Das Teuflische im Menschen

Albrecht Dürer 1471-1528 – Paradiesschlange

Es ist immer schwierig über Religionen zu reden, weil man niemandem zu nahe treten möchte. Mein Beitrag über Moses beinhaltete zwar einige Kritik, aber letztendlich gehört das Alte Testament zum Christentum. Die Bibel zeigt stets mehrfache Dimensionen. Man darf die Geschichten nicht nur als historische Ereignisse sehn, denn da wird man oft vergeblich Spuren suchen.

Es beginnt bei der Geschichte vom ‚Garten Eden‘. Menschen, Tiere und Pflanzen müssen nach den Naturgesetzen leben. Da der Mensch mit einem Verstand erschaffen wurde, mit dessen Hilfe er Bewusstsein erlangt, kann er sein Leben nach seinem Willen einrichten und von den ‚gesunden‘ Instinkten abweichen. Dieser ungesunde Selbstzweck bringt seinem Körper und seiner Seele Störungen und Krankheiten. Das ist die Macht der Ur-Schlange auf dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen im biblischen Paradies. Das Bild der Schlange wurde gewählt, weil sie der Materie, dem Erdboden, am nächsten ist.

Das bedeutet, dass Satan den Menschen über seinen Verstand beherrscht und über sein Bewusstsein in ihn eindringt. Ohne den Verstand wäre Satan ein unbewusstes Naturgesetz.

Quelle: Wikipedia

Aus den vier Elementen wurde das Weltall aufgebaut. Satan gilt als Herrscher über alles Materielle, also über die heute sogenannten Aggregatzustände, d. h. Erscheinung und Zustandsform, in der die Welt existiert. Jesus warnte seine Jünger nach letzten Abendmahl: „Gehen wir, es nähert sich der Herr dieser Welt.“ Damit meinte er Satan. Er ist das von Gott erschaffene Gesetz der Materie, die negative Aus-Wirkung, die auf den Missbrauch der Naturgesetze folgt. Er wird als ‚gefallener Engel‘ dargestellt, der die Menschen in Versuchung führt und straft. Ein Engel stellt immer eine unsichtbare Kraft dar, die dem Menschen hilft, sich gewisse Dinge bewusst zu machen.

Die Wissenschaft hat auch die indische Vedanta-Philisophie durchleuchtet, die schon vor Jahrtausenden behauptete, dass der Mensch vor Urzeiten androgyn gewesen sei wie die Engel. Dieses Wesen trug beide Geschlechter in sich. Sie waren Mann und Frau in einer Person = ein Mensch.

1. M, 27: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Weib schuf er sie.“

Die Bibel sagt nichts anderes aus. Adam wird als Wesen dargestellt, das am Anfang beide Geschlechter in sich trug. Erst später bildete sich ein weibliches, eigenständiges Wesen aus ihm. Ähnlich wird diese Entwicklung auch seitens der Wissenschaft bestätigt; dieser Prozess hat sich wohl über Jahrmillionen hingezogen. Die biblische Geschichte der Erschaffung Eva’s aus der Rippe Adams ist lediglich eine Metapher.

Der Herr der Materie, Satan, hat demnach die zwei Geschlechter voneinander getrennt und Mann und Frau zu zwei selbstständigen Wesen gemacht, die sich fortpflanzen und die Welt bevölkern konnten.

Was letztendlich blieb, ist die Sehnsucht nach dem Eins-Sein, welches nach der Trennung nur noch in einem geschlechtlichen Akt für kurze Zeit vollzogen werden kann. Die Sehnsucht nach dem auf Erden unerreichbaren einzigen Ich bleibt, damit sich die Körper vereinigen, ohne innere Identität im Geiste.

Irgendwann muss der Mensch einsehen, dass die sexuelle Kraft trügerisch ist. Befriedigung empfindet er auf Dauer nie, kein Glück und keine Erfüllung. Und was geschieht, wenn er alt ist? Da bleibt nichts, wenn es mit der körperlichen Liebe nicht mehr klappt. Hatte der Mensch nicht ein ganzes Leben lang nach seiner ‚besseren Hälfte‘ gesucht? Sie sollte seine Ergänzung sein. Was gibt es auf dieser Welt?: den unbewussten Willen, sich zu vereinigen und das, was man „Liebe“ nennt. Bedingungslose Liebe kann der Mensch hier nicht erreichen, weil Satan dazwischen steht, das Gesetz der Materie.

Eine nur körperliche Erfahrung kann nicht wirklich befriedigen und selig machen. Der Mensch erinnert sich an seinen Ur-Zustand des Eins-Seins und sehnt sich danach zurück. Als er in den materiellen Körper hineingeboren wurde, ist er ‚aus dem Paradies gefallen‘.

Den Drang nach Einheit und wahrer Liebe kann der Mensch hier nur im Geiste verwirklichen. Auf diesem Weg wird er den Ausweg aus der Versklavung finden und die Form zurückverwandeln als geistige Kraft. Wenn wir die sexuelle Kraft wieder auf eine höhere Ebene erheben, ins Erhabene steigern und veredeln können, dann haben wir Satan mit seiner eigenen Kraft besiegt. Der Animus und die Anima sind im Geiste eins.

„Von der Gewalt die alle Wesen bindet,
befreit der Mensch sich, der sich überwindet!“

Johann Wolfgang von Goethe

Ehrgeiz und Wahn

Planetarium Bochum

Wie wunderschön der Erde Glanz,
sie strahlt in allen Farben,
als wär’s der Schöpfung erster Tanz,
der Ausdruck ihrer Gaben.

Allmorgendlich erwacht die Welt
im fernen Sonnenglühen,
und jeder Winkel wird erhellt,
lässt die Natur erblühen.

Besessener Ehrgeiz ist ein Wahn,
will ungestillt zerstören,
der Mensch greift unseren Erdball an,
will Göttern angehören.

Unsterblichkeit erreicht er nicht,
von Engeln ist’s gesungen.
Die Christlichkeit ist eine Pflicht,
die lang schon scheint verklungen.

Man beutet aus – der Menschen Not
missachtend hingenommen.
Reichtum und Macht zerstören das Brot,
das sie von Gott bekommen.

Bald wird der ‚Siebte Tag‘ zur Nacht,
erloschenes Schöpfungswesen.
Wird dann die Welt in alter Pracht
am ‚Achten Tag‘ genesen?*

*Lt. Jüdischer Überlieferung ist der 8. Tag nach der 7-Tage-Schöpfung prinzipiell der Tag der Auferstehung als Neuschöpfung.