie viele Teufel hausen gerade in den ‚heiligen‘ Stätten?! Man hurte trotz Zölibat herum, verging sich an Kindern, log und mordete, wann immer man es brauchte. Schon seit Gründung der katholischen Kirche haben die Päpste und deren Anhang durch Schein-Heiligkeit versucht ihre Anhänger zu manipulieren. Wenn ich sehe, wie sie heute noch Hände zum Gebet faltend durch die prunkvollen Hallen des Vatikans laufen, wird mir übel.

    Leider ist auch heute noch ihre Fan-Gemeinde groß. Es ist so, als würden sie dem ‚goldenen Kalb‘ hinterherlaufen und es anbeten, als wäre Gott höchstpersönlich auf dem Balkon am Petersplatz. Sie bejubeln die Schein-Heiligkeit der Kirchenfürsten und sind wie verblendet von deren mittelalterlichem Erscheinungsbild.

    Die Menschheit ist auch heute noch nicht schlauer geworden. Gutgläubig in Sachen Kirche war sie schon immer. Da wird ein 15-jähriger junger Mann, der 2006 an Leukämie starb, in einem gläsernen Sarkophag als Heiliger ausgestellt, nachdem sein Gesicht und die Extremitäten aus Silikon wiederhergestellt worden sind. 2019, als man ihn exhumierte, waren sie bereits verwest. Sein Herz wurde ihm schon zuvor herausgeschnitten und dient als Reliquie in der Kathedrale San Rufino in Assisi.

    Am 7. September d. J. wurde er vom Papst heiliggesprochen, nachdem ihm der Vatikan zwei Wunderheilungen bescheinigte. Carlo Acutis, so hieß der junge Mann, war durch seine Internetauftritte als „Cyber-Apostel“ bekannt. Sein weiterer Spitzname „Influencer Gottes“ setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Aus dem heiligen Acutis wurde aufgrund seines Fachgebietes der Schutzpatron des Internets. Durch seine jugendlichen Missionierungen im Internet verlieh er der angestaubten katholischen Kirche einen modernen Glanz.

    Die Heiligsprechung verlief in rasendem Tempo, in weniger als 20 Jahren. In dem Fall war das Heiligwerden eine teure Angelegenheit, die die Eltern bezahlt haben. Man schweigt. Vermutet werden bis zu 250.000 Euro. Ist das eine Art von Trauerbewältigung?! Für den Vatikan war es ein Politikum, diesen im Internet aktiven jungen Mann, der angeblich außergewöhnlich fromm war, erst selig und danach heilig zu sprechen. Um junge Menschen mittels Internet zu missionieren, kam Carlo Acutis der Kirche gerade recht, die diesen heutzutage als Ikone in Souvenirläden in Italien vermarktet.

    Es war ein langwieriger Prozess, in dem Menschen auswerten mussten, ob Carlo Acutis zum Heiligen taugt. Dabei wurde das gesamte Leben der Person durchleuchtet, um jeden Makel aufzudecken. Die hellen und dunklen Seiten, sofern es solche gab, wurden beleuchtet.

    Nach dem Tod mussten mindestens fünf Jahre vergehen, damit der Prozess zur Seligsprechung in Gang gesetzt werden konnte. Zur Seligsprechung braucht es ein Wunder, für die Heiligsprechung zwei. Genesungen, die unerklärbar sind zum Beispiel. Bei Carlo Acutis sind zwei dieser Phänomene bekannt. Er selbst litt an einer aggressiven Form der Leukämie; bis zu seinem Hirntod vergingen nur wenige Tage. Ihm wurde kein Wunder zuteil.

    Aufgrund seiner Ansichten war Carlo Acutis sicher außergewöhnlich. Er schwärmte als 15-jähriger von Eucharistiewundern, riet seinen Mitschülern von Pornos ab und erklärte, die Jungfrau Maria sei die einzige Frau in seinem Leben.

    Mit dem Akt der Heiligsprechung demonstrierte die katholische Kirche mit viel Prunk und Augenwischerei die Macht, aus einem toten Teenager einen Heiligen zu machen.

    Jubelnde Massen und manipulierte Mitläufer; Menschen, die fasziniert zum Papst aufblickten!

    Zum Schluss angemerkt die Trauerfeier für den ermordeten ultra-rechten Charlie Kirk, die wie eine Heiligsprechung zelebriert wurde. Die Anwesenden liefen in einem fast hysterischen Gebet versunken durch die aufgewühlte Menge. Kirks Witwe warf sich trauernd jedoch tränenlos an Donald Trumps Brust. Eine ekelhafte Darbietung!

    „Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen…“ Die Welt in der wir leben!

    Die Erlösung aus Ägypten

    Die Teilung des Meeres

    Exodus 14,21 „Als nun Mose seine Hand über das Meer ausstreckte, da trieb der HERR das Meer die ganze Nacht durch einen starken Ostwind hinweg; und er machte das Meer zu trockenem Land, und die Wasser teilten sich.“


    Die biblische Geschichte zeichnet hier Moses als Erlöser, der die Ausgezogenen aus Ägypten endgültig vom Verfolger trennt, indem er die alte Welt tötet, obwohl oder gerade, weil Menschen sich noch immer zu ihr hingezogen fühlten. Frei sollten sie sein vom Alten und eine Zurückholung durch den Pharao unmöglich werden.

    Es gibt Erscheinungsformen des siebten Schöpfungstages, die mit den Entwicklungskräften der Materie in der Welt der Polarität untergehen müssen. Deren zeitlich begrenzte Umhüllung (Körper) wird genommen. Erst danach kann die neue Welt kommen, die Welt des 8. Tages.

    In der Kabbala gibt es verschiedene Zahlen, die auf etwas vollkommen Neues hinweisen. Dazu gehören die 5, die 8 und die 17. Jede Endzeit ist voller Dämonen, sagt die Überlieferung. Die Welt der Vielfalt wird zerbrechen, wenn man sie nicht nähren will.

    Überall, wo in der Bibel von Ägypten geschrieben steht, zeichnet das Wort „Ägypten“ ein Bild der materiellen Welt (das Diesseits), die von einer Leiden verursachenden Zweiheit beherrscht wird. In der Bibel ist es der Pharao, der alle Zeichen des nahenden Untergangs übersah. Ich muss hier leider eine Parallele zur heutigen Zeit und den Politikern dieser Welt ziehen.

    Die Welt wird sich häuten wie eine Schlange. Wenn die Umhüllung zerstört und bedeutungslos geworden ist, sind die einst geschaffenen Erscheinungsformen wertlos geworden. Dann zieht sich der Mensch zurück ins Alleinsein und begegnet dort in seinem Innern einer anderen Welt. Dort kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem göttlichen Kern, der in der alten Welt der Vielfalt kaum Beachtung fand.

    In der Schlachter-Übersetzung Genesis 32,29 heißt es: Jakob stritt mit Gott und Menschen. Lt. hebräischer Überlieferung war es nicht Gott, mit dem dieser innere Streit stattfand, sondern Engel und Dämonen. Das Gute im Menschen stritt mit dem Bösen. Es war das Bild eines inneren Kampfes auf höherer Ebene, wo sich das Wesentliche aller Dinge ohne Maske zeigt. Dort ist die eigentliche Welt der Menschen, die Welt der Seele. Da sich die Seele in der Welt der Materie äußern muss und sich darin kleidet, wird sie diesem Lebenskampf ständig begegnen.

    Auch beim Sterben findet dieser Kampf statt. Der Körper kennt nur die Maßstäbe dieser Welt und will sie nicht verlassen. Er nimmt dabei dieselbe Haltung wie der Pharao ein. Auch beim Sterbevorgang gibt es einen Durchzug durch ein Meer, das vorher der Absperrung diente. Der noch Fliehende will nicht loslassen und wird auf die andere Seite geholt. Der Körper ist tot, doch nur so kann ein neues Leben beginnen.

    Fährmann Tod – Franz Lippisch (1859-1941)

    Individualität

    Fliegen lernen – Lisa Aisato *1981
    Seele mit Geist, in Körpern enger Norm,
    die physisch nur den Teil des Ganzen zeigen,
    die durch Begrenztheit und durch Leiden
    in katalytischer Manier Bewusstsein formt.

    Besonderheit, die jeder Seele Kern,
    hat keine Möglichkeit sich vollends darzutun,
    denn noch umhüllt vom Körper muss sie ruhen,
    ist ausdrucksschwach, dem wahren Selbst so fern.

    Ein winzig kleiner Teil Persönlichkeit,
    manifestiert sich als Aspekt im Erdenleben hier.
    Getrübt ist das Bewusstsein für die Lebenskür,
    bis es erweckt den Sinn versteht im Leid.

    Wir sind Seelen mit Geist, die sich durch physische Körper ausdrücken; die Persönlichkeit ist der Aspekt, der sich nur manifestieren kann, während wir auf der Erde sind. Es ist nur ein winziger Teil der Individualität, der das wahre Selbst ist, weil er keine Möglichkeit hat, sich voll auszudrücken, während er vom physischen Körper umhüllt ist.

    Bevor wir auf die Erde kamen, hatten wir unseren Weg gewählt. Unser Bewusstsein vor der Geburt war in der Lage, all die Vertiefungen zu erforschen, die sich im unterbewussten Teil unseres Geistes befinden. Hier auf Erden müssen wir durch eine Krise gehen, die zum Katalysator wird, der beginnt, das Bewusstsein zu wecken, das wir ursprünglich hatten. Eines Tages wird es uns klar werden. Nichts geschieht ohne Sinn.

    Der Geist ist der Materie überlegen. Was aus dem Geist ist, hat Bestand, was aus der Materie ist, nicht. Deshalb muss jeder sterben. Es ist nicht leicht. Aber alles ist durch ein unfehlbares Gesetz geregelt. Die Liebe ist der Schlüssel, denn die Liebe ist der Ausdruck des Großen Geistes, Gottes, des Herrn, des Schöpfers, welchen Namen die Menschen auch immer verwenden möchten.


    Weiße Gräber

    Jesus streitet mit den Priestern – William Brassey Hole (1846-1917)
    „Ein Verbrechen!“, rief da Einer,
    "Evangelien zu lehren."
    „Missionierte Teufelsstücke,
    fremde Völker zu bekehren!“

    Die Kulturen auszulöschen,
    wenn sie eigenen Göttern dienen,
    dienen sie doch nur dem Einen,
    wenn auch unähnlich beschienen.

    In dem kalten Licht der Tage
    nutzten sie die Emotionen,
    die Verbundenheit nach ‚oben‘
    kappten sie mit Illusionen.

    Unvernünftig klingt so vieles,
    was die Kirchenleute sagen,
    und die Frommen, die vertrauen
    glauben, was die Lehrer klagen.

    Inbrunst zollen ihre Lieder
    in der Andacht. – „Wie sie singen!“
    „Lauscht nur dem Brimborium
    und den priesterlichen Stimmen.“

    Jeder, der den Geist empfangen,
    der die Schöpfung ist auf Erden,
    in des Zweifels Finsternissen
    muss ihn niemand erst bekehren.

    Trägt er doch das alte Wissen
    in des Lebens Neubeginn
    und kein Widerstreit der Kirchen
    beugt das Haupt vor dem „Ich bin!“

    Die Macht des Geistes wird manifestiert, nicht durch Erzbischöfe, Bischöfe, Päpste, Priester, Imane und Rabbiner, sondern durch gewöhnliche Sterbliche, die mit der wunderbaren Aufgabe betraut sind, dem Großen Geist zu helfen, damit göttliche Liebe, Weisheit und Macht allen zur Verfügung stehen, die bereit sind, sie zu empfangen.

    Die Arbeit aus Nächstenliebe, die diese Menschen leisten, kann man nicht messen. Das ist eine Aufgabe, die die Kirchen erfüllen sollten. Aber anstatt Aufbewahrungsorte vitalisierender geistiger Kraft zu sein, sind sie zu dem geworden, was der Nazarener „übertünchte Gräber“* nannte, wo sie unfruchtbare, sterile, antiquierte, dogmatische Lehren predigen, die keine Beziehung zum menschlichen Leben, seinen Problemen und seinen enormen Möglichkeiten haben.

    *Matthäus 23:27 :„Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats.“

    Tausend Zungen

    Quelle: Pixabay
    In tausend Sprachen und mit tausend Zungen,
    so wie ein Klang sich zu dem anderen fügt,
    fühlt sich im Innern jeder Mensch verbunden
    mit jener Kraft, die tief im Innern liegt.

    In Zukunft werden Kampf und Glück vergehen,
    vertan mit einem Tun um Nichtigkeiten;
    nur wenige, die Klang und Wort verstehen,
    das Licht entzünden, wie in alten Zeiten.

    Ist wie ein Klang aus fernen Tagen,
    der ständig neu in Menschenherzen dringt,
    der eine Antwort gibt auf alle Fragen,
    der wie ein Wort des Heils Erleuchtung bringt.

    Es ist der Menschheit weises Sehen
    des Wissens um ein höheres Gesetz,
    das hilft, die Gegensätze zu verstehen,
    uns von Geburt begleitet, bis zuletzt.


    Mittelalterliche Rauchzeichen

    Papst Gregor X. (1271-1276), der das Konklave als gültige Papstwahlform festlegte

    Im Falle der Kirchen habe ich eine große Schwierigkeit. Es gibt Menschen, die ernsthaft glauben, dass ihr System die Wahrheit ist, und sie verteidigen etwas, das ihnen sehr teuer ist. Sie erkennen nicht, dass ihr System auf etwas aufgebaut ist, das ursprünglich göttlichen Ursprungs war, aber im Laufe der Jahrhunderte von etwas überlagert wurde, das dem menschlichen Geist entsprungen ist. Sie können das Original nicht von der Umhüllung isolieren. Sie verehren die Umhüllung als göttlich. Wenn sie geistig und spirituell versteinert sind, kann sie nichts mehr erreichen.

    Die Macht des Geistes wird manifestiert, nicht durch Erzbischöfe, Bischöfe, Päpste, Priester und Rabbiner, sondern durch gewöhnliche Sterbliche, die mit der wunderbaren Aufgabe betraut sind, dem Großen Geist zu helfen, damit göttliche Liebe, Weisheit und Macht allen zur Verfügung stehen, die bereit sind, sie zu empfangen.

    Das ist eine Aufgabe, die die Kirchen erfüllen sollten. Aber anstatt Aufbewahrungsorte vitalisierender geistiger Kraft zu sein, sind sie zu dem geworden, was der Nazarener „weiß getünchte Gräber“ (Matthäus 23,27) nannte, wo Pharisäer unfruchtbare, sterile, antiquierte, dogmatische Lehren predigen, die keine Beziehung zum menschlichen Leben, seinen Problemen und seinen enormen Möglichkeiten haben.

    Ist Gott beeindruckt, wenn Menschen plötzlich beschließen, ihn in Massenform zu bitten?  Der Große Geist ist mit den Bedürfnissen aller seiner Kinder vertraut, bevor er sie an Orten, die Kathedralen und Kirchen genannt werden, kennenlernt.

    Das Gebet besteht nicht darin, dass sich eine große Zahl von Menschen versammelt und mit vorbestimmten Worten oder eigens erdachten Kompositionen bitten. Das Gebet kann das Wirken des Naturgesetzes nicht verändern. Das Gebet kann nicht in die Abfolge von Ursache und Wirkung eingreifen. Der Mensch besitzt nicht die Macht, die mathematische Gewissheit zu unterbrechen, dass die Wirkung mit unveränderlicher Präzision auf die Ursache folgt.

    Das Gebet hat einen Wert als Übung des Geistes, wenn der Mensch, der sich seiner eigenen Begrenztheit und paradoxerweise auch seiner angeborenen Stärke bewusst ist, versucht, den Fluss der latenten Energie in seinem eigenen Wesen freizusetzen, um sich zu größeren Taten zu inspirieren und anzutreiben. Das Gebet, wenn es wirklich ein Gebet und somit eine Übung des Geistes ist, ist ein Mittel, durch das sich der Geist des Menschen von einem Teil der irdischen Knechtschaft befreit und zu einer größeren Manifestation findet.

    Ein mechanisches Gebet, ein auswendig gesprochenes Gebet hat keinen Wert. Diejenigen, die sich von Zeit zu Zeit treffen, weil es ihnen befohlen wurde oder weil es ihre Gewohnheit ist, und die Worte lesen oder gelesen haben, die manchmal so vertraut sind, dass sie einprägen – diese bringen sich dem Großen Geist nicht näher. Der Große Geist kennt alle Bedürfnisse. Er kennt die unausgesprochenen Wünsche eines jeden Herzens; es besteht keine Notwendigkeit, Ihn in großer Zahl zu bitten.

    Wir sollten uns all jenen widersetzen, deren Wunsch es nicht ist, die Wahrheiten über den Geist zu lehren; gegen alle Kirchengemeinschaften, die nicht über die Beziehung zwischen aller geistigen Wesen und dem Großen Geist des Lebens zu lehren imstande sind, sondern deren Wunsch es ist, ihre schwankenden Kirchen zu stärken und ihre leeren Kirchenbänke zu füllen.

    Die Wahrheit über Religion ist, dass keine Religion die ganze Wahrheit besitzt. Jede hat nur einen flüchtigen Blick gesehen, und der ist leider im Laufe der Jahrhunderte verzerrt oder von den Glaubensbekennern verfälscht worden. Dem Kind muss beigebracht werden, dass wahre Religion darin besteht, zu dienen, all die ausgefeilten Phrasen der Priesterkunst zu ignorieren und ein ehrliches, selbstloses Leben zu führen, in dem Wunsch, der Welt, in der es wohnt, zu helfen und so dem Großen Geist, von dem es ein integraler Teil ist, treu zu sein.

    Die Autorität der Kirchen, der Bücher, der Glaubensbekenntnisse, all das schwindet. Sie werden allmählich über Bord geworfen. Aber die Autorität der geistigen Wahrheiten bleibt für immer bestehen.

    Manche Kirchen sagen, ein Mensch sei gut, weil er einigen formulierten Lehren blindlings zugestimmt hat und damit das ganze Wesen der Religion erstickt hat, weil er für den Rest seiner Tage ein Schurke sein kann. Er ist nicht gut, auch wenn er denkt, er sei gut.

    Man sollte all das Unkraut vernichten, das die menschliche Seele schon zu lange erstickt hat; das Unkraut der Falschheit, das von den Kirchen gefördert wird; all die unsinnigen, abstoßenden und manchmal blasphemischen Lehren, die im Namen der Religion angeboten werden. All das muss ausgerottet werden, denn es verhindert, dass das Leben gelebt wird, wie es sollte.

    Großer Heiliger Geist, Du bist jenseits aller Definition und Erklärung, denn Du bist unendlich! Kein Buch, keine Kirche, kein Gebäude und keine Sprache kann Dich ganz erfassen oder erklären, was Du bist.

    In früheren Zeiten erhielten einige wenige Privilegierte Inspiration aus der unsichtbaren Welt, die es ihnen ermöglichte, einen klareren Blick auf die himmlische Welt und ihre Bewohner zu werfen. Aber all ihre Inspirationen waren auf ihre geistige und spirituelle Entwicklung beschränkt, und ihre Vorstellungen waren verzerrt, unvollkommen und unvollständig.

    Wenn die wahre Lehre in dieser Welt wächst, wird sie das Ende aller Trennungen zwischen den Völkern bedeuten. Es wird das Ende der nationalen Schranken bedeuten. Es wird das Ende der Rassenunterschiede, der Klassenunterschiede, der Farbunterschiede und aller Unterschiede zwischen Kirchen und Kapellen, Tempeln, Moscheen und Synagogen bedeuten, denn allmählich werden alle lernen, dass sie einen Teil der Wahrheit des Großen Geistes besitzen und dass der Teil, der im Herzen jeder Religion verankert ist, in keiner Weise dem Teil widerspricht, der für sie wertvoll ist.

    Die wahre Lehre ist größer, als die vieler Kirchen, Kapellen, Synagogen und Tempel, die mit trockener Theologie gefüllt sind, in denen aber die Kraft des Geistes fehlt.

    Die Kranken, die Leidenden, die seelisch, körperlich und geistig Gequälten, die Hoffnungslosen, die Hilflosen, die Müden, die Ratlosen, sie wollen keine Worte, die die Seelsorger allzu oft selbst nicht mehr glauben. Sie wollen keine stereotypen Phrasen hören, die wie Papageien wiederholt werden und weder für den Sprecher noch für den Zuhörer eine Bedeutung haben. Was sie wollen, ist eine Demonstration, dass die geistliche Wahrheit eine Realität ist.

    Die geheime Papstwahl in totaler Abschottung bei der Konklave gehört mitsamt jeder priesterlichen Scheinheiligkeit ins Mittelalter. Kardinäle, total abgeschottet von der Außenwelt, sollten anstatt aufsteigenden Rauch wieder ihr Menschsein zeigen und ihre rote Verkleidung ablegen, die sie scheinbar erhöhen soll.

    Anmerkung: Priester/Pfarrer werden aus der Kirchensteuer-Kasse bezahlt; Kardinäle, Bischöfe und deren Anhang werden aus der Staatskasse bezahlt (10.000 – 15.000 Euro/Mon). Papst Franziskus verzichtete auf sein Gehalt und hat kein Vermögen.  

    Mahl des Herrn

    Letztes Abendmahl – Vladimir Kush *1965
    Sein goldenes Blühen strahlte über allen,
    die sich versammelten, zu dieser Stunde.
    Des Meisters Nähe suchend, ihm gefallen,
    ein jeder Jünger folgte seiner weisen Kunde.

    Man lauschte seiner wortgewandten Stimme;
    Er brach das Brot selbst mit dem längst Verführten.
    „Nehmt’s hin, es sei mein Fleisch im hohen Sinne,
    und seht, mein Geist ist der von Gott berührte.“

    „Im süßen Wein liegt Wahrheit und das Leben.
    Bald wird er bitter werden wie mein Sterben.
    Soll zum Gedächtnis an mich Zeugnis werden,
    den Geist der Wandlung bringen im Verderben.“

    Das ‚Brot des Lebens‘ ist der Geist des Einen,
    gebrochen mit den Menschen dieser Welt.
    Verführt und ohne Glauben, wie sie scheinen,
    hat Er als „Licht der Welt“ den Sinn erhellt.

    Assimilation

    = Angleichung eines Einzelnen oder einer Gruppe an die Eigenart einer anderen Gruppe, eines anderen Volkes

    Bild von Ri Butov auf Pixabay

    Man denkt, dass die Entwicklung der Menschheit langsam vorwärtsschreitet. Jedoch scheint es den Menschen auch heute noch nicht zu gelingen, aus ihrem „Steinzeit-Verhalten“ herauszukommen.

    Wer meint, der in die Welt gesetzte Antisemitismus würde vor allem durch die bildungsferne Schicht verbreitet, liegt falsch. Der unterschwellige Judenhass der Bevölkerung, wurde durch teils offenen Antisemitismus vieler Studentenverbindungen befeuert, zu dem die Kirchen das nötige ‚Brennmaterial‘ lieferten. Kirchgänger wurden manipuliert: „Juden sind böse. Sie haben unseren Jesus ans Kreuz geschlagen.“

    Nicht nur die katholische Kirche hat dies der ungebildeten Gesellschaft vermittelt, auch die evangelische Kirche und Martin Luther hat durch seine negativen Äußerungen „…das Judentum sei eine von Gott verdammte Religion, weil sie Jesus von Nazareth nicht als den Messias anerkennen“, dazu beigetragen. Das Relief „Judensau“ an der Stadtkirche in Wittenberg, das um 1200 entstanden ist, sollte Juden ausgrenzen, verhöhnen und demütigen. Noch immer ist es dort als historisches Denk-mal zu sehen.

    In seinem Lustspiel „Die Juden“ hatte Gotthold Ephraim Lessing diese positiv dargestellt. Aber die Stimmen der Kritiker verstummten nicht, die da behaupteten, einen anständigen und edlen Juden gäbe es gar nicht.

    Die seit Generationen hier lebenden Juden warteten vor ca. 200 Jahren zunächst auf die Einbürgerung, wonach sie sich trotz aller antisemitischen Anfeindungen zur Einheit von Deutschsein und Judesein bekannten. Sie waren stolz darauf, Deutscher und Jude zu sein.

    Nach Erhalt der Bürgerrechte hatten sie darauf gehofft, dass es viele Generationen später vielleicht keinem einzigen Menschen mehr einfallen wird, zu bezweifeln, dass sie Deutsche sind.
    Sie haben ihre religiöse Kultur mit Würde getragen und sich selbst als Deutsche gefühlt und wollten als Deutsche wirken. Doch Ressentiments zwischen Juden und Christen erschwerten den Alltag, obwohl jüdisch erzogene Männer im 1. Weltkrieg für Deutschland gefallen sind.

    So ist es heute noch in Deutschland. Auch heute warten die ausländischen Mitbürger auf Einbürgerung und Arbeitserlaubnis. Wird es die erhoffte Zugehörigkeit nur auf dem Papier geben?

    Menschen sind wie Tiere, die ihr Revier verteidigen wollen, wenn es darum geht, andere Kulturen, Hautfarben und Religionen zu akzeptieren.

    Solch ein Verhalten geht immer erst von Erwachsenen aus, die sich durch bösartige Lügen in das positive Denken der Kinder einmischen. Meine Eltern hatten mir beispielsweise verboten, mit einem italienischen Mädchen zu spielen, weil ein deutsches Kind nicht mit einem ausländischen spielt.

    Jüdische, muslimische und christliche Erwachsene würden in einträchtiger Weise miteinander verkehren, wenn sie dies bereits als Kinder getan hätten. Für Kinder ist es natürlich, die gegebenen Verhältnisse anzunehmen; ihnen ist alles neu, und wenn anders, dadurch spannend. Sie würden von selber nie auf den Gedanken kommen, dass man gegen Menschen von anderer Haut- und Haarfarbe oder anderer Nasenbildung auch ein anderes Verhalten zeigen müsse.

    Ich finde es schlimm, wenn Menschen auf die Bezeichnungen „Jude“, „Migranten“ oder „Ausländer“ reduziert und deshalb ausgegrenzt werden. Fremdartige Speisen, andere Feiertage, andere Gotteshäuser, ja selbst auch andere Sprachen – haben wir uns daran noch nicht gewöhnt!? Deutsche reisen durch die ganze Welt und lieben ‚ausländisches‘ Essen. Nur, wenn zu viel Fremdes die Heimat ‚verfärbt‘, schließen sie schnell die Türe.

    Es wird Zeit einander schätzen zu lernen und nicht mit Demütigung auf andere herabzublicken. Es ist wie beim Bruchrechnen: Es gibt immer einen gemeinsamen Nenner!