Im Rausch

Traum vom 26.01.22

William Hogarth (1697-1764)

Die Räume waren voller Leben,
gesellig, Ausschank, Sang und Wein.
Sie tranken, hängten sich an jeden,
begrapschten Frauen, die allein.

Im Rausch der fortgeschritt’nen Stunde –
von „wohl erzogen“ weit entfernt,
nahm keiner Rücksicht in der Runde.
Als hätten sie es nur gelernt,

mit ‚platten‘ Witzen anzubandeln.
„Noch mal `ne Runde!“, schrie ein Schlauer.
Vom Alkohol befreites Handeln,
verkürzt die hohe Anstandsmauer.

Ich saß allein, als Träumerin,
beschaute eine lange Weile,
wohl des Geschehens Widersinn,
und nahm reiß aus alsdann in Eile.

Mein Geist verließ die üble Stätte
und suchte nach des Ausgangs Pforte.
Inmitten einer Menschenkette,
erreichte ich sie fern vom Orte.

„Ja, wissen sie denn nichts vom Mord,
der sich einst hier ereignet hat?“
Ich sah, wie blutig dieser Ort,
das Glas verschmiert von frischer Tat.

Der Boden, Blut durchtränkter Stein.
Die Meute schrie: „Lauf nicht hindurch!“,
mir war’s egal, ich wollte heim.
Mit großem Schritt trieb mich die Furcht.

Voll Ekel drückte ich die Klinke,
die Finger waren Blut befleckt –
so trat ich aus dem Bild, versinke
in meinem Bett, vom Alb erweckt.